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Ausgabe:

1984

Spalte:

253-256

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Gitay, Yehoshua

Titel/Untertitel:

Prophecy and persuasion 1984

Rezensent:

Conrad, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 4

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neue Schwierigkeiten brachte. Auch manche Freunde und Bekannte
aus der SED, aber auch von der CDU, machten in dieser Zeit einen
Bogen um mich." (218) F. gibt zu, daß er es mitunter auch seinen Zeitgenossen
schwermachte: „Ich hatte die Erfahrung gemacht, daß ich in
manchen Situationen sehr eigenwillig sein konnte. . ." (129) Dankbar
berichtet er von einem Trostbrief, den K. Barth ihm 1963 geschickt
hatte (1430- Ausführlich schildert er ein brüderliches Gespräch mit
Landesbischof Noth (245f). Am Ende seines Buches sagt F.: „Meine
einst so bedrückende Situation in der sächsischen Landeskirche hat
sich im Laufe der Zeit deutlich entkrampft. Die Angriffe ließen nach
und die Mauer der Isolation, die um mich errichtet war, wurde durchlässig
." Doch fühlt er sich noch bei manchem Amtsbruder als der
„rote Feurich" abgestempelt (252). Seine Position umreißt er mit den
Worten: „Für mich gehören Christsein, Sozialismus und Friede zusammen
. Sicherlich habe auch ich meine utopischen Träume vom
.wahren' Sozialismus. Beim Aufbau des Sozialismus geht es aber um
sehr reale Fakten, bei denen sich auch Fehler einschleichen können.
Ich bin nie davor zurückgeschreckt, nach meinem Urteil Fehlerhaftes
zu kritisieren. Ich lasse mich dadurch aber nicht von unserem nun einmal
existierenden Sozialismus trennen, sondern halte zu ihm. Hier ist
die richtige Seite, der Feind steht nach wie vor rechts!" (253) An mancher
Stelle (z. B. im Zusammenhang mit dem Urteil über Theologen
in seiner Umgebung) möchte man bei F. rückfragen; aber ein Gespräch
ist nicht mehr möglich, da F. am 4. 2. 1981 verstarb.

Rostock Gert Haendlcr

Baden, Hans Jürgen: Schritte aus der Einsamkeit. Erfahrungen in unserer
Zeit. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1983. 141 S. kl. 8'= Herderbücherei. 1026.
DM 7,90.

Hünermann, Peter: Technische Gesellschaft und Kirche (Univ. 39. 1983
S. 19-31).

Der religiöse Indifferentismus (Themaheft Concilium 19, 1983. Heft 5):
Sinn nie). Jacques: Die religiöse Gleichgültigkeit der Gegenwart (S. 328-335)-
Kress, Robert: Religiöse Indifferenz: Definition und Kriterien (S. 335-344) -
Spae, Joseph: Religiöse Indifferenz -die japanische Art (S. 344-349)- Weiler,
Anton: Über die Ursachen religiöser Indifferenz (S. 350-361) - Obrist, Willy:
Der religiöse Indifferentismus: Symptom der Mutation des Bewußtseins
(S. 362-369) - Schielte. Heinz Robert: Vorri religiösen Indifferentismus zum
Agnostizismus (S. 370-377) - Geffre, Claude: Das Schicksal des christlichen
Glaubens in einer Welt des Indifferentismus (S. 377-387) - Berten, lgnace:
Männer und Frauen finden den Weg des Glaubens. Die Erfahrung des ,.Seminairc
Cardinal Cardijn" (S. 388-396) - Collet, Jean: Bilder der Gleichgültigkeit
. Gleichgültigkeit gegenüber Bildern. Die audiovisuellen Medien und die
heutige Gleichgültigkeit (S. 396-401) - Gibellini, Rosino: Jenseits des Atheismus
. Ein Dossier des vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubcnden über
die religiöse Gleichgültigkeit (S. 401-405).

Maier, Hans: Katholizismus und Demokratie. Frciburg-Bascl-Wien: Herder
1983. 352 S. 8' = Schriften zu Kirche und Gesellschaft, 1. geb. DM 48,-.

Mathias, Dietmar: Erforscher des alten Israel. Gedenken an Albrccht Alt zu
seinem 100. Geburtstag (Standpunkt 11. 1983 S. 292-293).

Niemöller, Wilhelm +: „Deutschland im Schmelzofen". Erinnerung an Hans
Ehrenbcrg(l883-1958)(JK44.1983S. 596-598).

Salajka, Milan: Christen inmitten des sozialen Lebens. Aus dem gedanklichen
Vermächtnis der CFK (Standpunkt II,1983 S. 164-170).

Schulte, Josef: Zur Frage nach dem Sclbstverständnis der Theologie im Kontext
der Wissenschaften (ThGI 73. 1983 S. 253-263).

Altes Testament

Gitay, Yehoshua: Prophecy and Pcrsuasion. A Study of Isaiah 40-48.
Bonn: Linguistica Biblica 1981. XII. 242 S. 8' = Forum Thcologiae
Linguisticae, 14. Kart. DM 25,-.

Der Vf. der vorliegenden Arbeit' möchte nachweisen, daß der
zweite Teil des Jesajabuches (Jes 40-55) aus einer Reihe größerer

Redeeinheiten besteht, die vom Propheten selbst von vornherein als
solche gestaltet wurden. Er wendet sich damit gegen die formgeschichtliche
Forschung, derzufolge der jetzige Textbestand in eine
Vielzahl kleiner, ursprünglich selbständiger Einheiten zerfällt, die
ihrerseits erst sekundär und oft nur sehr locker zusammengestellt worden
sind. Seiner Meinung nach ist es ein wesentliches Anliegen
Deuterojesajas, die Zuhörer von der von ihm zu überbringenden Botschaft
zu überzeugen. Dem Propheten geht es also um Kommunikation
, und diese erfordert eine entsprechende Rhetorik. Eine solche
aber ist bei dem Formzwang, wie ihn die Formgeschichte voraussetzt,'
nicht möglich. Vielmehr muß angenommen werden, daß der Prophet
mit den von der letzteren eruierten Formen und Schemata sehr frei
umgegangen ist und sie flexibel eingesetzt hat, um rhetorische Wirkungen
zu erzielen. Das bedeutet aber eben, daß er längere Redeeinheiten
gestaltet haben muß, für die nun nicht formgeschichtliche, sondern
rhetorische Kriterien geltend zu machen sind. Diese letzteren
entnimmt erder klassischen Rhetorik, auf die er in einem gesonderten
Kapitel (S. 34—49) genauer eingeht.

Die Arbeit besteht aus zwei Hauptteilen. Der erste enthält außer
dem soeben genannten Kapitel einen Überblick über die derzeitige
Forschungssituation (I. Kapitel, S. 5-33) und eine Skizzierung des
historischen Hintergrundes der Botschaft des Propheten (3. Kapitel,
S. 50-60). Im zweiten Hauptteil erfolgt gesondert in je einem Kapitel
die Analyse der einzelnen Redeeinheiten, wobei sich der Vf. auf
Jes 40—38 beschränkt (S. 61-228). Hinzu kommen eine allgemeine
Einleitung (S. 10, eine Zusammenfassung (S. 229-235) und zwei
Register (S. 236-242). Die Analyse im zweiten Teil wird nach einem
gleichbleibenden Schema vorgenommen: A. The Rhetorical Unit (Bestimmung
und Abgrenzung der Einheit), B. Invention (Argumentationsebenen
: rational, emotional, ethical appeal). C. Organization
(Disposition der Rede), D. Style. Hauptergebnis ist die Unterscheidung
folgender zehn Redeeinheiten: 40,1-11; 40,12-31; 41; 42,1-13;
42,14-43,13;43,14-44,23;44,24-45,13;45,14-46,13;47;48.

Versucht man zu Intention und Verfahrensweise des Vf. Stellung
zu nehmen, dann muß zunächst konstatiert werden, daß seine Kritik
an der formgeschichtlichen Analyse der deuterojesajanischen Texte
nicht unbegründet ist. Schon die Tatsache, daß die als ursprünglicher
Bestand betrachteten kleinen Einheiten in vielen Fällen nicht sicher
voneinander abzugrenzen sind, läßt erkennen, daß nicht alle Probleme
auf rein formgeschichtlichem Wege zu lösen sind. So nimmt ja
auch ein der Formgeschichte durchaus verpflichteter Forscher wie
C. Westermann an, daß sich nur innerhalb der Kapitel 40—44 wirklich
selbständige kleine Einheiten unterscheiden lassen, die übrigen Kapitel
dagegen durchweg aus größeren Kompositionen bestehen, die auf
den Propheten selbst zurückgeführt werden können.' Angesichts dessen
ist das Bemühen des Vf., generell größere Einheiten als ursprünglich
zu erweisen, sehr verständlich. In mehreren Fällen kommt er
auch zu Ergebnissen, die ohne weiteres einleuchten oder zumindest
diskutabel sind. Es sei nur auf seine Behandlung von 40,1-11
(S. 63-80) verwiesen. Darüber hinaus macht er im einzelnen viele sehr
treffende Beobachtungen, vor allem auf stilistischem Gebiet. Die
Frage ist nur, ob seine Kriterien eindeutig und überzeugend genug
sind, um die formgeschichtliehe Analyse grundsätzlich zu korrigieren
und damit weitgehend überflüssig zu machen.

Diese Frage ist auf Grund der vorliegenden Arbeit nicht definitiv zu
beantworten. Dies ist erst dann möglich, wenn auch die Kapitel 49-55
einer entsprechenden Untersuchung unterzogen werden. Erst dann
kann u. a. auch beurteilt werden, ob es berechtigt ist, das Gottes-
kncchtslicd in Kap. 42 als integrierenden Bestandteil einer größeren
Redccinheit (42,1-13) zu betrachten und überhaupt mit den übrigen
Texten auf eine Linie zu stellen. Denn alle anderen Gottesknechtslie-
der finden sich in den Kapiteln 49-55. Die Ergebnisse des Vf. können
daher nur als vorläufige gewertet werden.

Damit ist natürlich noch keine grundsätzliche Kritik ausgesprochen. Eine
solche hängt vielmehr davon ab. ob die erzielten Ergebnisse innerhalb der vom
Vf. abgesteckten Grenzen schlüssig sind und sich daher als geeignet erweisen