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Ausgabe:

1983

Spalte:

497-498

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Doran, Robert

Titel/Untertitel:

Temple propaganda 1983

Rezensent:

Schunck, Klaus-Dietrich

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Seite 1

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497

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 7

498

Doran, Robert: Temple Propaganda: The Purpose and Character of 2
Maccabees. Washington: The Catholic Biblical Association of
America 1981. VIII, 124 S. 8' = The Catholic Biblical Quarterly.
Monograph Series, 12. Kart. $ 4.50.

Was war der Anlaß für die Abfassung des 2. Makkabäerbuches?
Welchem Zweck sollte diese Schrift dienen? Diese beiden eng miteinander
verbundenen Fragen, die dadurch noch interessanter werden,
daß das 2Makk für den größten Teil seiner Darstellung in dem weiter
reichenden IMakk eine Parallele hat und selbst nur ein Auszug aus
einem umfangreicheren Werk eines Jason von Kyrene ist, dem dann
noch zwei Briefe vorangestellt wurden, haben bis heute keine einhellige
Beantwortung erfahren. So erscheint es durchaus angebracht,
daß R. Doran mit der vorliegenden Arbeit den Versuch unternimmt,
auf einem neuen Wege, nämlich dem Weg über eine genaue literarische
Analyse, zur Klärung dieser Fragen beizutragen.

Dieses Vorhaben setzt nun freilich als erstes eine gründliche Auseinandersetzung
mit dem Problem, inwieweit das 2Makk als eine
Einheit gelten darf, voraus. Mit der Mehrzahl der modernen Forscher
unterscheidet der Vf. am Anfang dieser Schrift zwei Briefe (l,l-10a
und l,IOb-2.18), die der zunächst selbständigen Epitome aus dem
lüntbändigen Werk des Jason von Kyrene erst zu einem späteren Zeitpunkt
vorangestellt worden seien; für die Epitome selbst verneint er
die Möglichkeit, Quellen zu unterscheiden, obwohl er einräumt, daß
"information wasgained from many quarters" (23).

Die somit als ein einheitliches Ganzes anzusehende Epitome wird
sodann zunächst hinsichtlich ihrer Syntax und ihres Stiles untersucht,
mit dem Ergebnis, daß dieses Werk stilistisch keineswegs hinter den
Werken klassischer griechischer Schriftsteller zurücksteht, .ja, sein
Autor wohl in einer Schule für Rhetorik ausgebildet wurde. Die sich
anschließende Analyse der Struktur der Erzählung, wofür der Text in
die drei Abschnitte 3,1-10; 4,1-10,9 und 10,10-15,36 unterteilt wird,
führt unter Berücksichtigung linguistischer Indizien zu der an sich
nicht neuen Feststellung, daß die Epitome absichtlich auf zwei Tem-
pelfestc, das Fest der Tempelreinigung und den Nikanortag, zugeschnitten
ist, zugleich abcrauch auf die Aufzählung größerer Siege der
Juden Wert legt, die vom Standpunkt eines Jahweverehrers dargestellt
werden.

Auf diesen Ergebnissen bauen dann die für diese Studie entscheidenden
Untersuchungen über den literarischen Charakter des 2Makk
auf. Unter Ablehnung der Auffassung, daß es sich hier um pathetische
bzw. auch rhetorische Historiographie (vom Vf. unter der Gattungsbezeichnung
„tragic" hislory writing zusammengefaßt) oder um eine
Festlegende handle, entwickelt der Vf. die. These, daß die Epitome -
den Charakter des Werkes des Jason von Kyrene hält er für nicht mehr
erhebbar - "is a history characteristic of the Hellcnistic period which
deals with the divine deliverance of Jerusalem and its territory from
around 180 to 160 B.C.E. by its patron deity" (104). Die Verbindung
dieses in den ersten Regicrungsjahren des Johann Hyrkanus (ab 134
v. Chr.) in Jerusalem entstanden gedachten Werkes mit den beiden
Briefen l,l-10a; 1,10b-2,l8 wird für die Zeit nach 124 v. Chr. angenommen
, wobei der Grund für diese Verbindung in der Hervorhebung
des Tempelweihfestes und des göttlichen Schutzes für die Juden
sowohl in den Briefen als auch in der Epitome gesehen wird. Damit
aber erfüllte das 2 Makk nun den Zweck, als Tempelpropaganda zu
dienen - "defense of the temple and its surroundings by the patron
deity"(l 14).

Überzeugt dieses Endergebnis? Es stellt keine neue Erkenntnis dar,
sondern bestätigt nur eine schon seit langem vertretene Auffassung
(schon E. Bickermann, PRE XIV, 1928, 794, sprach von einer „Agitationsschrift
", um für die Feste und den Tempel Stimmung zu
machen). Ebenso erbringen aber auch die vorhergehenden Ausführungen
keine grundlegend neuen Gesichtspunkte. Der Wert der Studie
Hegt somit in erster Linie in den Überlegungen zur Bestimmung der
literarischen Gattung der Epitome sowie in der gründlichen Herausarbeitung
der literarischen Einzelprobleme des 2Ma"kk, wobei der Vf.

die Ergebnisse am Ende jedes Abschnitts jeweils übersichtlich in einer
„conclusion" zusammenfaßt.

Dabei erscheint es freilich fraglich, ob man aus der Epitome überhaupt
nichts mehr über das Werk und die Tendenz des Jason von
Kyrene entnehmen kann und damit auch die Frage nach den Quellen
völlig offen bleiben muß. Hier macht es sich der Vf. doch etwas zu
leicht; gewiß sind solche Quellen nicht mehr exakt abzugrenzen, aber
es muß doch als höchst unwahrscheinlich gelten, daß Jason von
Kyrene als ein im Ptolemäerreich lebender Afrikaner ohne Heranziehung
von Quellen so bis in Details genau über die Ereignisse in dem
unter der Hoheit der Seleukiden stehenden Jerusalem und Judäa häite
berichten können.

Die Überschriften der einzelnen Abschnitte stimmen nicht immer
mit den Angaben des Inhaltsverzeichnisses überein. Eine knappere
Darstellung der Überlegungen zur Struktur und zum literarischen
Charakter des 2Makk (= Kap. 3 und Kap. 4) veröffentlichte der Vf.
bereits in HUCA 50, 1979, 107-114.

Rostock Klaus-Dietrich Schunck

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Judaica

Nordheim, Eckhard von: Die Lehre der Alten. I: Das Testament als
Literaturgattung im Judentum der hellenistisch-römischen Zeit.
Leiden: Brill 1980. Vlll, 254 S. gr. 8" = Arbeiten zur Literatur und
Geschichte des hellenistischen Judentums, XIII. Lw. hfl 80.-.

Ausgangspunkt der Arbeit ist die Frage, ob die literarische Form der
„Testamente der zwölf Patriarchen" (Test XII) nur dieser Schrift
(bzw. diesem Schriftenkorpus) eignet oder ob sie eine Gattung repräsentiert
, der auch andere Schriften - hier zunächst: der jüdischen
Literatur in hellenistisch-römischer Zeit - angehören. In Band 2
seiner Arbeit (beide Teile zusammen bildeten eine Münchener Dissertation
von 1973; die Literatur wurde noch bis etwa 1976/77 eingearbeitet
) möchte der Vf. darin diese Gattung in das Alte Testament
und andere orientalische Literaturen zurückverfolgen.

Der umfangreichste § 1 (S. 12-114) ist der formalen Analyse der
Test XII gewidmet. Dabei erhebt v.N. Formelemente jeweils zunächst
für den Rahmen (Anfang und Schluß) und dann für den Mittelteil aller
zwölf Testamente. Es ergibt sich, daß die forintragenden Elemente in