Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1984

Spalte:

336-339

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Mélanges d'histoire des religions 1984

Rezensent:

Colpe, Carsten

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

335

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 5

336

träger Agricola gewählt worden. Warum aber beispielsweise im Falle
von Petrus Albmus auf den in den bisherigen Nachschlagewerken
völlig ungebräuchlichen deutschen Namen Peter Weiße verwiesen
wird, obgleich auch unbekanntere Namensträger unter ihrer latinisierten
Namensform aufgerührt werden, ist nicht erkennbar. Vermutlich
werden sich die Grenzfälle, unter die Petrus Albinus gewiß nicht
zu rechnen ist, in den künftigen Bänden häufen. Vielleicht könnte
diesem Problem erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden, um die
Benutzung des VD 16 nicht zu erschweren. Die Verwendung der von
Ludwig Hain im 19. Jahrhundert entwickelten Methode der diplomatisch
getreuen Titelbeschreibung ist angesichts des umfangreichen
Flugschriftenbestandes einsichtig, obgleich damit gewisse Differenzierungen
in der Geschichte eines Druckes (z. B. Stehsatzdruck) vielfach
verborgen bleiben. Gleiches gilt von den Umlängangaben, bei
denen fehlerhafte Zählungen im Inneren des Druckes und von Vacat-
blättern am Ende nicht mit kenntlich gemacht werden. Weitere Einschränkungen
bringt die Egalisierung von ,,u" und „v", „i" und ,j"
sowie die Auflösung der Abbreviaturen ohne Vermerk. Vom Umfang
des Materials her gesehen ist auch die starke Begrenzung in den Quellenangaben
auf die beiden Ausgangsbibliotheken zu akzeptieren. Die
starke Zufälligkeit in den Zusatzangaben ist aber bereits bei dem vorliegenden
1. Bd. spürbar. Es ist durchaus zu verstehen, daß für die
Zusatzangaben keine Autopsie vorgenommen werden konnte und
deshalb bei Zweifel an der Identität Fragezeichen nach der Bibliothekssignatur
angebracht worden sind. Weshalb das auch bei dem
Wolfenbütteler Exemplar von A 2147 (Georg Amanduspgeschehen
ist, bleibt dem Benutzer dunkel.

In einer zweiten Arbeitsphase sollen die Bestände weiterer Fachbibliotheken
erfaßt und die zusätzlich ermittelten Titel in Supplementbänden
erschlossen werden. Auch hierzu ergeben sich bereits
jetzt Fragen. Ist das Fehlen im vorliegenden Bd. der mehrfach in der
Sekundärliteratur (z. B. bei Hohenemser, zuletzt wohl in: Reformation
. Katalog der Sammlung Emanuel Stickelberger für die Folger
Shakespeare Library, Washington. 1977 Nr. 5) nachgewiesenen Flugschrift
„Vermerckt // ain dus Parfusser wider// die Sect der zwytauf//
fer geprediget hatt / zu // Salfelden am Kirch= // weichtag des Son //
tags Canta=// te. im 1535. // Jar." darauf zurückzuführen, daß sie für
einen Supplementbd. zurückgestellt wurde? Hoffentlich soll diese
Flugschrift nicht unter dem Buchstaben P eingeordnet werden, wie
das in einer Bibliographie der Täuferschriften geschehen ist.

Das Ergebnis der ersten Arbeitsphase ist in drei Abteilungen gegliedert
: . [
l. Verfasser, Körperschaften, Anonyma.

II. Herausgeber, Kommentatoren, Übersetzer, literarische Beiträger.
III.-Druckorte, Drucker, Verleger.

Der vorliegende 1. Bd. der Abteilung I, dem Sigelverzeichnisse der
Bibliotheken und ausgewertete Bibliographien beigegegen sind, enthält
4 538 mit bibliographischen Nummern versehene Flugschriften.
Für die gewaltige Arbeit, die geleistet werden mußte, bis dieser Bd.
erscheinen konnte, sind die Benutzer den Mitarbeitern Dank schuldig
.

Um Korrekturen und Ergänzungen wird auch dieses monumentale
Werk nicht herumkommen. Der Rez. vermißt einen Hinweis, auf
welche Weise das geschehen soll. Drei Beispiele für notwendige Korrekturen
seien genannt: Bei A 2147 ist der alte Irrtum, d. h. die Identifizierung
von Georg Amandus mit Johannes Amandus, nach dem
Vorbild des Index Aurelianus wiederholt worden, obgleich seit Ende
des vergangenen Jahrhunderts der Schneeberger Prediger Georg
Amandus wohlbekannt ist (vgl. K. Schottenloher, Bibliographie zur
deutschen Geschichte 1517-1585, Nr. 401). Bei Johann Agricola ist
der „Nützliche Dialogus" vergessen worden, der seit Heinrich Böhmer
Agricola zugeschrieben wird. Die Forschung der letzten Jahrzehnte
hat Böhmers Auffassung einhellig bestätigt. Sollte die Abweichung
im VD 16 auf den Tatbestand zurückzuführen sein, daß die
Flugschrift im Katalog der Wolfenbütteler Bibliothek immer noch
Johann Lang zugewiesen wird?S. 681 wird bei dem Dramatiker Jakob

Ayrer auf Jakof Ayrer d. Ä. verwiesen. Zu finden ist aber nur der
Jurist Jakob Ayrerd. J.

Berlin Siegfried Bräuer

| Puech, Henri-Charles:] Melanges d'Histoire des Religions, offerts ä
Henri-Charles Puech sous le patronage et avec le concours du College
de France et de la Section des sciences religieuses de l'Ecole
Pratique des Hautes Etudes. Paris: Presses Universitaires de France
1974.655 S., 1 Taf.gr. 8

Die beiden großen Wirkungsstätten von H.-Ch. Puech legen hier
einen umfangreichen und in der Vielfalt der dem Gelehrten gewidmeten
Beiträge eindrucksvollen Band vor, der aus äußeren Gründen
erst jetzt hier vorgestellt wird. Die 62 Aufsätze ordnen sich in einer
Kette von Themenbereichen zusammen, die auf Schwerpunkte in den
Forschungen von H.-Ch. Puech Bezug nehmen: 1. Allgemeine Religionsgeschichte
, die er seit 1952 als Professor am College de France
20 Jahre lang vertrat, besonders Religion des Judentums (1 a) und des
Iran (Ib) und Griechenlands (lc) sowie 2. Kirchengeschichte, die er
bereits seit 1929 an der Ecole Pratique des Hautes Etudes lehrte, seit
1943 seinem Hauptuntersuchungsgebiet entsprechend auf dem Lehrstuhl
für Geschichte der Alten Kirche und Patristik (2a) und als Spezialist
Für Gnosis (2b) und Manichäismus (2c). Die Seiten 631-650
zeigen das reiche Schaffen H.-Ch. Puechs anhand der Bibliographie
seiner Veröffentlichungen von 1926-73.

Der Band ist korrekt, aber leider wenig leserfreundlich zusammengestellt
, indem die Reihenfolge und Zugehörigkeit der Aufsätze zu
Themengebieten nicht erläutert wird. Wer den einen der durchschnittlich
zehn Seiten langen Artikel, der ihn aufmerksam gemacht
hat, gelesen hat, wird den Band im übrigen leicht ratlos als bunte
Sammlung gelehrter Spezialissima aus der Hand legen. Es sollte noch
mehr bedacht werden, ob bei Festschriften nicht, wie es leider bisher
nur vereinzelt geschieht, eine deutlich vorgegebene übergreifende
Thematik Kriterium Für die Aufnahme in den Band sein sollte, der
dann entsprechend eher als Gesamtheit gewürdigt werden kann. So
muß es die Hauptaufgabe des Rezensenten sein, die 15 Themenbereiche
des Bandes, so wie er sie zu sehen vermag, zu erläutern und
innerhalb dessen einzelne Gesichtspunkte aus den Aufsätzen zu
nennen:

Der Band wird gerahmt von Aufsätzen allgemein religionsgeschichtlicher
Art (zum Schwerpunkt 1 Puechs). Die beiden ersten von
A. Bareau (S. 7-15) und P. Demieville (S. 17-25) lassen sich dem
Themenbereich I „Vergleichende Religionsgeschichte", dargestellt an
Buddhismus und Christentum, zuordnen, indem sie in der Geschichte
des Buddhismus Erscheinungen aufsuchen, die Entsprechungen zum
christlichen Märtyrertum und dem christlich-islamischen Bildersturm
des byzantinischen Mittelalters bilden.

Die ersten drei der sieben unter dem übergreifenden Gesichtspunkt
methodologischer Fragen zusammenzusehenden Schlußbeiträge können
als Themenbereich XIII „Empirische Religionsforschung" zusammengefaßt
werden, wobei J.-P. Roux (S. 579-584) ethnologische
Studien zur Erhellung eines vorislamischen Fruchtbarkeits-Mahls bei
den Türken heranzieht, R. Bastide (S. 585-589) religionssoziologische
Überlegungen zu „synkretistischer" und „synthetischer"
Religion anhand einer brasilianisch-afrikanischen Sekte anstellt und
C.-M. Edsman (S. 591-600) die Möglichkeit objektiven Studiums
von Mystik mit einer religionspsychologischen Untersuchung zur
Persönlichkeit einer Mystikerin unserer Zeit darlegt.

Die beiden folgenden Aufsätze von C. J. Bleeker (S. 601-610)
über Zufall - Schicksal - Vorsehung und typologisch unterscheidbare
Haltungen diesem Komplex gegenüber und von M. Eliade
(S. 611-615) über die Alraun-Homunculus-Vorstellung und ihre Verbindung
mit Adam vor dem Sündenfall und seiner erlösenden Entsprechung
Christus lassen sich dem Themenbereich XIV „Religions-
phänomenologie" zuordnen. Es ist zu erwähnen, daß auch andere