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1983

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 1

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über einzelnen Detailergebnissen), daß es hier in der Tat gelungen ist,
auf Grund breiter religionsgeschichtlicher Arbeit zu zeigen, daß der
Jakobusbrief eine einheitliche theologische Konzeption besitzt, diese
aber nicht eine bloße Randerscheinung ist, sondern in einen größeren
Traditionszusammenhang des Judentums wie des frühen Christentums
gehört. Das geht einher mit einer Revision des landläufigen Verständnisses
beider Größen, die der Rez. im Grundsatz teilt. Eine bloße
Beschwörung der Thesen von Dibelius kann dagegen nicht
ankommen.

Leider ist dennoch ein Defizit anzuzeigen. Überraschenderweise
fehlt die bei der Interpretation von 2,14-26 obligate Frage nach dem
historischen und sachlichen Verhältnis zur paulinischen Rechtfertigungstheologie
, und das überrascht um so mehr, weil in anderen Zusammenhängen
recht gute Vergleiche mit Paulus durchgeführt
werden (z. B. 20-26.80f.96f) und Lucks o. g. Aufsatz ja gerade diese
Frage thematisiert hatte. Trotzdem: ein Buch, das die Interpretation
des Jakobusbriefs auf einen neuen Boden stellt, dabei ein „katholisches
" Buch nicht im konfessionellen Sinn, sondern als gelungenes
Beispiel dafür, wie exegetische Grenzen nicht mehr mit den konfessionellen
übereinstimmen.

Uneinheitlich ist die Schreibweise Genetiv/Genitiv; öfters fehlen Anführungszeichen
am Anfang oder Ende eines Zitats; die offenbar nachträgliche
Einsetzung von hebräischen Wörtern in Umschrift fuhrt S. 142 zur Doppelung
von „päti", S. 87 zur Auslassung von „kakatub"; der Flattersatz stört das Auge
- das ist aber nicht dem Vf. anzulasten.

Bethel Dieter Lührmann

Baumbach, Günther: Zum gegenwärtigen Stand der Interpretation neutesta-
mentlicher Abendmahlstexte (ZdZ 36, 1982 S. 169-175).

Beutler, Johannes: Friedenssehnsucht - Friedensengagement nach dem
Neuen Testament (StZ 107, 1982 S. 291-306).

Chronis, Harry L.: The Torn Veil: Cultus and Christology in Mark 15:37-39
(JBL 101,1982 S. 97-114).

Culpepper, R. Alan: Mark 10:50: Why Mention the Garment? (JBL 101,
1982 S. 131-132).

Evans,Craig A.: The Colossian Mystics(Bibl 63,1982 S. 188-205).

Fischer, Karl Martin f : Jesu Verkündigung vom Reich Gottes (Die Christenlehre
35, 1982S. 36-41).

Glöckner, Richard: Die Wunderzeichen Jesu im Johannesevangelium (WuA
[M]23, 1982 S. 1-6,33-40).

Gourgues, Michel: L'aveugle-ne (Jn 9). Du miracle au signe:typologie des
reactions ä l'egard du Filsdel'homme(NRTh 114, 1982 S. 381-395).

Hill, John Spencer: rd ßäta xwv ifoivixcov (John 12:13): Pleonasm or Prolepsis
(JBL 101,1982 S. 133-135).

Hoffman, Thomas A.: Inspiration, Normativeness, Canonicity, and the
Unique Sacred Character of the Bible (CBQ 44,1982 S. 447-469).

Keegan, Terence J.: Introductory Formulae of Matthean Discourses (CBQ
44,1982 S. 415^130).

Marrow, Stanley B.: Parrhesia and the New Testament (CBQ 44, 1982
S. 431^*46).

Osten-Sacken, Peter von der: Jesus - Messias Israels? (ZdZ 36, 1982
S. 164-169).

Potterie, I de la: Les deux noms de Jerusalem dans les Actes des Apötres (Bibl
63,1982 S. 153-187).

Robinson, James M.: Jesus: From Easter to Valentinus (or to the Apostles'
Creed)(JBL 101, 1982 S. 5-37).

Schlier, Heinrich: Grundzüge einer paulinischen Theologie. Leipzig: St.
Benno [Lizenzausg.] 1981. 226 S. gr. 8°. Lw. M 8,50. (Vgl. Besprechung ThLZ
106.1981 Sp. 191/).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Luther, Martin: Die Botschaft des Kreuzes, bearb. v. H. Beintker. Berlin
: Evang. Verlagsanstalt 1981. 244 S. m. 7 Abb. 8* = Martin
Luther Taschenausgabe. Auswahl in 5 Bänden, Bd. 1. M 5,80; Ausland
12,80.

Nachdem von der neuen „Martin Luther Taschenausgabe"
(=LTA) zunächst Band 3 erschienen war (s. dazu ThLZ 107, 1982
Sp. 751-753), liegt nunmehr der 1. Band vor, welcher der Botschaft
des Kreuzes gewidmet ist und von H. Beintker bearbeitet wurde. Nach
einem kurzen Vorwort gibt Beintker eine „Einführung" (S. 9-17), in
welcher er knapp Luthers Leben umreißt, dabei zugleich in die Thematik
des Buches einführt und auch die Grundsätze der Textauswahl
erläutert. Wichtig ist dabei, daß „die einzelnen Schriften im allgemeinen
immer vollständig ohne jede Kürzungen wiedergegeben"
werden (S. 140. Was die Textfassung angeht, so mußte das Luther-
Deutsch in erheblichem Maße modernisiert werden. Beintker sagt,
daß man theologisch wenig informierte Leser vor Augen gehabt habe
(S. 17). Angestrebt wurde eine Sprache, die der deutschen
Gegenwartssprache nahekommt (S. 6). Für die Thematik des Bandes
sollten, wie Beintker hervorhebt (S. 5), möglichst viele Arten von
Luther-Schriften berücksichtigt werden, wobei freilich theologische
Streitschriften zurückzustehen hatten.

Die Texte werden in vier Kapiteln geboten: I. Disputation und
Meditation der Kreuzesbotschaft. Hier werden abgedruckt die Heidelberger
Disputation (1518), Betrachtung des Leidens Christi (1519)
sowie Vorbereitung auf das Sterben (1519). II. Auslegung eines neu-
testamentlichen Psalms. Hier wird die Auslegung des Magnificat
(1521) gedruckt. III. Briefe und Predigten anläßlich von Gefahren. Da
finden sich Ein Brief an Hartmut von Cronberg (1522), Eine Predigt in
der Kaufmannskirche in Erfurt zu Mark. 16,15 (1522), Sendschreiben
an die Gemeinden zu Riga, Reval und Dorpat über den wahren Glauben
(1523), Antwort auf die Frage, ob man der Todesgefahr entfliehen
soll (1527), Warnung vor falschen Lehren und Lehrern (1530), Zwei
Predigten für Bekenner der Augsburgischen Konfession über die
Frucht des Kreuzes und der Auferstehung Christi (1530), Trost in
schwieriger Zeit durch Verheißungen Gottes (1530) sowie D. Marti-
nus Luther Anno 1530 an die Mitstreiter in der evangelischen Sache
auf dem Augsburger Reichstag. IV. Aus einer Vorlesung über ein
biblisches Buch. Hier ist ausnahmsweise eine Auswahl geboten, nämlich
aus der Auslegung von Jesaja 53 (1544/1550).- Dem Band sind
einige Abbildungen von Titelblättern beigegeben.

Die hier gedruckten Texte dürften in der Tat Luthers „Theologie
des Kreuzes" nach verschiedenen Richtungen hin gut wiedergeben.
Die Auslegung des Magnificat nimmt dabei mit Recht eine Schlüsselstellung
in dem Bande ein. Es ist jedoch zu begrüßen, daß der Herausgeber
im III. Kapitel gezeigt hat, wie Luther seine Theologie des Kreuzes
in konkreten Situationen anwendet. So wird deutlich, daß die
Theologie des Kreuzes für Luther zu konkreten Konsequenzen in
politischen wie auch in persönlichen Fragen führt.

Auch die Übersetzung sowie die Modernisierung der Luther-Texte können
durchweg als gelungen und vertretbar bezeichnet werden. Beintker hat sich bei
Übersetzungen nicht gescheut, an manchen Stellen den von Luther verwendeten
lateinischen Begriff in Klammern hinzuzufügen. Das mag manchem als
etwas schwerfallig erscheinen, ist aber insofern sicher berechtigt, als der Leser ja
zum Verständnis Luthers geführt werden soll. Es kann nichts schaden, wenn der
heutige Leser an manchen Stellen die Schwierigkeiten einer solchen Übersetzung
und Modernisierung sich selbst vergegenwärtigt.

Für die Beurteilung der Arbeit des Herausgebers wurden einige Stichproben
gemacht. Dabei sind nur sehr wenige Versehen festgestellt worden. Folgende
Fälle seien genannt. S. 43 Z. 2/1 v. u. gibt Beintker den Text von WA 2,138,30
„... wie sie (seil, die Juden) nu gott gerichtet und vortrieben hatt..." folgendermaßen
wieder: „. .. wiewohl sie nun Gott gerichtet hatten und er sie aus
Jerusalem vertrieben hat." Diese Wiedergabe ist nicht richtig. Ein Subjektwechsel
begegnet hier bei Luther offenkundig nicht; vielmehr ist Subjekt der ganzen
Aussage „Gott", so daß man schärfer formulieren muß: „. . . wiewohl nun Gott
sie gerichtet und (seil, aus Jerusalem) vertrieben hat. .." Für Luthers Stellung
zu den Juden ist diese Äußerung von einigem Gewicht. - S. 43 Z. 9 v. u. sollte,
wie in WA 2,138,24, das Wort „Übeltäter" stehen, das der Herausgeber S. 43
Z. 2 v. u. (= WA 2,138,30) mit Recht hat stehen lassen. Da es sich an beiden
Stellen um den gleichen Zusammenhang handelt, wird der Sinn bei gleicher
Terminologie besser deutlich. - S. 11 Z. 7/8 v. o. findet sich eine ungeschickte
Ausdrucksweise: Luther soll durch die Vorladung vor den Reichstag nach
Worms in die Acht getan worden sein. - S. 70 zur Mariologie bei Luther hätte