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1983

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817

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 11

818

R. Hermann, Gesammelte Studien . . .,S. 156.

45 Z. B. Studien zur Theologie Luthers, S. 234IE

46 Vgl. H. Beintker a.a.O.

4' H. J. Iwand: Rechtfertigungslehre und Christusglaube. München 1961 =
Theologische Bücherei. Neudrucke und Berichte aus dem 20. Jahrhundert
14.

48 Vgl. dazu: Zwischen Barth und Luther, in: Hans Joachim Iwand: Briefe,
Vorträge, Predigtmeditationen. Eine Auswahl, hrsg. von Peter-Paul Sänger.
Berlin 1979, S. 220-224.

4' H. J. Iwand: Luthers Theologie. München 1974 = Nachgelassene Werke
Band 5.

50 G. Ebeling: Luther. Einführung in sein Denken. Tübingen 1964, S. 17.

51 Ebeling veranschaulicht dies an Luthers Verhalten im Jahre 1522
(S. 65fl).

52 Luther kann auch als ein „auf ein Einziges gesammelter Denker"
bezeichnet werden (S. 247).

55 Diese Bestimmung kann gleichgesetzt werden mit der „Theologie des
Kreuzes" und mit der „wahren Gotteserkenntnis in Jesus Christus" (269ff).

M Ausführlich hat sich Ebeling zu Luthers Relation Gott - Glaube geäußert
in seinem Aufsatz: „Was heißt einen Gott haben oder was ist Gott?" (Wort und
Glaube. Zweiter Band. Tübingen 1969, S. 287-304). -

55 J. Rogge schrieb aus Anlaß der Besprechung des Berichtsbandes über den
V. Internationalen Lutherkongreß (1977): „Der Gewinn des Kongresses besteht
offenbar nicht in dem großen Fund eines gemeinsamen Lutherverständnisses.
Das ist angesichts der Forschungslage auch gar nicht zu erwarten. Problemanzeigen
sind deutlicher geworden, Akzente und Trends schärfer herausgetreten
..." (LuJ 49,1982, S. 148).

56 Als ein Beispiel für die umfangreiche katholische Luther-Interpretation,
die wir (s. o.) ebensowenig berücksichtigen konnten wie die Ansätze orthodoxer
Interpreten, sei A. Brandenburgs Feststellung auf dem V. Internationalen
Lutherkongreß erwähnt: „Nun also sehen wir Luther heute mit. .. seinem
Evangelium, von der immanenten Entwicklung der Geschichte bewirkt, in
Beziehung zur katholischen Kirche treten"; aber: „Luther ist in der katholischen
Kirche kein Kirchenlehrer" (Luther und die Theologie der Gegenwart.
Referate und Berichte des V: Internationalen Lutherkongresses. Göttingen
1980, S. 98 ff).

Allgemeines

Rogge, Joachim, u. Gottfried Schille [Hrsg.]: Themen Luthers als Fragen
der Kirche heute. Beiträge zur gegenwärtigen Lutherforschung.
Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1982. 188 S. gr. 8°. Kart. M 15,-;
Ausland 19,-.

In der Flut der Veröffentlichungen zum Lutherjubiläum gibt es relativ
wenig, was Luther direkt mit der Gegenwart ins Gespräch bringt.
Außerhalb von Kirche und Theologie wird diese Möglichkeit oft sogar
definitiv ausgeschlossen. Dagegen geht es dem vorliegenden Band
„um die Aktualität und die Aktualisierung reformatorischer Überlegungen
". Praxisbezogene Themen stehen im Vordergrund. Das hat
gewiß seinen Reiz, wiewohl der konzentrierte Dialog mit Luthers fundamentalen
Aussagen mindestens ebenso angebracht sein dürfte. Die
Herstellung des Kontakts erfolgt auf unterschiedliche Weise und mit
wechselndem Erfolg.

Rudolf Mau handelt sehr gediegen von „Beruf und Berufung bei
Luther". Die Wortgeschichte, der Ansatz in der Rechtfertigungslehre,
die Bewertung, die Praxis in der Liebe, die anthropologische Bedeutung
usw. werden vorgeführt. Luther erscheint als hilfreicher Partner
bei der heutigen spannungsreichen Beurteilung des Berufs.

Das Thema ..Die vernunftbezogene Welt" ist schon an sich aktuell,
auch wenn von Martin Se i 1s die Bezüge zur Gegenwart nicht eigens
thematisiert werden. Hervorgehoben werden der Mensch als Bezugspunkt
der Schöpfung und die Bedeutung der personalen Strukturen.
Die Einordnung der Vernunft fällt insgesamt sehr positiv aus: Die
Welt ist vernunftbezogen und dementsprechend geht der Gerechtfertigte
vernünftig mit der Welt um.

Der Beitrag von Horst Beintker über „Weisheit des Fleisches und
Weisheit des Geistes" reflektiert eigenwillig einen zentralen Abschnitt
aus Luthers Römerbriefvorlesung (Kap. 4). Nicht ganz von ungefähr
verbleibt er damit weithin im Rahmen der Genese von Luthers
Theologie.

„Die Aktualität derZwei-Rciche-Lehre Luthers" bedenkt Gottfried
Forck im Gegenüber zu einer Theologie der Befreiung (Bonino).
Die Fchlinterpretationcn des 19. und 20. Jahrhunderts werden dabei
nicht verschwiegen. Demgegenüber werden die Ansätze Luthers zu
einer Kritik öffentlicher Verhältnisse hervorgehoben bis hin zu seiner
Bejahung des Widerstandsrechts. Möglicherweise ist dabei Luther
doch zu stark gegenwärtigen Anforderungen angepaßt. Grundsätzlich
bleibt der Vf. jedoch bei der Zwei-Rciche-Lehre als unerläßlicher
Ortsbestimmung. In der Tat ließen sich von ihr her noch differenziertere
und provozierendere Impulse zur politischen Ethik gewinnen.

Ein zweiter Aufsatz von Rudolf Mau geht der „Problematik"
kirchlichen Rechts in „reformatorischer Sicht" nach. Aus Luthers
Konflikt mit dem kanonischen Recht resultierte seine Beschränkung

auf das Nötigste bei der Entwicklung neuer kirchlicher Regelungen.
An solchen ist problematischerweise die Obrigkeit mitbeteiligt. Das
wird mit dem Vorgehen Zwingiis und Calvins kontrastiert. Zu einer zu
erwartenden Reflexion über Luthers Anstöße für das gegenwärtige
Kirchenrecht kommt es nicht.

Ein heißes Eisen greift Ernst-Rüdiger Kiesow mit „Zölibat und
Pfarrerehe im Zeichen der Kirchenzucht oder der Seelsorge?" auf. Es
geht um zwei schwierige Probleme der katholischen bzw. evangelischen
Kirche. Die Forderung der Unterscheidung zwischen Seelsorge
und Amtszucht in der Praxis der Kirchenleitungen leuchtet ein.
Merkwürdig blaß bleiben allerdings die theologischen Aussagen über
die Ehe und ihre Untrcnnbarkeit. Ergeht nicht auch von Luther her
auf diesem Gebiet ein Bußruf an die Kirche und nicht zuletzt an deren
Amtsträger, über deren weltkonformes Verhalten man sich schon gar
nicht mehr aufregt? Haben die Pastoraltheologie und Theologenausbildung
den Ernst der Frage begriffen?

Die Ausführungen von Wolfgang Rochier über „Die Confessio
Augustana als historisches und theologisches Dokument: einige
Gesichtspunkte zum Problem einer .evangelischen Katholizität'"
führen das ökumenische Gespräch über das Augsburger Bekenntnis
fort. In diesem Zusammenhang spielt das Verhältnis der CA zur lutherischen
Theologie eine Rolle. Evangelische Katholizität meint eine
Ausrichtung auf die gemeinchristliche Überlieferung, die u. U. reformatorisch
akzentuiert sein k^nn. Das Anliegen der Reformation soll
in einer konziliaren Gemeinschaft in die Lehrverkündigung der
ganzen Kirche einmünden. Diese Tendenz kann sich in manchem auf
die CA stützen. Problematisch erscheint allerdings, daß wieder einmal
die F^kklesiologie das Maß der Lehre sein soll.

HclmarJunghans führt sehr sachlich „Übereinstimmungen und
Unterschiede der .Konkordienformel' von 1577 und der .Lcuenbergcr
Konkordie' von 1973" vor. Verglichen werden die Entstehungsgeschichte
, die Art der Übereinkunft, die Einführung und die Antwort
der beiden Konkordien. Im Vollzug wird die alte Bekenntnisschrift in
manchem relativiert, so daß sich herausstellt, daß die neue Konkordie
durchaus den Vergleich aushalten kann. Der Kirchenhistoriker bietet
hiereine gute Hilfe im Umgang mit der Tradition.

Der ehemalige Direktor der Sternwarte in Berlin-Treptow, Dietrich
Wattcnbcrg, behandelt aus wissenschaftshistorischer Sicht das
Thema Luther und die Astronomie. Besonders wertvoll sind die Ausführungen
über die Behandlung der Astronomie an der Wittenberger
Universität. Weder bei Luther noch bei dessen Mitarbeitern fand die
heliozentrische Lehre des Kopernikus einen dauernden Widerhall,
und dabei bleibt es während des 16. Jahrhunderts.

Den Hintergründen und Herausforderungen der „Lutherehrung in
der DDR" geht Christoph Demke nach. Gert Haendler schließlich
listet „Die Bedeutung Martin Luthers auf den Konferenzen der Hochschultheologen
der Ostseeländer 1961-1980" auf.