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Ausgabe:

1984

Spalte:

439-441

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Pokorný, Petr

Titel/Untertitel:

Výklad evangelia podle marka 1984

Rezensent:

Gábriš, Karol

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 6

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Vermutungen äußern (1640- Jedenfalls geht er mit ihnen vorsichtig
um (174); trotz seiner ideologischen und literarischen Interessen tut er
ihnen keine Gewalt an (178). Als Historiker ist er am Auldecken der
geschichtlichen Wahrheit interessiert (179). So ist seine .Darstellung
historischer Begebenheiten von einem hohen Grad von Zuverlässigkeit
geprägt' (1765).

Der Geschichtsschreiber Josephus erscheint damit in weit günstigerem
Licht als neuerdings etwa bei Sh. Cohen''. Die erheblichen Differenzen
sind nicht nur in dem jeweils gewählten Stoff begründet (Josephus
war am Jüdischen Krieg weithin mitwirkend beteiligt). Vielleicht
ist B. etwas zu rasch bereit, anzuerkennen, daß Josephus die von
ihm geäußerten Grundsätze der Geschichtsschreibung verwirklichte
(I79ß. Kennen wir seine Quellen für den Gaius-Konflikt nicht, so lassen
sich Vermutungen über ihre Umsetzung in Josephus' Darstellungsweise
wohl am ehesten vom Vergleich mit seiner sonstigen Art
des Berichtens und Beurteilens her äußern. Bei B. ergibt er sich in erhellender
Weise. Weiter scheint mir sein Bemühen förderlich zu sein,
einen geschlossenen Geschehenszusammenhang für den Gaius-Konflikt
zu gewinnen; das Maß seines Gelingens schließt schon ein bestimmtes
Urteil über die Qualität der Darstellung durch Josephus ein.
Zur Wertung seiner religiösen Interpretation mag man fragen, ob darin
das rationale Element in seinem Gedankengut hinreichend zur Gellung
kommt. Insgesamt ist aber m. E. gerade der Versuch weiterfürr-
rend, neben den politischen und apologetischen auch die theologischen
Zusammenhänge im größeren Rahmen aufzuzeigen7, denen die
Ereignisse des Jahres 40 bei Josephus angehören.

Die neue Reihe (Hrsg.: Det eksegetiske Udgiverselskab") ist offenbar speziell
für Abhandlungen in Dänisch bestimmt (3 dänische Titel werden im Klappentext
genannt). - Leider sind die Anm. (183-307) vom Text gelrennt, ohne Anführung
der Kap.-Zahlen auf den Textseiten. - Das Auffinden der Titel in der
Bibliographie wird durch deren Gliederung in 9 Gruppen (8 Untergruppen
außerdem zu Josephus) nicht beschleunigt. - Hilfreiche Indices 332-382, davon
Sachindex 332-356. Untertitel: lies og statt om. Zufällig bemerkt: 13 Z. 5 v. u.
statt 55,1,4 lies 66,1,4 (entspr. im Stellenreg.).

Halle(Saalt) Gerhard Delling

1 Internat. Monatsschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 7,1913, 1041

2 83f usw., s. Registers, v. strejke.

' S. dort besonders I 58-164, über seine Zuverlässigkeit 166-169. Vgl. Index
s. n. Filon 335f.

4 Josephus beschäftigt, wie auch sonst, der Zusammenhang von Schicksal
und Schuld (149-151 ;cf. ant 1,14).
' Das bestätigen moderne Autoren, zit. 287f, vgl. 297-301.

6 Shaye J. D. Cohen, Josephus in Galilee and Rome, Leiden 1979, s.
OLZ 102,1981 Sp. 44-46.

7 Vgl. den durch W. C. van Unnik, Flavius Josephus als historischer Schriftsteller
, Heidelberg 1978, 20 in seinem letzten Wort zu Josephus ausgesprochenen
Wunsch.

8 Redaktion Soren Giversen.

Neues Testament

Pokorny, Petr: Vyklad evangelia podle Marka. Druhe, doplnene
vydänl s pfekladem apokryfnich dodatkü. Prag: Edice Kaiich 1981.
390 S. 8'. Kart. Kcs 29,-.

In seiner Auslegung des Evangeliums nach Markus, welche in erster
Auflage im Jahre 1974 und in zweiter Auflage im Jahre 1981 erschien,
reflektiert Petr Pokorny - bekannt durch seine Ausführungen über die
Gnosis - neue Zugangsmethoden zum Markusevangelium. Dieses
Evangelium hat in unserer Zeit die Aufmerksamkeit vieler Theologen
hervorgerufen, denen es um eine literarisch-kritische Analyse (die
Frage, inwieweit sich die Traditionen überschneiden) geht. Das Evangelium
ist das Dokument über den Inhalt der urchristlichen Verkündigung
(vgl. den Sammelbarjd, den M. Sabb unter dem Titel «L'Evan-

gile selon Marc» herausgegeben hat). Nach Pokorny wollte der Evangelist
mit seinem Werk „das damalige Leben und die Verkündigung
der Kirche in die richtigen Bahnen lenken; er wollte dies dadurch erreichen
, daß er das irdische Leben Jesu stark betonte, und zwar als
Norm für christliches Zeugnis-Ablegen . . . Das Einführungswort über
den Anfang des Evangeliums (1,1) bezieht sich höchstwahrscheinlich
auf die ganze Schrill des Markus . . . Eigentliches Evangelium ist nur
die Botschall von der Auferstehung, aber das irdische Leben des Auferstandenen
als deren Anfang ist eigentlich die Richtschnur für die
Osterfreude, ist der Maßstab zur Unterscheidung der Geister, ist eine
Eingliederung der enthusiastischen Osterfreude in unser irdisches
Dasein." (S. 378) Der Evangelist betonte das diakritische Element des
Evangeliums dadurch, daß er in einem Werk zuerst Jesu Taten und
Worte anführt und erst dann die Botschaft vom Tode Jesu; aber durch
diese Botschaft trennte er das irdische Wirken Jesu von dessen Auferstehung
. Es ist schwer festzustellen, gegen welche Abweichung in
der Urkirche sich der Autor des Evangeliums stellt, aber es ist wertvoll
, das dieser Autor durch die theologische Wertung Jesu, seines
Werkes, seines Todes, seiner Auferstehung es möglich gemacht hat, zu
einer Synthese der christlichen Traditionen zu kommen. (Bei Paulus
war die Tradition in der Botschaft vom Kreuz verankert.)

Die Frage der Entstehung des Markusevangeliums gehört zu den Dauerpro-
blemen der neuteslamcntlichcn Forschung. In Übereinstimmung mit Ncyrinck
sagt Pokorny, daß es möglich ist, daß schon vor der Niederschrift des Evangeliums
bestimmte Teile des Evangeliums schriftlich fixiert waren. Neben der Leidensgeschichte
sind es folgende Stellen: 1,9-13 (Taufe und Versuchung),
l,21a.29-39 (der Tag in Kapernaum), 2,1-2; 2,15-3,6 (Gespräche),
4,2-10.13-20.26-33 (Gleichnisse), 4,35-5,43; 6,22-43 (die Wunder), 10,1-45
(Belehrungen für die Gemeinde), 13,7-8.12.14-20.24-27 (die Apokalypse). Pokorny
freilich widmet sich dem ganzen Evangelium in seiner heutigen Form. Es
geht ihm darum, festzuhalten, was das Evangelium in seiner Endform aussagen
will. Er untersucht zunächst kritisch, was das Evangelium der damaligen Zeit zu
sagen wußte - aber es ist für ihn ebenso wichtig festzustellen, wieweit das Evangelium
die heutige Zeit ansprechen will und kann..(Diesem Prinzip ist auch der
Stil der Exegese und die Art der gemachten kritischen Anmerkungen untergeordnet
. Die Hinweise auf die diesbezügliche Literatur sind in vielen Fußnoten
gegeben, so daß die Auslegung der einzelnen Sätze nicht belastet ist). Bedeutende
Probleme löst Vf. bei der Exegese einzelner Verse, wobei er sich immer
mit den verschiedenen Meinungen einzelner Exegeten kritisch auseinandersetzt
- aber er gibt zugleich seinen eigenen Standpunkt zu erkennen. Er macht auch
selbständige Exkurse: z. B. der Exkurs über Gleichnisse vom Reiche Gottes auf
den Seiten 87-88, wo er den Versuch unternimmt, die Beziehung der Gleichnisse
Jesu zur Allegorie zu qualifizieren - wobei es aber doch erforderlich wäre,
genauer zu unterscheiden zwischen den Gleichnissen als solchen und den Allegorien
; auf den Seiten 255-256 widmet er seine Aufmerksamkeit der kleinen
Apokalypse; vor der Exegese des vierzehnten Kapitels auf den Seiten 269-271
gibt er Hinweise auf die Bedeutung der Leidensgeschichte Jesu im Rahmen des
Evangeliums; umfassend ist der Abschnitt über die Einsetzungsworte des Heiligen
Abendmahls, wenn auch nicht in der Form eines selbständigen Exkurses.

Die Einteilung des Evangeliums in 6 Teile ist mehr oder weniger ein
Versuch, einzelne Perikopen zusammenzufassen (ohne aber dabei
deren Reihenfolge zu ändern). Die Hauptabschnitte des Evangeliums
sieht Pokorny so: das Lehren mit Macht 1,2-3; die Einteilung der
Hörer 3,7-6,29; Israel enttäuscht - das Gottesreich den Heiden
6,30-8,26; die Offenbarung des leidenden Messias 8,27-10,52; die
Gegner Jesu in Jerusalem 11,1-13,37; die Leidensgeschichte
14,1-16,8.

Das Markusevangelium verbindet mehrere grundlegende theologische
Aspekte, die Jesus betreffen; daraus ergibt sich für Markus der
Aufbau bzw. die Auswahl des Stoffes. Die Verbindung der Traditionen
, wonach Jesus Christus in der Urkirche vor allem als Sohn Gottes
zu gelten hatte, wobei aber auch die Meinung herrschte, daß dieser
Gottessohn ein Charismatiker war, der den Willen Gottes offenbarte,
erklärt die Verschiedenheit der Selbstoffenbarung Jesu - nach Markus
. Das Evangelium zeugt nicht bloß von einem Bekenntnis - es sind
in ihm mehrere Bekenntnisse verarbeitet, was ein überzeugendes Dokument
dafür ist, wie dynamisch in der Urgemeinde an das Evangelium
herangegangen wurde. Im Evangelium wird angeführt, wie Jesus