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1983

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 7

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hätten den Radius dieser Arbeit überschritten. Gerade in ihrer
gewollten Begrenzung erweist sich die Untersuchung analytisch und
interpretatorisch als instruktiv.

Leipzig Kurt Meier

Nicolaisen, Carsten [Hrsg.]: Nordische und deutsche Kirchen im 20. Jahrhundert
. Referate auf der Internationalen Arbeitstagung in Sandbjcrg/Dänemark
1981. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 1982.361 S.gr. 8- = Arbeiten
zur kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B: Darstellungen, 13. Kart. DM 60,-.
Ralling, Jakob L.: Hai Koch als dänischer Historiker in der Okkupationszeit
(S. 13-26) - Roherach. Heinz: Der Dienst der dänischen Kirche an den deutschen
Flüchtlingen in Dänemark 1945-1948 (S. 27-35) - Bock man, Peter Wilhelm
: Zur Frage der theologischen Legitimierung der Volkskirche in Norwegen
(S. 36-41) - Brohed, Ingmar: Anders Nygren und die gesellschaftspolitischen
Fragen der nationalsozialistischen Zeit (S. 42-57) - Haendler, Gert: Zur Redeu-
tung Martin Luthers auf den Konferenzen der Hochschultheologcn der Ostseeländer
von 1961 bis I980(S. 58-74) - Heikkilä. Hannu: English Reactionson
the Situation of the Churchcs in Finland and Scandinavia 1940-1941
(S. 75-78) - Heikkilä, Markku: Die Zeitung „Kotimaa" und das neuvolks-
kirchlichc Tätigkeitsprogramm in Finnland 1940-1975 (S. 79-85) - Riber
Jensen, Finn: Zur heutigen Situation der Volkskirche in Dänemark (S. 86-90)-
Jürgensen, Kurl: Die Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins in der Herausforderung
des schleswigschen Grenzlandes (mit einem Kommentar von
Troels Fink und einer Entgegnung Kurt Jürgensens) (S. 91-121) - Kretschmar,
Georg: Die „Vergangenheitsbewältigung" in den deutschen Kirchen nach 1945
(S. 122-149) - Linning, Inge: Das nordische Luthertum (S. 150-164)- Meier,
Kurt: Die zeitgeschichtliche Redeutung volkskirchlicher Konzeptionen im
deutschen Protestantismus zwischen 1918 und 1945 (S. 165-197) - Mont-
gomery, Ingun: Politische Parteien und Kirche in Schweden (S. 198-211)-
Murtorinnc, Eino: Die nordischen Kirchen im zweiten Weltkrieg(S. 212-227)-
Nowak, Kurt: Kirche und Widerstand gegen den Nationalsozialismus
1933-1945 in Deutschland (S. 228-270) - Pontoppidan Thyssen. Anders: Die
volkskirchliche Tradition in Skandinavien (S. 271-289) - Rendtorff, Trutz:
Volkskirche in Deutschland (S. 290-317) - Thadden, Rudolf von: Kirchen-
polirischc Programme der deutschen Parteien seit 1918 und die Reaktionen der
Kirche (S. 318-335) - Walther, Christian: Politischer Protest und kirchliche
Einheit (S. 336-342).

Reden-Dohna. Armgard von: Reichsstandschaft und Kloslcrherrschaft. Die
schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Rarock. Wiesbaden: Steiner
1982. 39 S. 8' = Institut für Europäische Geschichte Mainz, Vorträge 78. Kart.
DM 11,40.

Siegele-Wenschkewitz, Leonore: Mitverantwortung und Schuld der Christen
am Holocaust (EvTh 42, 1982 S. 171-190).

Wissenschaftliches Kolloquium zum 100. Geburtstag von Günther Dehn -
veranstaltet von der Sektion Theologie an der Martin-Luther-Univcrsitat
Halle-Wittenberg am 20. und 21. April 1982 (Rcilage zu Standpunkt II, 1983
H. 1,24 S.).

Dogmen- und Theologiegeschichte

Garcia Bazän, Francisco: Plotino y la Gnosis. Un nuevo capitulo en la
historia de las relaciones entre el Hcllenismo y el Judeocristia-
nismo. Buenos Aires: Fundaciön para la Educaciön, la Ciencia y la
Cultura 1981. 367S.gr.8*.

I>as dritte nachchristliche Jahrhundert hat zwei höchst einflußreiche
Persönlichkeiten hervorgebracht: den Philosophen Plotin im
Westen und den Religionsstifter Mani im Osten. So fern sich ihre
Systeme nach außen auch sind, so sind sie sich doch nahe im geistigen
Klima ihrer Zeit, das sie bewußt und unbewußt bestimmte: Es ist vor
allem die Suche nach der Unvergänglichkeit und der Befreiung von
der Vergänglichkeit mit Hilfe denkerischer Einsicht (Erkenntnis).
Nun ist die Stellung Plotins in der antiken Philosophie sehr klar zu
sehen: Ende und Anfang zugleich in der platonischen Tradition,
weshalb man bei ihm vom „Neuplatonismus" ebenso wie vom „Spät-
platonismus" sprechen kann. Auf der anderen Seite bietet Mani ebenfalls
eine Zusammenfassung, aber auch Neudeutung der gnostischen
Traditionen, also auch Ende und Anfang. Seit Hans Jonas Plotin in
den geistigen Strom gnostischen Denkens einbezogen hat (sein diesbezüglicher
Band von „Gnosis und spätantiker Geist" liegt allerdings
immer noch nicht vor), ist es um das Thema „Plotin und die Gnosis"
nicht wieder ruhig geworden. Dafür haben zusätzlich zwei Tatsachen
gesorgt: die neu und verstärkt betriebenen Forschungen zum sog.
„Mittelpiatonismus"' (1. Jh. v. Chr. -2. Jh. n. Chr.) und der Fund der
Nag Hammadi-Codices. Erstere bringen immer deutlicher die Vorgeschichte
des Plotinischen Systems ans Licht, aber auch das Wech-
selverhältnis zwischen Teilen der platonischen und gnostischen Tradition
; letzterer bietet erstmalig eine breite Basis gnostischer Originaltexte
, einschließlich solcher, die für die eben genannte Problematik
von Bedeutung sind. Insofern ist die Plotinforschung zunehmend an
derGnosisforschung interessiert und umgekehrt.

Das vorliegende Buch stammt aus der Schule des bekannten Spanischen
Gnosisforschers Antonio Orbe (Rom), bei dem der Vf. studiert
hat und dem er neben seinem argentinischen Lehrer A. Asti Vera
das Buch gewidmet hat. F. Garcia Bazän, Professor und Forscher am
argentinischen Consejo Nacional. de Investigaciones Cientificas y
Tecnicas (CONICET) in Buenos Aires, hat sich schon durch ein
anderes Werk als Gnosisfachmann zu Wort gemeldet (Gnosis. La
esencia del dualismo gnostico, 2. Aufl. Castaneda 1978). Die neue
Publikation (das Vorwort ist allerdings 1976 datiert!) setzt die eingangs
geschilderte Situation voraus, ohne daß der Vf. allerdings ausreichend
die NHC heranzieht und auch sonst stärker an Plotin interessiert
ist als an der Gnosis. Das Werk zerfällt in zwei Teile: Im ersten
Teil wird die Lehre Plotins in drei Kapiteln ausführlich und mit breiten
Zitaten (in eigener spanischer Übersetzung) dargestellt (1. Die
Realität der existierenden Wesen, 25-80; 2. Die Realität der schönen
Wesen, 81-136; 3. Die Realität der Erkenntnis. Das Übersinnliche,
137-196). Der zweite Teil beschäftigt sich mit der antignostischen
Polemik Plotins, ebenfalls in drei Kapiteln (4. Die antignostische
Diskussion Plotins, 199-296; 5. Indizien und Begründungen der
antignostischen Diskussion, 297-316; 6. Das Zeugnis des Porphyrius,
317-334). Schlußfolgerungen (335-339), eine Bibliographie
(341-356) und ein Register von Namen und Sachen (357-366)
schließen sich an.

Vf. hat sich aller relevanten Schriften Plotins, der Enneadcn, nach
chronologischer Abfolge angenommen, die irgendwie auf gnostische
Themen Bezug nehmen. Er kommt zu folgendem Ergebnis: In der
frühen Phase (253-265) finden sich die ersten Ansätze zu einer antignostischen
Polemik, die zunächst recht offen geführt wird (in den
Traktaten 1-5), später mehr „argwöhnisch" (Traktate 6-26). Diese
frühe Auseinandersetzung basiert auf der Grundlage gemeinsamer
Ideen und ähnlicher Interessen, wie sie der „alexandrinische Platonis-
mus" besaß (wofür G. B. u. a. das Corpus Hermeticum heranzieht)
und der für Plotins Jugendzeit bestimmend war. Die spätere Phase
(264/265) ist durch einen Bruch in dieser Gemeinsamkeit gekennzeichnet
(Traktate 27. 28. 29), der sich auch in einer Änderung der
Terminologie ausdrückt und Plotin zu einer neuen Bestimmung
seiner philosophischen Position veranlaßt (Traktate 30-32 = 111,8;
V,8; V,5), um schließlich die Irrtümer der Gnostiker deutlich herauszustellen
(Traktat 33 = 11,9). G. B. verfolgt die Gedankengänge der sog.
„großen Tetralogie" (30-32) sehr genau und zieht jeweilig die valen-
tinianischen Zeugnisse und damit verwandter gnostischer Gruppen
heran (Irenäus und Clemens Alcxandrinus sind dafür Hauptzeugen).
Die Unvereinbarkeit des jetzt geschlossenen plotinischen Dreistufen-
Systems (Das Eine, Geist und Welt) mit dem breitgefächerten, mythologisch
ausgestalteten und antikosmischen Gebäude der Valenti-
niancr wird aufgewiesen (darüber gibt auch eine dem Buch beigegebene
Skizze auf S. 337 einen guten Überblick). Traktat 33 (Enn.
11,9) bestätigt für Vf. den Hintergrund als valentinianisch (Fall der
Sophia, obere und untere Sophia, Stellung des Demiurgen, Bildung
der Natur aus pleromatischen und kosmischen Elementen usw.). Der
Bericht des Porphyrius spricht zwar nicht von Valentinianern als
Gegner Plotins (Adelphius und Aquilinus sind „christliche Gnostiker
") und führt keine typisch valentinianischen Schriften an (die
aufgeführten sind eher sethianisch-archontischer Herkunft), aber Vf.