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Ausgabe:

1984

Spalte:

11-13

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Die Mitte des Neuen Testaments 1984

Rezensent:

Lohse, Eduard

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 1

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24 Zur Bisoziation s. u. a. „Kreativität und Predigtarbeit" von H. Arens,
F. RichardtundJ. Schulte,München'1977,S. 18fT.

25 Auf diese Schwierigkeit weist z. B. M. Josuttis hin in seinem Beitrag
„Dimensionen homiletischer Kompetenz", in: Die Kompetenz des Predigers
. . „a.a.O.,S. 59.

26 Vgl. den in Anm. 15 erwähnten Literaturbericht von H. Albrecht sowie
von H. Dannowski, Sprachbefähigung in der Ausbildung. Einführende Bemerkungen
zur Rolle der Sprechakttheorie in der Homiletik (mit anschließender
kritischer Kommentierung durch H. Scheler), in: Didaktik der Predigt.
Hrsg. P. Düsterfeld und H. B. Kaufmann, Münster: Comenius-lnstitut 1975,
S. 161-225.

27 Auf J. L. Austin, How to do Things with Words, Oxford 1962, kann ich
mich nur sekundär beziehen durch: B. Casper, Sprache und Theologie, Hrsg.
von F. HofTmann, Liz.-Ausg. Leipzig 1981 (vorher bei Herder, Freiburg 1975).
Ferner: J. R. Searle, Sprechakte, 6./7. Tsd. Frankfurt/M. 1974, und A. Grab-
ner-Haider: Sprachanalyse, in: Praktische Theologie heute, Hrsg. F. Klostermann
u. R. Zerfaß, München 1974, S. 381-393. - Hinzuweisen ist auch auf
L. Bejerholm und G. Hornig: „Wort und Handlung. Untersuchungen zur
analytischen Religionsphilosophie", Gütersloh 1966, die die Theorie Austins
auf die liturgischen Vollzugsformeln und andere theologische Sprachhandlungen
angewendet haben.

28 Auf die zwischen Searle und Austin strittige Unterscheidung zwischen
locutionary act und illocutionary act sowie auf die beiden gemeinsame Bedeutung
des perlocutionary act gehe ich aus Kompetenzmangel nicht weiter ein;
vgl. Searle,a. a. O., S. 40 Anm. 1, und B. Casper, a. a. O., S. 55ff.

2' Vgl. Dannowski in dem Anm. 26 genannten Beitrag, S. 174.

,0 Das zeigt auch der Beitrag von Dannowski, Elementarisierung theologischer
Begriffe in Sprechakten, Bericht über einen Homiletik-Kurs im Predigerseminar
Imshausen, in: Didaktik der Predigt, Münster: Comenius-lnstitut
1975, S. 176 ff.

Allgemeines, Festschriften

[Schweizer, Eduard:] Die Mitte des Neuen Testaments. Einheit und
Vielfalt neutestamentlicher Theologie. Festschrift für Eduard
Schweizer zum 70. Geburtstag. Hrsg. von U. Luz u. H. Weder.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983. XI, 437 S. gr. 8°. Kart.
DM 68,-.

Zum 70. Geburtstag des Züricher Neutestamentiers E. Schweizer
hat sich ein ansehnlicher Kreis von Freunden und Schülern zusammengefunden
, um den um Theologie und Kirche hochverdienten
Jubilar zu ehren. C. K. Barrett, F. Bovon, R. H. Füller, F. Hahn,
T. Holtz, J. Jervell, E. Jüngel, W. Kohler, X. Leon-Dufour, U. Luz,
P. S. Minear, C. F. D. Moule, H. Riesenfeld, E. Ruckstuhl,
R. Schnackenburg, W. Schräge, S. Schulz, K. Stalder, P. Stuhlmacher
, W. Trilling, H. J. Venetz, A. Vögtle, N. M. Watson, H. Weder
und I. Yamauchi haben zu diesem Band Beiträge geleistet, der
unter eine Thematik gestellt ist, die für die theologische Arbeit von
E. Schweizer charakteristisch ist: Wo ist inmitten aller Vielfalt theologischer
Entwürfe, die uns aus dem Urchristentum überliefert sind, die
sie zusammenhaltende Mitte zu finden? Was macht die Einheit des
Neuen Testaments in seiner Vielgestaltigkeit aus? Die Autoren
kommen aus verschiedenen Konfessionen und lehren in vielen Ländern
. Aber sie sind mit dem Jubilar in der Überzeugung einig, daß das
Neue Testament den einen Jesus Christus auf mannigfaltige Weise
bezeugt und im Bekenntnis zu ihm seine Mitte wahrt.

Aus den Aufsätzen, die sich Themen aus allen Bereichen der neu-
testamentlichen Theologie zuwenden, seien einige Thesen hervorgehoben
, die in besonderer Weise Antworten auf die leitende Generalthematik
zu geben suchen. Zunächst sei dabei auf die Studien zweier
Schüler von E.Schweizer aufmerksam gemacht. U. Luz verteidigt
den Satz, die Verkündigung und das Wirken Jesu seien sowohl der
Ermöglichungsgrund für die Vielfalt der neutestamentlichen Christuszeugnisse
als auch das Kriterium für ihre Begrenzung. Jesus - und
zwar ist dabei auf den historischen Jesus verwiesen - ermögliche
nämlich die Vielfalt und begrenze zugleich die Beliebigkeit neutesta-

M. Josuttis hat in einem bemerkenswerten Aufsatz, „Der Prediger in der
Predigt", das Für und Wider der Ich-Rede behandelt und dort die verifikatori-
sche, die konfessorische, die biographische, die repräsentative, die exemplarische
und die fiktive Ich-Form unterschieden. In: Praxis des Evangeliums zwischen
Politik und Religion, München 1974, S. 91-94.

32 T. Stählin berichtet in seinem Aufsatz „Kommunikationsfördernde und
-hindernde Elemente in der Predigt" (in: Wissenschaft und Praxis in Kirche und
Gesellschaft 61, 1972, S. 305) über die sog. NREl-Formel (new reading ease
index) von R. Flesch (USA). Danach kann man die Leicht- oder Schwerverständlichkeit
eines Textes folgendermaßen berechnen: Als Stichprobe nimmt
man Abschnitte von je 100 Wörtern, zählt die Zahl der einsilbigen Wörter und
ermittelt die Durchschnittswortzahl der Sätze; die Einsilber mal 1,6 minus
Durchschnittszahl der Wörter pro Satz minus 31,5 ergibt den jeweiligen Index.
Nach Stählin soll für das durchschnittliche Aufnahmevermögen ein Index von
35-45 am besten sein; bei einem Kant-Text habe man 12,5, bei den
Fernsehnachrichten 32 und bei einem Frauenroman 58 als Index festgestellt.

33 Tractatus logico-philosophicus, 1963, S. 115, zit. nach Grabner-Haider (s.
Anm. 27), S. 382; auch-der in Anm. 35 genannte Aufsatz von H. Ott beginnt
mit diesem Zitat von Wittgenstein.

34 So behauptet es R. Roessler in: Zur Theorie und Praxis der Predigtarbeit,
Predigtstudien Beiheft 1, Hrsg. E. Lange, Berlin-Stuttgart 1968,S. 65.

35 Zu diesen Erwägungen fand ich nachträglich Weiterführendes bei H. Ott,
Symbol und Wirklichkeit. Über das symbolische Sagen und die Wirklichkeit des
Unsagbaren, in: ThLZ 99,1974Sp. 561-576.

Nach Abschluß des Manuskripts erschien der Bd. II von „Predigen und
Hören" (vgl. Anm. 16), in dem unter Abschnitt 1.3. auch die sprechakttheore-
tischen Gesichtspunkte ausführlich dargestellt werden. Vgl. ferner H. Luther:
Predigt als Handlung. Überlegungen zur Pragmatik des Predigens. In:
ZThK 80,1983, S. 223-243.

mentlicher Christuszeugnisse (S. 146). Diese Grenze werde da überschritten
, wo „die Sache Jesu verfehlt wird" (S. 156) - was immer das
dann im einzelnen heißen mag. H. Weder stellt den Gebrauch des
Begriffs Evangelium in Mk 1,1 und 14 einander gegenüber und erklärt
, die Einheit des Neuen Testaments sei dadurch gegeben, „daß in
all den mannigfaltigen Darstellungen der eine Grundvorgang zur
Sprache kommt, die Menschwerdung Gottes" (S. 399).

Dieser christologische Bezug aller neutestamentlichen Schriften
wird in verschiedenen Variationen entfaltet. Zum lukanischen Doppelwerk
bemerkt J. Jervell, Lukas finde die Mitte der Schrift im
prophetischen Element der Schrift (S. 81), wobei klar sei, „daß die
Mitte der Schrift auch die Mitte der christlichen Botschaft ist" (S. 91).
W. Schräge sieht alle Aussagen urchristlicher Ethik durch den
cantus firmus des „Christus iustificans" zusammengehalten, der zu
einer beachtlichen Einheitlichkeit sittlicher Unterweisung führe
(S. 238), weil „die befreiende und in Anspruch nehmende Person Jesu
Christi die Mitte neutestamentlicher Ethik ist" (S. 250). Zum Problem
des sog. Frühkatholizismus stellt der Angljkaner R. H. Füller nicht
ohne leise Ironie fest, es handle sich dabei um "a German discovery"
(S. 34). Im Unterschied zur deutschsprachigen Debatte aber müsse
nicht so sehr das Moment der Diskontinuität zwischen Urchristentum
und frühkatholischer Kirche betont werden als vielmehr die beide
verbindende Kontinuität (S. 350- Dabei wird zu Recht zu bedenken
gegeben: "We can profit by the early catholic writings as models for
the preservation of the values of the apostolic age in a post-apostolic
church."(S. 37)

Die grundsätzliche Frage nach Mitte und Grenze des Kanons wird
von C. K. Barrett erörtert. Dabei wird Christus als die Mitte der
Schrift bezeichnet: "It is Christ (and, with him, the message of justifi-
cation by faith) that Scripture proclaims, Christ who is the authority
within Scripture who lends authority to Scripture." (S. 16) Damit
wird die berühmte Bestimmung Luthers „was Christum treibt" aufgenommen
und erneut als Kriterium zur Bestimmung der Mitte der
Schrift geltend gemacht.

Die verschiedenen Beiträge dieses gehaltvollen Bandes fügen sich
durch den Bezug auf die Thematik der Mitte der Schrift zu einem