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Ausgabe:

1984

Spalte:

366-368

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Voigt, Karl Heinz

Titel/Untertitel:

Friedrich Wunderlich 1984

Rezensent:

Zehrer, Karl

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 5

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Vor vier Jahren erschien von dieser .klassischen' Luther-Biographie
in der Übersetzung von Hermann Dörries die 7., Überarb. Auflage, die
Bernhard Lohse verantwortete (vgl. S. Bräuer ThLZ 106, 1981
Sp. 8980- - Für die jetzt vorliegende Ausgabe der Evangelischen Verlagsanstalt
wurden Text und Apparat nochmals einer gründlichen
Durchsicht unterzogen. Dabei konnten noch einige sachliche Fehler
(falsche Namen, geographische Begriffe) richtiggestellt oder historische
Sachverhalte exakter dargestellt werden. Auch wurden einige
Zitate und Quellennachweise ergänzt oder berichtigt. Relativ salopppejorative
Ausdrücke wurden zum Teil durch wertneutrale Begriffe
ersetzt. Auf S. 36 wurde eine Vedute Wittenbergs aus dem 17. Jh.
sachgemäß gegen eine ältere des 16. Jh. ausgetauscht (leider wurde
dabei vergessen, Bildlegende und Abbildungsnachweis [S. 365] entsprechend
zu ändern). Statt des Herausgeber-Nachwortes der Originalausgabe
steht am Ende dieses Buches ein „Nachwort des Verlages
", in welchem eine Einordnung von Baintons Luther-Biographie
vom heutigen Stand der Forschung aus vorgenommen und das Werk
als „beste Lutherbiographie aus der Feder eines Fachmannes, in der
nicht nur ein bestimmter Lebensabschnitt dargestellt wird" (S. 370),
charakterisiert wird.

U.C.

Hellmund, Dietrich: „Unter die Lupe genommen". Martin Luther -
die Welt der Reformation auf den Briefmarken der Welt. Aschaffenburg
: Paul Pattloch 1983. 116 S.4L Pp. DM28,-.

Der Band bietet 49 Abbildungen von Briefmarken in meist beträchtlicher
Vergrößerung. Ein fortlaufender Text zu den Abbildungen
führt mit leichter Hand und vielen Zitaten durch die Reformationsgeschichte
. Nach Jan Hus und Savonarola werden Eisleben,
Magdeburg, Erfurt und Wittenberg gezeigt. Papst Julius II. und die
Peterskirche, die Fugger und Luthers 95 Thesen fuhren nach Worms
und auf die Wartburg sowie zur Erstausgabe der Lutherbibel. Weitere
Marken zeigen Papst Hadrian VI., Erasmus, Thomas Müntzer, Lucas
Cranach, Zwingli und Calvin. Die nordischen Länder sind vertreten
u. a. mit den Gebrüdern Petri, Hans Tausen und Michael Agricola.
Mehrfach wird Melanchthon gezeigt, aber auch Kaiser Karl V., König
Gustav Wasa und Kurfürst Johann Friedrich sind zu sehen. Die weltweiten
Nachwirkungen werden skizziert; jedoch stellt Hellmund fest:
„Luthermarken fehlen bisher unter den vielen Briefmarken der protestantischen
USA" (8). Die DDR stellt mit 16 Marken den größten
Anteil vor der BRD mit 12 Marken. Die Auswahl ist nicht nur Für
Briefmarkenfreunde von Interesse.

GH.

Aland, Kurt: Die 95 Thesen Martin Luthers und die Anfange der Reformation
. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1983. 172 S. 8' = GTB
Siebenstern 1406. DM 16,80.

Archimandrit Augustin (Nikitin): Das Rel'ormationswcrk des Mönchs von
Wittenberg. Kirchcngesehichtliche Studie aus orthodoxer Sicht (SOrth 1983,11
S. 25-34).

Beintker, Horst: Martin Lutherais Evangelist (ThZ 39.1983 S. 257-271).

Brandhorst, Heinz-Hermann: Revolutionär. Nationalökonom und Fürstenknecht
. Luther und sein Werk im Urteil von Karl Marx (WuD 17, 1983
S. I 17-130)

Brooks, Peter Ncwman: Luther the Praechcr (ET 95,1983 S. 37-41).
Gritsch, Eric W.: Luther's Humor: Instrument of witness (Dialog 22, 1983
S. 176-181).

Herzog, Frederick: Thesen zum Zusammenführen der Ströme der Reformation
(EvTh 43,1983 S. 548-556).

Horstmann, Johannes [Hrsg.]: Martin Luther. Zum Wandel des Luther-
Bildes in der Geschichtsschreibung und im Film. Mit Beiträgen von M.Gre-
schat, W. Löser. F. Traudisch sowie Materialien zu Luther-Filmen. Schwerte:
Katholische Akademie 1983. 116 S. 8' = Dokumentationen. 8. Kart.
DM 18.-.

Lischer, Richard: „Story" in Luthers Predigten. Ein Beitrag zur Beziehung
zwischen Rhetorik und Anthropologie (EvTh 43, 1983 S. 526-547).

Maron, Gottfried: Vom Hindernis zur Hilfe. Die Frau in der Sicht Martin
Luthers (ThZ 39, 1983 S. 272-283).

Vlolnär, Amedeo: La pensee hussite dans l'interprctation de Jean de Raguse
(CV 26,1983 S. 143-152).

Reicke, Bo: Die lutherische Reformation in Dänemark - Norwegen und
Schweden-Finnland(ThZ39.1983 S. 294-307).

Rüger, Hans Peter: Thomas Müntzers Erklärung hebräischer Eigennamen
und der Liber de interpretatione hebraicorum nominum des Hieronymus
(ZKG 94, 1983 S. 83-87).

White, Charles E.: "Concerning earnest Christians:" a newly discovered
letter of Martin Luther(CThMi 10,1983 S. 273-282).

Kirchengeschichte: Neuzeit

Voigt, Karl Heinz: Friedrich Wunderlich - ein Brückenbauer Gottes.

Stuttgart: Christliches Verlagshaus 1982. 256 S., 8 Taf. 8°. geb.
DM 25,-.

Bereits der Verfasser des Vorwortes weist darauf hin, daß Voigt
nicht eine Biographie des weit über (die Grenzen seiner Kirche und
den europäischen Kontinent hinaus bekannten ev.-methodistischen
Bischofs vorlegt, sondern Episoden aus dessen Leben und Erleben,
verbunden mit Informationen über die Geschichte und die Strukturen
der ev.-methodistischen Kirche. Dabei überwiegen letztere häufig so
stark, daß einem die offensichtlich von Friedrich Wunderlich selbst
auf Band gesprochenen oder niedergeschriebenen Erlebnisse oft wie
schmückendes Beiwerk vorkommen. Der Verfasser mag von der richtigen
Annahme ausgegangen sein, daß Wunderlichs Leben nur im
Kontext jener Kirche geschildert werden kann, in der er gelebt und für
die er sich aufgeopfert hat. Aber die Beschreibung der Kirche hätte
dann auch wirklich „Kontext" bleiben müssen. Lektionen über die
methodistische Kirchenordnung, wie sie beispielsweise auf den
Seiten 17-20, 33, 37 usw. erteilt werden, sind in einem Buch wie dem
vorliegenden ebenso fehl am Platz wie die fortwährenden und gelegentlich
bis auf Wesley zurückgeführten kirchen- und theologiegeschichtlichen
Reminiszenzen.

Ich habe das Buch in die Hand genommen, um zu erfahren, wie
während Wunderlichs Amtszeit alles gewesen ist und warum die
Evangelisch-methodistische Kirche so wurde, wie sie uns heute begegnet
. Doch ich war am Ende enttäuscht. Friedrich Wunderlich hat
seine erste kirchliche Dienstzuweisung im Jahre 1920 erhalten (S. 48).
Daher hätte ich gerne seine Ansichten über die monarchistischen, republikanischen
und nationalistischen Tendenzen in der methodistischen
Kirche während der Weimarer Republik kennengelernt. Gerne
hätte ich auch erfahren, wie sich nach seiner Sicht die Auseinandersetzung
zwischen der stark neupietistisch geprägten methodistischen
Kirche Deutschlands und ihrem damaligen Bischof Nuelsen zugetragen
hat, einem theologisch, ökumenisch, politisch und sozialethisch
avantgardistischen Mann, der seine Ansichten nur in sehr geringem
Umfang durchzusetzen vermochte, trotz seiner exponierten Stellung
und des hohen persönlichen Ansehens, das er auch in der von ihm geleiteten
deutschen Methodistenkirche genoß. Ich hätte gerne Wunderlichs
Ansichten über die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus
innerhalb der Methodistenkirche kennengelernt, die in
den methodistischen Jugendkreisen nachweislich nach dem Hitlerputsch
vom November 1923 begonnen hat. Wunderlich hat am ersten
Weltkrieg gegen den Willen seines Vaters als Kriegsfreiwilliger teilgenommen
, sich aber an dessen Ende geschworen, „nie wieder" Kriegsfreiwilliger
zu werden (S. 450- Im zweiten Weltkrieg ist er „seiner
Wehrpflicht" nachgekommen (S. 100). Nach 1945 war er ein engagiert
für den Frieden eintretender Kirchenführer, was auch seine Mitarbeit
in der CFK beweist (S. 121 f; 199fi). Gerne hätte ich erfahren,
wie sich Wunderlich in dieser Haltung und auf diesem Weg von seiner
Kirche verstanden Fühlte und ob er davon überzeugt ist, daß er diesbezüglich
bleibende Impulse geben konnte. Nach S. 199 galt Wunder-