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1984

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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449

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 6

450

Aletti.Jean-Noel: Bulletin paulinien (RSR 71. 1983 S. 421-442).

Barr, David L.: The Apoealypse as a Symbolic Transformation of the World:
A Literary Analysis(Interpr. 38. I984S. 39-50).

Bassler, Jouette M.: Divine Impartiality in Paul's Letter to the Romans (Nov
Test 26, 1984 S. 43-58).

Dautzenberg, Cicrhard: Propheten in urchristlichen Gemeinden (BiKi 38.
1983 S. 153-158).

Delling, Gerhard: Die Kunst des Gcstaltens in ..Joseph und Aseneth" (Nov
Test 26. 1984 S. 1-42).

Kestugicre, Andre-Jean. O.P.t: Les Actes Apocryphes de Jean et de Thomas.
Traduction francaise et Notes critiques. Genevc: Cramer 1983. 124 S. 4* =
Cahiers d'Orientalisme. VI.

Guillet. Jacques: Bulletin d'exegese synoptique (RSR 71, 1983
S. 403-420).

Hanson, Paul D. [Bd.]: Visionaries and their Apocalypses. Ed. with an Intro-
duetion. Philadelphia: Fortress Press; London: SPCK 1983. XIII. 162 S. 8° = 1s-
sues in Religion and Theology. 4. Kart. £ 3.50.

Hays, Richard B.: The Faith of Jesus Christ. An Investigation of the Narra-
tive Substructure of Galatians 3:1-4:1 I. Chico. CA: Scholars Press 1983. X.
305 S. 8- = SBL. Dissertation Serics. 56. Kart. $1 5.-.

Laurentin, Rene: Verite des F.vangiles de l'cnfance (NRThll5. 1983
S. 691-710).

Lohfink, Gerhard: Wem gilt die Bergpredigt (ThQ 163. 1983 S. 264-284).

Luck, Ulrich: Die Theologie des Jakobusbriefes (ZThK 81. I984S. 1-30).

Moo, Douglas J.: The Old Testament in the Gospel Passion Narratives. Sheffield
: Almond Press 1983. XII. 468 S. 8'. Kart. £ 9.95: Pp. £ 17.95.

Ruckstuhl, Eugen, u. Oskar Niederberger: Schöpfen aus biblischen Quellen.
Zugänge zu den Briefen des Neuen Testaments. Stuttgart: Kath. Bibelwerk
1983. 283 S. 8*. Pp. DM 29.80.

Schnider, Franz: Die Prophetenwirksamkeit Jesu und der Glaube an Jesus
Christus in den Evangelien (BiKi 38, 1983 S. 149-153).

Stanton, Graham [Ed.]: The Interpretation of Matthew, ed. with an intro-
duetion. Philadelphia: Fortress Press: London: SPCK 1983. XI, 164 S. 8' = Is-
sues in Religion and Theology. 3. Kart. £ 3.50.

Tuckett, Christopher [Ed.]: The Messianic Secret. ed. with an Introduction.
Philadelphia: Fortress Press; London: SPCK 1983. XI. 148 S. 8' = Issues in
Religion and Theology. I. Kart. £ 3.50.

Wagncr.Guy: La foi de Jesus-Christ (ETR 59.1984 S. 41-52).

Kirchengeschichte: Mittelalter

Bosl, Karl: Gesellschaftsgeschichte Italiens im Mittelalter. Stuttgart:
Hiersemann 1982. X, 272 S. gr. 8' = Monographien zur Geschichte
des Mittelalters26. Lw. DM 158,-.

Das Inhaltsverzeichnis nennt in vier Kapitelüberschriften und der
Untergliederung nur an einer Stelle ..Religion und Kirche" (III h),
sonst ausschließlich Hinweise auf soziologische und wirtschaftsgeschichtliche
Fakten. Aber die Kirche kommt häufig vor; die folgende
Rezension wendet sich solchen Stellen zu. an denen Bosl auf
kirchliche Institutionen und Gedanken eingeht.

Kapitel I „Elemente gesellschaftlicher Entwicklung in Italien im
Übergang von der Spätantike bis zum Karolingerreich. Die Epoche
der Barbareneinfalle sowie die griechische Reichsherrschaft" sagt aus.
daß die kirchliche Organisation in Italien während der Völkerwanderung
erhalten blieb. „Ein wichtiger Weg zur Kulturassimilation ging
über den Katholizismus und die römische Kirche." Papst Gregor I.
war ein „Geburtshelfer" der neuen Welt, weil er lieh „für eine Verständigung
zwischen Langobarden und der römischen Kirche eingesetzt
" hat. Daneben steht der „inaschottische Mönch Columban. der
zwischen 610 und 612 nach Nordwcstitalien kam". Langobarden
schenkten ihm Land, wo er „in Bobbio ein einflußreiches Kloster
gründete" (9). Römer und Langobarden wurden versöhnt. „Der alte
Widerwille, vor allem auf religiösem Gebiet, war abgebaut: man benutzte
im 8. Jahrhundert keine getrennten Friedhöfe mehr im selben
Dorf." (15) Der römische Bischof aber erstrebte Selbständigkeit; er
„wollte weder ein byzantinischer noch ein langobardischer Pontilcx
sein" (I 5). Daher zog er die Franken nach Italien: „Pippinsche Schenkung
. Macht des Faktischen! Damit hatte das schwierige Wechselspiel

ein Ende, in dem die Päpste von den Griechen gegen die Langobarden,
von den Langobarden gegen die Griechen und von der italienischen
Bevölkerung gegen beide ausgespielt wurden." Doch blieb ein großer
Teil Italiens „in einem politischen Schwebezustand, in dem die
Kirche die Rolle des Schiedsrichters spielen sollte" (17).

Kapitel II „Die Gescllschaftsentwicklung in der karolingischen und
postkarolingischen Epoche (Ende des 8. bis Ende des 10. Jahrhunderts
)" erwähnt auch die wichtige Rolle der Kirche: „Karl der Große
versuchte Italien möglichst enge mit den Reichsteilen nördlich und
nordwestlich der Alpen zu verbinden und setzte dafür die Reichskirche
vor allem ein; fränkische Kirche und Klöster wurden mit Besitz
in Italien ausgestattet" (59). Ein primär von Mönchen getragener fränkischer
Kultureinfluß zeigt sich im Vordringen der karolingischen
Minuskel; es gab „Maßnahmen zur Vereinheitlichung der Liturgie im
ganzen Reich wie in Italien" (62). Für das 9./10. Jahrhundert werden
zwei Klöster hervorgehoben: „Das große Kloster Bobbio und-seine
bekannte Adbreviatio der Güter und Einkünfte aus dem Jahre 862"
sowie das Kloster Monte Cassino. das ein ähnliches Bild „einer Großgrundherrschaft
mit großem Besitz in Streulage" bietet (82).

Kapitel III „Die kommunale Bewegung in Italien. Gesellschaftsprozeß
und Gesellschaftsgeschichte der italienischen Stadt und auf dem
Lande vom 1 1. bis zum 14. Jahrhundert" stellt fest: „Den entscheidenden
Wendepunkt in der gesellschaftlich-politischen Entwicklung
der Stadt-und ihrer Institutionen brachte der Investiturstreit, der die
religiösen Gefühle der Laien weckte und aktivierte." (115) Voraussetzung
war ein „incastellamcnto", ein Prozeß der Verstädterung seit
dem 10. Jahrhundert, der die Kirche mit erfaßte. Grundsätzlich sagt
B.: „Die Feudalstruktur der Kirche war der schlimmste Feind ihrer
geistlichen Funktionen: denn sie fügte die Kirche zwangsweise in die
wellliche Wirtschaft und Gesellschaft und benahm ihr die Möglichkeit
, sich ihnen entgegenzustellen." Neben Mailand spielt Rom eine
entscheidende Rolle: „Von der Mitte des 10. bis in das 1 1. Jahrhundert
hinein warder römische Bischofssitz Objekt harter Kämpfe zwischen
den Crescenzi und den Tuscolani, besser gesagt zwischen den
verschiedenen Clans, die man bisher als Creszenticr und Tuskulaner
bezeichnete." (159) Aber B. hält diesen Prozeß für notwendig: „Diese
Aktivitäten paßten das Papsttum an den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Wandel Mittelitaliens schon in der ersten Hälfte des
1 I. Jahrhunderts an: daran brauchten die Reformpäpstc nur anzuknüpfen
." (159) Ein wesentliches Moment der gregorianischen Reform
sieht B. darin, daß das Volk aufgerufen wurde, „die Reform in
seine eigenen Hände zu nehmen" (164). Heinrich IV. warf dem Papst
(iregor VII. u. a. vor, „er habe sich der Zustimmung des Volkshaufens
gegen König und Adelsepiskopat versichert" (165). Verhandlungen
mit der Mailänder Palaria weisen in dieselbe Richtung: „Es gab
gemeinsame Ansatzpunkte für eine Verbindung von päpstlicher
Macht und volkstümlicher Armutskirchc." (165) B. sieht die Kirchenreform
auch als Folge des gesellschaftlichen Wandels: „Sicher war der
Papst nicht allein dafür verantwortlich, daß sich seitdem die Lebensideale
der Menschen vom asketischen Prinzip der Negation und Welt-
fluchl wandelten zu den dynamischen Ideen christlicher Welteroberung
und des Reiches Christi auf Erden." Papst und Kirche wurden
„auch geschoben und bedrängt" (167). Auch das Rcformpapstlum im
1 I. Jahrhundert hatte sich „dem Gesellschaftswandel Westeuropas
anzupassen" (168). Im 12. Jahrhundert wurde die Kritik an Kirche
und Papsttum immer stärker. „In den Kämpfen der Pataria vergrößerte
sich das Ausgreifen der politischen Stadtgemeinde in die Kirchenorganisation
der Stadt und wurde die Einbeziehung von Bischof
und Klerus in die Ordnung der Stadtgemeinde eingeleitet. Im Grunde
vermischte sich der geistliche und weltliche Bereich und beschleunigte
das Vordringen der weltlichen Ordnungen in Italien." (181)

Kapitel IV „Die italienische Stadt und ihr Bürgertum vom 11. bis
zum 14. Jahrhundert. Ihr Verhältnis zum Land Ober- und Mittelitaliens
" (192-243) erwähnt die Kirche kaum noch. „Die Bischöfe
wurden seit dem Ende des I I. Jahrhunderts durch die kommunalen
Verbände verdrängt." (205) Die Veränderung wird besonders klar im