Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1983

Spalte:

522-523

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Du Bourguet, Pierre

Titel/Untertitel:

Die Kopten 1983

Rezensent:

Irmscher, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

521

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 7

522

könne folglich nicht als Urheber des Bösen oder als Verursacher der
Sünde und des Falles Adams und Evas angesehen werden. In Miltons
Schrift "Areopagita" werde die Willensfreiheit, mit der Gott die
Menschen ausgestattet habe, besonders akzentuiert. Adam wäre ohne
sie kein Mensch, sondern eine Marionette gewesen. Dem Baum der
Erkenntnis sei im Hinblick auf das Verbot, davon zu essen, die Funktion
eines "'provoking object'" (103) zugefallen, an dem sich Adam
und Eva bewähren sollten.

Im fünften Kapitel ("Theodicy, free will and determinism",
131-163) unterstreicht der Vf. die antiprädestinatianischen Züge in
"Paradise Lost". Das Poem wolle ein Modell göttlichen Handelns
aufzeigen, das nicht durch eine Kompatibilität von Freiheit und
Notwendigkeit determiniert wurde. Gottes Präszienz künftiger Ereignisse
, speziell des Sündenfalls, werde von Milton so erklärt, daß
Gottes Vorherwissen nicht das Eintreten des Falles zur Folge hatte.
Gott in seinem von den Zeitabläuften unabhängigen Allwissen wußte
um den Fall, weil Adam sündigen würde, bzw. Adam sündigte nicht,
weil Gott es wußte.

Im sechsten Kapitel ("Eden and the 'soul-making' theodicy",
164-201) entfaltet Danielson das Leben Adams und Evas in Eden, wie
Milton es in "Paradise Lost" als ein produktives (Arbeit im Garten
Eden) und ein soziales (geschlechtliche Partnerschaft) beschreibt. Das
Wissen um das, was gut und was böse ist, sei den ersten Menschen von
Anfang an eingegeben gewesen, und diese Befindlichkeit sei durchaus
vereinbar mit ihrer Sündlosigkeit vor dem Fall gewesen. Milton habe
Wert darauf gelegt zu betonen, daß das Leben im Paradies nicht
problemlos gewesen sei. Er entwickele eine Theodizee, die die ersten
Menschen als sündlos, aber frei in ihren Entscheidungen (für oder
gegen Gott und sein Gebot) und mit einem auf Arbeit und Gemeinschaft
ausgerichteten Leben zeigte. Der Tod und Unheil in die Welt
bringende Fall konnte geschehen, weil er nach Gottes Willen möglich
war. Entscheidend für Miltons Theodizee dürfte gerade dieser letztere
Gedanke sein, wonach die Ermöglichung des Falles bei Gott', die
Verantwortung aber beim Menschen liege ("God is responsible for its
possibility, man for its actuality " (201).

Der Gedanke, daß Schöpfung und Erlösung in Beziehung zueinander
stehen, wird im siebenten Kapitel ("Paradise Lost and the
Unfortunate Fall", 202-227) noch einmal aufgenommen. Der Vf.
geht von der Frage aus, ob Milton eine felix culpa anvisiere, die durch
das dem Sündenfall nachfolgende Erlösungswerk Christi zu einem
qualitativ höheren Gut, als es das Leben in Eden darstellte, führen
mußte. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß eine solche Theorie bei Milton
nicht nachweisbar sei. Dieser habe in Christus prälapsarisch den
Messias, nicht aber den Erlöser gesehen.

In einem "Epilog" (228-229) wertet Danielson Miltons Beitrag zur
Erörterung des Theodizee-Problems als ein in seiner Eigenart unerreichtes
Werk englischer Literatur. Anhangweise ("Appendix: The
unfortunate fall of Satan", 230-233) wird im Rückgriff auf Anselms
„Cur Deus homo" nachdrücklich daraufhingewiesen, daß eine Version
, die den Sündenfall als notwendig für ein künftiges Heil voraussetze
, sowohl für Milton als auch de facto ausgeschlossen sei. Die
Tendenz des Handelns Gottes sei stets, das Gute vor dem Bösen überwiegen
zu lassen.

Das Buch Danielsons verdient auch im deutschsprachigen Raum
Beachtung, da es hilft, einen noch ungenügend ausgeloteten Komplex
der theologischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts transparent
zu machen.

Potsdam-Babelsberg Ilse Bertinetti

Aubineau, Michel: Textes nouveaux d'Hesychius de Jerusalem bilan et
methodes (Studia Patristica, Vol. XVIII, ed. by E. A. Livingstone. Oxford-New
York: Pergamon Press 1982. S. 345-351).

-: Recherches sur divers textes inedite attribues ä Basile de Cesaree. Publi-
cation d'une homelie in S. Pascha (CPG 2938) (Basilio di Cesarea: la sua etä e il
Basilianesimo in Sicilia. Messina: Centro di Studi Umanistici 1983.
S. 267-284).

-: Une homelie Chrysostomienne presentee comme inedite. In S. Paulum
BHG 1460 u. CPG 4885)(VigChr 36,1982 S. 164-168).

-: „Hesyehius redivivus". Un predicateur hiero solymitain de la premiere
moitiedu Vesiecle(FZPhTh28,1981 S. 253-270).

-: La Passion grecque inedite de Saint Therinos, myartyrise a buthrote en
epire(BHG 1798z)(AnBoll 100,1982 S. 63-78).

Bader, Günter: Sünde und Bewußtsein der Sünde. Zu Schleiermachers Lehre
von der Sünde (ZThK 79,1982 S. 60-79).

Bertinetti, Ilse: Amor Dei und sittliches Gebot. Betrachtung zur 350. Wiederkehr
des Geburtstages von Baruch Spinoza (Standpunkt 10, 1982
S. 290-292).

Breymayer, Reinhard: Ein unbekannter Katalog der Bibliothek des Johannes
Coccejus - der Schlüssel zum Buchbesitz des bedeutendsten reformierten Theologen
des 17. Jahrhunderts (LingBibl. 1982 Nr. 52 S. 7-40).

-: Ein unbekannter Gegner Gotthold Ephraim Lessings. Der ehemalige
Frankfurter Konzertdirektor Johann Daniel Müller aus Wissenbach/Nassau
(1716 bis nach 1785). Alchemist im Umkreis Goethes, Kabbaiist, separatistischer
Chiliast, Freund der Illuminaten von Avignon („Elias Artista"). (Pietismus
- Herrnhutertum - Erweckungsbewegung. Festschrift für Erich Beyreu-
ther. Hrsg. von D. Meyer. Köln: Rheinland-Verlag i. Komm. Habelt, Bonn
1982. S. 109-145).

Craig, William Lane: The Historical Argument for the Resurrection of Jesus
duringthe Deist Controversy (Diss. theol. München 1982).

Diesner, Hans-Joachim: Inkarnationsjahre, .Militia Christi' und anglische
Königsporträts bei Beda Venerabiiis (Mittellat. Jb. 16,198 IS. 17-34).

Drescher, Hans-Georg: Entwicklungsdenken und Glaubensentscheidung.
Troeltschs Kierkegaardverständnis und die Kontroverse Troeltsch-Gogarten
(ZThK 79,1982 S. 80-106).

Feld, Helmut: Die Wiedergeburt des Paulinismus im europäischen Humanismus
(Cath 36,1982S. 294-327).

Festugiere, Andre-Jean, O. P. t: Actes du concile de Chalcedoine. Sessions
111—VI (La Definition de la Foi). Traduction Francaise. Preface par H. Chadwick
. Geneve: Cramer 1983.99 S. 4' = Cahiersd'Orientalisme, IV.

Halleux, A. de: «L'Eglise catholique» dans la lettre Ignacienne aux Smyrnio-
tes(ETL 58,1982 S. 5-24).

Lammers, Waither: Gottschalks Wanderung im Jenseits. Zur Volksfrömmigkeit
im 12. Jahrhundert nördlich der Elbe. Wiesbaden: Steiner 1982.30S. gr.8'
= Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang
Goethe-Universität Frankfurt am Main, XIX, 2. Kart. DM 13,-.

Mengus, Raymond: Ernst Troeltsch et l'institution de de l'absolu (RSR 70,
1982 S. 481-498).

Neirynck, Frans: A. von Hoonacker, het Boek Jona en Rome (Academiae
Analecta = MVAW44,1982 Nr. 1,8. 75-100).

Orbe, Antonio: La Virgen Maria abogada de la virgen Eva (Gr. 63, 1982
S. 453-506).

Pfeilschifter, Frank: Das Calvinbild bei Bolsec und sein Fortwirken im
französischen Katholizismus bis ins 20. Jahrhundert (Diss. Theol. München
1982).

Prenter, Regin: Guds Virkelighed. Anselm af Canterbury Proslogion oversat
og udlagt som en indforelse i theologien. Udgivet af Udvalget for Konvent for
Kirke og Theologi. Fredericia: Lohses Forlag i. Komm. 1982. 192 S. 8'. Geb.
dkrl59.-.

Schultz«, Bernhard: Zur Gotteserkenntnis in der griechischen Patristik
(Gr. 63,1982 S. 525-558).

Wielockx, R.: La sentence De Caritate et la discussion solastique sur l'amour
(l«<partie)(ETL 58,1982 S. 50-86).

Kirchen- und Konfessionskunde

Les Coptes - The Copts - Die Kopten. Bd. 2, Hamburg: Koptische
Gemeinde e. V. 1981. IV, 451 S. 8'

Der in dieser Zeitschrift - Jg. 106, 1981 Sp. 841 - geäußerte
Wunsch, die von im Auslande lebenden Kopten begonnene Schriftenreihe
möge ihre regelmäßige Fortsetzung finden, hat sich bereits
binnen Jahresfrist erfüllt; der zweite Band ist übrigens fast doppelt so
umfangreich wie der erste. Den größten Teil des verfügbaren Raumes
nimmt eine theologiegeschichtliche Untersuchung von Karam
Khella ein, welche das Wirken des alexandrinischen Bischofs