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Ausgabe:

1983

Spalte:

471

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Gott im Alltag 1983

Rezensent:

W., E.

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471

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 6

472

als Arbeitsschritte methodisch so einleuchtend beschrieben, daß vor
allem Religionspädagogen und Theologen in der Ausbildungsphase
Gewinn davon haben.

Das Wunderproblem am Beispiel von Markus 5,21-43, die Themen
-Katechese „Die Rettung aus der Angst" mit dem Text Matthäus
8,18.23-27 sowie das Gleichnis von den zehn Jungfrauen Matthäus
2 5,1 -12 werden informativ behandelt.

Die kurzen Hinweise und Aspekte können allerdings dem Leser
nicht die Mühe eigener historisch-kritischer Exegese ersparen und
sollten theologisch sorgfältig entfaltet und vertieft werden.

Kap. IV (146-215) bringt Beispiele biblisch-theologischer und dann
methodischer Erarbeitung von Problemen und Themen. „Glück und
Heil" ist das Thema einer Unterrichtseinheit, „Leid und Leiden" ein
zweiter Problemkreis. Von der Information zum Erfahrungsfeld Leid
- Leiden im Horizont von Fünfzehnjährigen über die Wirkungsgeschichte
des Leidens Jesu bis hin zu Materialsammlungen und
Unterrichtsmodellen werden hier die einfachen Grundschritte verantwortlicher
Unterrichtsvorbereitung vorgestellt und begründet.

Die fast unüberschaubare Fülle neuer Konzeptionen, Pläne und
Modelle, die in den vergangenen Jahren hervorgebracht und verbreitet
wurden, haben nach kritischer Sichtung Echo und Ertrag gefunden
und im vorliegenden Buch zu integrativer Konzentration geführt. Die
hier angebotenen Planungsprozesse und -hilfen beachten deutlicher
als bisher die soziale und personale Seite christlich verantworteter
Erziehung und Bildung und drängen auf ethische Konkretisierung. So
liegt das Schwergewicht dieses Lehrbuchs darin, daß sowohl die
Arbeit über biblischen Texten als auch problemorientierter Unterricht
auf die Erfahrung der Gruppe und auf ihr gegenwärtiges und
zukünftiges Handeln bezogen wird.

Greifswald Günther Kehnscherper

Thema: Martin Luther. Bilder, Texte und Vorschläge für Unterricht,
Jugendarbeit, Seminare und Gemeindearbeit. Für die Evangelische
Kirche in Deutschland erarbeitet von H. Grote, H. Kemler,
H. Schultze. Göttingen-Zürich: Vandenhoeck & Ruprecht 1982.
104 S. m. Abb. 4°. Kart. DM 9,80.

Der Band enthält eine praktische Zusammenstellung von Informationen
über Luther und die Luther-Rezeption, ausgewählte Luther-
Texte und methodische Vorschläge. Auf einführende und grundlegende
Hinweise folgen Texte und Kommentare zu den Themen
Musik und Messe; Freiheit - Beruf- Gott und dem Nächsten dienen;
die Bibel; Luther und die Protestanten; zu Leben und Werk des Reformators
. Am Schluß stellt H. Gloy eine „kleine Bücher- und Medienkunde
zur Reformationsgeschichte" zusammen. Luthers Schattenseiten
werden nicht verdeckt, was der Verwendbarkeit in der Gemeindepraxis
dienen dürfte. Das Buch liest sich gut, und es ist graphisch
ansprechend gestaltet.

E. W.

Schmidt, Hans-Jürgen [Hrsg.]: Gott im Alltag. Kleines Lexikon zur
christlichen Erziehung. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn 1982. 143 S. 8' = GTB/Siebenstern, 1058. Kart.
DM 12,80.

Dem Titel entsprechend gehen die meisten der 73 Artikel von Alltagserfahrungen
der Kinder und Erzieher aus. In leicht verstehbarer,
ungewöhnlich anschaulicher Form werden theologische und pädagogisch
-psychologische Informationen mitgeteilt. Artikel wie „Angst",
„Engel", „Familie" seien als Beispiele für die Verknüpfung theologischer
und humanwissenschaftlicher Aspekte genannt. Die Autoren
plädieren für partnerschaftlichen Umgang schon in der Früherziehung
, vermeiden aber extreme pädagogische Positionen und urteilen
auch theologisch ausgewogen. So entstand eine empfehlenswerte Hilfe
für die Elternarbeit.

E.W.

Religions- und Kirchensoziologie

Schneider, Lothar: Zur Pastoralsoziologie des Kirchgangs. Eine
Trenduntersuchung. Opladen: Leske Verlag + Büdlich 1980. 175 S.
8' = Forschungstexte Sozialwissenschaften, 3.

Die Arbeit stellt eine empirische Trenduntersuchung dar. Jeweils
im Herbst der Jahre 1970 und 1972 wurden in 16 Gemeinden des
katholischen Dekanats Leverkusen Totalerhebungen bei den Gottesdienstbesuchern
durchgeführt. Dabei wurden 36 000 Gemeindemitglieder
erfaßt. Ziel der Untersuchung war es, die beiden unabhängigen
Variablen Kohäsion und Dynamik auf die abhängige Variable des
Pastoralen Erfolgs zu beziehen. Die beiden unabhängigen Variablen
stammen aus der sozialpsychologischen Theoriebildung, genauer der
Kleingruppenforschung im Gefolge von Kurt Levin. Kohäsion meint
dabei den Grad der Verbundenheit von Mitgliedern mit einer Gruppe.
Dynamik meint Aktivität und Wandlungsfähigkeit in eins. Die
abhängige Variable des pastoralen Erfolgs wird am Kirchgangsverhalten
gemessen. Mit Recht weist der Verfasser darauf hin, daß dieses
zumindest im katholischen Bereich Kirchlichkeit generell in hohem
Maße widerspiegelt. Auch wenn im Protestantismus mehr Zurückhaltung
geboten ist, gilt selbst hier eine ähnliche Gesamttendenz: Ohne
wenigstens gelegentlichen Kontakt mit den Gottesdiensten ist die
Bejahung der Kirche kaum denkbar.

Die Arbeitshypothese der Studie ist folgende: „Der positive Einfluß
der Variablen Dynamik auf den Erfolg ist größer als der Einfluß der
Variablen Kohäsion auf den Erfolg. Ferner: Je größer die Dynamik in
einer Pfarrei, desto höher der Erfolg; je niedriger die Dynamik in einer
Pfarre, desto niedriger der Erfolg" (15). Die formulierte Arbeitshypothese
wird durch die empirischen Untersuchungen bestätigt. Kirchgangsverhalten
und damit Kirchlichkeit ist demnach nicht nur abhängig
von Variablen wie Alter, Bildung, Elternhaus u. a. Von Einfluß ist
auch die Gestaltung des gemeindlichen Lebens. Je stärker eine aktivdynamische
Gemeinde erlebt wird, desto eher besteht die Möglichkeit
, daß das Gemeindemitglied an der Kirche partizipiert. Von daher
kommt der Verfasser zu dem pastoralen Rat, die Dynamik der
Pfarreien zu verstärken. (76).

Der Verfasser gibt außerordentlich sorgfältig Rechenschaft über
sein methodisches Vorgehen, insbesondere dort, wo er Verfahren der
empirischen Sozialforschung anwendet. Seine statistischen Auswertungstechniken
sind differenziert und fachkundig eingesetzt. Er erhebt
den Anspruch, dies vor dem Hintergrund eines theoretischen Zugangs
zu tun, nämlich der bereits genannten Kleingruppentheorie, die er auf
die Großgruppe der Pfarrei überträgt. Trotz dieses Anspruchs ist die
Darstellung der theoretischen Grundlegung der Studie nicht befriedigend
. Über ein paar Hinweise kommt der Verfasser nicht hinaus. Dies
ist ihm zwar durchaus selbst bewußt, ändert aber nichts am
Faktum.

Die theoretische Schwäche wirkt sich auch auf die Operationalisie-
rung im Fragebogen aus. Der zentrale Begriff der Dynamik ist sehr
vage umgesetzt. Dies wiederum hat zur Folge, daß gerade auch im Bereich
der pastoraltheologischen Interpretation die nicht ausreichend
zu beantwortende Frage auftritt, was denn nun Dynamik wirklich
ist.

Darüber hinaus bleiben eine Reihe von weiteren Fragen offen. Können
ohne weiteres Annahmen der Kleingruppentheorie auf ein soziales
Gebilde wie das der Ortsgemeinde oder der Pfarrei in volkskirchlichen
Kontexten übertragen werden? Sind Ortsgemeinden nicht häufig
genug immer noch Amtsbezirke von Priestern oder Pfarrern? Welchen
Einfluß hat die Priesterpersönlichkeit auf die Dynamik der
Pfarrei? Und welche Bedeutung haben im Verhältnis zu den Erfahrungen
mit der Pfarrei vorausgängige Erfahrungen der Kirchenmitglieder
, etwa aus dem Bereich der familialen Sozialisation?

Der weitaus größte Teil des Buches besteht aus Tabellen, Schaubildern
und präzisen Schilderungen der empirischen und statistischen
Verfahrensweisen. Für den Experten hätte das meiste kürzer gefaßt