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Ausgabe:

1984

Spalte:

18-19

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Papers presented to the Fourth International Congress on New Testament Studies 1984

Rezensent:

H., T.

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17 Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 1 18

werden, kommt es im vorliegenden Band freilich nicht zu einer
Zusammenschau und Verbindung der einzelnen geschichtlichen
Prozesse bzw. Perioden mit den entsprechenden literarischen Erzeugnissen
sowie auch den theologischen Aussagen, wie das in knapper
Form recht wirkungsvoll u. a. schon G. Fohrer (Das Alte Testament,
Einführung in Bibelkunde und Literatur des Alten Testaments und in
Geschichte und Religion Israels, 2 Teile, 1969/70) versuchte. Andererseits
wird damit aber auch auf eine gesonderte zusammenhängende
Darbietung der theologischen Hauptgedanken des AT verzichtet:
diese finden nur vereinzelt, so vor allem in der Darstellung der
Geschichte Israels sowie bei der Behandlung des Pentateuchs und der
einzelnen Schriftpropheten, kurz Erwähnung.

Dieser Aufbau des Bandes beeinträchtigt indes in keiner Weise den
Wert der Ausführungen in den einzelnen Teilen. Schon der 1. Hauptteil
, der der Geschichte Israels bis zu Alexander dem Großen gilt,
zeichnet sich bei gestraffter Darstellungsweise durch eine sehr sorgfältige
Berücksichtigung aller modernen Forschungsergebnisse sowie
durch den ständigen Beleg der Ausführungen durch Stellenangaben
aus. Sowohl M. J. Mulder, der die Zeit von den Erzvätern bis zum
babylonischen Exil behandelt, als auch A. S. van der Woude, der den
sich anschließenden Zeitraum bis zum Auftreten Alexanders des
Großen beschreibt, ist es ausgezeichnet gelungen, auf 165 S. einen
soliden, aber durchaus eigenständigen Überblick - sie selbst sprechen
von "een prove" - über das Werden und Ergehen des Volkes Israel zu
bieten. Die Übersichtlichkeit dieser Ausführungen wird noch durch
drei Beilagen erhöht, die in tabellarischer Form über die Regierungszeiten
der Könige des Nordreiches und des Südreiches (nach Tadmor,
Jepsen, Bright, Gunneweg und S. Herrmann) samt den synchronistischen
Angaben von Kön und Chr sowie über die für die Geschichte
von Israel/Juda wichtigsten Daten aus der Umwelt und über die
Könige des neubabylonischen und persischen Reiches informieren.
Dazu verhelfen einige in den Text eingefügte Karten zum besseren
Verständnis der jeweils dargelegten historischen Vorgänge.

Natürlich wird man bei verschiedenen Einütelfragen, zumal aus der
Frühzeit bis hin zur Entstehung des Königtums, anderer Meinung
sein, so die Herleitung des Stammes Dan von den Seevölkern und aus
der Nachbarschaft der Philister (S. 51) nicht für überzeugend halten.
Doch sind die Quellen für diesen Zeitraum so spärlich und vielfach
auch so schwer ausdeutbar, daß jede Darstellung der israelitischen
Geschichte dieser Zeit ohne Hypothesen nicht auskommt.

Gegenüber der Darstellung der Geschichte des Volkes Israel
nehmen die beiden weiteren, der Literatur bzw. den Schriften des AT
geltenden Hauptteile mit 280 Seiten weitaus mehr Raum in Anspruch
. Während H. A. Brongersden 2. Haüptteil, der über die einzelnen
literarischen Genres des AT informieren soll, allein verantwortet,
haben sich in die Bearbeitung des 3. Hauptteils über die Bücher des
AT C. Houtman (Pentateuch), H. H. Grosheide t (Historische
Bücher), B. J. OostcrhofT(Bücher der Schriftpropheten) und J. P. M.
van der Plocg (Schriften) geteilt.

Wie H. A. Brongers in der Einleitung des 2. Hauptteils betont, soll
die Aufzählung und Erläuterung der verschiedenen literarischen
Genres des AT zugleich die Frage beantworten, inwieweit hier eigene
israelitische Literatur vorliegt und was aus der Umwelt entlehnt
wurde, wobei im letzteren Fall zugleich dargelegt werden soll, wie
Israel fremde Mythen umgearbeitet und seinem Glauben dienstbar
gemacht hat. Diese Aufgabe wird in den 7 Teilen profane Poesie,
religiöse Poesie, erdichtete Erzählungen, historische Literatur, prophetische
Literatur. Weisheitsliteratur und Gesetze anschaulich gelöst
. So werden bei der prophetischen Literatur auch entsprechende
außcrisraelitische Werke wie die Ermahnungen von Ipu-Wer, die
Prophetic von Nefer-Rohu. der Reisebericht des Wcn-Amon und vor
allem die Mari-Briefe sowie Orakel zum Vergleich herangezogen. Für
Israel selbst werden dann freilich nur Prophcticn. Konfessionen und
historische Erzählungen über Propheten unterschieden. In dem den
Gesetzen gewidmeten Teil finden dagegen auch die Dekaloge gesondert
Behandlung. Hier wird ebenso wie schon bei der prophetischen

Literatur deutlich, daß H. A. Brongers seinen Beitrag nicht nur nach
den bekannten literarischen Gattungen aufgebaut hat und diese beschreibt
. So vermeidet er dann auch geflissentlich diesen Begriff, selbst
bei den Psalmen, und spricht dafür von literarischen Genres oder
Kategorien. Insgesamt vermittelt die Darstellung dieses 2. Hauptteils
aber doch einen guten Eindruck von der Vielgestaltigkeit der im AT
vorliegenden literarischen Formen und bildet damit eine gute Grundlage
für die Ausführungen des 3. Hauptteils.

Dieser letzte und umfangreichste Teil des Buches, der über die einzelnen
kanonischen Schriften des AT informieren soll, wendet sich
zunächst sehr ausfuhrlich dem Pentateuch zu, wobei der Leser von
den ältesten kritischen Fragen über eine Erläuterung der verschiedenen
Entstehungshypothesen bis hin zu dem gegenwärtigen Forschungsstand
geführt wird. Eine kritische Überprüfung von dessen
einzelnen Ergebnissen führt schließlich zur Darlegung einer eigenen
Auffassung. Dabei wird der Pentateuch als Teil eines großen, von Gen
bis 2 Kön reichenden Werkes verstanden, das bald nach der Begnadigung
König Jojachins wahrscheinlich in Palästina entstanden sein soll
(S. 329); die Problematik des deuteronomistischen Geschichtswerkes
kommt in diesem Zusammenhang indes nicht zur Sprache.

Werden die Schriften des Pentateuchs nur als eine Einheit abgehandelt
, so werden in dem folgenden, den historischen Büchern gewidmeten
Abschnitt diese einzeln behandelt, wobei auch zwischen Chr
und Esr/Neh getrennt wird, ohne damit freilich Esr/Neh auf einen
anderen Verfasser als den von Chr zurückzuführen. Die Frage des
Umfangs eines chronistischen Geschichtswerkes wird letztlich offengelassen
(S. 338), ebenso wie auf die diffizilen Probleme der Entstehung
und der Redaktionen des deuteronomistischen Geschichtswerkes
n icht genauer eingegangen wird.

Besonders übersichtlich angelegt und hilfreich sind die Ausführungen
von B. J. Oosterhoff über die Bücher der Schriftpropheten. Indem
er die Darstellung bei jedem Propheten in dieselben drei Abschnitte 1.
Person und Zeit, 2. das Buch des Propheten, 3. die Predigt des Propheten
unterteilt, wird nicht nurdas Erkennen der Eigenart jedes Propheten
wie der zwischen diesen bestehenden Zusammenhänge erleichtert,
sondern auch der Inhalt ihrer jeweiligen Verkündigung stärker hervorgehoben
und ausgeführt.

In dem letzten Unterteil „Schriften" werden schließlich alle zuvor
noch nicht hehandeltcn Bücher vorgestellt, wobei jedoch nicht nach
Liederbüchern und Weisheitsbüchern unterschieden wird, sondern
die Mcgilloth zusammengefaßt werden.

Der vorliegende Band erweist sich somit ebenso wie schon der
1. Band des "Bijbels Handboek" als ein solides, übersichtlich angelegtes
, umfassend orientierendes und dabei auch für Laien gut verständliches
Hilfsmittel zum Verstehen der Bibel, speziell des AT. Die auch
bei diesem Band realisierte Zusammenarbeit mehrerer Wissenschaftler
beeinträchtigt die innere Geschlossenheit der Gesamtdarstellung
in keiner Weise und wirkte sich zweifellos positiv auf den Erscheinungsterminaus
.

Rostock Klaus-Dietrich Schunck

Studia Kvangelica, Vol. VII. Papers presented to the Fifth International
Congress on Biblical Studies held at Oxford, 1973. Ed. by
E. A. Livingstone. With a Cumulative Index of Contributors to
Studia Evangelica, Vols. I-Vll. Berlin; Akademie-Verlag 1982. XI,
570 S. gr. 8' = Texte und Untersuchungen zur Geschichte der alt-
christlichen Literatur, 126. M I 10,-.

Der Band publiziert in einem Abstand von 9 Jahren die Mehrheit
der Beiträge, die dem Fifth International Congress on Biblical Studies
vorlagen, der vom 3. bis 8. 9. 1973 in Oxford stattfand. Geböten werden
73 Abhandlungen, alphabetisch geordnet nach den Namen ihrer
Verfasser. Sic halten sich im wesentlichen an den ursprünglich für den
Vortrag vorgesehenen Umfang, nur relativ wenige umfassen mehr als
10 Seiten, keiner überschreitet 20 Seiten. Durch solche Anlage ent-