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Ausgabe:

1983

Spalte:

38-39

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

450 Jahre Berner Reformation 1983

Rezensent:

Bräuer, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 1

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vor allem auf die umfangreichste Darstellung dieses Problems verwiesen werden
sollen: Hans Düfel, Luthers Stellung zur Marienverehrung, Göttingen 1968.
Das Buch von Preuß, Maria bei Luther, ist 1954, nicht 1964 erschienen (ebd.)

Insgesamt sind Verlag und Herausgeber zu diesem gelungenen Band
nachdrücklich zu beglückwünschen.

Hamburg Bernhard Lohse

Luther, D. Martin: Operationes in Psalmos. 1519-1521. II: Psalm
1-10 (Vulgata). Unter Mitarb." v. H. Gaese, H.-U. Pereis u.
U. Stock, hrsg. u. bearb. von G. Hammer u. M. Biersack. Wissen-
schaftl. Leitung H.A. Oberman. Köln-Wien: Böhläu 1981.
LXXXVIII, 648 S„ 2 Taf. 4* = Archiv zur Weimarer Ausgabe der
Werke Martin Luthers. Texte und Untersuchungen, 2. Lw.
DM 298,-.

Gewissermaßen zur Fortsetzung und Ergänzung der Krit. Gesamtausgabe
, Weimar 1883-1983 (wie nun als Jubiläumsgabe im Abschluß
geplant), liegt die erste Hälfte einer Neuausgabe von Luthers
großem Psalmenkommentar vor. Die enge Verbindung mit diesem
Standardwerk, das die Weimarer Lutherausgabe auf absehbare Zeit
bleiben wird, belegen Titel und Herausgeber und für jeden deutlich
die Fortsetzung von Editionstechniken und Aufgaben, mit denen die
WA den Höchststand ihrer letzten Textbände sowie längst fällige Verbesserungen
ihrer früheren Quellenerschließung an AWA weitergibt.
Hier hat die Lutherforschung den ersten Fortsetzungs- und Eröffnungsband
einer neuen Reihenausgabe, die jedes Institut und jeder
einzelne WA-Besitzer zugänglich haben sollte. Der Verlag sprach das
mit Recht bei der Ankündigung an, weil diese Reihe in der Tat unlösbar
zur WA gehört. So hat er auch keine Mühe gescheut, mit repräsentativen
modernen Ganzleinenbänden das Format der WA beizubehalten
, sie in Ausstattung, Fehlerlosigkeit und Papier womöglich zu
übertreffen. Wie schwer das mit dem Lichtsatzverfahren zu erreichen
ist, weiß der Kundige. Die-entsagungsvolle Arbeit der Editoren, bei
denen die Hauptlast der Manuskripterstellung und Korrekturen lag,
verdient hohes Lob.

Durch „aktive Mitarbeit der Bibliotheken des In- und Auslandes,
von der UdSSR bis zu den Vereinigten Staaten, von Italien bis zu den
skandinavischen Ländern" ist, aus „einer wahrhaft internationalen
Zusammenarbeit erwachsen", eine ungewöhnliche Edition mit Teil II
zunächst gelungen. Teil III wird die andere Hälfte des Psalmenkommentars
, Teil I die Einleitung und den Abdruck wichtiger Quellen
zum Verständnis dieser Auslegung bringen, die den reformatorischen
Hauptschriften parallel, ja, manchmal mit unmittelbaren Textberührungen
einhergeht. Die kritische Edition nach der Editio princeps
ermöglicht zugleich „Einblick in die Druck- und Überlieferungsgeschichte
des Textes" (Vorbemerkung), samt Bibliographie (S.
XXXVff), die auch die alten deutschen Übersetzungen mit genauen
Beschreibungen bietet und ebenfalls Sammelausgaben bis zur modernen
englischen Ausgabe (vol. 14: St. Louis 1958) aufführt. Zu jeder
Ausgabe, sofern sie bereits literarisch behandelt wurde, gibt es eine besondere
Bibliographie, auch Angaben über Fundorte. Weit über die
bisher gelegentlich üblichen kunstgeschichtlichen Ausführungen hinaus
sind hier ausführliche Beschreibungen der Titelholzschnitte und
-einfassungen, auch sonstiger Holzschnitte und genaue Angaben über
Einbände und Herkunft geboten. Die Druckbeschreibungen wurden
ebenfalls „in der erweiterten Form gegeben, wie sie JOHANNES
LUTHER für seine geplante Lutherbibliographie angestrebt hatte"
(S. XXXV). Auch das Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur
(S. XIX-XXXIII) ist allein für die Quellen ungewöhnlich vollständig.
Für Lutherforschung und Bibliothekswissenschaft ist der Band ein
normgebendes neues Standardwerk.

In den technischen Vorbemerkungen zur Neuedition erfährt der Benutzer
etwas über die Grundsätze bei der „Textkonstitution". Kein
diplomatisch getreuer Abdruck etwa der Editio princeps (um dabei
nur die Fehler von A zu tradieren!) ist vorgelegt, weil „ein solcher dem
heutigen Leser nur das Verständnis des Textes erschweren würde,

ohne ihm einen wesentlichen Aufschluß zu vermitteln" (S. IX);
darum „mußte ein kritisch erarbeiteter Text das Ziel der Edition sein"
(ib.). Hier und im „textkritischen" sowie im „Erläuterungsapparat",
die beide genau in den Vorbemerkungen beschrieben werden, liegt die
Hauptarbeit der Editoren, welche die ganze Neuausgabe voll rechtfertigt
. Natürlich kann jetzt vom Rezensenten nicht viel mehr als eine
Werkanzeige geboten werden, da nur der ständige Umgang die Vorzüge
des kritisch erarbeiteten Textes (und auch womöglich Mängel
oder etwa eingeschlichene Druckfehler) aufdecken kann. Aber schon
der erste Arbeitsgang mit dieser Ausgabe überzeugt nicht nur von der
außerordentlichen Zuverlässigkeit des Textes und der traditionsgeschichtlichen
Nachweise, sondern gibt auch einen klaren Eindruck
von der hervorragenden Übersichtlichkeit der neu gestalteten Textwiedergabe
samt doppeltem Apparat. Eine Besonderheit, die
allenfalls in Vorformen die alten Gesamtausgaben, dann auch Walch
mit seinen vorangestellten Gliederungen und Erläuterungen der Texte
zeigen, findet der Benutzer in den jedem Psalm beigegebenen Einleitungen
. Sie sind zwar ähnlich, aber nicht starr typisiert aufgebaut, je
nach der folgenden Auslegung. Schon Luthers Widmungsvorrede ist
nach „A. Aufbau [Exordium]... [Narratio] . . . [Argumentatio] • • •
[Epilogus].. . B. Notanda ..." analysiert. Zu Psalmus primus ist der
gut überblickbare, stichwortartige Einleitungsteil wie folgt gegliedert:
A. Frühere Auslegungen Luthers; B. Besondere Quellen; C. Aufbau;
D. Überblick über Luthers Auslegung (1. Inhaltliches; 2. Gliedernde
und summierende Stellen); E. Notanda (u. a. „Besondere Themen";
„Kirchenkritik"). Anders und noch reichhaltiger zu Ps 5. - Mit Spannung
darf man im Blick auf ein Gesamturteil AWA 3 (zweite Dekade
der Psalmen) und AWA 1 (Einleitung u. a.) erwarten, zumal Bd. 1 die
„gewonnenen Einsichten in die Überlieferungsgeschichte" enthalten
wird(S. X)._

Jena Horst Beintker

450 Jahre Berner Reformation. Beiträge zur Geschichte der Berner
Reformation und zu Nikolaus Manuel. Hrsg. vom Historischen
Verein des Kantons Bern. Bern: Historischer Verein des Kantons
Bern 1980. 700 S. m. Abb. i. Text u. auf Taf, z. T. färb. gr. 8". Lw.
sfr96.-.

Der hervorragend ausgestattete Bd. (4 Farbbeigaben, 37 Schwarzweißabbildungen
, 5 Faksimiles, Karten) enthält im ersten Teil 9 Vorträge
über die Reformation in Bern, die anläßlich des 450jährigen Jubiläums
an der Volkshochschule Bern gehalten wurden: Rudolf
Dellsperger: Zehn Jahre bernischer Reformationsgeschichte
(1522-1532). Eine Einführung (25-59); Hans Rudolf Lavater:
Zwingli und Bern (60-103); Paul Zinsli: Nikolaus Manuel als
Schriftsteller (104-137); Gottfried W. Locher: Die Berner Disputation
1528 (138-155); Ernst von Känel: Peter Kunz, Kilchherrvon
Erlenbach, ein bernischer Reformator (156-193); Ulrich Im Hof:
Die reformierte Hohe Schule zu Bern. Vom Gründungsjahr 1528 bis
in die zweite Hälfte des 16. Jh. (194-224); Ulrich Gerber: Die
Reformation und ihr „Originalgewächs": die Täufer. Das Schweizer
Täufertum (248-269); Andreas Lindt: Reformation und Ökumene
(270-288). Im zweiten Teil sind Beiträge aus dem Manuel-Kolloquium
vom November 1978 im Schloß Hünigen wiedergegeben:
Hans Rudolf Lavater: Nikolaus Manuel Deutsch - Themen und
Tendenzen (289-312); Hans Christoph von Tavel: Nikolaus Manuel
als Maler und Zeichner (313-349); Paul Zinsli: Der „Seltsame
wunderschöne Traum" - ein Werk Manuels? (350-379); Max
Huggler: Nikolaus Manuel als Reformator (383-404); Jean-Paul
T a rde nt: Nikolaus Manuel als Politiker (405-431). Der dritte Teil
besteht aus den Volkshochschulvorträgen von Ernst Walder, die zu
einer umfangreichen Studie überarbeitet und erweitert worden sind:
Reformation und moderner Staat (441-583). Eine detaillierte Bibliographie
zur Berner Reformation (Berichtszeit 1956-1979) von J. Harald
Wabe r ist als vierter Teil dem Bd. beigegeben (585-700).