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Ausgabe:

1984

Spalte:

342-343

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kraus, Hans-Joachim

Titel/Untertitel:

Geschichte der historisch-kritischen Erforschung des Alten Testaments 1984

Rezensent:

Reventlow, Henning

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 5

342

schichte des Täufers (III 165-196) bzw. Jesu nach Lk (L'Annonciation
III 197-215; spez. Lk 2,35a: 216-227) bzw. Mt und Lk11 (IV 63-94, in
drei Abschnitten: Literarische Kritik, historische Kritik, exegese et
theologie, ein charakteristischer Passus [s. o.]). Jeweils mehrere Beiträge
(auch Rezensionen) wurden in I sub La dernierc Cene (163-261:
einer steht in dÜ) und zur Passionsgeschichte (265-359; vier davon in
dÜ) zusammengestellt (zu letzterer s. noch III 243-250.251-269).

Wie B. sich an der Quellen- bzw. Traditionskritik beteiligt, weist
etwa der Aufsatz La deuxieme visite de saint Paul ä Jerusalem (1959),

III 285-299, auf oder sein Beitrag in FS J.Jeremias 1960 (s. ThLZ86.
1961 Sp. 521) zu Joh 20,1-18, III 270-282. Eine Analyse der Struktur
von Kol 1,15-20 (1975) in IV 159-203 ergibt nach einer eingehenden
Besprechung zahlreicher Versuche anderer, daß der Hymnus den
Autor des Briefes (d. i. Paulus bzw ein Schüler [1911]) zum Verfasser
hat, der bei einer Überarbeitung des Schreibens in V. 15-17 einen
überkommenen Text verwertete (187f. 192) und V. 18-20 selbst verfaßte
(194). In Le mariage chretien selon saint Paul (1980),

IV 262-290, stellt B. IKor6f und Eph 5 einander gegenüber, nicht
ohne kritische Bemerkungen zu Aussagen des Paulus in I Kor 6f, und
nicht ohne gewisse pastoraltheologische Konsequenzen des fils sou-
misdel'EgliseB. dazu (289).

Auch ohne Aufführung aller Beiträge wird wenigstens in etwa sichtbar
geworden sein, wie weitgespannt der Rahmen der exegetischen
und biblisch-theologischen Arbeit B.s ist, beide Stichwörter im Sinn
des Autors verstanden; deutlich auch, daß das zweite sein Werk in
besonderer Weise kennzeichnet. Im Zusammenhang grundsätzlicher
Aussagen begegnet dazu nicht von ungefähr mehrfach der Hinweis auf
das übergeordnete Lehramt der (katholischen) Kirche. In der Thematik
B.s ergibt sich eine bestimmte Konzentration um die Synoptiker
als Träger zumal der Aussagen Jesu über sich und sein Werk und
um die Paulinische Theologie. Insgesamt spielt die Christologie eine
bedeutsame Rolle (auch wo das nicht ohne weiteres in der Überschrift
hervortritt). Nicht vorgeführt werden konnte, wie souverän B. charakteristische
Elemente der neutestamentlichen Forschung des 20. Jh.
(einschließlich der religionsgeschichtlichen) verarbeitet, zum nicht
geringen Teil in sich distanzierender Auseinandersetzung mit ihr.
Eben das letztere ist das Pendant zu der profilierten Interpretation des
Neuen Testaments durch den engagierten Theologen P. Benoit.

Halle(Saale) Gerhard Delling

1 ErwarSchülerihresGründersM.-J. Lagrane(1855-I938).

2 Bd. II war mir freilich nicht zugänglich. Er erschien mit I zusammen. Eine
Auswahl aus beiden in z. T. verhältnismäßig freier Übersetzung kam Düsseldorf
1965: „Exegese und Theologie", im folgenden: dÜ.

' Überarbeitet sind nur der erste Beitrag und die beiden archäologischen
(zur Topographie Jerusalems; diese betrifft auch 1 316-339) in IV.

' Vgl. dazu auch La plenitude de sens des Livres Saints (i960), III 31-68;
der sensus plenior ist der erst im Lieht Christi offenbare Sinn alttcstamcntlichcr
Worte.

* Nicht nur im Sinn von A. 4.

6 Das ist u. a. im christologischen Bereich bedeutsam im Blick auf Aussagen
über die Weisheit in Sap.

' Vgl. III 209f. ebenfalls zu Jes 7,14.

" RB 77, 1970, 5-29; Bd. IV bietet 42-61 Reflexions complcmentaires von
1981, hauptsächlich zur Literatur.
" III 336, vgl. 333; IV 278-280.

10 S. auch die Rez. III 387-399.

11 Einer Vokabel in Lk 2,7 gilt IV 95-111, s. ThLZ 96,1971 Sp. 333.

Altes Testament

Koehler, Ludwig t, u. Walter Baumgartner t: Hebräisches und aramäisches
Lexikon zum Alten Testament. 3. Auflage, neu bearb. von
W. Baumgartner t und J. J. Stamm unter Mitarbeit von Z. Ben-
Hayyim, B. Hartmann und Ph. H. Reymond. Lfg. III: 033 - nto.
Leiden: Brill 1983. IX S. + S. 625-1 080.47 Hlw. hfl 216.-.

Im Jahre 1953 erschien das „Lexicon in Vetdris Testamenti
libros", wobei L. Koehler den hebräischen, W. Baumgartner den aramäischen
Teil bearbeitet hatte. Durch die Beigabe eines Supplemcnt-
bandes mit Alphabet- und Umschrifttabellen, Abkürzungsverzeichnis
, Ergänzungen, Verbesserungen. Nachträgen und einer
deutsch-hebräischen (und aramäischen) Wortliste wurde daraus 1958
die zweite Auflage, die nach dem Tode L. Koehlers(25. 11. 1956) von
W. Baumgartner herausgebrachtxvurde. Beide Auflagen sind in dieser
Zeitschrift von R.Meyer besprochen worden (vgl. ThLZ 82, 1957
Sp. 424-427:86, 1961 Sp.339f).

Die zu erwartende Neubearbeitung wurde von W. Baumgartner in
Angriff genommen und begann 1967 mit der Herausgabe der ersten
Lieferung, für die er B. Hartmann und E. Y. Kutscherais Mitarbeiter
hatte(vgl. ThLZ 94, !969Sp.30f). Diezweite Lieferung erschien 1974
und wurde nach dem Tode W. Baumgartners (1970) von B. Hartmann
, Ph. Reymond und J. J. Stamm unter der Mitarbeit von E. Y.
Kutscher (t 1971) herausgebracht (vgl. ThLZ 101. 1976 Sp. 1130-
16 Jahre nach der ersten, 9 Jahre nach der zweiten Lieferung liegt nun
die dritte vor, die J. J. Stamm herausgegeben hat. Seine Mitarbeiter
waren Z. Ben-Hayyim, B. Hartmann und Ph. H. Reymond.

Diese Lieferung enthält nach dem Vorwort (S. Vf) und Ergänzungen
zum Abkürzungsverzeichnis (S. VII—IX) 456 Seiten Text, womit
nun, gemessen an der ersten Auflage, etwa drei Viertel des Wortbestandes
in Neubearbeitung vorliegen. Auf die Beigabe von Nachträgen
und Verbesserungen zu den früheren Lieferungen hat man diesmal
verzichtet.

Im Unterschied zur zweiten Lieferung war nicht mehr lediglich ein
von W. Baumgartner hinterlassenes Manuskript durchzusehen, zu
überarbeiten und zu edieren, sondern J. J. Stamm hatte den Text neu
zu erarbeiten, wobei ihm nur noch für das erste Viertel Aufzeichnungen
W. Baumgartners zur Verfügung standen.

Der Vergleich der einzelnen Artikel mit denen der ersten Auflage
läßt mancherlei Verbesserungen erkennen. Neuere Literatur ist
genannt, neue Forschungsergebnisse sind einbezogen worden, gegenüber
Konjekturen und erschlossenen Wörtern und Formen ist eine
größere Zurückhaltung geübt worden, und die bessere typographische
Gestaltung ist eine große Hilfe für den Benutzer.

Wenn J. J. Stamm auf dem Alttestamentlerkongreß 1983 in Sala-
manca als Chairmanden von ihm vorgestellten Referenten ihre Veröffentlichungen
als wertvolle Kleinodien zuwies, so darf man nun
wohl die aufopferungsvolle und langwierige Arbeit an diesem Lexikon
als eine große goldene Kette ansehen, die er trägt, prächtiger Schmuck
und schwere Last zugleich, und man wünscht ihm die Erfüllung der
bescheidenen Hoffnung, mit der er das Vorwort beschließt, die Zeitspanne
bis zum Erscheinen der4. und letzten Lieferung „werde kürzer
sein als die zwischen der 2. und 3. Lieferung".

Ansbach Gerhard Pfeifer

Kraus, Hans-Joachim: Geschichte der historisch-kritischen Erforschung
des Alten Testaments. 3., erw. Aufl. Neukirchen-Vluyn:
Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins 1982. XI, 620 S. 8*.
Kart. DM 58,-.

Das bekannte Werk, das jetzt in 3. Auflage erschienen ist, ist von
G. Fohrer bereits in ThLZ 82, 1957 Sp. 682-684 eingehend in I. Auflage
und in ThLZ 99, 1974 Sp. 502f, in 2. Auflage kurz besprochen
worden. Daß jetzt eine Neuauflage nötig wurde, ist ein Zeichen dafür,
wie sehrein derartiges Handbuch nach wie vor gefragt ist. Um so mehr
ist zu bedauern, daß der Verlag es nicht auf sich genommen hat, eine
vollständige Neubearbeitung, die nach dreizehn Jahren seit der Zweitauflage
dringend erforderlich gewesen wäre, ins Auge zu fassen. Jeder
Kundige weiß ja, auf wie vielen Gebieten die Forschungsgeschichte
inzwischen weitergeführt worden ist, so daß ein in vielen Einzelheiten
überholtes Werk erneut auf den Markt kommt. Der Verfasser -
inzwischen längst nicht mehr hauptamtlich auf dem Gebiet des Alten