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Ausgabe:

1984

Spalte:

234

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Wegner, Uwe

Titel/Untertitel:

Der Hauptmann von Kafarnaum (Mt 7,28a; 8,5-10.13 par Lk 7,1-10) 1984

Rezensent:

Wegner, Uwe

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233

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1983 Nr. 3

234

über denken und was sie möglicherweise von ihnen zu befürchten
hat." (374)

Die gesamte Darstellung zeichnet sich gleichermaßen durch ein
hohes Maß von Unvoreingenommenheit und Vermeidung von
Pauschalisierungen und Generalisierungen wie durch Unerschrok-
kenheit. ja Unerbittlichkeit des Urteils aus. Vf. gebührt Dank und Anerkennung
ebenso wie der Redaktion der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft
, die es trotz der gegenwärtig auch in der Schweiz für
theologische Verlage nicht eben günstigen ökonomischen Situation
fertig bringt, Jahr um Jahr einen Supplementband vom sachlichen
Gewicht des hier vorliegenden zu publizieren. Anerkennung aber
auch der Theologischen Fakultät Luzern, die einmal mehr bewiesen
hat daß sie mit wachem Gespür für die Herausforderungen der Zeit
Dissertationsthemen zu vergeben versteht, die als Klärung und Weg-
weisung wichtige, nützliche Dienste zu leisten imstande sind.

Leipzig Siegfried Krügel

Referate über theologische
Dissertationen in Maschinenschrift

Lee, Sung-Hee: Der ontologische Gottesbeweis von Anselm von Can-
terbury. Ein Vergleich zwischen Karl Barths theologischer Interpretation
und Charles Hartshornes natürlich-philosophischer Interpretation
. Diss. Tübingen 1983. 188 S.

In seinem Buch „Proslogion" hat Anselm von Canterbury Gott als
„aliquid quo nihil maius cogitari potest" (etwas, über dem nichts
Größeres gedacht werden kann) bezeichnet und versucht, von dieser
Bezeichnung ausgehend, die Existenz Gottes zu beweisen. An diesem
Beweis Anselms ist seit Gaunilo von Märmontiers, Thomas von
Aquin, Descartes, Kant und Hegel kritisiert worden, daß Anselm
allein aus einem Begriff „aliquid quo nihil maius cogitari potest", die
Existenz Gottes abgeleitet habe. Gegenüber dieser rein philosophischen
Kritik an Anselms ontologischem Gottesbeweis hat Karl Barth
im Jahre 1931 in seinem Buch „Fides quaerens intellectum" eingewandt
, daß Anselm die Existenz Gottes nicht nur aus einem Begriff,
aliquid quo nihil maius cogitari potest, erschlossen hat, da im Beweis
Anselms der Glaube an die Existenz Gottes vorausgesetzt und also der
Charakter seines Beweises rein theologisch, nämlich offenbarungs-
theologisch sei. Im Jahre 1965 hat der amerikanische, theologisch
interessierte Prozeßphilosoph Charles Hartshorne in seinem Buch
„Anselm's Discovery" den Beweis Anselms neu interpretiert: Er kritisiert
diesen Ansatzpunkt beim Glauben als falschen Ansatzpunkt,
weil seiner Ansicht nach ein solcher Gottesbeweis unter Voraussetzung
der Existenz Gottes nur für die Gläubigen gültig und für sie
schließlich nicht nötig ist. Hartshorne hält den Beweis in Proslogion
Kap. 3 für formal-logisch geführt und behauptet, daß dieser formallogische
Beweisgang in Kap. 3 der eigentliche Beweis ist.

Barth hat richtig gezeigt, daß das Argument Anselms theologischen
Charakter hat, da Anselm in seinem Beweis den Glauben an die
Existenz Gottes vorausgesetzt hat, und da es Anselms Zweck in Proslogion
Kap. 2-4 ist, eben diesen Glauben zu verstehen. Barths
Verbindung von Kap. 2 (als eine Vorstufe zu Kap. 3) mit Kap. 3 (als
den präzisierten Beweis von Kap. 2) stimmt mit der Aussage Anselms
übercin. daß er unum argumentum beweisen will. Dagegen findet sich
in Proslogion Kap. I, daß Anselms Gottesbeweis nicht nur offenbarungstheologischen
Charakter, sondern auch natürlich-theologischen
Charakter hat, da Anselm dort von der geschwärzten imago
Dei redet. Diese geschwärzte imago Dei ist nach Anselm ein Anknüp-
fungspunkl für den Gottesbeweis. Darum hat er in seiner Auseinandersetzung
mit den Ungläubigen die Methode sola ratione. remoto
Christo benutzt. Hartshorne hat zwar richtig gesehen, daß der Beweis
Anselms sich nicht nur an die Gläubigen, sondern auch an die
Ungläubigen richtet, aber er hat das Ziel des Beweises übersehen.
Anselm will seinen Glauben an die Existenz Gottes einsehen, wie er

selber am Anfang von Proslogion Kap. 2 sagt: „quia es sicut credimus,
et hoc es quod credimus." Hartshornes Trennung zwischen Kap. 2 als
falsches Argument und Kap. 3 als wahres Argument widerspricht der
Aussage Anselms im Prooemium, daß er unum argumentum (d. h.
einen Beweisgang mit der Formel aliquid quo nihil maius cogitari
potest) finden will, das allein hinreicht, um zu stützen, daß Gott in
Wirklichkeit existiert und daß er das höchste Gut ist. Im Proslogion
hat Anselm auf zwei Ebenen argumentiert, nämlich in der Grundlegung
auf einer ojfenbarungstheologischen, und methodisch auf einer
natürlich-theologischen Ebene, da sein Argument doppelten apologetischen
Charakter hat: 1. Widerlegung der Ungläubigen durch bloße
Vernunft, 2. Befriedigung der Gläubigen über die Rationalität ihres
Glaubens.

Wegner, Uwe: Der Hauptmann von Kafarnaum (Mt 7,28a; 8,5-10.
parLk 7,1-10). Ein Beitrag zur Q-Forschung. Diss. Tübingen 1983.
660 S.

Die Arbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert. Im ersten Hauptteil
wurde vor allem mit Hilfe von statistischen und stilkritischen Analysen
versucht, die Hauptmannsgeschichte bis hin zu ihrer frühesten,
uns erreichbaren literarischen Fassung zu verfolgen. Dabei stellte
sich heraus, daß der Mt-Text dieser frühesten literarischen Fassung
am nächsten steht. Lk 7,1-10 erwies sich als eine vor-lukanische
Erweiterung der Fassung, die auch Mt als Vorlage gedient hatte.
Weder ließ sich Mt 8,5 ff als Kürzung der Lk-Erzählung deuten, noch
konnten die bei Lk von der Mt-Fassung stark abweichenden Teile
(Lk 7,2-6ab.7a.l0) auf lukanische Redaktion zurückgeführt werden.
Als Kontrollinstanz dieser Ergebnisse diente die Traditionsvariante
der Hauptmannspcrikope in Joh 4,46b-54, deren Analyse und Vergleich
mit den Fassungen des Mt und Lk zu Beginn des ersten Hauptteils
durchgeführt wurde. Abschließend zum ersten Teil der Arbeit
wurde ein Rekonstruktionsversuch der ursprünglichen Erzählung
vorgenommen. Dieser rekonstruierte Text wurde als Grundlage der
Ausführungen im zweiten Teil der Arbeit verwendet.

Der zweite Hauptteil befaßt sich vor allem mit vier Fragekomplexen
: die Zugehörigkeit der Erzählung zur Q-Quelle, ihre formgeschichtliche
Untersuchung, die Einzelanalyse ihres Textes mit einer
theologischen Bewertung und die Frage ihrer Historizität. Obwohl die
Erzählung ursprünglich zur Q-Quelle gehörte, ließen sich von ihr aus
weder die These einer Heidenmission der Q-Gemeinde, noch die
Annahme einer Q-Polemik gegen eine ßetoc dvr/z>-ChristoIogie hinreichend
begründen. Im formgeschichtlichen Teil wurde nach dem
Vergleich der Geschichte mit anderen biblischen und außerbiblischen
Fernheilungen als „Sitz im Leben" die Polemik gegen die Juden
bestimmt. Nach einer anschließenden Einzelanalyse und dem Versuch
einer theologischen Bewertung der Erzählung wurde in einem
abschließenden Teil auf die Frage ihrer Historizität näher eingegangen
. Die gegen die Geschichtlichkeit der Erzählung angeführten
Gründe vermochten nicht zu überzeugen. Zahlreiche Indizien
sprachen vielmehr dafür, daß sowohl die Heilung als auch das
Gespräch - unbeschadet späterer kerygmatischer Ausformung - in
ihrem Kern auf ein Geschehen im Leben Jesu zurückgehen. Die
Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung, in der die Hauptergebnisse
nochmals kurz dargelegt werden.

Von Personen

Eva Oßwald zum 60. Geburtstag
am 8. März 1984

Sehr verehrte Frau Kollegin,

die Sektion Theologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena gratuliert
Ihnen zu Ihrem 60. Geburtstag und blickt zusammen mit Ihnen