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Ausgabe:

1983

Spalte:

663-664

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Kinet, Dirk

Titel/Untertitel:

Ugarit - Geschichte und Kultur einer Stadt in der Umwelt des Alten Testamentes 1983

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 9

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gebern war daran gelegen, einen Eindruck vom Stil des Vortrags festzuhalten
, wenn sie einleitend zu der Vorlesung bemerken: „Sie ist
kaum verändert, der Sprache des Redenden entnommen." Mit dieser
Erklärung wird man sicher auch manche Ungenauigkeiten und Un-
schärfen entschuldigen müssen, wie sie im lebendigen Vortrag vorkommen
mögen, während man im gedruckten Text immer wieder an
ihnen hängenbleibt. Doch es geht hier um das Programmatische, vielleicht
auch um das Provozierende.

In den folgenden Beiträgen zeigt sich, wie solche Anregungen aufgenommen
und im eigenen Erfahrungs- und Interessenbereich weitergeführt
werden können. Von besonderer Bedeutung sind die beiden
exegetischen Beiträge von C. Westermann und Gottfried Fitzer;
denn sie liefern wichtige Ergänzungen, um die Behandlung des
Themas vor einer kirchenkritischen Engführung zu schützen. Was bei
Dantine mit dem Hinweis auf die Pneumatologie als den dogmatischen
Ort des Bekennens zutreffend angedeutet wird, findet vor
allem in den Darlegungen des Neutestamentiers mit dem Hinweis auf
das Wort Jesu vom Bekennen und Rom 10 seine sachgemäße inhaltliche
Füllung. Freilich ist es eigenartig, wohl aber auch charakteristisch
für unsere theologische Gesamtlage, daß in sämtlichen anderen
Beiträgen diese grundlegenden Elemente für das theologische Verständnis
von Bekennen und Bekenntnis überhaupt keine Rolle spielen
.

Die übrigen Aufsätze sind in zwei Gruppen geordnet. Die erste, zu
der auch die exegetischen Beiträge gehören, behandelt den ökumenischen
und theologischen Kontext. H.-Chr. Schmidt-Lauber
knüpft an Dantines Hinweis auf die Verbindung von Eucharistie und
Bekenntnis an. Wenn Christian Link unter dem Thema „Das Bekenntnis
zur Ökumene als Bekenntnis der Ökumene" an die wichtigen
Äußerungen von Dietrich Bonhoeffer von 1934 zur Bekenntnisfrage
in der Ökumene erinnert, wozu auch der Hinweis gehört, daß es
für Bonhoeffer keine Einheit der Kirchen ohne die Scheidung zwischen
wahrer und falscher Kirche geben kann, dann wird zugleich erkennbar
, wie weit wir heute von dieser Problematik entfernt oder für
sie überhaupt blind geworden sind. Bezeichnend dafür sind die Ausführungen
von Chr. Frey über „Die Bedeutung des Bekenntnisses für
die Gestalt der Kirche", wenn hier die Wahrheits- und Heilsfrage im
Bekenntnis ganz auf die moralisierende Problematik einer Konfliktbewältigung
in volkskirchlicher Situation zurückgenommen wird.
Umgekehrt zeigt Susanne Heine, „Bekennen als Kategorie religionspädagogischer
Modellbildung", wie sich theologische Entscheidungen
bzw. auch Fehlentscheidungen dort auswirken, wo es eigentlich um
die Einführung in Bekenntnis und Bekennen gehen sollte. Ihre Darstellung
mancher Methoden und tiefgreifender Verunsicherung beim
Religionsunterricht an staatlichen Schulen endet mit der an die Kirche
gerichteten Frage: „Oder sollte sie vor der Herausforderung zurückscheuen
, die ihr ein Bekenntnis abverlangt?" (162) Bekannte
Autoren wie Karl Rahner und Helmut Gollwitzer verbinden auf profilierte
Weise ihren Ansatz mit den Gedanken von Dantine.

In dem folgenden Teil des Buchs finden sich Kommentare zu einzelnen
Teilen bzw. Gedanken aus Dantines Vorlesung von Albert
Stein, Johannes Dantine, Kurt Lüthi, Koloman Micskey und Eric
Hultsch unter kirchenrechtlicher, gesellschaftlicher und linguistischer
Hinsicht.

Eine Auswahlbibliographie, zusammengestellt von Eric Hultsch,
schließt den Band ab.

Erlangen Reinhard Slenczka

Alter Orient

Kinet, Dirk: Ugarit - Geschichte und Kultur einer Stadt in der Umwelt
des Alten Testamentes. Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1981. 169 S. m.
8 Abb. 8" = Stuttgarter Bibelstudien, 104. Kart. DM 26,80.

Eine zusammenfassende Darstellung der vor mehr als fünfzig Jahren
begonnenen Ausgrabungen auf dem nordsyrischen Teil von Ras
esch-Schamra und ihrer Ergebnisse lag bisher in deutscher Sprache
nicht vor, wenn man von kürzeren und meist nur Teilaspekte berücksichtigenden
Einführungen absieht. Dirk Kinet hat nun diese Lücke in
sehr ansprechender Weise ausgefüllt. Geboten wird zunächst ein
Bericht über den Gang der Ausgrabungen und ein Abriß der Geschichte
Ugarits (9^46). Das Hauptgewicht liegt auf den religiösen und
literarischen Texten aus Ugarit, die nach vorhergehender Würdigung
der Sprache und des Literaturwesens der Stadt (47-64), in ausführlichen
Inhaltsangaben und mit nützlichen Bemerkungen zur Interpretation
dem Leser vorgeführt werden (65-126). Ein Vorzug des Buches
ist die weitgehende Berücksichtigung der sehr umfangreichen Fachliteratur
, so daß man zugleich einen alle wichtigen Stationen berücksichtigenden
Einblick fti den Verlauf der Interpretationsgeschichte der
Texte bekommt. Einige Kartenskizzen und Photographien ergänzen
die Darstellung, ebenso eine ausgewählte Bibliographie und eine
Tabelle der Ausgrabungskampagnen bis einschließlich 1980.'

Besonderes Interesse werden zweifellos des Vf. Ausführungen über
,Ugarit und das Alte Testament' finden (127-157). Wie bei der Interpretation
der Texte zeigt sich auch bei dieser Zusammenfassung der
zum Verstehen des Alten Testaments beitragenden Forschungsergebnisse
das Bemühen um möglichst ausgewogene Urteile. Das geschieht
unter wiederholter Absetzung von der zeitweilig lebhaften „Euphorie
" der von der Nähe der ugaritischen Literatur zum Alten Testament
beeindruckten Fachleute, die öfters zur Übertreibung der Zusammenhänge
führte und wohl auch immer noch nicht gänzlich überwunden
ist.

Insgesamt bietet also K. seinen Lesern eine gleichermaßen gehaltvolle
Darstellung wie eine umsichtige Auswertung des ugaritischen
Erbes. Spürbar zu kurz kommt allerdings die materielle Kultur Ugarits
. Das fällt insbesondere im Vergleich zu G. Saade's Überblick auf;
doch ist die Konzentration auf Sprache und Texte in einer speziell für
Bibelwissenschaftler bestimmten Publikation verständlich und gerechtfertigt
.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

' Entgangen ist K. leider das Buch von Gabriel Saade .Ougarit - metropole
canaaneenne', das im Januar 1979 in Beyrouth herauskam. Mit Hilfe von
Saade's Angaben hätte die Tabelle der Ausgrabungskampagnen in einigen
Punkten vervollständigt werden können.

Biella, Joan Copeland: Dictionary of Old South Arabic. Sabaean Dia-
lect. Chico, CA: Scholars Press 1982. XIII, 561 S. gr. 8° = Harvard
Semitic Studies, 25. geb. $ 33,-.

Das reiche Inschriftenmaterial aus den vier altsüdarabischen Staaten
Saba, Ma in, Qataban und Hadramaut hat lange Zeit etwas im
Abseits der semitistischen Forschung gestanden. Eine der Ursachen
dafür war das Fehlen von Hilfsmitteln, die auch dem nicht speziell mit
den altsüdarabischen Sprachen Befaßten den Zugang zu den Texten
erleichterten. Ein Wörterbuch war bereits als dritter Band des von D.
Nielsen, F. Hommel und N. Rhodokanakis herausgegebenen Handbuch
der altarabischen Altertumskunde' (Bd. I, 1927) vorgesehen.
Auch G. Ryckmans Plan eines Lexikons ist nicht zur Ausführung gekommen
. Frau Joan Copeland Biella kommt das Verdienst zu, nunmehr
endlich ein solches für die weitere Arbeit an den Texten und vor
allem für ihre Auswertung durch Fachleute der Nachbardisziplinen
grundlegendes Hilfsmittel geschaffen zu haben.

Das Lexikon wurde in drucktechnisch einfacher Weise auf der
Grundlage eines Typoskripts vervielfältigt. Es standen also nur die
üblichen Schreibmaschinentypen zur Verfügung; aber die umschriftliche
Wiedergabe der sabäischen Wörter leidet darunter nicht. Die
Übersichtlichkeit der Artikel wird durch eine wohlüberlegte Anordnung
gewährleistet, und das System der bei der Fülle des Materials