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1983

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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669

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 9

670

Humänwissenschaft und Hermeneutik werden neue Fragestellungen
laut, die zur Bereicherung exegetischer Arbeit manchen Beitrag zu liefern
vermögen. So stellt dieser Sammelband einen gelungenen Versuch
moderner exegetischer Arbeit dar. Daß durchweg auf dieselben
beiden Texte rekurriert wird, erleichtert dem Leser das Verständnis
für den jeweiligen Arbeitsschritt und ermöglicht ihm ein Urteil über
Recht und Grenze einzelner exegetischer Methoden.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Diestel, Ludwig: Geschichte des Alten Testamentes in der christlichen
Kirche. Mit einem Nachwort von S. Wagner. Jena: Mauke's Verlag
1869. Reprint der Originalausgabe von 1869. Leipzig: Zentralantiquariat
1981.826 S. 4*. Lw. M 138,-.

Bereits bei seinem ersten Erscheinen schloß dieses Werk eine
Lücke, weswegen es auch von kritischen Zeitgenossen begrüßt worden
war. Dies gilt für diese wissenschafts- und theologiegeschichtlich
außerordentlich prägnant darstellende und klar urteilende Arbeit
auch heute noch. Das ist dem Vf. des in die Probleme des heutigen
Gebrauchs und in die Vorzüge des Diestel einführenden Nachwortes
und dem Verlag zu danken. Die Schwierigkeit einer eventuellen Ergänzung
bzw. einer Neubearbeitung ist besonders von A. Jepsen
schon erörtert worden. Diestel selbst hatte an zwar verdienstliche aber
doch unzureichende Vorarbeiten anknüpfen müssen; er nennt gleich
zu Beginn seiner Vorrede das heute dennoch unverzichtbare vierbändige
Werk von Gottlob Wilhelm Meyer, Geschichte der Schrifterklärung
seit der Wiederherstellung der Wissenschaften (Göttingen
1802-05), wo mit 1453 (L. Valla) begonnen und mit dem Jahr 1800
geschlossen, auch kein schlüssiges Durchführungsprinzip angewandt
wird. Diestel hingegen gewinnt durch seine Beschränkung auf das AT
und durch die pragmatische Unterscheidung der Übersichten am Anfang
jedes Paragraphen von den Erläuterungen in deren Folge (ähnlich
hatte es auch H. Schmidt, Die Dogmatik der evangelisch-lutherischen
Kirche dargestellt und aus den Quellen belegt, 1843 getan; vgl. dazu
ThLZ 107, 1982 Sp. 5510- Besonders wertvoll ist der Diestel durch
seine Ausführlichkeit in der Periode zwischen 1600 und 1750, was
Diestel selbst entschuldigen zu müssen glaubte, aber dennoch gut
begründen konnte (Vorrede, Vif).

M. P.

Althann, R.: Psalm 58,10 in the Light ofEbla (Bibl 64, 1983 S. 122-124).
Bertram, Robert W : A baptismalcrossing(CThMi 9,1982 S. 344-353).
Bettenzoli, Giuseppe: Gli „Anziani di Israel" (Bibl 64,1983 S. 47-73).
-:Gli „Anziani" inGiuda(Bibl 64,1983 S. 211-224).

Bluhm, Hartmut: Daniel 9 und die chronistische Geschichtsdarstellung
<ThG172, 1982 S. 450-460).

Ceresko, Anthony R.: A Poetic Analysis of Ps 105, with Attention to Its Use
of Irony (Bibl 64,1983 S. 20-46).

Kngel, Helmut: Abraham bei Bet-Schean?(BiKi 38,1983 S. 53).

Hardmeier, Christof: Verkündigung und Schrift bei Jesaja. Zur Entstehung
der Schriftprophetie als Oppositionsliteratur im alten Israel (ThGl 73, 1983
S-119-134).

Klopfenstein, Martin: Jahweglaube und Gesellschaftsordnung (IKZ 72, 1982
S. 118-131).

Krasovec, J.: Merism - Polar Expression in Biblical Hebrew (Bibl 64, 1983
S. 231-239).

Kunz, Lucas: Psalm 110 in masoretischer Darbietung (ThGl 72, 1982
S- 331-335).

'-ang, B.: Die erste und die letzte Vision des Propheten. Eine Überlegung zu
Ezechiel 1-3 (Bibl 64, 1983 S. 225-230).

Seebaß, H.: Gehörten Verheißungen zum ältesten Bestand der Väter-Erzäh-
l"ngen?(Bibl64, 1983 S. 189-210).

Wenin, Andre: Lc discours de Jonathan ä David (1S 20,12-16) et autres notes
(2,20;9,24; 15,9)(Bibl 64,1983S. 1-19).

Wolfr, Hans Walter: The irresistible word (Arnos) (CThMi 10. 1983
S4-13)

Neues Testament

Best, Ernest: Following Jesus. Discipleship in the Gospel of Mark.
Sheffield: JSOT Press 1981. 283 S. 8"-Journal for the Study of the
New Testament, Supplement Series, 4. Kart. DM 38,-; Lw.
DM 74,-.

Professor Best, ein anerkannter Experte der Markusexegese, trägt
hier eine ausführliche Studie über die Bedeutung der Jüngerschaft im
Markusevangelium vor. Einer Einführung (9-14) folgen drei Hauptteile
: [. "The Discipleand the Cross" (15-163); II. "The Disciple and
the World" (164-207); III. "The Disciple in the Community"
(208-245). Ein kurzes Schlußkapitel, eine Bibliographie und zwei
Indizes beschließen den Band.

Im ersten Teil, der bei weitem der umfangreichste und wohl auch
der wichtigste ist, wird der „Reisebericht" Mk 8,22-10,52 analysiert,
wobei dem Abschnitt 8,27-9,1 besondere Aufmerksamkeit gewidmet
ist; darüber hinaus wird das Thema „Wachsamkeit" behandelt. Der
zweite Hauptteil gilt vor allem den Berufungs- und Aussendungsszenen
. Im dritten Teil wird verschiedenen Bildern für die Gemeinde
nachgegangen; als solche gelten die Herde, der (neue) Tempel, das
Haus und das Schiff.

Vf. analysiert jeweils sehr genau die Komposition der betreffenden
Perikopen auf markinische Redaktionsarbeit hin. Diese Analysen, die
freilich keine leichte Lektüre sind, sind meistens recht überzeugend
und immer sehr beachtenswert. Folglich ist das Buch ein unentbehrliches
Hilfsmittel zur Analyse der betreffenden Teile des Evangeliums
.

Obwohl Best im Vergleich etwa mit neueren amerikanischen Arbeiten
(Weeden, Kelber usw.) Markus eher für einen „konservativen"
Redaktor hält, geht er jedoch nicht annähernd so weit wie Rudolf
Pesch in die „konservative" Richtung. Markus gebraucht sein historisches
Material für theologische Zwecke. Diesen Zwecken will Best
nachgehen. Nachdem er durch die kompositionskritischen Analysen
ermittelt hat, welche Stellen für den Evangelisten besonders wichtig
sind, versucht er, das Anliegen des Markus zu deuten. Hauptziel des
Evangelisten war ein „pastorales" oder seelsorgerliches: "to build up
his readers as Christians and show them what true discipleship is"
(12). Best akzeptiert die Tradition von der römischen Herkunft des
Evangeliums. Gegen die Interpretation von Weeden u. a. macht er geltend
, daß Markus nicht gegen irgendwelche „Häretiker" und ihre
f/ie/o.s-arter-Christologie polemisieren wollte; er war einfach darum
besorgt, daß seine Gemeinde das Kreuz in ihrem Leben nicht ernst
genug nahm.

In dieser allgemeinen Form kann man der These des Vf. durchaus
zustimmen. Dagegen scheint es mir, daß Best in der Einzelinterpretation
zu einseitig fast jede markinische Besonderheit mit der vermuteten
Situation der römischen Gemeinde in Verbindung bringt. So
soll das redaktionelle Schweigegebot nach dem Petrusbekenntnis
(8,30) daraufhinweisen, daß der Christustitel bei Außenstehenden in
Rom falsche Vorstellungen hervorrufen könnte und die Christen deshalb
unter Nicht-Christen vorsichtig mit ihm umgehen sollten (22).
Die Schweigegebote an Dämonen und Geheilte wiederum könnten
bedeuten, daß man über Wunderheilungen nicht allzuviel reden
sollte, um nicht bei Außenstehenden falsche Eindrücke hervorzurufen
(23 Anm. 19). Dabei wird übersehen, daß fast alle an Geheilte gerichteten
Schweigegebote bei Markus übertreten werden. Die Schweigegebote
an Dämonen wiederum gehören wenigstens formal eher mit
denjenigen an die Jünger zusammen; bei ihnen wäre aber eine Erklärung
, wie die von Best zu 8,30 gebotene, sicher unangebracht.

Auch leuchtet mir nicht ein, daß die Verheißungen, Jesus werde an
der Spitze der Jüngerschar (so die Auslegung des Wortlauts von 14,28
und 16,7) nach Galiläa ziehen, sich im Sinne des Markus nicht auf die
Ostererscheinungen, sondern auf die geistliche Situation der marki-
nischen Gemeinde beziehen: jetzt wird die Gemeinde „sehen", d. h.