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Ausgabe:

1984

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeituqg 109. Jahrgang 1984 Nr. 6

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der Bestattungspredigt" ■spricht Kernfragen im Zusammenhang des
Todes an: Leiden und Tod, Trost und Hoffnung, Auferstehung und
Ewiges Leben, Gericht und Gnade, Rechtfertigung und Leistung.
Aber auch dieser Abschnitt gehl vom Verstorbenen und seinen Angehörigen
aus.

Der III. Mauptteil (S. 101-131) bietet unter systematischem Aspekt
Bibeltexte für die Prediger an, die sich auf der Suche nach Texten
schwer tun. Seelsorgerliche Gesichtspunkte für die Anordnung sind:
Trauer und Hoffnung, der Tod als Mahnung, Klage und Bitte, Dank
und Preis der Güte Gottes, Zuversicht, Heilsgewißheit, Ja zum Willen
Gottes. Daran schließt sich noch eine Zusammenstellung von Väterworten
an, die wir im Zusammenhang bestattungshomiletischer Erwägungen
nur selten linden. Von Ambrosius über Luther, der am häufigsten
zitiert wird, bis zu E. Thurneysen (1978) kommen bekannte
Theologen zu folgenden Themen zu Wort: Wegsehen auf Jesus, Bereit
sein, Leben mitten im Tod, In die Tiefe gestoßen, Sieg der Auferstehung
, Verlangen nach der Ewigkeit, Hoffnung im Kampf, Das letzte
Verstandensein. „Mancher Leser wird Aussagen, die ihm in den
modernen Bestattungspredigten fehlen oder zu schwach erscheinen,
hier deutlich linden." (S. 115)

Werkstattberichte erfreuen sich heute besonderer Wertschätzung.
In dieser Art liegen sie für unseren Raum erstmalig vor. Für andere
Kasualien wie Taufe, Trauung, Konfirmation und Krankenabcnd-
mahl sind ähnliche Arbeiten erwünscht. Ob man auch einmal Predigtmeditationen
in dieser Art anbieten könnte; nicht immer, aber einmal
als Versuch? Wie freilich auch Laien etwas von diesem Studienmaterial
haben, ist zu fragen. Der Herausgeber ist der Auffassung: „Als
Leser wünschen wir uns nicht nur Prediger und Seelsorger, sondern
auch andere Gemeindeglicder, die sich den mit dem Tod aufgeworfenen
Fragen stellen." (S. 7)

Nachbemerkung: Andere Autoren, auf die verwiesen wird, werden
nach Titel und Vornamen unterschiedlieh breit erwähnt.

Berlin Friedrich Winter

Auchter, Thomas: Struktur und Liebe. Voraussetzungen psychoanalytischer
Psychotherapie (WzM 35, 1983 S. 462-478).

Balter, Lucjan, SAG: Pasloraltheologisehe Begründung des Kultes und des
Festes der Barmherzigkeit Gottes (C'oTh 52, 1983 S. 53-76).

Haustein, Manfred: Annahme in der „therapeutischen Seelsorge" und
biblisch-reformatorische Rechtfertigungslehre (ZdZ 37,1983 S. 278-384).

Hezser, Gabor: Der Beistand als eine Grundfunktion der Seelsorgepraxis
(Diss. theol. Marburg 1983).

I immi. Päivi: Psychisch Kranksein - Erleben und Lernen (ZdZ 27, 1983
S. 273-277).

Maaz, Hans-Joachim: Psychosomatische Krankheiten (ZdZ 37, 1983
S. 269-273).

Rolfe, David J.: Toward better preparation l'or marriage (CThMi 10, 1983
S. 238-242).

Ziemer, Jürgen: Bedingungen und Möglichkeiten für eine seelsorgerliche Initiative
im helfenden Gespräch (ZdZ 37, 1983 S. 263-269).

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Pohlmann, Dietmar u. Jürgen Wolf [Hrsg.]: Moralerziehung in der
Schule? Beiträge zur Entwicklung des Unterrichts Ethik/Werte und
Normen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982. 263 S. 8'
Kart. DM 32,-.

In zunehmendem Maße wird in verschiedenen Ländern der Bundesrepublik
ein Fach bzw. ein Unterrichtsangebot eingeführt, das
unterderhand den Status eines „Ersatzfaches" oder „Alternativfaches
" zum Religionsunterricht angenommen hat. Für diesen Unterricht
wird die Kurzbezeichnung „Werte und Normen" oder „Ethik"
verwendet. Die Bezeichnung ist nicht einheitlich.

In diesem Fach sollen die in der Gesellschaft wirksamen Wertvor-
stellungen und Normen hinsichtlich Ursprung, Überlieferung, Begründung
und Wirkensweise untersucht und so den Schülern erschlossen
werden. In diesem Zusammenhang werden sowohl philosophische
und religionsgeschichtliche als auch gesellschaftswissenschaftliche
Fragestellungen und Problemkreise in ihrer Bedeutung und ihren Folgen
lürdas individuelle und soziale Leben des Menschen zum Gegenstand
des U nterrichts.

Nun ist die Werterziehung immer schon ein traditionelles Anliegen
der Pädagogen gewesen. Die Wurzeln reichen weit zurück. Schon
Kant. Eichte, Herbart und Pestalozzi haben den Problemkreis und die
Möglichkeiten der Moralerziehung abgesteckt. So fließen in der
gegenwärtigen Debatte um die Werterziehung viele Ströme zusammen
. In diesem Zusammenhang ist die Analyse von Lehrplänen von
besonderem Interesse.

Jetzt werden hier die Ergebnisse von exemplarischen Untersuchungen
der Rahmenrichtlinien derjenigen Bundesländer, die diesen
Unterricht eingeführt haben, vorgelegt. Diese Analysen werden um so
wichtiger, als dieser Unterricht erst in den Anfängen steht und Erfäh-
rungswerte zum Vergleich noch weithin fehlen.

Für eine stimmige Konzeption des Faches zeichnen sich trotz
mancher grundsätzlichen Schwierigkeiten doch bereits drei Auffassungen
ab. die sich aber nicht harmonisieren lassen:

„Die einen sehen in dem Unterricht einen Beitrag zur Verbesserung
des Sozialverhaltens.

Die anderen wollen ihm die Funktion zuweisen, daß hier über
Weltdeutung oderSinnsystenie kritisch nachzudenken sei.

In einer dritten Aulfassung soll der Unterricht eine Art Metabereich
zu den Schullächern darstellen und ein Nachdenken über schulische
Inhalte unter lächerübergreifender Fragestellung erlauben." (8)

Mit der Einlührung der Rahmenrichtlinien wurden auch allgemeine
Lernziele bestimmt, Lernschritte und Unterrichtsinhalte lest
gelegt bzw. vorgeschlagen und die Unterrichtsverfahren und die Art
der Lernerfolgs- und Leistungskontrollen angegeben. Insofern ist es
verständlich, daß die jeweiligen Rahmenrichtlinien weniger ideologiekritisch
als vielmehr benutzungsorientiert analysiert werden: Wird
der Unterricht überfrachtet? Läßt sich im Unterricht etwas let/ten
Endes doch Realisierbares aufweisen? Welche Rolle spielt hierbei der
in der Gesellschaftsstruktur begründete und offen zutage tretende
Normenpluralismus? Gibt es vielleicht schon zu weitgehende Festlegungen
der Lehrpläne, die die Offenheit des Unterrichts gefährden
?

Die acht Beiträge sind durchgehend überaus informativ und werden
folgenden drei Hauptaspekten zugeordnet:
1. Theorie des Unterrichts (13-91),

II. Richtlinien des Unterrichts (95-171),

III. Konzepte des Unterrichts (175-263).

Gleich der erste Beitrag: D. Pohlmann, „Werte und Normen" und
Theologie. Ein Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Ortsbestimmung
des Unterrichts „Werte und Normen" und des evangelischen
Religionsunterrichts, ist sehr instruktiv. Mit der Einführung des Ersatzfachs
„Ethik" steht auch der Religionsunterricht auf dem Prüfstand
. Soll Ethik auch in der Zukunft im Religionsunterricht oder
aber im Ersatztäch oder in beiden Bereichen gelehrt werden? Der Verwirklichung
des theologisch-christologisch sorgfältig bedachten Ansatzes
und der Begründung evangelischer Ethik steht eine Praxis
gegenüber, die das „Ethik lehren" weithin auf wenige Stunden der
Besprechung des Dekaloges im Konfirmandenunterricht reduziert
hat.

Die Autoren aller Beiträge sind sich darin einig, daß es im Unterricht
„Werte und Normen" weniger um geschlossene Denksysteme
und relativ abstrakte Normenkataloge geht, sondern viel mehr um die
Thematisierung konkreter Situationen und ihrer ethischen Bedeutung
. Dem Schüler könnte deutlich werden, daß jede Situation, die
eine sittliche Entscheidung verlangt, unter mehreren Gesichtspunkten
betrachtet werden muß. Gefordert sind also Sacheinsicht, soziologi-