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1984

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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359

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 5

360

ThLZ 107, 1982 Sp. 5181), geht die Leitfrage des Unternehmens nach
dem historischen Wert der Evangelientradition von einer speziellen
Seite her an, nämlich von dem Vergleich mit jüdischer Literatur und
Tradition midraschartigen und historiographischen Charakters. Das
besonders im englischen Bereich vertretene Verständnis der Evangelien
als „Midrasch" hat dazu wesentlich angeregt. Untersucht
werden einerseits frühjüdische Texte oder Gattungen auf ihren Umgang
mit der (historischen) Tradition, andererseits Parallelisierungen
der Evangelien mit derartigen jüdischen Stücken. Das Ergebnis ist
einerseits, daß die „Midraschim" (die Frage der Definition durchzieht
den ganzen Band) durchaus sorglältig mit der überkommenen Tradition
umgehen, und andererseits, daß die Evangelien nicht in die Gattung
midraschartiger Schriften einbezogen werden dürfen. Mit dem
letzten Ergebnis werden freilich mancherorts offene Türen eingerannt
werden.

Wie in den vorangehenden Bänden wird die Arbeit im wesentlichen
in Form von Einzelstudien vorgelegt; sie haben Bedeutung auch als
solche, nicht nur als Glieder des Gesamtprojekts. Dieses ist, entgegen
der ursprünglichen Planung, mit dem 3. Band noch nicht abgeschlossen
(S. 295 wird ein Band mit Studien zur Jesus-Überlieferung außerhalb
der Evangelien angekündigt).

Inhalt: B. Chilton, Varieties and Tendencies of Midrash: Rabbinic Intcr-
pretations of Isaiah 24.23, 9-32. - R. Bauckham, The Liber Antiquitatum
Biblicarum of Pseudo-Philo and the Gospels as 'Midrash', 33-76. - F. F.
Bruce, Biblical Exposition atQumran, 77-98. -R. T. France, Jewish Histo-
riography, Midrash, and the Gospels, 99-127. - L. Morris, The Gospel and
the Jewish Lectionaries, 129-156. - D. J. Moo, Tradition and Old Testament
in Matt 27:3-10, 157-175.-P. B. Payne, Midrash and History in the Gospels
with Special Reference to R. H. Gundry's Matthew, 177-215. -C. L. Blomberg
, Midrash, Chiasmus, and the Outline of Luke's Central Section, 217-261.
- D. S. Greenwood, Poststructuralism and Biblical Studies: Frank Ker-
mode's, The Genesis of Secrecy, 263-288. - R. T. France, Postscript -
where have wegot to, and where do we go from here?, 289-299.

T. H.

Brauten, Carl E.: Jesus among Jews and gentiles (CThMi 10, 1983
S. 197-209).

Fleddermann, Harry: "And He Wanted to Pass by Them" (Mark 6:48c)
(CBQ45, 1983 S. 389-395).

Gryglewicz, Feliks: Ein rätselhaftes Fragment des 4. Evangeliums (4,31-38)
(CoTn 52,1983 S. 125-140).

Horst, P. W. van der: Chariton and the New Testament. A Contribution to
the Corpus Hellenisticum(NovTest25, 1983 S. 348-355).

Kanjuparambil, Philip: Imperatival Participles in Rom 12:9-21 (JBL 102,
1983 S. 285-288).

Krentz, Edgar: None greater among those born from women: John the Baptist
in the Gospel of Matthew (CThMi 10,1983 S. 333-338).

Lach, Jan: Katechese über die Kirche von Jerusalem in der Apostelgeschichte
(2,42-47;4,32-35;5,12-16)(CoTh52,1983 S. 141-156).

Minear, Paul S.: The Original Functions of John 21 (JBL 102, 1983
S. 85-98).

Moessner, David Paul: Lord of the Banquet (Diss. theol. Basel 1983).

Osborne, Thomas P.: Guide Lines for Christian Suffering: A Source-Critical
and Theological Study of 1 Peter 2,21-25 (Bibl 64, 1983 S. 381-408).

OToole, Robert, S. J.: Acts 2:30 and the Davidic Convenant of Pentecost
(JBL 102,1983 S. 2454258).

Schlosser, Jacques: lPierre 3,5b-6(Bibl 64, 1983 S. 409-410).

Schwank, Benedikt: Neue Funde in Nabatäerstädten und ihre Bedeutung für
die neutestamentliche Exegese (EuA 58, 1982 S. 425-431).

Selvidge, Maria J.: "An Those Who Followed Feared" (Mark 10:32)
(CBQ45,1983 S. 396^100).

Sider, John W.: Rediscovering the Parables: The Logic of the Jeremias Tradition
(JBL 102,1983 S. 61-83).

Snyder, John Ivan: The Promise of His Coming. The Eschalology of 2Petcr
(Diss. theol. Basel 1983).

Viviano, B. T.. Matthew, Master of ecumenical healing (CThMi 10, 1983
S. 325-332).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Hofmann, Hans-Ulrich: Luther und die Johannes-Apokalypse. Dargestellt
im Rahmen der Auslegungsgeschichte des letzten Buches
der Bibel und im Zusammenhang der theologischen Entwicklung
des Reformators. Tübingen: Mohr 1982. XIV, 745 S. 8" = Beiträge
zur Geschichte der biblischen Exegese, 24. Lw. DM 98,-.

Martin Luther (1483-1546) hat dem letzten Buch des neutesta-
mentlichen Kanons weder eine durchgängige Auslegung im Rahmen
seiner akademischen Lehrtätigkeit noch eine schriftliche Kommentierung
zuteil werden lassen. Bekannt ist lediglich seine kurze und ablehnende
Vorrede aus dem Neuen Testament von 1522, weniger bekannt
die weit ausführlichere, inhaltlich stark modifizierte Vorrede von
1530.

Hans-Ulrich Hofmann, der Autor der vorliegenden, 1977 vom
Fachbereich Theologie der Universität Erlangen-Nürnberg angenommenen
Dissertation, hat jedoch eine Fülle zusätzlicher Äußerungen
Luthers zur Johannes-Apokalypse aufgespürt und ausgewertet, nämlich
51 gedruckte und 39 handschriftliche Randbemerkungen, 21
(1522) bzw. 26 (1530) Holzschnittillustrationen der Lutherbibel, eine
weitere Vorrede (1528), 20 Erwähnungen oder Beurteilungen der
Apokalypse, 2 oder 3 Auslegungen einzelner Texte der Apokalypse,
3 Predigten über Apk 12,7-12, ein Lied über Apk 12,1-6 sowie
schließlich, verstreut über sämtliche Schriften Luthers, 531 deutliche
und 83 fragliche Bezugnahmen aufstellen der Apokalypse (S. 7-14).
Auf Grund dieses vielfältigen und verschiedenwertigen Materials
unternimmt Hofmann den schwierigen Versuch, die - im Laufe der
Jahrzehnte offenkundig sich wandelnde - Stellung Luthers zur Apokalypse
des Johannes darzustellen. Seine umfangreiche Untersuchung
entstand unter der Leitung von Wilhelm Maurer (1900-1982); Referenten
bei der Promotion waren Gottfried Seebaß und Gerhard
Müller.

Auf einen Einleitungsteil (S. 1-25), der aus der „Hinfuhrung zum Thema"
und „Statistischen Voruntersuchungen" besteht, folgt der Hauptteil des Buches
mit fünf Abschnitten: I. Ausgangspunkt und Beginn der Entwicklung: die erste
Psalmenvorlesung (1513-1516); S. 26-122); II. Die frühreformatorische Phase
(1514-1518; S. 123-151); III. Die erste antipäpstliche Phase (1519 - Herbst
1521; S. 153-236); IV. Die überwiegend kritische Phase (Herbst 1521 - Herbst
1529; S. 237-358); V. Die Spätphase (Herbst 1529 - Februar 1546;
S. 359-619). Der Schlußteil (S. 620-655) enthält einen Rückblick („Luther und
die Johannes-Apokalypse") und einen Ausblick („Luther und die Apokalyp-
tik"). Zwei Exkurse (S. 656-672) behandeln „Luther und die Henoch-Elia-
Tradition" sowie „Hiltens Leben und Schriften". Ein ausführliches Literaturverzeichnis
(S. 673-721) sowie 12 Tabellen (S. 723-745) beschließen den
Band.

In der ersten Psalmenvorlesung (1513-1515, mit 5 Neubearbeitungen
vom Herbst 1516) wird die Johannes-Apokalypse etwa 75mal
zitiert. Dabei bevorzugt Luther Stellen aus dem 7. Sendschreiben
(Apk 3,14-22), aus Apk 12 und 21 f; er bleibt durchweg (mit Ausnahme
der Deutung von Apk 13,11 auf die Türken) im Rahmen der
ererbten allegorischen Auslegungstradition. Zitate von Apk 14,13;
3,17; 22,11b dienen ihm als Dicta probantia „zur Ablehnung von
Selbstgerechtigkeit und zur Forderung nach Humilität" (S. 122).

Die frühreformatorische Phase (1514-1518), repräsentiert durch
Schriften, Vorlesungen, Predigten und Briefe, entstanden neben und
nach dem ersten Psalmenkolleg bis Ende 1518, bietet 54 Bezugnahmen
auf Apk-Belege, davon allein 18 in der Römerbrief- und 9 in