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1983

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Systematische Theologie: Ethik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 7

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bringt, kann die Zahl offengebliebener Fragen nicht entgehen. Begriffliche
Ungenauigkeiten und Behauptungen, die in ihrer Rechtmäßigkeit
nicht ausgewiesen sind, erschweren oft das Verständnis. Die
Charakterisierung der philosophischen Ethik, aber auch die Behandlung
des Autonomiebegriffes gehen an der Subtilität dessen vorbei,
was philosophisches und theologisches Denken in diesem Begriff ausdrücken
wollten. Es mag dies eine Kritik sein, die das Verhältnis von
Theologie und Ethik grundsätzlich anders bestimmt sieht, die aber
andererseits auch das Engagement und die Fülle des Wissens des
Autors anerkennt, mit der dieser zur Diskussion einer zentralen Frage
theologischen Denkens aufruft.

Wien Heimo Hofmeister

Altner, Günter: Für ein neues christliches Verhältnis zur Gesamtheit der
Schöpfungswelt - gegen eine zerstörerische Ausbeutung der Natur (ZdZ 36,
1982S. 265-270).

Böckle, Franz: Grundlagen einer Ethik des Lebens (StZ 107, 1982
S. 795-811).

Burbach, Hartmut: Das ethische Bewußtsein. Studien zur Systematik der
theologischen Ethik Scheiermachers(Diss. theol. Göttingen 1983).

Eser, Albin: Zwischen „Heiligkeit" und „Qualität" des Lebens. Zu Wandlungen
im strafrechtlichen Lebensschutz (StZ 107, 1982 S. 812-826).

Fritzsche, Helmut: Zur Nacharbeit von Boston (5, 6, 7). (Standpunkt 10,
1982 S. 286-290; 11,1983 S. 15.38-43).

Graaf, Johannes de: Mit der Bergpredigt leben. Aus dem Holl, übertr.
v. H.-U. Kirchhoff. Güttersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1982. 79
S. 8' = GTB/Siebenstern 1057. Kart. DM 8,80.

Kiing, Emil: Gegenwärtige Entwicklungen der modernen Gesellschaft (Univ.
37,1982 S. 557-564).

Lenk, Hans: Philosophie, Ethik und menschliches Handeln in der heutigen
Situation (Univ. 37,1982 S. 469^(74).

Molinski, Waldemar: Die Zehn Gebote (StZ 108,1983 S. 53-60).

Schulze, Hans und Thea: Zwischen Technik und Gott. Lebensführung in den
Krisen der Gegenwart. Stuttgart: Calwer 1982.236 S. 8° Kart. DM 24,-.

„Solidargemeinschaft von Arbeitenden und Arbeitslosen" - Sozialethische
Probleme der Arbeitslosigkeit. Eine Studie der Kammer der Evangelischen Kirche
in Deutschland für soziale Ordnung. Hrsg. von der Kirchenkanzlei im Auftrage
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn 1982. 128 S. 8*. Kart. DM 7,80.

Praktische Theologie: Allgemeines

Wainwright, Geoffrey: Doxology. The Praise of God in Worship,
Doctrine and Life. A Systematic Theology. London: Epworth Press
1980, XII, 609 S. gr. 8". Lw. £ 15.-.

Auf zweifache Weise - so der Vf. selbst - könne dieses Buch gelesen
werden: zum einen als Systematische Theologie, geschrieben aus
liturgischer Perspektive; zum andern als eine Theologie des Gottesdienstes
mit systematischem Anspruch (IX). Der Rez., der sich durch
die 462 Textseiten und den 1141 Nummern umfassenden Anmerkungsteil
(463-583; dazu Bibliographie, Namen- und Sachregister,
584-609) hindurchgearbeitet hat, empfiehlt eine dritte Möglichkeit:
Man möge das Buch als ein ebenso sachkundiges wie engagiertes Plädoyer
in Sachen Ökumene lesen. Der Vf. (Engländer, Methodist, Professor
für Systematische Theologie am Union Theological Seminary,
New York) ist nicht nur ein international renommierter Systematischer
Theologe und Liturgiker. Er ist (vielleicht darf man sagen: vor
allem) Ökumeniker. Und so ist es das ökumenische Interesse an der
Gemeinschaft der Kirchen inmitten einer zur Gemeinschaft mit Gott
berufenen Menschheit, das das Buch im ganzen wie in jedem seiner
Teile prägt.

Der Untertitel (Das Lob Gottes in Gottesdienst, Lehre und Leben)
erinnert an ähnliche triadische Formeln, wie sie seit längerem in
Theologie und Kirche gehandelt werden (z. B. in Gestalt der Trias
martyria - leitourgia - diakonia; vgl. auch den Hinweis des Vf. auf

Newman, 8). Auch bei W. verbindet sich mit dieser Formel ein theologisches
Programm: Es geht zum einen.um die Einsicht in den unauflöslichen
Zusammenhang und die wechselseitige Durchdringung der
drei genannten Bereiche. Es geht aber auch - und hier liegt die eigentliche
Stoßrichtung des Buches - um die Erkenntni's und Anerkenntnis
der Schlüsselstellung, die dem christlichen Gottesdienst im Zusammenhang
dieser Trias zukommt. Der Begriff, vom Vf. hier immer
wieder gebraucht, läßt sich nur unzulänglich im Deutschen wiedergeben
; Der Gottesdienst der Kirche ist der .symbolische Fokus'
sowohl für die kirchliche Lehre wie für das Leben der Christen in der
Welt ("worship as the symbolic focus of both doctrine and life", 438
u. ö.; wechselweise kann der Vf. Gottesdienst auch als "ritual focus"
definieren; ". . . as the point of concentration at which the whole of
the Christian life comes to ritual focus", 8 u. ö.). Um das ,Ganze' zu
bezeichnen, das sich in den drei Bereichen von Gottesdienst, Lehre
und Leben entfaltet, wählt der Vf. den Begriff der "Christian vision":
eine ,Vision', die nicht nur den Anspruch erhebt, Welt und Leben zu
interpretieren, sondern auch die Veränderung der vorfindlichen
Wirklichkeit, ihre .Transformation' in Richtung auf das ,Reich Gottes
' einschließt (11 f u. ö.). Aber wiederum ist es der Gottesdienst, in
dem diese ,Vision' ihren konzentriertesten Ausdruck, ihre schärfste
und überzeugendste Bündelung findet (3). Dabei ist deutlich, daß in
solcher symbolischen und rituellen Bündelung jene Transformation'
von Mensch und Welt bereits auf eine höchst wirksame Weise beginnt
: Das gottesdienstliche Geschehen evoziert jene Zukunft ("to
evoke the future", 437), die sich in ihm in Wort und Sakrament, Bild
und Ritus zur Darstellung bringt. Dies hängt mit der Art und Weise
zusammen, wie Gott überhaupt in dieser Welt wirkt: nicht indem er
,von außen' ("from without") in der von ihm geschaffenen Wirklichkeit
interveniert, sondern indem er sie ,von innen' ("from within")
erhält und verändert (79ff, 349ff). Wieder ist es das gottesdienstliche,
insbesondere das sakramentale Geschehen, in dem sich diese Art und
Weise des göttlichen Wirkens wie in einem Brennpunkt verdeutlicht
und verdichtet: Die Sakramente (und hierin entsprechen sie dem
,Ursakrament' Jesus Christus!) vermitteln eine personale Beziehung
zwischen Gott und Menschheit; in ihnen begegnet und gibt sich Gott
selbst als Person (und nicht irgendeine .göttliche Kraft'). So sind sie-
als "interpersonal events" (82)- Modell und Beispiel ("focal instan-
ces", 83), aber auch Bündelung und Vollzug der Beziehung zwischen
Gott und seiner Schöpfung überhaupt.

Es ist im Rahmen dieser Besprechung nicht möglich, auch nur
einen einigermaßen zureichenden Uberblick über Aufbau und Inhalt
des umfangreichen Werkes und seine wichtigsten Themen und Thesen
zu geben. Andeutungen müssen genügen: Ein erster Teil befaßt
sich mit den zentralen Inhalten des christlichen Glaubens und folgt
dabei dem Grundriß des Credo (Bild Gottes - Christus - Geist - Kirche
). Im zweiten Teil geht es um die traditionellen ,Mittel', die im
Vorgang der Überlieferung und Weitergabe des Gaubens wirksam
werden (Heilige Schrift - Glaubensbekenntnisse und Hymnen - Lex
orandi^ Lex credendi). Ein dritter Teil wendet sich den Fragen zu, die
durch den Kontext aufgeworfen werden, in dem sich die "Christian
vision" ausdrückt und vermittelt (Ökumenische Bewegung - Erneuerung
des Gottesdienstes - Kultur - Ethische Implikationen und Konsequenzen
). Ein eschatologisches Kapitel schließt das Buch ab. Der
Überblick gibt nicht zu erkennen, in welchem Maße schon im ersten
Teil, der noch am ehesten dem Aufriß gängiger Glaubenslehren folgt,
die liturgische Perspektive dominiert: So wird z. B. in Kapitel I
("Image of God") die personale Beziehung von Schöpfer und Geschöpf
, Gott und Mensch in Anlehnung an gottesdienstliche Haltungen
und Erfahrungen beschrieben (37ff); daß der Mensch als ein
soziales Wesen ("social being") geschaffen ist, wird an Taufe und
Eucharistie exemplifiziert (29ff). Kapitel II ("Christ") entdeckt -
nachdem es sich zunächst mit der Stellung Christi im Gottesdienst befaßt
hat (als "object of worship" und "mediator in worship", 46ff,
62ff) - Jesus Christus als das entscheidende ,Modell' ("pattern for
worship", 70ff) für allen christlichen Gottesdienst, insbesondere für