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1983

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

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Neuerscheinungen

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539

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 7

540

Osterfest 1979. Aber gerade dies ist für Webers Art und Weise
bezeichnend, mit der Bibel umzugehen: Sie ist geeignet für alle Arten
von Teilnehmern, ob sie nun aus einem akademischen Milieu kommen
oder ob sie noch niemals ein Buch in der Hand gehabt haben.

Weber setzt die verschiedensten Methoden ein. Zu seinen Bibelarbeiten
wird gesungen, getanzt und gespielt. Natürlich werden Plakate
beschrieben und Bilder gemalt. Pantomimen werden aufgeführt,
Landkarten aufgehängt und Diapositive gezeigt. Es wird mit dem
Lichtschreiber und dem Epidiaskop gearbeitet. Das Hören von Schallplatten
wird ebenso einbezogen wie das gemeinsame Essen. Oft werden
bekannte oder unbekannte Werke aus der bildenden Kunst zum
Ausgangspunkt genommen. Jede Bibelarbeit stellt den Beteiligten
ganz bestimmte „Aufgaben" ("tasks"), mitunter über den Rahmen
der Bibelarbeit hinaus zur Vorbereitung von Gottesdiensten und
besonderen Gebeten, mitunter auch so, daß man das Haus verlassen
und ein Stück durch die Landschaft wandern muß. Gern läßt Weber
(auch mit Teilnehmern aus literarischen Kulturen) biblische Geschichten
zunächst aus dem Kopf niederschreiben oder von einer
Gruppe aus dem Gedächtnis zusammentragen, er läßt mit verteilten
Rollen lesen und Textvergleiche anstellen. Manchmal müssen Gruppen
bestimmte Handlungsgruppen aus einer biblischen Erzählung
spielen und sich in sie hineinzuversetzen versuchen, so etwa bei der
Kreuzigung, wo die Anwesenden wie Soldaten, Schächer, Familie
Jesu, Zuschauer auf Untergruppen verteilt werden und das Geschehen
beurteilen sollen. Einmal stellt Weber sogar eine Bibelarbeit vor, die
bei einem bestimmten wichtigen Anlaß (ein Kurs für Lehrer in Eden-
dale/Südafrika 1973; S. 257) nur zehn Minuten dauern durfte.

Es kommen also in diesen Bibelarbeiten die verschiedensten
Methoden vor, und keine gleicht der anderen. Aber zwei Merkmale
verbinden sie alle: „Der heilige Geist macht es und nicht die
Methode!" (269) Dies ist das innere Merkmal aller Beispiele. Und
äußerlich gleichen sich alle ebenfalls in einem Punkt: Es gibt nur eine
Bibelarbeit in Gruppen, nicht für den einzelnen und auch nicht als
bloßen Monolog. Der biblische Text verlangt, daß man miteinander
spricht, anders kann sie nicht eine Bibelarbeit unter dem heiligen
Geist sein.

In zwei Anhängen hat Weber eine kleine Methodenlehre beigegeben
und eine Reihe von Arbeitspapieren im Original, so wie sie in
der Praxis entstanden sind, auch dies nochmals Beispiele, die Mut
machen zum Nachvollzug in Hauskreisen, Seminaren und auf Rüstzeiten
.

Dem Leser dieses Buches in einem säkularisierten Land, in dem die
Kirche mehr und mehr zu einer Minderheit inmitten eines atheistischen
Kontextes wird, fällt Folgendes besonders auf: Wer in lutherischer
Tradition großgeworden ist, ist vor allem an Paulus orientiert
und damit einer abstrakten Tradition verhaftet, die zum Beispiel darin
zum Ausdruck kommt, daß der normale lutherische Prediger noch
immer auch über den spannendsten biblischen Text einen Vortrag
hält (möglichst in drei Teilen) und niemals erzählt, selbst dann nicht,
wenn er über eine Erzählung oder ein Gleichnis zu predigen hat. Dies
setzt aber voraus, daß der Hörer in der Bibel lebt und sie kennt und auf
diese Weise Interesse hat, noch etwas dazuzulernen, in der „Lehre"
unterrichtet zu werden. Wer aber etwa mit zwanzig Jahren den
Namen „Jesus von Nazareth" noch niemals gehört hat - und wieviele
Menschen in unserem Lande haben diesen Namen mit zwanzig Jahren
noch nicht gehört! -, der wird auf diese Weise das Evangelium
nicht verstehen können. Ihm muß man „erzählen", das heißt, man
muß ihm die Bibel so nahebringen, wie dieses Buch es darstellt. Es
macht für NichtChristen, aber auch für Christen, die Bibel neu interessant
und lebendig.

Zittau Dietrich Mendt

Bieritz, Karl-Heinrich: Gesichtspunkte für ein situationsgemäßes Taufverständnis
und eine Erneuerung der Taufpraxis (Die Christenlehre 35, 1982
S. 362-377).

Jesse, Horst: Der Kleine Katechismus von Dr. Martin Luther. Anweisung zu
christlichem Leben. Augsburg: FDL-Verlag 1982. 256 S. 8 DM 21,-.

Longardt, Wolfgang: Feste, die verbinden. Wenn Jung und Alt im Kindergarten
feiern, hrsg. unter Mitarb. v. M. Alber, Ch. Brüß, K. Jung, M. Mix,
L. Kohlhammer, A. Seitz, H. Schlotterbeck u. B. Zuzi-Eglpff in Zusammenarb.
mit dem „Evangelischen Zentrum Rissen", Hamburg. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn 1982. 96 S. m. Abb. 8* = GTB/Kindergarten.
GTB/Siebenstern,660. DM 7,80.

Luther, Martin: Grundtexte christlichen Glaubens. Hrsg. u. eingeleitet v.
H. Schultze. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982. 64 S. 8 Kart.
DM 4,80.

Schwerin, Eckart: Kinder in der Gemeinde - eine Herausforderung (Die
Christenlehre 36,1983 S. 41^t6).

To n L^ben trügg. Niederdeutsches für Kirche und Gemeinde. Hrsg. von
H.-G. Gellersen, R.Johmann, u. H.Kröger. Hermannsburg: Missionshandlung
1982.44 S. 8". Kart. DM 3,50.

Winkler, Eberhard: Die Bedeutung der Taufe für die Gemeinde (Die Christenlehre
35,1982 S. 356-362).

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

The Study of Liturgy. Ed. by Cheslyn Jones, Geoffrey Wainwright,
Edward Yarnold, SJ. London: SPCK 1979. XXVII, 547 S. 8-.

Vor uns liegt ein Kompendium der Liturgik, zu dem es im deutschsprachigen
Raum kaum etwas Vergleichbares gibt: Ein ökumenisches
Werk, von anglikanischen, römisch-katholischen, methodistischen
Autoren (auch ein orthodoxer Theologe ist dabei) gemeinsam erarbeitet
und herausgegeben, um Studenten aus den genannten Konfessionen
in Theologie, Geschichte und Praxis des einen christlichen Gottesdienstes
einzuführen. In der Tat: Ein Unternehmen .ökumenischer
Liturgik' (vgl.ZkTh 100,1978,470-483), in dieser Art kaum vorstellbar
- wohl auch kaum durchführbar - für die Breiten, in denen wir
leben.

Im Vorwort erfährt man etwas über die Entstehung des Buches: Da
ist eine Gruppe von Mitgliedern der Oxforder Theologischen Fakultät
, die sich dem Studium der Geschichte und der Theologie des
christlichen Gottesdienstes widmet - .Aspekten, die in der Gefahr stehen
, bei der Diskussion und der Verwirklichung liturgischer Reformen
in vielen christlichen Kreisen vernachlässigt zu werden' (XVII).
Nach zwei Jahren erweitert die Gruppe ihre Ziele und ihre Mitglicder-
schaft und faßt den Plan zu vorliegendem Buch; es soll an die Stelle
des 1932 von L. Clark und Ch. Harris herausgegebenen Kompendiums
"Liturgy and Worship" treten und dieses (rein anglikanische)
Werk in der beschriebenen ökumenischen Weise fortschreiben.

Einige Hinweise zum Aufbau und Inhalt des Buches: Der erste,
etwas schmal geratene Teil unter dem anspruchsvollen Titel "A
Theology of Worship" (3-29) stammt aus der Feder eines römischkatholischen
Theologen (J. D. Crichton). Der zweite Teil ist der
geschichtlichen Entwicklung des christlichen Gottesdienstes gewidmet
("The Development of the Liturgy") und nimmt den weitaus
größten Raum ein (31-492). Ein erster Abschnitt (33-78) will eine
,allgemeine Einführung' liefern. Er gibt einen Überblick über die - in
der Sicht der Herausgeber - wichtigsten Perioden und Quellen der
Liturgiegeschichte (vom jüdischen Hintergrund bis zu Thomas Cran-
mer und dem Book of Common Prayer). Ein zweiter Abschnitt ist der
christlichen Initiation (Taufe und Konfirmation) gewidmet (79-146);
auch hier erfolgt eine an der Historie orientierte Untergliederung. An
diesem Abschnitt kann man sich klar machen, wodurch überhaupt
das ganze Unternehmen ermöglicht wird: Es ist die Nähe theologischer
Denkmuster, liturgischer Spiritualität und gottesdienstlicher
Praxis, wie sie zwischen Anglikanern (zumindest einer bestimmten
Prägung) und englischsprachigen Katholiken unzweifelhaft besteht.
Englischsprachige Methodisten (D. H. Tripp, G. Wainwright) haben
offenbar kaum Schwierigkeiten, sich in diesem Zusammenhang einzufügen
. Typisch scheint auch die - ebenso gelehrte wie letztlich doch
unkritische - Art und Weise, wie der Anglikaner K. W. Noakes