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Ausgabe:

1983

Spalte:

475-476

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Die Hoffnung auf die Zukunft der Menschheit unter der Verheissung Gottes 1983

Rezensent:

Döpmann, Hans-Dieter

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 6

476

denominationaler Art darf nicht gegen jede Absicht des Vf. im Sinne
organologischen Konfessionsdenkens mit seiner Systemgeschlossenheit
in ökumenische Aussichtslosigkeit führen. Die Gefahr ist, daß
Kirchen oder Kirchenfamilien in dieser Weise auf überholte Selbstbegründungen
festgelegt würden, die in der Unterscheidung eines
pneumatologischen und transzendentalen Kirchenrechts (Dombois)
heute überwindbar erscheinen.

Ein sehr ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis beschließt
den Band. Wünschenswert wäre ein Abkürzungsverzeichnis. Ein
Stichwortregister (z. B. zu Frauenordination, Amtsprofessionalismus,
christologischer Drei-munera-Lehre, Berufung, Priestertum und
Opfer) würde überdies die Verwendbarkeit der Gehalte dieser Studie
erhöhen.

Der sorgfältig redigierte Text enthält zwei sinnstörende Corrigenda:
S. 176 3. Abs., 3. Z. v. u. lies: ohne, statt oder; S. 228 b) lies: urchristlichem
Brauch.)

Seit Januar 1982 liegt das Lima-Dokument vor. Für den nun in
Gang befindlichen Diskussions- und Rezeptionsvorgang, für ein genetisches
Verstehen dieser Konvergenzerklärung, für Würdigung und
Einordnung ihrer Aussagen und die Intensivierung entsprechender
Integrations- und Innovationsbemühungen in den Kirchen ist die vorliegende
Studie rechtzeitig und hilfreich erschienen.

Eisenach Hermann Lins

Die Hoffnung auf die Zukunft der Menschheit unter der Verheißung
Gottes. Achtes Theologisches Gespräch zwischen Vertretern der
Russischen Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in
Deutschland vom 10. bis 13. Oktober 1979 im Geistlichen Seminar
Odessa. Herausgegeben vom Kirchlichen Außenamt der Evangelischen
Kirche in Deutschland (Studienheft 12). Frankfurt/M.:
Lembeck 1981.187 S., 4 Taf. 8' = Beiheft zur Ökumenischen Rundschau
, 41. Kart. DM 28,-.

Der Berichtsband von „Arnoldshain VIII" entspricht der bewährten
Qualität der bisherigen Bände. Er bietet die Grußbotschaft von
Patriarch Pimen, die Begrüßungsansprachen, eine Predigt von
E. Schlink, Grußtelegramme, den Text der Vorträge und einen
diesmal leider infolge technischen Versehens bei der Tonbandaufzeichnung
unvollständigen Protokollbericht. Für den des Russischen
Kundigen erweist es sich als nützlich, daß erneut das Resümee und die
Thesen in deutscher und russischer Sprache wiedergegeben werden.

Da das achte Gespräch in Odessa fast auf den Tag genau zwanzig
Jahre nach dem ersten theologischen Gespräch in Arnoldshain stattfand
, stand es zugleich im Zeichen des Rückblicks auf die bisher geleistete
Arbeit und ihre Ergebnisse. So erläuterte Präsident H. J. Held in
seinem Vorwort (S. 7-15), daß die Klärung theologischer Lehrfragen
nur ein Anfang des zwischenkirchlichen Dialogs sein könne. Eigentliches
Ziel müsse der geistliche Erfahrungsaustausch, die gegenseitige
Förderung im Glauben und im geistlichen Leben sein, und mit der
Thematik „Die Hoffnung auf die Zukunft der Menschheit unter der
Verheißung Gottes" sei gleichsam der Übergang auf eine höhere Stufe
der Gespräche, die Ebene des geistlichen Lebens, erreicht worden. Er
wies zugleich darauf hin, wie sehr die theologischen Gespräche zwischen
der Russischen Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche
in Deutschland in den Zusammenhang der jüngeren Geschichte
beider Völker gehören, und daß die gerade in Odessa noch gegenwärtigen
Kriegsschrecken die Notwendigkeit von Gemeinschaft und
Frieden deutlich werden ließen.

In einer ersten Gesprächsrunde wurde „Die Hoffnung auf die Zukunft
der Menschheit" von Erzbischof Michail (Mud'jugin) „im
Lichte der Heiligen Schrift", von Jürgen Roloff „nach der Heiligen
Schrift und in der neueren theologischen Diskussion" und vom Leiter
des Moskauer Kirchlichen Außenamts und früheren Exarchen für
Mitteleuropa, Metropolit Filaret (Vachromeev), „in der Diskussion
der Neuzeit in Europa" entfaltet. Erzbischof Michail behandelte den

Begriff der Hoffnung im personalen, sozialen und religiösen Bereich
und verband die christliche Hoffnung in ihrer Ausrichtung auf die
Ewigkeit mit Aussagen zur Zukunft in der Gegenwart sowie den daraus
resultierenden Aufgaben. J. Roloff gab unter Betonung des bibelwissenschaftlichen
Aspekts einen Überblick über die gegenwärtige
Diskussion zu Fragen der Eschatologie. Nach einem Rückblick auf die
bisherigen sieben theologischen Gespräche zwischen beiden Kirchen
und dem Herausstellen der Grundlagen christlicher Hoffnung charakterisierte
Metropolit Filaret es als Hauptaufgabe der Kirche, die Menschen
auf den und auf dem Weg der Erlösung zu führen und entfaltete
das Bestreben, mit Gottes Hilfe schon auf Erden Zeichen des Reiches
Gottes zu errichten, an Beispielen aktuellen Einsatzes für Frieden und
Gerechtigkeit.

In einer zweiten Gesprächsrunde referierten Aleksej Osipov und
Georg Kretschmar über „Die Heiligen als Zeichen der Erfüllung von
Gottes Verheißung für den Menschen". Die Reformatoren hatten zu
ihrer Zeit mit Recht gegen ein römisch-katholisches Verständnis polemisiert
, bei dem das Leben und Wirken von Heiligen unter dem Gesichtspunkt
menschlicher Leistung gesehen wurde. Im jetzigen Gespräch
wurde betont, die Heiligen gehörten nicht unter die Kategorie
des fordernden Gesetzes, vielmehr werde an ihnen zeichenhaft sichtbar
, daß die Verheißungen einer neuen Welt und der Umwandlung
unseres Lebens keine leeren Worte sind. So kennen auch die reformatorischen
Kirchen Gestalten, an denen die Kraft des Evangeliums
als Ermutigung und Herausforderung zum Glauben besonders eindrücklich
geworden ist. Angesichts unterschiedlicher Sicht und Glaubenserfahrungen
konnten die Thesen dieser Runde nur einen Versuch
darstellen, der als Ausgangspunkt für weitere Gespräche dienen kann.
So blieb die Frage nach den durch Heilige geschehenen Wundern
offen. Und die immer wieder angesprochene Problematik des Synergismus
zeigte, daß hierüber einmal intensiv gearbeitet werden müsse.
Da sich üblicherweise die Diskussion zu den Referaten als besonders
aufschlußreich erweist, ist es sehr zu bedauern, daß sie zu diesem Themenkreis
im Protokollbericht fehlt.

Als weiterer Neuansatz erwies sich die dritte Gesprächsrunde,
indem in den bilateralen Dialog eine Verständigung über die Mitverantwortung
für Entscheidungen und Programme des Ökumenischen
Rates der Kirchen einbezogen wurde. Vitalij Borovoj und Reinhard
Slenczka referierten über die „Vereinbarten Erklärungen" der
Kommission für Glauben und Kirchenverfassung zu Taufe, Eucharistie
und Amt und ihre Aufnahme in der Russischen Orthodoxen Kirche
sowie in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Als Aufgabe
der ökumenischen Bewegung wurde beides betont: die Förderung
eines Konsens in dem, was für die Einheit der Kirche wesentlich ist,
sowie eine dementsprechende Einheit im Zeugnis und Dienst der Kirche
vor der Welt, eine Bewährung der Botschaft des Evangeliums für
eine gerechte Ordnung menschlichen Zusammenlebens. Es wurde
vorgeschlagen, beim IX. Theologischen Gespräch das Thema „Amt",
besonders im Blick auf die Frage der apostolischen Sukzession und des
Bischofsamtes, zu behandeln.

Berlin Hans-Dieter Döpmann

Von Personen

Ernst Sommerlath 1889-1983

Die Sektion Theologie der Karl-Marx-Universität nimmt mit
großer Dankbarkeit zu Gott Abschied von D. Ernst Sommerlath,
D. D., der fast sechs Jahrzehnte Professor für Systematische Theologie
in Leipzig gewesen ist.

Als Ernst Sommerlath 1924 zum außerordentlichen Professor in
Leipzig berufen wurde, hatte er bereits in mehrfacher Hinsicht Bewährungsproben
bestanden. Der 1889 in Hannover Geborene studierte
in Heidelberg, Greifswald, Leipzig und Göttingen besonders bei