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1983

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 1

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zum Nachdenken über Arbeitslosigkeit als sozialethisches Problem
heraus. Dem schließt sich ein Kapitel über die sozialethische Problematik
des Arbeitskampfes an, eines über Humanisierung der Arbeit.
Führungsstil, -techniken und -modelle geben weitere Themenstellungen
ab. Theologisch hängt für Kramer alles davon ab, daß Arbeit
mandatum Gottes ist und nach biblischem Verständnis eine Selbstverständlichkeit
(125, These 3, vgl. 28). Damit werden zugleich theologische
Ableitungen der menschlichen Arbeit aus der Arbeit Gottes
oder aus der Gottebenbildlichkeit des Menschen abgelehnt.

M. P.

Gin dringender Appell des Europäischen Sekretariats der Weltkonferenz der
Religionen für den Frieden (WCRP) zur 2. Sondergeneralversammlung der UN
über Abrüstung: 7. 6.-9. 7. 1982: Mehr Sicherheit durch Abrüstung (WuA[M]
23,1982 S. 95-96).

Beraudy, Roger: Lc mariage des chretiens. Etüde historiquc (NRTh 114,
1982 S. 50-69).

Bleistein, Roman: Wertwandel oder Wertzerfall (StZ 107, 1982 S. 363-372).

Bondolfi, Alberto: Autonomie ou theonomie: une alternative pour la morale
chretienne? Presentation et evaluation du debat en cours entre moralistcs de
langueallemande(RSR 70, 1982S. 161-180).

Carrier, Herve: Chiesa, cultura e sviluppo (ür. 62, 1981 S. 661-679).

Coste, Rene: Le developpement de la pensee sociale de l'Eglise depuis
„Rerumnovarum"(NRTh 114, 1982 S. 321-345).

Eiff, August Wilhelm von: Schutz des Lebens und personale Würde des Menschen
als Grundlage derGeburtenkontrolle(StZ 107, 1982 S. 507-520).

Engelhardt, Paulus: Das Friedenszeugnis der Bibel zwischen Katastrophenangst
und Hoffnung (WuA[M] 23, 1982 S. 65-71).

Ermecke, Gustav: Zur moraltheologischen Grund- und Schlüsselfrage: Woher
stammen die sittlichen Normen? Die Seins-Ordnung als Grundlage der
Handlungs-Ordnung und der mit jener sachlich identischen Wert-Ordnung und
so Grundlage der sittlichen Ordnung (ThGL 72, 1982 S. 1-13).

Exeler, Adolf: In Gottes Freiheit leben. Die Zehn Gebote. Freiburg-Basel-
Wien: Herder 1981.208 S. 8'. Kart. DM 18,60.

Faller, Hans Joachim: Recht und Gerechtigkeit in einer pluralistischen Gesellschaft
(StZ 107, 1982S. 385-397).

Fritzsche, Helmut: Zur Nacharbeit von Boston (I). Über Kooperation von
Wissenschaft und Theologie (2) (Standpunkt 10, 1982 S. 213-215).

Fruchon, Pierre: Sur la diversite et Puniversalite des moralcs (RSR 70, 1982
S. 181-194).

Hendriks, N.: La contraception artificielle. Conflit de devoirs ou acte ä
doubleeffet(NRTh 114, I982S. 396-414).

Praktische Theologie: Homiletik

Schütz, Werner: Probleme der Predigt. Göttingen: Klotz 1981. 267 S.
8° = Dienst am Wort, 41. Kart. DM 24,-.

In seinem Vortrag „Not und Verheißung der christlichen Verkündigung
" (1922) wollte Karl Barth seine theologische Arbeit als Antwort
auf die Frage verstanden wissen: „Was heißt predigen?", und
zwar in der Zuspitzung, die für die Homiletik der Folgezeit richtungweisend
wurde: „nicht: wie macht man das? sondern: wie kann man
das?". Wer es heute unternimmt, über Probleme der Predigt zu schreiben
, der muß gerade beide Fragen aufgreifen; denn es ist die Eigenart
der Homiletik, daß sie als theologische Disziplin offen ist zur Dogma-
tik, und daß sie als praktische Wissenschaft das Gebiet der Rhetorik
betritt, verstanden als Erblasserin der modernen Sprach- und Kommuni
kationswissenschaften-

W. Schütz, em. Ordinarius für Praktische Theologie in Münster,
sieht sich durch die gegenwärtige Lage herausgefordert: „Noch nie hat
es in der Kirche um die Redekunst so schlimm gestanden wie heute"
(223). „Wer oft an fremden Orten Predigten hört, versteht das Seufzen
über soviel willkürliche Auslegung und lebensfremde Abstraktheit,
über die endlosen Banalitäten, Platitüden und Trivialitäten, die einem
da über den Weg laufen" (21). Er selbst blickt auf eine über fünfzigjährige
Predigttätigkeit auf verschiedenen Kanzeln zurück und er
schöpft aus reicher Kenntnis homiletischer Theorien, insbesondere
der Predigtgeschichte (vgl. W. Schütz, Geschichte der christlichen
Predigt, Sammlung Göschen, 1972). Schütz weiß, daß es nicht genügt,
„Ratschläge zu formulieren und Rezepte zu sammeln", „weil die
eigentliche Not des Predigers gerade im Grundsätzlichen liegt und
nicht allein im Praktisch-Methodischen" (15). Gleichwohl schreibt er
in guter pastoraltheologischer Tradition „ex abundantia mentis et
cordis" und befragt die verschiedenen Theorien auf ihre Praktikabilität
und „Lebensrelevanz" hin. „Sprachphilosophische, struktura-
listische und linguistische Probleme haben einen sehr hohen Grad von
Abstraktheit, geringer ist ihr konkreter und praktischer Ertrag für die
sprachliche Gestaltung und Ausformung einer Rede" (231). Solch erfrischend
-respektloser Umgang mit Theorien will den Prediger gerade
ermutigen, sich mit ihren Fragestellungen und Erträgen für die homiletische
Arbeit zu befassen, um sein handwerkliches Können zu verbessern
. „Die Predigt ist auch ein Handwerk gerade dann, wenn sie
mehr ist als ein Handwerk. Predigen heißt eine theologische Verantwortung
übernehmen, die immer wieder neu reflektiert und persönlich
wahrgenommen werden muß, solange einer predigt" (251).

Im freien Anschluß an die kommunikationstheoretische Formel
(mit alter rhetorischer Tradition): „Who - says - what - in which
Channel - with what effect?" (Lasswell, 29) ordnet Schütz die von ihm
behandelten Predigtproblcme in 13 Kapitel, ohne dabei wesentlich
über den klassischen Kanon homiletischer Faktoren hinauszugelan-
gen: „Die Herausforderung der Lage" (I), „Der Gottesdienst als Ort
der christlichen Predigt" (II), „Die Predigt als Kommunikationsvorgang
" (III), „Die Predigt als Verkündigung" (IV), „Die Persönlichkeit
des Predigers und die Predigt" (V), „Die Predigt und die Heilige
Schrift" (VI), „Der Verbindlichkeitsanspruch des Textes bei verschiedenen
Textgattungen" (VII), „Vom exegetischen Skopus zur Predigtthematik
" (VIII), „Der Predigtzweck und die Zwecke der Predigt"
(IX), „Das Problem der Predigttypologien" (X), „Differenzierung der
Predigtthematik durch das Kirchenjahr" (XI), „Der Hörer der Predigt
" (XII) und „Form und Gestaltung der Predigt" (XIII).

Überall, wo in der Homiletik übersteigerte Ansprüche durch Theologie
oder Empirie erhoben werden, ist Schütz um Ausgleich ohne
fälsche Ermäßigung bemüht. „Es gibt auch empirische Anforderungen
an den Prediger, die weit überzogen sind, und nicht nur allzu steile
theologische Ansprüche!" (179)- wenn etwa gefordert wird, jede Predigt
müsse eine Kasualrede sein, was ihre Situationsbezogenheit anlangt
. Bei aller Vermittlung verliert Schütz' eigenes theologisches Urteil
nicht an Deutlichkeit, wie seine Stellungnahme zu dem vielerörterten
Problem des Verhältnisses von Kerygma und Situation
zeigt: „Nicht die Situation verändert in der Predigt die Sache, aber
diese göttliche Sache mit ihrer umstürzenden Kraft ändert jede
menschliche Situation von Grund auf. An diesem Satz entscheidet
sich, ob christliche Predigt christliche Predigt bleibt oder nicht"
(1880-

Mit Recht wendet sich Schütz gegen jede bloß mechanisch angewandte
Methode sowohl bei der Predigtvorbercitung („Meditation ist
nicht methodisierbar", 103) als auch bei der Prcdigtgestaltung (Predigt
„hat viele Ziele, die in eine Methodik und Didaktik des Unterrichts
nicht eingehen", 216). Aber an der Stelle scheint er mir doch
einer falschen Alternative zu erliegen, wo er bei dem Konzept der
„Predigt als Lernprozeß" die Gefahr eines Formalismus sieht und
dagegen schreibt: „Die Predigt will nicht Probleme lösen und einen
Lernprozeß durchführen, hoffentlich nicht! Sie will in den Glauben
rufen und Leben austeilen" (215).

Mit Nachdruck verficht Schütz den Charakter der Predigt als Rede
im Unterschied zur „Schreibe" (F. Th. Vischcr). Was literarisch fehlerhaft
ist, kann „eher Güte- und Echtheitszeichen der lebendigen
Rede" sein (235), wenn es nur Ausdruck von Frische und Unmittelbarkeit
ist.

Haan Henning Thcurich