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1983

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 8

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zügig formulierte Arbeit stellt einen echten Gewinn dar. In der Sauberkeit
der Recherche und der Fülle des aufbereiteten Materials ist sie
vorbildlich und läßt weiteren Arbeiten des Vf. (in den Anmerkungen
sind zwei von ihnen bereits angekündigt1) mit Spannung entgegensehen
. Etwas beschwerlich bei der Lektüre war nur die Vorliebe des
Autors für Abkürzungen. Das ohnehin unübersichtliche Organisationsfeld
des Freidenkertums wird dadurch noch verwirrender, mag
der Vf. in seinem Anhang (350-357) auch für zusätzlichen Durchblick
gesorgt haben.

Leipzig Kurt Nowak

' Es handelt sich um einen Beitrag zum „Komitee Konfessionslos" (31,
Anm. 4) und zu dem konservativen Kartell von Staat, Kirchen und Parteien bei
der Bekämpfung „linker" Kultur (315, Anm. 159). - Vgl. auch vom Vf.: Arbeiterbewegung
und praktische Religionskritik. Das Beispiel der Kirchenaustrittsbewegung
1878-1914. In: Archiv für Sozialgeschichte Jg. 1982.

Friedrich von Hügel - Nathan Söderblom - Friedrich Heiler. Briefwechsel
1909-1931. Mit Einleitung und Kommentar hrsg. von
Paul Misner. Paderborn: Schöningh 1981. 348 S. 8' = Konfessions-
kundl. Schriften des Johann-Adam-Möhler-Instituts, 14. Kart.
DM 18,50.

Die vorliegende Briefsammlung ist gleichermaßen von Interesse für
die Religionswissenschaft wie für die Theologie- und Kirchengeschichtsschreibung
. Der editorische Schwerpunkt liegt beim Briefwechsel
Heiler - Söderblom zwischen 1918 (Erscheinungsjahr von
Heilers epochemachendem Werk „Das Gebet") und 1931 (Söder-
bloms Todesjahr). Die Korrespondenz zwischen den drei Briefpartnern
verweist auf Zusammenhänge des interkonfessionellen Dialogs,
die sich - das geht insbesondere den Briefwechsel Söderblom - von
Hügel an - nicht zuletzt aus den bisher wenig beachteten Interessen
Söderbloms am Modernismus erklären. Zu den im Hauptkorpus vorgelegten
92 Briefen treten in einem Anhang weitere 14 Briefe, darunter
fünf Briefe Rudolf Ottos an Söderblom und Heiler sowie vier
Briefe Anne Marie Heilers.

Während die Briefe von Hügels an Heiler bereits 1952 ediert wurden
(ökumenische Einheit 1952, 29-52), so daß Misners Arbeit sich
hier auf einige Verbesserungen der sonst sehr zuverlässigen Edition
Georg K. Franks beschränken konnte, handelt es sich bei den übrigen
Korrespondenzen vielfach um Ersteditionen. Einen Teil der an ihn
gerichteten Briefe Söderbloms hat Heiler allerdings bereits auszugsweise
in den 30er Jahren publiziert (Hochkirche 1931,298-302; Eine
heilige Kirche 1936, 149-155). Söderblom ist mit der auch sonst von
Heiler gelegentlich geübten Praxis, Privatkorrespondenzen an die
Öffentlichkeit zu bringen, offenbar nicht recht einverstanden gewesen.
Die archivalische Grundlage für die Edition boten das Depositum
Heiler (UB Marburg), der NL Söderblom (Uppsala) und der NL von
Hügel (University Library St. Andrews/Schottland). Der bedeutendste
Erkenntniszuwachs von Misners Edition liegt u. E. in der Möglichkeit
, den wissenschaftlichen Weg und das geistliche Selbstverständnis
Heilers zwischen 1918 und 1931 nachzuvollziehen und dabei
auch der Wertschätzung innezuwerden, die Söderblom ihm entgegenbrachte
("a child and a mystic and a wonder of knowledge and
philological acuteness" - Söderblom an von Hügel v. 28.2. 1921.
Brief Nr. 27). Auch finden sich ausführliche Darlegungen zu Heilers
Konversion und wissenschaftspolitisch interessante Interna im Zusammenhang
mit der von Söderblom angeregten eventuellen Berufung
Heilers nach Leipzig bzw. dann dem Ruf nach Marburg.

Der 1909 einsetzende Briefwechsel Söderblom - von Hügel bietet
sachlich und atmosphärisch erhellende Details zur prekären Situation
des Modernismus nach dem Tode Tyrells, darüber hinaus auch deutliche
Hinweise auf von Hügels Reserve, den römischen Katholizismus
im Sinne von Söderbloms Ökumenismus beeinflussen zu lassen. Die

zwischen Heiler und von Hügel gewechselten Briefe entbehren nicht
mancher Kontroverse in Sachfragen, beispielsweise in der Auffassung
zwischen dinglich vermittelter und rein geistiger Religiosität (Brief
Nr. 19).

Der Edition ist ein instruktives Vorwort (9-44) beigegeben und sie
ist durch jeweils den einzelnen Briefen nachgeordnete Anmerkungen
und Erläuterungen erschlossen. Bibliographische Vollständigkeit bei
den Hinweisen auf vita und opera der Briefpartner konnte wohl nicht
erstrebt werden. Immerhin hätte bei von Hügel nicht nur der Aufsatz
P. Neuners in dem Schwaiger-Sammelband (Aufbruch ins
20. Jahrhundert. Göttingen 1976) genannt werden können, sondern
auch: P. Neuner: Religion zwischen Kirche und Mystik. Friedrich
von Hügel und der Modernismus. Frankfurt/M. 1977; Ders.: Religiöse
Erfahrung und geschichtliche Offenbarung. Friedrich von
Hügels Grundlegung der Theologie. Paderborn/Wien 1977. Bei
Heiler wäre ein Hinweis auf den Nachruf seiner bedeutendsten Schülerin
, Annemarie Schimmel, derzeit Präsidentin der IAHS, in:
History of Religions Vol. 7, 1968, 269-272 nicht unwillkommen
gewesen. Derartige kleine Monita können dem Wert der Edition, die
für die weitere Beschäftigung vor allem mit Leben und Werk Heilers
hilfreich ist, keinen Eintrag tun.

Leipzig Kurt Nowak

Colombo, Giuseppe: La questione storiografia del modemismo (Theolo-
gia VII, 1982 S. 95-126).

Hofmeier, Johann: Sailer heute. Wegweiser und Wegbegleiter zu gelebtem
Glauben (ThGl 73,1983 S. 36-46).

Muhlpfordt, Günter: Johann Herbin - der erste Frauenrechtler der deutschen
Aufklärung (ZfG 31, 1983 S. 325-338).

Peters, Tiemo Rainer: Dietrich Bonhoeffer, der Pazifist. Pazifist und Widerstandskämpfer
: Bonhoeffers Aktualität I(WuA[M]) 24,1983 S. 45^18).

Schäfer, Philipp: Johann Michael Sailer in seinen Dillinger Religionskollegien
. Ein Beitrag zur Theologie des frühen Sailer (MThZ33, 1982
S. 161-176).

Dogmen- und Theologiegeschichte

Junod, Eric, et Jean-Daniel Kaestli: L'Histoire des Actes Apocryphes
des Apötres du III' au IX' Siede. Le cas des Actes de Jean.
Geneve-Lausanne-Neuchätel: Rev. de Theol. et de Phil. 1982.
154 S. gr. 8' = Cahiers de la Revue de Theologie et de Philosophie, 7.

Die Studie erscheint als Untersuchung zur „Series Apocryphorum"
innerhalb des Corpus Christianorum. Ihr Ziel ist es, die Leser der apokryphen
Johannesakten (= AJ) zur Zeit der Patristik zu ermitteln, d. h.
es geht um die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte bis Photios (für
die Wirkungsgeschichte in der Zeit danach wird auf S. 5 Anm. 4 Literatur
genannt). Es erweist sich, daß die Wirkung der AJ sich vor allem
abspielt in enkratitischen Gemeinden des 4. Jh. in Kleinasien, in syrischen
Gemeinden, bei Bardesaniten, Manichäern, Priszillianisten und
Ikonoklasten. Doch die Meinung, die AJ seien vornehmlich in häretischen
Gruppen gelesen worden, trügt; darauf weist schon die Verwendung
an den Apostelfesten. Auch die AJ waren weniger Quelle für
häretische Christologie als vielmehr für ein wunder- und romanhaftes
Apostelbild, in dem Leben und Sterben der Apostel idealisiert
werden (und wegen der großen Bedeutung der Apostel im Manichäis-
mus werden sie dort vor allem rezipiert). Zudem zeigen sie natürlich
eine christliche Existenz auf, die dem Fleisch und der materiellen
Welt abhold ist. So kann man nicht nachweisen, daß etwa die AJ zur
Bestreitung kanonischer Schriften verwandt wurden.

Einen besonders interessanten Abschnitt wenden Vff. auf die Leucius-Frage.
Mit Hilfe von fünf Thesen wird klargestellt, daß Leucius weder als Verfasser der
AJ noch als Verfasser anderer apokrypher Apostelakten in Frage kommt: Innerhalb
der ersten acht Jahrhunderte wird Leucius im griech. Bereich nie als Ver-