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Ausgabe:

1984

Spalte:

385-387

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Religionslehrer - Person und Beruf 1984

Rezensent:

Wegenast, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 5

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tion, so daß die Brunner vorgehaltenen Inkonsequenzen mehr für ihn
als gegen ihn sprechen, wenn Scheid in kritischer Kommentierung
sagt: „Die Methode der Brunnerschen Theologie ist im zweiten Band
seiner Dogmatik sowohl deduktiv, von einem bestimmten Christusglauben
ausgehend, als auch induktiv, von außen zu diesem Glauben
hinführend." (S. 242) Die weitere Anfrage ist, ob das christologische
Nachdenken sich darin erschöpfen kann, nur auf dem Weg eines
neuen Einstiegs sich aller traditionellen Aussagen über die Person
Jesu Christi zu vergewissern und damit - weithin jedenfalls - in den
vorgegebenen Bahnen zu verharren. Man wird das Empfinden nicht
los, daß Christologie, soll sie die Gegenwart erreichen, noch anders
konzipiert werden müßte. Ansätze dazu finden sich m. E. vor allem in
Schelds Forderung, das Werk Jesu Christi von der erfahrbaren
Geschichte Jesu her und überhaupt in der Dimension der Geschichte
zu verstehen (s. S. 253 ff).

Greilswald Bernd Hildebrandt

Fastenrath, Elmar: „Der Gott des Friedens wird bald den Satan unter euren
Füßen zertreten" (Rom 16.20). Dogmatische Überlegungen zu einer Theologie
des Friedens (ThGI 73, 1983 S. 146-169).

Graessner, Carl: Righteousness: human and divine (CThMi 10, 1983
S. 134-141).

Hollen»eger. Walter J.: Glaube - Volk - Kultur (EvDia 53, 1983
S. 32-ib).

Lochman.JanMilic: Was ist der Mensch?(EvDia 53, I983S. 56-66).
McGrath, Alister E.: Karl Barth and the Articulus iustificationis (ThZ39.
1983 S. 349-361).

Oh, Young-Suck: Das Menschenverständnis bei Konfuzius und bei Karl
Barth (Diss. theol. Basel 1982).

Patriarch Demetrios of Constantinople: To the »hole Pleroma of the church.
grace and peace front God (GOTR 27,1982 S. 342-358).

Rieß, Hermann: „Abscondita ecclesia et valde dispersa": Begegnungen mit
einem Stichwort (EvDia 53, 1983 S. 81-97).

Sander, Luis Marcos: Die Christologie der Befreiung bei Leonardo Boff (Diss.
theol. Basel 1983).

Stählin, Traugott: Vom Zeitgeist zur Geistesgegenwart. Aspekte einer praktisch
-theologischen Ekklcsiologie(WuD 17, 1983 S. 199-218).

Sykes, S. W : Story and Eucharist?(lnterp. 37, 1983 S. 365-376).

Vandervelde, George: Creation and cross in the christology of Edward Schil-
lebeeckx: a Protestant appraisal (JES 20,1983 S. 257-271).

Witte, Henk: Vcrschil in geloven binnen cen kerk. Pluraliteit van geloofsver-
woordingalsecclesiologisch problcem(TTh 23,1983 S. 359-380).

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Heimbruck, Hans Günter [Hrsg.]: Religionslehrer - Person oder Beruf
. Erfahrungen und Informationen, Modelle und Materialien.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982. 215 S. 8". Kart.
DM 28,-.

Lange redete man in der Religionspädagogik nahezu ausschließlich
von den Inhalten und den mit ihrer Vermittlung gegebenen Problemen
, seit einigen Jahren auch vom Schüler und dessen Mißachtung in
früheren Epochen religiöser Erziehung. Vom Religionslehrer sprach
dagegen bisher niemand, wenn man von dem im Jahre 1951 erstmals
erschienenen Buch Hclmuth Kittels „Der Erzieher als Christ" absieht
, das allerdings weniger vom Lehrer und seiner Persönlichkeit als
von seiner möglichen Funktion bei der Vermittlung des Evangeliums
handelte. Da hat sich nun seit einigen Monaten Grundlegendes geändert
. Der Religionslehrer ist unversehens zu einem wichtigen Gegenstand
rcligionspädagogischcr Publikationen geworden. Jede religionspädagogische
Zeitschrift veröffentlicht Aufsätze zum Problem,
und in den letzten Monaten erschienen darüberhinaus drei gewichtige
Buchpublikationen: „Von Beruf Religionslehrcr" von H. J. Silberberg
, „Der Religionslehrer" von G. Stephan und der uns hier zur
Rezension vorliegende Sammelband. Im Gegensatz zu früheren
Äußerungen zum Problem, in denen die Berufsrolle des Religionslehrers
vornehmlich über Fachinhalte, Bedürfnisse der Schüler und
gesellschaftlich-kirchliche Anforderungen definiert worden ist, treten
in den neueren Publikationen die religiöse Sozialisation des Religionslehrers
, seine Biographie und nicht zuletzt sein Persönlichkeitstyp
in den Mittelpunkt der Erörterungen. Dahinter steht die Einsicht,
daß „weder die richtige Dogmatik noch die gute Exegese noch das sozialkritische
Problembewußtsein" über das Gelingen oder Mißlingen
des Religionsunterrichts in erster Linie entscheiden, sondern daß dazu
in hohem Maße die personale Repräsentanz des einzelnen Religionslehrers
beiträgt. Diese personale Repräsentanz hat aber eine
Geschichte mit mannigfachen Erfahrungen bei und vor sich, eine
religiöse Biographie gleichsam.

So ist es folgerichtig, daß der Herausgeber H. G. Heimbrock an
die Spitze der Beiträge seines Sammelbandes fünf „religionspädagogische
Biographien" gestellt hat, die für mein Verständnis das
Wichtigste sind, was der Band bringt. Hier hören wir von persönlichem
Erleben von Religionslehrern in ihrem Unterricht, von Entwicklungen
vom Verkündiger zum kritischen Partner von Kirche und
Schülern, von geglückten Stunden und Niederlagen, von Konflikten
und Kompromissen und auch von einer Abkehr eines Lehrers.vom
Religionsunterricht aus persönlichen Gründen. In diesen- Biographien
erkennen wir uns wieder und sind gespannt, wie der schreibende
Lehrer oder die schreibende Lehrerin ihre Probleme angehen, wie sie
Frustrationen verarbeiten, wie sie sich im Geflecht der sich
konkurrenzierenden Erwartungen verstehen und wie sie ihren Auftrag
, religiöse Erziehung an öffentlichen Schulen zu gewährleisten,
trotz aller Schwierigkeiten erfüllen.

Wie immer, H. G. Heimbrock hatte offenbar eine glückliche Hand
bei der Auswahl seiner „Gewährsleute", die Engagement und Reflexion
nicht voneinander trennen.

Und dann kommen die Beiträge aus der Feder professioneller Theoretiker
des Religionsunterrichts, die der Herausgeber in zwei Rubriken
vorstellt: „Determination des Berufsfeldes" und „Auf dem Wege
zu neuer beruflicher Identität". K. Ebert reflektiert den Religionslehrer
im Geflecht verschiedener Rollenerwartungen im Rahmen
eines Beamtenstatus und eines Systems Schule, die beide dazu beitragen
, daß der Lehrer als Fachmann für Erziehung durchaus auch an
Entscheidungen gebunden ist, die eher der Rationalität der Verwaltung
als pädagogischen Gesichtspunkten verpflichtet sind. Dazu
kommt für den Religionslehrer ein Sein in der Interessensphäre von
zwei Institutionen, von Schule und Kirche, die in ihrem Wollen
durchaus unterschiedlich strukturiert sein können. Oder können
religiöse Überzeugung, Ritual, Spiritualität und Meditation, alles
unaufgebbare Momente der Religion, ohne weiteres mit dem bei uns
eingeführten Schulsystem in ein Einvernehmen gebracht werden?
Und da sind die Schüler und die Kirchengemeinde und die Kollegen
und die Eltern mit ihren durchaus verschiedenen Erwartungen und
Zumutungen. Wem soll der Religionslehrer folgen? Das sind die Probleme
, die Ebert sachkundig und scharfsinnig erörtert, um dann zu
dem Ergebnis zu kommen, daß „Lehrer und Schüler . . . sich über ihre
Erfahrungen mit Religion verständigen und die Bedeutung für den
lebensgeschichtlichcn Reifeprozeß diskutieren" sollen (78). Darin
sieht Ebert einen Weg zu einer echten Rollendistanz und zu einem
Stückchen Freiheit und Entlastung. H.Ulonska diskutiert das
gleiche Problem, betont aber stärker das Selbstverständnis des
Religionslchrers zwischen Schülererwartung., und den Selbsterwartungen
, die nicht zuletzt von der Wissenschaft Theologie geprägt
sind. Schüler wollen aber Mitmenschlichkeit, Vertrauenswürdigkeit,
Zuwendung cor wissenschaftlicher Akribie. Und wie kommt in diesem
Spannungsfeld eine persönliche und berufliche Identität zustande
?

Aus dem Kapitel „Auf dem Wege zu neuer beruflicher Identität"
möchte ich besonders auf die Arbeiten von Dieter Stoodt „Der