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1984

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 4

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Humanwissenschaftliche und theologische Informationen über die
Situation des alten Menschen bilden den ersten Teil dieses praxisnahen
und gut lesbaren Buches. Es folgen Orientierungen über die in
der BRD vorhandenen sozialen Dienste für alte Menschen und über
einschlägiges Recht. Etwa die Hälfte des Buches enthält Berichte und
Modelle aus der kirchgemeindlichen Praxis: Beispiele für die Zusammenarbeit
sozialer Dienste mit Kirchgemeinden, Besuchsdienste, gemeindliche
Möglichkeiten im Bereich Freizeit und Erholung, Seniorenwerkstätten
, Mitarbeiterzurüstung und Gemeindeveranstaltungen
für, mit und von alten Menschen. Das Buch schließt mit Hinweisen
zum Thema „Alter" im Gottesdienst und Konfirmandenunterricht.

E.W.

Bieritz, Karl-Heinrich: Abendmahlsverständnis und Abendmahlspraxis in
der Gegenwart (ZdZ 1983 S. 35-47).

Bours, Johannes: Da fragte Jesus ihn. Schritte geistlicher Einübung in die
Jesusnachfolge. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1983. 239 S. 8'. geb. DM
25,80.

Frickel, Heinrich: Gemeindepädagogische Aufgaben in der missionarischen
Gemeinde (Die Christenlehre 36, 1983 S. 207-213).

Funke, Dieter: Themenzentrierte Interaktion als praktisch-theologisches
Handlungsmodell. Versuch einer fachspezifischen Rekonstruktion (WzM 35,
1983S. 493-507).

Hampe, Johann Christoph: Sterben ist doch ganz anders. Erfahrungen mit
dem eigenen Tod. Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn (Lizenzausgabe des
Kreuz Verlages, Stuttgart) 1983. 1 70 S. 8" = GTB Siebernstern, 1064. DM 9,80.

Heymel, Michael: Des eigenen Todes gedenken. Die Grabrede als öffentliche
Meditatio Mortis (DtPfröl 83, 1983 S. 534-536).

Josuttis, Manfred: Religion vor Ort. Literatur zur Gemeindearbeit und
Gemeindetheorie(VuF28,1983 S. 62-92).

Kemmer, Alfons: Wir dürfen mit Gott sprechen. Freiburg-Basel-Wien:
Herder 1983. 128 S. kl. 8* = Herderbücherei. 1028. Worauf es ankommt.
DM 6,90.

Knigge, Heinz-Dieter, u. Horst Nitschke [Hrsg.]: Erzählende Kasualreden.
Taufe - Trauung - Bestattung. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
1983. 124 S. 8'. Kart. DM 19,80.

Körtncr, Ulrich H. J.: Die Totensegnung als Problem der Beerdigung. Ein
Beitrag zum evangelischen Verständnis von Segen und Tod (WuD 17, 1983
S. 175-198).

Lätven, Werner: Der Kirchenkreis als Handlungsebenc (Diss. theol. Göttingen
1983).

Lehmann. Karl: Geistlich handeln. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1982.
160 S. 87 Kart. DM 16,80.

Praktische Theologie: Homiletik

Keil, Günther: Feindesliebe. Eine kurze Glaubenslehre in Predigten.
Tübingen: Katzmann 1982. 144 S. 8'. Kart. DM 18.-.

Steiger, Lothar: Erschienen in der Zeit Dogmatik im Kirchenjahr:
Epiphanias und Vorpassion. Kassel: Stauda 1982. 213 S. 8° Kart.
DM 28,-.

Dogmatik in Predigten oder wenigstens an Hand von Predigttexten,
das ist ein für uns überraschendes Vorhaben. Überraschend, weil hier
die Predigt als Vermittlung christlicher Lehre wieder aufgewertet
wird, nachdem vor allem pictistisch-volksmissionarischcs Verständnis
die Lehre mindestens in der Predigt in Verruf gebracht halte: Entscheidungen
sollten fallen, Lebenshilfe soll gegeben werden, nicht
aber dogmatisches (totes) Wissen vermittelt. Beide Autoren räumen
mit dieser falschen Alternative je auf ihre Weise auf.

Günter Keil, indem er „eine Glaubenslehre in Predigten" veröffentlicht
, oder - wie er im Vorwort vorsichtiger formuliert - „ein
Stück neudurchdachter christlicher Botschaft" (12). 24 wirklich gehaltene
Predigten sind thematisch geordnet nach den .Stichworten
(iott, die Botschaft der vier großen christlichen Feste (Weihnachten,
Karfreitag, Ostern, Pfingsten), Freiheit, Nachfolge, Stille und Gebet,

Feindesliebe. Jeder Predigt liegt ein Text zugrunde, obwohl es sich um
Themenpredigten handelt, die dem Bibeltext jeweils „nur einen
Grundgedanken" (13) entnehmen wollen. Die Predigten sind
kurz, überschaubar und verständlich. Man spürt ihnen an. daß sie tatsächlich
auf Kanzeln der BRD gehalten worden sind. Sie bemühen
sich um Nähe zu den Fragen der Zeit. An keiner Stelle sind sie lehrhaft
im Sinne von unpersönlich oder wirklichkeitsfremd. Trotzdem enthalten
sie entsprechend der Aufgabenstellung des Buches eine Glaubenslehre
. Das Stichwort „Feindesliebe" ist als Thema für das ganze
Buch ernst gemeint. In der Botschaft von der Feindesliebe liegt für den
Verfasser „der entscheidende Grundgehalt des christlichen Glaubens"
(11). Sehr viele Predigten laufen am Ende auf den Gedanken der Liebe
hinaus: So etwa, wenn in den Predigten zur Gotteslehre immer wieder
auf die Offenbarung des verborgenen Gottes in der sich hingebenden
Liebe Jesu und im Mitmenschen, der unsere Liebe braucht, hingewiesen
wird. Ganz zu schweigen von den späteren Themen, die ja
ohnehin ein deutliches Übergewicht ethischer Fragestellungen zeigen.
Auch die Predigten zu den großen Festen, in denen man Aussagen zu
Grunddogmen der Kirche erwartet, bewegen sich in ähnlichen Gedankengängen
. Die Weihnachtspredigt über Gal 4 gipfelt in der Aussage
, daß Jesus „unter den Schuld- und Schicksalszwängen dieser
Weif geboren wurde", um uns „die Freiheit zu zeigen" (42). Erst recht
gilt das von der Karfreitagspredigt, wo es ohnehin naheliegt, von der
Feindesliebe Jesu zu sprechen. Zu Ostern ist dann vom „bleibenden
Sinn des Lebens" die Rede, von der „immer wieder auferstehenden
Macht der Wahrheit, die in der Person Jesu aufleuchtet", wie übrigens
einst auch schon bei Sokrates, nur daß die Wahrheit Jesu Gottes ewige
Liebe zeigt, die auch für „Ungerechte und Sünder" offen ist (480- Von
gehaltvollem, sinnvollem Leben wird schließlich auch zu Pfingsten
gepredigt: „Gehalt geben kann unserem Leben nur der Geist, der nach
Wahrheit, nach Gott, fragt. . . Geist haben zu dürfen, geistig tätig sein
zu dürfen, das ist das Geschenk des Geistes. Er schenkt sich selbst."
(55) Besonders typisch für die Theologie Keils sind wohl die beiden
letzten Predigten „zum Grundgedanken selbst", überschrieben „Die
Liebe Gottes zum Kleinsten und die Einheit der Schöpfung" (über
Rom 12,16) und „Die Liebe Gottes" (über Uoh4.16). Da wird das
Heil, die Liebe Gottes, als Einheit der Gegensätze erklärt: Das zeigt
sich am Kreuz Jesu, es macht „anschaubar, daß Kreuz und Auferstehung
, Mißerfolg und Sieg, Leid und Triumph, Tod und Leben, Niedrigkeit
und Größe in der Liebe eins fürs andere zusammengehören"
(133). Das zeigt sich Für den Verfasser aber auch in der Natur, denn:
„Gott ist Liebe, die all die getrennten egoistischen Interessen wieder
zusammenbringt zum einheitlichen Schöpfungsgesang." (138) Bei solchen
Tönen wünschte sich der Rez. denn nun doch neben den Predigten
systematische Begründungen und Argumentationen, um zu erfahren
, warum der Verfasser so Mißverständliches auf der Kanzel gesagt
hat.

Da ist das Buch von L. Steiger aus anderem Stoff gemacht. Erverspricht
weniger: Keine Glaubenslehre, sondern nur den ersten Teil
einer „Dogmatik im Kirchenjahr", behandelnd die Evangelientexte
der Epiphaniaszeit und der drei Sonntage der sogenannten Vorpassion
. (Auf die Episteln wird nur gelegentlich Bezug genommen.) Auch
werden keine fertigen Predigten angeboten, sondern ein Zwischending
von Exegese und Predigt. Steiger nennt es „hermeneutische Auslegung
" (12). Dazu kommen ein ausführliches Vorwort und - wenigstens
zum Epiphaniaskreis - eine hermeneutische und eine dogmatische
Grundlegung sowie ein dogmatisches Nachwort zum Thema
Offenbarung. Auch Steiger will die Trennung von Lehre und Predigt
(didaskein und keryssein) (II) überwinden, nur daß er nicht bis zur
fertigen Predigt fortschreitet. Sein Ziel ist „erbauliche Auslegung von
Lehre" (12). Dabei beruft er sich auf Luther, die altprotestantischc
Orthodoxie und Kierkegaard (11 0- Besonders charakteristisch für
Steigers Buch aber ist, daß er das Kirchenjahr nicht nur als Leitfaden
fürdie Gliederungdcs dogmatischen Stoffes, sondern auch als eine Art
hermeneutischen Schlüssel für dessen Verständnis verwendet. Er
möchte „Lehre und Feier" (9) zusammenschen. Da er ausschließlich