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Ausgabe:

1983

Spalte:

754-756

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Klausnitzer, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Päpstliche Unfehlbarkeit bei Newman und Döllinger 1983

Rezensent:

Kirchner, Hubert

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr.10

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Aufgabe____das Reich der Natur mit dem Reich der Gnade zu verbin- Linne, 1735, heißt) vermittelt. Mit Linne standen die Physikotheo-

den" (ebd.), oder: durch das Lesen im Buch der Natur zu fleißigerem logen in reger brieflicher Verbindung, und seinen Titel von 1735

Lesen im Buch der Heiligen Schrift zu gelangen (F. C. Lesser, vgl. zierte im übrigen auch ein Bibelspruch: Ps 104.24. - Mit Darstellun-

35 Anm. 26). Damit ist die Physikotheologie wohl die typischste Aus- gen zur Ausstattung physikotheologischer Werke (7 Abbildungen fin-

formung der speziell deutschen Frühaufklärung; damit hängt auch den sich im Anhang, 321(1), zur zeitgenössischen Rezeption der

direkt die Ausrichtung auf Leibniz und Chr. Wolffund die Abwen- Physikotheologie und einer Schlußbemerkung schließt die interes-

dung von den Cartesianern zusammen (101). Kant, Herder und Vol- sante Arbeit.

taire zählen zu ihren schärfsten Gegnern. Auch wollen die Physiko- Wenige kritische Bemerkungen betreffen a) den Druck: die Drucktheologen
„die durch den Deismus angegriffene Beziehung zwischen (sprich Tipp-)fehler sind zu reichlich, was besonders schwerwiegend
Natur-und Gotteslehre stärken" (12). So kommt es auch, daß es einen bei den Zitaten des 18. Jh. ist; b) die Zufälligkeit biographischer
..ofTenen Konflikt zwischen Beobachtung und Glaube, Empirie und Notizen: es wäre doch sinnvoll, in jedem Fall kurz zu informieren.
Schriftautoritär' nicht gibt (14). Vielmehr sind die geltenden Autori- etwa wje zu p £ Brückmann (50 Anm. 49); c) die Exklusivität theotäten
auch aus theologisch so verschiedenen Bereichen wie der Bibel logiegeschichtlicher Charakterisierungen: der zu Recht im Mittel-
und Forscher- und Gelehrtentraditionen von der Antike bis zum pun|a stehende Nordhäuser Pfarrer Friedrich Christian Lesser darf
18. Jahrhundert genommen, was aber gerade für das Autoritätsver- aucn für weitere theologiegeschichtlich wichtige Problemkreise in
ständnis typisch ist (70ff), wenn auch die benutzten Autoritäten nicht Anspruch genommen werden (so zur Liturgik und zu Fragen der
kritiklos nebeneinander stehen. Selbst lürdie Benutzung der Bibel gilt, Gesangbuchentwicklung, vgl. Nordhäuser Gesangbuchstreit 1735 bis
daß sich eine bestimmte Selektion durchsetzt. So werden ganz 1738), Johann Salomo Semler ist nur sehr bedingt (trotz der Urteile
bestimmte Bücher vorzugsweise benutzt, etwa die Psalmen, Mose von g. Hornig und O. Kaiser) als ,Vater der historisch-kritischen
(womit der Pentateuch gemeint ist), Jesaja, Jeremia, Hiob, Könige, Bibelwissenschaft'zu charakterisieren (so 60 Anm. 8). Es ist vielleicht
Josua, Samuelis, auch die Sprüche und der Prediger Salomo, Sirach, gerade von besonderem Reiz, sowohl den personspezifischen Umkreis
gelegentlich auch Nehemia (der Häufigkeit nach aufgezählt); aus dem des Denkens eines Theologen wie auch die theologiegeschichtlichen
Neuen Testament sind es weit weniger Zitate, so etwa Lukas, Johan- Zusammenhänge stärker ernst zu nehmen. So könnte vermieden
"es, Matthäus, Offenbarung Johannis, auch einmal die Briefe an die werden, daß die Physikotheologie insgesamt in ihren Beziehungen zur
Korinther und an Timotheus. Die Vfil. weist im Anhang (2370 die spätorthodoxen Theologie als isolierte Bewegung erscheint.
Häufigkeit der Bibclzitate in 16 ausgewählten Physikotheologien ^ Martin Petzoldt
nach. Schade nur, daß in dieser Arbeit weder ein theologischer Refle-
x'onsgang zu den verwendeten Bibelzitaten angestellt wird noch ein
Bibelstellcnregistcr erarbeitet ist. Doch mag man dies der Profession

der Vfn. zugute halten; sie ist am zentralen Fremdspracheninstitut der Klausnitzer, Wolfgang: Päpstliche Unfehlbarkeit bei Newman und

Universität Hamburg tätig. Döllinger. Ein historisch-systematischer Vergleich. Innsbruck-

Das Interesse an einem theologischen Refiexionsgang wird vor Wien-München: Tyrolia-Verlag 1980. 280 S. 8* = Innsbrucker

"Hern im Kap. II durch den Abschnitt C 4. geweckt: Modalität und theologische Studien, 6. Kart. DM 54,-.

Funktion der Bibelzita.e. Hier breitet Vfn. Materia. zu den dre, wich- ^ ^ Kirchenlenre nat „ den letzten

£ten Typen der B.behnanspruchnahme durch die Physik» he« ^ eine solch jntensive theologlschc Bearbeitung erfahren und

logen aus: der bestätigende Typ (1.21!), wobei sowohl das Bibelzitat ^ Aufmerksamkeit auf

* Bestattung des Naturer.ebens als auch das Naturerleben als Besta- «-» * ^ ^ ^ ^ ^ Unfeh|barkeit_

ung des Bibelzitate gemein, sein kann; der exegetischen m.crpre- -zu Anfrage von Hans Küng. Unfehlbar?

erendeTyp(.25rO,der,,derBibelinterpre.at,onneueM e.ten P » ^ ^ . Aufsätzen und

(eröffnet), so daß sie sich bis an den naturwissenschaülichcn Horizont > ' ' .. .. .. . . , .... _ _ .

. , sie sich dis an ucii naiu , . . m .• Samme bänden erschienen, bis hm zu den detaillierten Dokumenta-

ausdehnen kann" (131) der allegor sehe Typ I32fi), bei dem die Ja"" _ _ -

A Mlln t'-'i>. uer diicgui ,v tionen ,m Zusammenhang mit dem Entzug der Missio canonica für

Regung „stark von einer gegenstandsspez.Uscnen Meupnoni ge- ^ Dezember ,m ^

ein Ende scheint noch nicht in Sicht.

JJt ist, ..die belehren, erbauen und an die Pflicht gegenüber ande- ^ ^ offenkundig: Das Thema ist nicht nur ein Problem der

en und gegenüberGott ermahnen will" (132) katholischen Dogmatiker. Es ist fast ebensosehr ein Thema der Kir-

In einem III. Kapitel finden sich dann Überlegungen zu Populär,- .mlcr zwej Namen sejen t. Georg Denz|er und

'-ung und Rezeption" (141 -224). Besonders wichtig erscheinen hier g Has)c ^ ^ ^ ^ ^ klar ^ ^ ^

^e, herausgearbeitete Beobachtungen: Einmal die in dem Motto der g ^^„j^ jst Denn wenn anders es den Kjrchen (at.

' h sikotheologcn rieh aussprechende antirationahstische Tendenz ^ ^ ^ zuf ökumen,z,tät der Kirche.

^2'ma minimis. Antirationalistisch ist dies ^Ib.*«'^ kann ^ bjs,ang tatsachlich kirchen,rennende Lehre nicht länger

"*ht nur sittliche Folgerungen, sondern auch «^"fT^ aus den zwischenkirchlichen Dialogen ausgeklammert bleiben. Und

^Pl.kationen zum Ausdruck kommen (.82 Anm. 72). M. E ist das dazu sjnd im lutherisch/römisch-katholischen

Röders deshalb bedeutsam, da sich bereits zwei bis drei Genera- schon ^

"onen früher eine eindeutig aufklärerisch-utihtanstische Tendenz in v ___ _

d" deutschen Reformpädagogik (die zwar auf Comenius prinzipiell Die vorliegende Arbeit, eine Innsbrucker katholisch-theologische

ba*im) zeigt, die aber an Comenius vorbei stärker an Francis Bacon Dissertation aus dem Jahre 1978. bewegt sich gleichsam zwischen die-

Vo" Verulam orientiert ist (etwa bei Andreas Reyher in Gotha und sen verschiedenen Disziplinen, sowohl was den Ansatz angeht, wie

Christian Weise in Zittau) Diese antirationalistische bzw. antiutilita- natürlich vor allem die Matcne. Denn wenn die heutige Unfehlbar-

tische Tendenz der Physikotheologie ist es sicher u. a.. die ihr heute keitsdebatte auch nur verhältnismäßig knapp gestreift und dieses

n**h (oder wieder!) ein starkes Interesse sichert. - Die zweite Beob- Kapitel nur als ein Exkurs gewertet wird, gibt sie doch die eigentliche

athtung betrifft die . Kategorisierung des Wissens" (190-195). In den Folie für die gesamte Untersuchung ab so daß es gar nicht anders sein

Phys.kotheologischen Kompendien herrscht „eine strengere Auftei- kann, als daß immer wieder aktuelle Bezüge hergestellt und Brücken

lu"g und eine neue Wahrheitsauffassung vor. die auf bestimmten zu den neuen Fragestellungen geschlagen werden. Andererseits for-

Scl<*tionsprinzipien beruht und Schwerpunkte setzt" (193). Somit dem aber schon die beiden Personen, deren Stellungnahmen im Mit-

wifd durch die phvsikolheologischen Bemühungen entscheidend der .elpunkt der Arbeit stehen, der aus der ( hurch ot England kommende

lniPuls zur Systematisicrung der Classcs. Ordines. Genera, & Spe- Konvertit Newman und der nach dem Vaticanum I um seines Pro

Cies" (wie es im Untertitel des "systema Naturae" von Carl von testes gegen das neue Dogma willen aus der römisch-katholischen