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Ausgabe:

1984

Spalte:

423-426

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Delikostantis, Konstantinos

Titel/Untertitel:

Der moderne Humanitarismus 1984

Rezensent:

Schulz, Hansjürgen

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Theologische Literalurzeilung 109, Jahrgang 19X4 Nr. 6

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der let/tlieh durch Origenes geformten H) postasenlehre stehen. Sie
als .Jungnizüncr" zu hezeiehnen, ist irreführend, formal hatten sieh
auch schon Homoiusianer und Athanasianer zum Nicaenum bekannt
. Inhaltlieh aber wardic zur Diskussion stehende Frage gar nicht
im Nicaenum berührt."

Auch dem alten Bedenken, das einst Areios und seine Bundesgenossen
getrieben hatte, war Rechnung getragen. Indem das Proprium des
Vaters als Agennesie besehrieben wird, ist der Gefahr des Polytheismus
gewehrt. Nun ist doch wieder der Vater die Einheit und wird in
besonderer Weise Gott genannt."

Am Anfang des Streites hatte die Frage nach der Göttlichkeit
Christi gestanden, wobei im Interesse des Monotheismus die Inferiorität
Christi behauptet wurde. Nikaia hat diese Inferiorität verworfen,
aber keine Antw ort auf die Frage gegeben, wo dann der Monotheismus
bleibe. Die Auseinandersetzungen darüber führten schließlich
zur Trinitfitslehre. Die seit den fünfziger Jahren sieh abzeichnende
Tendenz zum Traditionalismus machte es jedoch möglich, in Kon-
stantinopel 3X1 das Nicaenum zu bekräftigen, /war hat es einige Erweiterungen
erfahren, doch betreifen diese nicht die Frage, wie sieh
Einheit und Zweiheit (oder Dreiheit) zueinander verhalten. Die kap-
padokisehe Lösung als befriedigende Besehreibung eines paradoxen
Sachverhaltes muß erst in das Bekenntnis hineingelesen werden. Daß
das Nicaenoconstantinopolitanum so gelesen werden soll, war freilieh
die Meinung der Konzilsväter," und insofern bildet das Konzil von
3X1 den gültigen Abschluß der Streitfrage.

' Hier kann nur auf die Darstellungen von J. N. D. Kelly, Altchristliche
Glaubensbekenntnisse. Geschichte und Theologie. Herlin 1972, und A. M Ritter
, Dogma und Lehre in der Alten Kirche, in: Die Lehrentwicklung im Rahmender
Katholizität. von C. Andresen. V M. Ritter u. a„ Güttingen 19X2, verwiesen
weiden, von denen die letztere auch die neuere Forschungsgeschichte
mit der umfangreichen Literatur bietet. Im folgenden bezeichnen Sokrates,
Sozomenos, Theodore! deren Kirehengesehiehten. mit IL ist die Nummer in
A. I lahn. Bibliothek der Symbole und (ilauhensregeln der alten Kirche. Breslau
11897,angegeben.

Es darfauch nicht übersehen werden, daß selbst in der in Nikaia (wie allgemein
in diesen Bekenntnissen) benutzten Formel niaw'n/wv e/f eVo. Oebv naiipu
... xai efj Iva xvpiov 'Itfonöv Xpurxdv das (iottesprädikat zunächst nur auf den
Vater bezogen ist.

1 Theodore! 1.4.13.38: S. 12.18 Parmentier/Seheidwciler.

4 Urkunde 1.2 (in: Urkunden zur Geschichte des amanischen Streits. Athanasius
. Werke): 3 S. 2 Opitz.

Athanasius, de synodis 15.3: 2 S. 242 Opitz.

" Urkunde 1.4: 3 S. 3 Opitz.

' Urkunde6:3S. I2fOpitz.

" Vgl. W. A. Bienert. in: ZKG 90(I979)S. 151-175.
4 Athanasius, de sein. Dionysi 18: 2 S. 39fOpitz;dedecr. Nie. syn. 25,4—5:
2 S. 21 Opitz.

"' Athanasios (de synodis 43.1; 45.4: 2 S. 268.269fOpitz) sieht den Grund
der Verwerfung in einem körperliehen Verständnis. Hilarius von Poiliers (de
synodisSI: PL 10.534B) in einer modalislisehen Deutung.

" Athanasios. de decr. Nie. syn. 25.2:2 S. 20f Opitz.

'" Vgl. Sozomenos 1,15.5-6: S. 33 Bidez/ Hansen.

" Athanasios, de synodis 15,3: 2 S. 242 Opitz.

14 Urkunde4b,7-8: vgl. Urkunde 14,46:3S. 7f.270pitz.

14 Urkunde6,3.5:.)S. 121 Opitz
" Urkunde8,3-7:3S. 161 Opitz.
" Urkunde2l:3S.42 0pitz.
■ Urkunde 17.1: 3 S. 32 Opitz.

* Urkunde22,7:3S.440pitz.
" Urkunde 14,46: 3 S. 27 Opitz.
" Urkunde 30,2: 3 S. 64Opitz.

" Sokrates 1,27.1-3: S. 143 Hussey.

" Athanasios, ep. ad Serapionen) de morte Arii: 2 S. 178-180 Opitz: vgl. ep.
adepiseopos Aeg. et Lib. 18-19: PG 25.5801.
" Athanasios, ep. ad monaehos 3,2: 2 S. 182 Opitz.

" Sokrates 1,38; vgl. 1.33: S. 169.156f Hussey; vgl. Urkunde 32: .3 S. 66
Opitz.

* Sokrates2.35.1-3: S. 297f Hussey.
" Urkunde3l,2:3S.650pitz.

!" Asterios, Fragm. 87: GUS Euseb IV S. 204 Klostermann Hansen.
44 2 S. 169-177 Opitz.
' So etwa in der Schrift de synodis.
" Vgl. KellyS. 2541.

PG 25,537-594.
" Athanasios, cp. de decr. Nie. syn. 19.2; 23.2: 2 S. 16,19 Opitz.
14 Denzinger. Enehiridion synibolorum. nr. 85.

Sokrates (2.20.1: S. 229 Hussey ) meint, die Abendländer hätten das Griechisch
gar nicht verstanden.

" Hilarius.desynodis9l:PL I0.545A.

" Theodore! 2,8.39-52: S. 113-118, vgl. S. 358-362. Parmentier/Seheid-
wcilcrOL 157).
" Ebd. 2,8,39: S. 113 Parmentier-Scheidwciler.
w E. Schwanz, in: /NW 30(193I)S. 7.

'" Solches Denken halle ja auch die Schiedsrichterrolle Roms begründet, wie
sie im Streit der Dionyse oder in der Donulislcnfragc zum Ausdruck kam.

41 /.. T. geschieht das in Anlehnung an I ürmulicrungen. w ie sie Areios schon
gebraucht hatte. Wenn jetzt jedoch verdammt wird, wer sagt. C hristus sei ein
Geschöpf wie eines der Geschöpfe (vgl. oben bei Amt). 8). dann ist die Trennung
Christi von den Geschöpfen genereller vollzogen.

4: Urkunde 22.5:.3 S. 43 Opitz.

41 Hilarius, de synodis 31-33: PL 10.504-506.

44 Epiphanios. panarion 73,12-22: S. 284-295 Holl. Notwendig war das
nicht. Auch das Spiegelbild ist dem Urbild in allem gleic h, außer in der Usia.
44 Sokrates4.12,15: S. 491 Hussey.

44 Wenn Athanasios das I lomousios im Sinne der mi rdn/, rles Vaters und des
Sohnes interpretierte (de decr. Nie. syn. 23.2; 24,1: 2 S. I9fOpitz), lag solches
Mißverständnis auf der Hand. Eine Deutung als tavwovmoi lehnten als sabel-
lianisch sowohl die Ankyraner Synode 358 (Epiphanios. panarion 73.1 1,10:
S.284 Holl) wie Epiphanios (ebd. 65,8.1; 76.7.8: S. 11.348 Holl) ah

4' PG 26.801 A-804A.

" Sokrates 2.40,18-30: S. .346-349 Hussey.

44 Vgl. KellyS. 272-277.

4,4 Sokrates2.20,91: S. 231 Hussey .

41 Athanasios, Tomus ad Antioehenos 5: PG 26.800U.

44 Hilarius, de synodis 33-37: PL 10.506-509(11. 158).

44 Theodoret 2.8.39-52: S. 113-118 Parmcntier/Sehcidweilcr (H. 157).

44 Vgl. W.-D. Hauschild, Die Pneumatomaehen, Diss. Hamburg 1967.

44 Daß es in Nikaia nicht um die Trinität. sondern um die Einordnung
Christi ging, zeigt am besten die rudimentäre Gestalt des Nicaenum. Das als
Vorlage benutzte Credo hatte ja doch gew iß einen ausgeführten dritten Artikel,
aufden aber unter der gegenwärtigen Fragestellung verzichtet werden konnte.

" Gregor von Nazianz, Or. 42.15: PG 36.476B; Gregor von Nyssa, adv.
Graccos de coiniri. notionibus: 3,1 S. 25,7f Jaeger Müller.

" Theodoret5,9,10-1 FS292 Parmentier/Seheidwciler.

Allgemeines

Delikostantis, Konstantinos: Der moderne Humanitarismus. Zur

Bestimmung und Kritik einer zeitgenössischen Auslegung der
Humanitätsidee. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag 1982. XI,
2.31 S. 8" = Tübinger theologische Studien, 17. Kart. DM32.-.

Mit dieser Arbeit legt der Grieche Konstantinos Delikostantis eine
interdisziplinäre Dissertation (Tübingen 1980) in geringfügiger Änderung
vor. Menschenrechtsproblematik. Humanitätsidee des Abendlandes
und christliches Liebesverständnis werden miteinander in
einen kritischen Dialog gebracht.

Die Untersuchung des modernen „Humanitarismus" geht davon
aus. daß dieser Begriff eine „kritische Aussagekraft" besitzt. In der
philosophischen Fachterminologie taucht „Humanitarismus" seit
etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts auf und meint einen eher hy pertrophen
als defizienten Modus des Humanitätsstrebens. Wird Humanität
in abendländischer Gesamttradition als die Achtung vor der
Würde jedes Menschen und als Orientierung an Recht und sittlicher
Autonomie verstanden, so gilt der Humanitarismus als „natura-