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Ausgabe:

1983

Spalte:

801-817

Autor/Hrsg.:

Amberg, Ernst-Heinz

Titel/Untertitel:

Luther in der Theologie des 20. Jahrhunderts 1983

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 11

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hat, als er die Bibel übersetzte. Für seine Bibelsprachc formte der Reformator 52 Konst. über die Heilige Liturgie. Nr. 36. 54; abgedruckt in: Einheit im

vielmehr eine eigene, gehobene Sprache, mit dem Ziel, von Oberdeutschen Wort(s. Anm. 2). 115.

ebenso verstanden zu werden wie von Niederdeutsch Sprechenden". " Konst. über die Göttliche Offenbarung, Nr. 22; abgedruckt a. Anm. 32

17 ClemenlV, 183 (=WA 302.636). a.O.,114.

18 A. a. O. 14 O. Knoch hat auch, zusammen mit J. ü. Plöger, die beiden Berichtsbände
" A.a.O., 184(=WA30637). über die Entstehung und Präsentation der ,,Einheitsübersetzung" herausgc-

A. a. O. geben, vgl. oben Anm. 2.

21 Im übrigen begründet er im Anschluß an die sprachlichen Erörterungen 15 Vgl. dazuO. Knoch in: „Brannte uns nicht das Herz?"(s. Anm. 2), 55.
ausführlich und eigentlich entscheidend theologisch seine Übersetzung von 34 „Brannte uns nicht das Herz?" (s. Anm. 2), 58.

Rom 3,_28,Clemen IV, 187-190 (= WA 302,640-643). 17 Einen Bericht darübergibt O. Nüssler, Die Sprachpflegcr und die Bibel, in:

22 A.'a. O., 184f(= WA 302.637). Einheit im Wort (s. Anm. 2). 84-91.

23 Sie nimmt offenbar ein Sprichwort auf; es ist nachgewiesen im Oberrheini- '* Vgl. dazu F.Hahn, Die Loccumer Richtlinien, ThLZ 101. 1976
sehen; vgl. H. Haupt, Oberrheinische Sprichwörter und redensarten des aus- Sp. 404-410.

gehenden 15. jahrhunderts, Zeitschrift für Deutsche Philologie 29. 1897, 110 " Vgl. dazu in: Einheit im Wort (s. Anm. 2), 64f.

(unter Nr. 9): „Als der gemein spruch: Was daz herz ze voll ist, louf de'r munt 40 sie ist vollständig veröffentlicht in: Einheit im Wort (s. Anm. 2). 142-146;

über." die Namen auch im Anhang der Bibelausgabe.

24 A. a. O., 185 (= WA 302, 638). 4i Vg| Ju diescn Vorgängen auch O. Knoch. „Auch mit dem Verstand Gott
" A. a. O.. 187 (= WA 30 640). preisen" (I Kor 14.15). in: Einheit im Wort (s. Anm. 2), 43f (sowohl in der
2" So K.-A. Odin in der FAZ vom 16. 11. 1976, nach W. Klaiber. Zwischen Überschrift des Artikels als auch im Inhaltsverzeichnis fälschlich als Stellenallen
Stühlen?, in: Verrat an Luther?(s. Anm. I). 20. angabe 2Kor |4J5";S. 17 übrigens falsch zitiert als „Auch mit dem Verstand

27 Vgl. W. Klaiber, a. Anm. 26 a. O., 22; schon E. Hirsch, a. Anm. 7 a. O., qo11 |0ben")

106f, zeigt überzeugend in einer Gegenüberstellung von Eph 3,14-19 und »i Vgl. zu diesen Fragen j. Scharbert. Zur Übersetzung des Alten Testaments,

einem etwa gle.chlangen Satz aus der „Vermahnung zum Frieden" (1525) die in: Einheit im Wort (s. Anm. 2), 38fmit Anm. 10.
Besonderheit von Luthers Bibcldeutsch hinsichtlich der Voranstellung des
Verbs (Bibeltext 10 Voranstellungen, eine Endstellung; profaner Text: eine
Voranstellung, 11 Endstellungcn).

2« ■- , , , D ,, , . , ■ , . Die Übersetzung dort treilich („man zündet nicht ein Licht an und stülpt

Entsprechend z. B. U. Wilckens: „ohne Ihn entstanden ist nichts von dem, .... . .

4 Vgl. G. Bornkamm. Paulinische Anakoluthe im Römerbrief. Das Ende des
Gesetzes(BEvTh 16). 5. A. München 1966,76-92.

was besteht".

ein Gefäß darüber") ist auch nicht als voll gelungen zu bezeichnen.

Vorangegangen war schon die „Gute Nachricht": „4Allcn Geschöpfen gab Uberraschend ist aber, daß die Frage der Zugehörigkeit von 16.25-27 zum

er das Leben" ' Rom gar nicht gestellt wird, auch nicht in der Anmerkung zu diesen Versen.

" So R. Mahoney, EWNT II. 1981, 190. Auch das Greek New Testament Vorrede zum Eph 1545.

zeigtmitderSigelB"somedegrecofdoubt"an. 47 Vorrede zum Rom 1545, Anfang.

"Vgl. die Besprechung durch G. Delling in ThLZ 100. 1975, 4* Vorrede zum Rom 1545, Schluß.

Sp. 353-356. " So die Einleitung der „Einheitsubersetzung" zu den Psalmen.

Luther in der Theologie des 20. Jahrhunderts*

«

Beispiele theologischer Luther-Interpretation
Von Ernst-Heinz Amberg, Leipzig

I. Das vorliegende Thema scheint als solches unkompliziert zu Überblick4 zu dem Resultat: „Die entscheidenden Absichten Luthers
sein; Probleme sind wohl allenfalls hinsichtlich seiner Durchführung werden in der gegenwärtigen evangelisch sich nennenden systema-
im Rahmen eines zeitlich begrenzten Referats zu erwarten. Doch der tischen Theologie nicht mehr aufgenommen." B. konstatiert einen
Schein trügt offenbar. Anders sind bestimmte Bemerkungen nicht zu „scharfen Gegensatz" zwischen Luther und dieser Theologie. Das
verstehen, die gerade in jüngster Zeit von einer Luther-Fremdheit der „Handbuch Systematischer Theologie"5 hingegen nimmt Luther in je
Theologie sprechen (W. von Locwenich 1979; früher schon in ähn- nach Autor differenzierter Weise auf, so daß es schon Kritik erfuhr
lichem Sinne G. Ebcling, der von „Luther-Vergessenheit" und E. Jün- wegen zu starker Berücksichtigung Luthers (und der anderen Refor-
gel, der von „bedeutender Bedeutungslosigkeit Luthers" sprach). Dies matoren). Erneut ein Widerspruch?

ist offensichtlich kritisch gemeint, als eine Art „Mängelrüge". Doch Die Reihe ließe sich fortsetzen und fordert die Frage nach den
begegnen auch Warnungen mit anderer Tendenz. Chr. Dcmkc wandte Gründen heraus. Mit der immer wieder zitierten Feststellung
sich dagegen, Luther vorschnell mit heutigen Fragen zu konfrontie- H. Boehmcrs: „Es gibt so viele Luthers, als es Lutherbücher gibt"
reu: es dürfe nicht geschehen, daß man Luther „zur Bestätigung unse- (1914), wird man sich gewiß nicht begnügen können. Natürlich ist die
rer Antworten" mißbrauche; es komme darauf an. „Luther selbst zu Viel fall der Lutherdeutungen unbestreitbar; aber wie kommt es dazu?
Worte kommen und ausreden zu lassen - auch da. wo er uns fremd Gibt es Gründe dafür bei Luther, selbst? Daran wird kaum jemand
erscheint"1. zweifeln, wenn auch die entsprechenden Antworten selbst schon

Besteht zwischen diesen Positionen ein Widerspruch, oder lassen wieder differieren (jetzt nur in Stichworten angedeutet, junger / alter
sich beide Aspekte verbinden? Aber wie ist es überhaupt mit Luther Luther; Probleme des theologischen Denkens; fehlende Systematik;
und der Theologie? Ernst Wolf urteilte von Luther: „In der Mitte polemische Tendenz; Situationsbedingtheit der Aussagen usw.).
seines eigenen Wirkens ... stand die Theologie'". Bei Franz, Lau lesen Die Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Lutherdeutungen tritt
wir aber: „Verstanden ist Luther, wenn in erster Linie seine Bcdcu- besonders nachdrücklich in Erscheinung, wenn man einige summa-
tung für die Kirche herausgearbeitet wird. Alles andere liegt am rische Einordnungen nebeneinanderstellt: Luther war die Reforma-
Rande"1. Auch hier könnte gefragt werden, ob die Standpunkte von tion (A. v. Harnack) - Luther der Wecker der Gewissen (K. Holl) -
Wolf und Lau sich widersprechen Oderergänzen. Ähnlich kompliziert Luther ein Kirchenlehrer (K. Barth) - Luther der von Gott bestellte
ist die Lage, wenn nach den Ergebnissen heutiger theologischer Zeuge (R. Hermann)-Luther als Sprachcrcignis (G. Ebcling)-Luther
Luther-Rezeption gefragt wird. Fr. Beisser kommt in einem knappen als Vorläufer der Reformation (Oberman). Doch Gründe für diese

Entwicklung sind auch auf Seiten der Interpreten zu finden (bereits

» Überarbeitete Fassung eines Hauptreferates der Luther-Tagung der Sek- ablesbar an der eben erfolgten Aufzählung). Einen Eindruck vermit-
tionen Theologie in der DDR im November 1982. teln besonders die Überblicke und Berichte zur Lutherforschung.