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Ausgabe:

1983

Spalte:

130-133

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Bühler, Pierre

Titel/Untertitel:

Kreuz und Eschatologie 1983

Rezensent:

Kreck, Walter

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 2

130

Band, in dem sie zu finden ist, über den Künstler und die Veranlassung
seines Werkes keinen Aufschluß.

Eingeleitet wird jener erste Band durch Harnacks Antrittsrede in
der Berliner Akademie und die Erwiderung Theodor Mommsens in
seiner Eigenschaft als Klassensekretar, beides aus dem Jahre 1890; das
genaue Datum wird leider nicht angegeben. Den Abschluß des zweiten
Bandes bildet die Gedächtnisrede, die Harnacks Amtsnachfolger
im Berliner Universitätslehramt, Hans Lietzmann, hielt. Durch diese
Texte werden Harnacks literarische Äußerungen, soweit sie in den
Abhandlungen und Sitzungsberichten der Berliner Akademie ihren
Niederschlag fanden, wirkungsvoll umklammert.

Harnack hat sich wie nur wenige andere ihrer Mitglieder in ausgiebigstem
Maße der Schriften der Akademie zur Publikation neuester
Forschungsergebnisse bedient. Abgesehen von den bereits genannten
Reden hat der Herausgeber in die beiden Bände 84 Abhandlungen
aufgenommen, wobei freilich einige wenige Texte, die nicht zum
Thema Alte Kirche gehören, besser weggeblieben wären (Band 1
S. 41 I ff und 421 ff zur Zweihundertjahrfeier der Akademie, Band 2
S. 67ff und 259ff gleichfalls zur Akademiegeschichte). Daß sich in
einem so umfänglichen Oeuvre auch manches findet, das heute überholt
ist, bedarf keines Wortes der Begründung; im ganzen jedoch besteht
die Äußerung des Althistorikers Alfred Heuß zu Recht, daß die Arbeiten
Harnacks einen Glanz besitzen, gegen den keine der Studien, die
sich sonst mit dem Römischen Reich befassen, aufkommen kann'.

Berlin Johannes Irmscher

' Alfred Hcuß. Römische Geschichte, Braunschweig41960, S. 526.

Blazquez Martini'/ Jose Maria: La Religion lndigena. Origen del Cristia-
nismo Hispano - El Cristianismo durante el Siglo IV (Espana Romana - Histo-
ria de Espana menedez pidal, hrsg. von J. M. JoverZamora, Bd. 11.2. Madrid:
Espasa-Calpew 1982. S. 261-321.415-447.449^*83).

-: Prisciliano, Introductor del Ascetismo en Hispania. Las fuentes. Estudiode
la investigaeiön moderna (I Concilio Caesaraugustano. Zaragoza: CSIC 1980.
S. 65-121).

Collins, Richard: Beobachtungen zu Form. Sprache und Publikum der Prosabiographien
des Venantius Fortunatus in der Hagiographie des römischen Gallien
(ZKG 92,1981 S. 16-38).

Kstudios Patristicos. Santiago de Chile: Facultad de Teologia, Facultad de
Filosofia, PontificiaUniversidadCatolica de Chile 1982.91 S. gr. 8V

Ferch, Arthur J.: Porphyry: An heir to Christian Exegesis? (ZNW 73, 1982
S. 141-147).

Garnett. Shcrman: The Christian young and the secular world: St Basil's let-
tcronpaganliterature(GOTR26, 1981 S. 211-223).

Harnack, Adolf: Militia Christi. The Christian Religion and the Military in
the First Three Ccnturies. Transl. and Introduced by D. M. Gracie. Philadelphia
: Fortrcss Press 1981. 112 S. 8*. Lw,$ 13.95.

Lippold. Adolf: Bischof Ossius von Cordova und Konstantin der Große
(ZKG 92,1981 S. 1-15).

McKibbcns, Thomas R.: The Exegesis ofJohn Chrysostom: Homilies on the
Gospel (ET 93,1982 S. 264-270).

Roldanus, J.: De vroege kerk en de militaire dienst - ecn interpretaticroutc
(kerkentheologie33,1982S. 182-202).

Tetz, Martin: Athanasius und die Vita Antonii. Literarische und theologische
Relationen (ZNW 73,1982S. 1-30).

Systematische Theologie:
Allgemeines

Wischmeyer, Wolfgang [Hrsg.]: Griechische und lateinische Inschriften
zur Sozialgeschichte der Alten Kirche. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn 1982. 103 S. 8° = Texte zur Kirchen- und
Theologiegeschichte, 28. Kart. DM 28,-.

Der Band beginnt mit einem'Überblick über sozialgeschichtliche
Forschungen im Rahmen der alten Kirchengeschichte. Diesen Arbeiten
ist „letztendlich eines gemeinsam: das Bemühen, durch Interpretation
der verschiedenen Quellenbereiche zu einer Soziographie der
Christen aus der Zeit der Alten Kirche zu gelangen, also zu einer
Beschreibung der sozialen Position und des sozialen Verhaltens der
Christen der ersten Jahrhunderte" (7). Nach Wischmeyer hat das
Christentum zunächst keine eigene Ethik hervorgebracht, es kam vielmehr
zu einer „Integration in das vorhandene Sozialgefüge" (9), - und
das nicht erst seit Konstantin. In diesem Zusammenhang steht „das
weite Feld christlicher Liebestätigkeit von der Armen- und Krankenpflege
bis zur Totenfürsorge". Grundsätzlich wurden aber die bestehenden
Ordnungen relativiert, weil die Christen „die politisch-
soziale Ordnung des römischen Reiches nicht als Heilsordnung"
annahmen (9).

Die Quellen sind verstreut. „Über dem Versuch, selbständige Corpora
der christlichen Inschriften herauszubringen, schwebte ein
Unstern" (17). Ein Überblick über regionale Sammlungen ist aufschlußreich
(18-20). „Ältere Schätzungen gingen von etwa 50 000
christlichen Inschriften aus. Wir müssen heute mit einem Vielfachen
dieser Zahl rechnen, wovon der bei weitem größte Teil Grabinschriften
sind" (21). Sie sind Quellen Für eine christliche Volksreligion
, in der „Elemente aus Antike und Christentum wiederum eine
ganz eigene Mischung eingegangen sind" (22). Die hier abgedruckten
65 Texte wollen möglichst vielfältige Gesichtspunkte bringen und
..eine Anregung sein, die soziale Dimensionen der Kirche und der
sogenannten Spätantike" weiter zu verfolgen (29). Schon die Standesund
Berufsbezeichnungen können aufschlußreich sein. Den Texten
folgen ausführliche Register (85-103). Zu jedem Quellenstück wird
ein umfangreicher Apparat mit Erklärungen und Literatur geboten.

G. H.

Kühler, Pierre: Kreuz und Eschatologie. Eine Auseinandersetzung mit
der politischen Theologie, im Anschluß an Luthers theologia cru-
cis. Tübingen: Mohr 1981. XII, 435 S. gr. 8° = Hermeneutische
Untersuchungen zur Theologie, l7.Lw. DM 128,-.

In dieser Züricher Dissertation geht es, wie der Untertitel zeigt, um
die Auseinandersetzung mit einer politischen Theologie, für die Jürgen
Moltmann als Repräsentant gewählt wird. Der entscheidende
Einwand gegen sie lautet: Hier sei die rechte Beziehung zwischen
Kreuz und Eschatologie verfehlt, da das Kreuz einer futurischen
Eschatologie ein- und untergeordnet werde, die das Eschaton durch
ein zeichenhaftes weltveränderndes Verhalten antizipiere und das
Kreuz entschärfe. Diese im 1. Kapitel entfaltete These wird im 2.
durch eine Analyse der theologia crucis Luthers untermauert, die im
Gegensatz zu jeder theologia gloriae alle Eschatologie im Kreuz zentriert
, gegenüber jeder geschichtlichen Vorwegnahme des Eschatons
seine bleibende Externität betont und es nur je dem Einzelnen in paradoxer
Erfahrung begegnen läßt. In einem 3. Kapitel wird in Konsequenz
der bei Luther gefundenen Grundentscheidungen der Gegensatz
zwischen solcher theologia crucis und einer - vom Neomarxismus
beeinflußten - theologia bzw. eschatologia gloriae scharf herausgearbeitet
. Ich zeichne den Argumentationsgang in groben Umrissen
nach:

Politische Theologie, deren Anliegen, sich mit der politischen Realität
theologisch auseinanderzusetzen, prinzipiell gewürdigt wird,
steht in der Gefahr, das Politische als umfassende Kategorie der theologischen
Arbeit anzusehen und alle Wirklichkeit auf diesen Aspekt
zu verkürzen. Für die Theologie sei vielmehr die Kategorie des Einzelnen
der Schnittpunkt aller Wirklichkeit - des Einzelnen, der coram
Deo gesehen wird -, während politische Theologie das ontologische
Grundproblem verfehle mit der Behauptung der Priorität sozialpolitischer
Bezüge. Charakteristisch für den hier angesprochenen Typus
politischer Theologie sei ein Verständnis des Eschatologischen im
Sinne eines geschichtsimmanenten Prinzips. Eine verhängnisvolle
begriffliche Äquivokation zeige die Verwechslung von Gesellschafts-
veränderung und Heilserwartung an. Während das verheißene Reich