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Ausgabe:

1984

Spalte:

339-341

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Benoit, Pierre

Titel/Untertitel:

Exégèse et théologie 1984

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literatur/eilung 109. Jahrgang 1984 Nr. 5

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Die folgenden sieben Beiträge lassen sieh als Themenbereich XI
„Manichäismus und christliche Häresie" (zu 2c) zusammenfassen:
H. J. W. Drijvers arbeitet die Unterschiede zwischen Bardaisan als
aramäischem Philosophen und dem in radikalerer Sieht der Schöpfung
die Erlösung inhaltlich anders bestimmenden Mani bei aller
Kontinuität der Probleme und Motive heraus (S. 459—469). K. Rudolph
stellt die bisher erkennbaren Aufschlüsse aus dem neu erschlossenen
Kölner Mani-Codex zusammen (S. 471—486). F. Decrel
behandelt die mamchäische Höllen-Vorstellung nach den Schriften
Augustins (S. 487—492). P. Levy spürt einer allgemein menschlichen
Verständlichkeit und Bedeutung der im Manichäismus zugrundegelegten
Strukturprinzipien „Fünfheit" und „Dualismus" nach
(S. 493-500). G. Widengren arbeitet Tür Manis Verständnisseiner
Religion als umfassender und Irrtum bekämpfender Weisheit einen
parthisch-zurvanitischen Hintergrund heraus (S. 501-515). Die Aufsätze
von A. Guillaumont zur Feuertaufe bei den Mcssalianern im
Vergleich zur Geisttaufe bei Bogomilen und Katharern (S. 517-523)
und von A. Vaillant zum Streit um Katharismus, Bogomilismus
oder wie der Autor meint nur ein innerkatholisches Schisma in Bosnien
(S. 525-530) greifen weiter auf die mit dem Manichäismus in
Verbindung gebrachten mittelalterlichen Gruppen aus.

Zu erwähnen bleiben noch als Themenbereich XII „Christliches
und jüdisch-arabisches Mittelalter" (zu 2) die sechs Aufsätze von A.
G rabar zu byzantinischen Amuletten (S. 531-541), J. Meyendorf
Tür eine eingegrenzte Verwendung des Terminus „Hesychasmus"
(S. 543-547), von P. Vignaux zum Zeitverständnis in mittelalterlicher
christlicher Philosophie (S. 549-555), von A. Pezard zu einer
erst vom Buch Daniel her zu erhellenden Aussage in Dantes Göttlicher
Komödie (S. 557-568), von G. Vafda zu einem jüdischarabischen
Text des 9. Jh. mit dem von Pascal bekannten Thema der
Wette (S. 569-571) und von Ch. Touati zu den Paradoxien des
großen spanisch-jüdischen Philosophen Hasday Creseas über göttliche
und menschliche Freiheit (S. 573-578).

Weitaus die meisten Beiträge sind französisch, daneben die von
Grant, Scholem, Wilson, Bleeker und Werblowsky englisch, die von
Drijvers und Rudolph deutsch und der von Orbe spanisch.

Berlin (West) Carsten Colpe

Bibelwissenschaft

Benoit, Pierre: Exegese et theologie. I. III. IV. Paris: Les Editions du
Cerfl961. 1968. 1982. XI, 416; VIII,446; 387 S. 8

Die vom Verlag auf insgesamt mehr als 1 700 S. gesammelten
Abhandlungen B.s, der seit langem an der Ecole Biblique der Dominikaner
in Jerusalem lehrt1, umspannen Arbeiten hauptsächlich aus der
Zeit ab I9512. So geben die Bände eine Art Forschungsbericht' über
einen bestimmten Bereich neutestamentlicher Arbeit katholischer
Prägung. Entnommen sind sie weithin der Revue Biblique, dann aber
auch anderen Zeitschriften, Festschriften und Sammelbänden. Das
Stichwort Forschungsüberblick wird u. a. für I.II bestätigt durch eine
Vielzahl von Rezensionen, die sie wiedergeben (je ca. 15). Es wird
bestätigt dann etwa auch durch den 2. Abschnitt (enthalten in dÜ) von
Bd» I: er ist der Auseinandersetzung mit der Formgeschichte und mit
der Theologie des Neuen Testaments R. Bultmanns gewidmet. Insgesamt
sind die Bände nach Themenreihen gegliedert.

Besonders ins Auge fiel dem Rez. zunächst der Komplex Inspiration
scriptuaire (et) hermeneutique in 13-21 und III 17-156. In
III 1-13 ist ihm ein Tür das Ganze grundlegender Passus vorangestellt,
der thesenartig den gemeinsamen Titel der Bände erläutert : Exegese et
theologie biblique. B. geht hier von der doppelten Autorschaft und
dem doppelten Sinn der Schrift aus4. Gott ist die causa principalis der
Bibel, der Mensch die causa instrumentalis. Entsprechend geschieht

die Olfenbarung in der Bibel stufenweise'. Die Exegese legt die Aussage
des menschlichen Autors frei unter Zuhilfenahme der literarischen
und historischen Kritik, die biblische Theologie den Gedanken
des göttlichen Urhebers durch das Licht des Glaubens, im Rahmen
der ganzen Bibel, und gibt ihm jeweils versländlichen Ausdruck, unter
Benutzung vielfältiger Erkenntnisse und Gaben des menschlichen
Geistes. Sie benötigt die solide exegetische Grundlage, um historisch
und wissenschaftlich zu sein; aber der Exeget muß auch in seiner
speziellen Arbeit sich dem Glauben unterwerfen und sich von ihm
korrigieren lassen.

In La verite dans la sainte Ecriture, III 143-156, interpretiert B. die
Konstitution De Revelatione des Vatikanum II. Von dem Zugeständnis
von narrations fictives (152) her kommt B. gleichwohl zu dem
Satz, die Bibel insgesamt müsse als irrtumsfreie Olfenbarung der göttlichen
Wahrheit angesehen werden, nach Abschluß der Offenbarung
als absolut feste und Tür alle Zeit entscheidende Wahrheit (1541). In
zwei Aufsätzen wird die Inspiration auch der LXX einschließlich der
griechisch abgefaßten Schriften1' herausgestellt, 13-12 (FS M. Mei-
nertz 1951; auch in dÜ); III 69-89 (Melanges H. de Lubac 1963), hier
unter Bezug auf die Väter der alten Kirche. Die Deutung bestimmter
Schriftstellen im Neuen Testament macht sichtbar, daß man sich speziell
auf den Text der LXX bezieht (Jes 7,14; Ps 16[15],8-1 1). Damit
wird der Fortschritt in der Olfenbarung, der in LXX gegeben ist ,
kanonisiert (I 7). In LXX wird das letzte Stadium der Offenbarung
vorbereitet (12). Nicht zuletzt gilt das Tür den im Neuen Testament
aus LXX übernommenen Wortschatz, s. charis, pneuma, doxa
(III 85t): die Sprache Gottes wächst (77). Im Rahmen dieses Themas
wird die Verbalinspiration im Sinn des Diktats ausdrücklich negiert
(I 3;vgl.267;III 213).

Mehrere Aufsätze sind weitgreifenden biblischen Themen gewidmet
. In Preexistence et incarnation, IV 11-61*, stellt B. heraus, daß
der Präexistente Jesus Christus ist (23). Paulus denkt nie an die göttliche
Person ohne den historischen Jesus, und umgekehrt (26). In Joh
ist Jesus derselbe vor, während und nach seinem Kommen. Die gemeinsame
Sprache der Urchristenheit denkt bei der Menschwerdung
weniger an eine metaphysische Wandlung als an eine heilsökonomische
Kundmachung (27). Jesus Christus handelte bereits in der Geschichte
Israels (29). Von der Präexistenzvorstellung geht B. zunächst
in III 300-317, Paulinisme et Johannisme (1963), aus (301-303). Der
erste ist nach B. vom Gedanken der neuen Schöpfung geprägt, der
zweite von dem der Offenbarung. Das wird aufgezeigt auch für das
Verständnis der Sünde, des Gesetzes, der Rechtfertigung, des Glaubens
usw. Dahinterstehen zwei Temperamente und zwei Erfahrungen
(3160.

Genese et evolution de la pensee paulinienne (1979) skizziert B.
knapp IV 129-158. Das erste Stichwort tritt bald zurück. B.s Versuch,
eine Entwicklung in der Paulinischen Theologie aufzuzeigen, hat
mich nicht o. w. überzeugt (auch nicht zur Eschatologie,
143—146.1520- B. erklärt sie z. T. durch mehrjährige Abstände zwischen
manchen Briefen (143.149). Ein nach B. spezifisches Paulusthema
ist L'Eglise corps du Christ (1969), IV 205-262 (B. hält Eph Tür
ein im engen Kontakt mit Paulus abgefaßtes Schreiben9). Rapports
litteraires entre les epitres aux Colossiens et aux Ephesiens erörtert er
III 318-334 (FS J. Schmid 1963) besonders von Eph 2,1-6 (318-328)
her. Die Beziehung beider zu Paulus ist so eng, daß B. in den entsprechenden
Abhandlungen des öfteren von Aussagen des Paulus spricht.
In L'unite de TEglise selon Tepitreaux Ephesiens (1963), III 335-357,
wird das Thema in den weiteren Rahmen des Kirchenverständnisses
des Paulus hineingestellt. - In La valeur speeifique dTsrael dans
Thistoire du salut (1964) bzw. L'Eglise et Israel (1966),
III 400-421.422^441'°, wird gelegentlich ein etwas schematisches
Bild gezeichnet.

Daß Jesus sich im Besitz der Gottessohnschaft im vollen Sinn
wußte, wird von den Synoptikern her in stufenweiser Prüfung der
Aussagengruppen dargelegt in La divinite de Jesus (1953), I 117-142
(auch in dÜ). Weitere Artikel befassen sich mit der Kindheitsge-