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Ausgabe:

1983

Spalte:

441-442

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Karmel, Aleks

Titel/Untertitel:

Christen als Pioniere im Heiligen Land 1983

Rezensent:

Haufe, Christoph Michael

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 6

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Th. Weld, in sozialpolitischem Quietismus. "Ironically, the evange- Schließlich, da dies ohne Wirkung blieb, sahen sie sich gezwungen,

licalism which was responsible for the antislavery of the Lane rebels ihrerseits Schulen zu eröffnen. Dadurch wuchs der Bestand an christ-

was also a force in restricting the same antislavery by making its own liehen Schulen in Palästina während Gobats Amtszeit 1847-1879 von

demands"(237). Null auf Hundert.

Bei der systematisch-theologischen Analyse des ambitendenziellen Das andere Zentrum christlicher Impulse zum Wiederaufbau Palä-

Zusammenhangs von evangelikaler Theologie und Frömmigkeit und stinas war die Arbeit der Basler Pilgermission St. Chrischona von der

Antisklaverei übt der Autor Zurückhaltung, was seiner weithin des- Ankunft der beiden ersten Brüder 1846 bis zum Ende der Niederlas-

kriptiv-historiographischen Methode geschuldet ist. Dennoch tritt sung im Jahre 1873. Es war eine Arbeit in der Stille, die unter elemen-

deutlich hervor, daß der neuralgische Punkt auch der evangelikalen taren Schwierigkeiten begann, aber eine Reihe Männer in das Land

Bewegung Nordamerikas im 19. Jahrhundert das Problem der Zuord- brachte, die auf verschiedenen Gebieten bahnbrechend wirkten:

nung von Glaube und Welt war. Inwieweit der Druck gesellschafts- Schneller, der das Syrische Waisenhaus übernahm und als erster

politischer Faktoren dabei in Rechnung zu stellen ist, müßte wahr- Europäeraußerhalbder Altstadt Jerusalems siedelte (182), Schick, der

scheinlich noch intensiver erforscht werden. Immerhin sind die Lane als Bauinspektor ganze Stadtviertel Jerusalems projektierte, Duisberg

Rebels ein wichtiger Bestandteil der amerikanischen Antisklaverei- und Frutiger, die zu Finanziers Palästinas wurden und es verkehrs-

Bewegung auch nach 1834 gewesen. Geschrieben ist Lesicks Buch in technisch erschließen halfen.

einem leicht faßlichen und präzisen Stil. Als Untersuchung zu einem Von Jerusalem aus sollte ein missionarisches Unternehmen größten
relativ umgrenzten Thema ist es weiträumig genug angelegt, um dem Stils in Angriff genommen werden. Spittler arbeitete an diesem ProSpektrum
der evangelikalen Bewegung des 19. Jahrhunderts eine jekt mit Bischof Gobat, der selber Zögling des Basler Missionshauses
interessante Farbe beizumischen. gewesen war und Abessinien bereits kannte. Eine „Apostelstraße" mit

. . , 12 Etappenstationen sollte den Nil hinauf eingerichtet werden, einige

Leipzig Kurt Nowak . , . 6

Stationen arbeiteten bereits, in Jerusalem wurden mehrere Chri-

schona-Brüder von Gobat auf Abessinien vorbereitet und ausge-

„ sandt, weitere folgten, als die anfängliche Gunst des abessinischen

Uirmel Alex: Christen als Pioniere im Heiligen Land. Ein Beitrag zur Herrschers in Verfolgung umschlug und 1868 alle Arbeit vernichtete
Ueschichte der Pilgermission und des Wiederaufbaus Palästinas im •„ , , , ... r> i -.• u ■ i

io i,l l . _ d i »'l.j..m1 ™c m alu o- ('6 5)- Man konnte von Jerusalem aus über Palast ina h maus mch ts
19. Jahrhundert. Basel: Reinhardt 1981. 204 S. m. 45 Abb. 8 =

Theologische Zeitschrift, Sonderbd. X. DM 34,80. zuwege bringen. -

Vf. läßt die Quellen reichlich zu Worte kommen, ohne die Lesbar-
Vf., seit 1977 Leiter des Fachbereichs Landeskunde an der Univer- keit des Buches zu mindern oder den wissenschaftlichen Apparat all-
sität Haifa, erhellt mit vorliegender Arbeit „den Beitrag der christ- zusehr zu komplizieren. Zahlreiche Fotos aus dem 19. Jahrhundert
liehen Welt zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrhundert" (11). veranschaulichen den Text. Der Wissenschaft, aber auch dem Laien,
Dabei findet er zwei Zentren, von denen entscheidende Impulse aus- ist damit ein bedeutendes Stück palästinensischer Landesgeschichte
gegangen sind: erstens das anglikanisch-preußische Jerusalemer erschlossen. Gleichzeitig vermittelt die Arbeit einen Eindruck von
Bistum unter seinem Bischof Samuel Gobat, gest. 1879, zweitens die dem zähen und stets wachen Interesse, mit dem die mit der Basler
Tätigkeit von Brüdern der Basler Pilgermission St. Chrischona in Mission verbundenen Erweckten im frühen und mittleren 19. Jahr-
Jerusalem auf Betreiben Christian Friedrich Spittlers, gest. 1867. hundert am Heiligen Lande Anteil nahmen.

Pönitz Christoph Michael Haufe

Angeregt sah sich Vf. durch den 200. Jahrestag der Gründung der
Christentumsgesellschaft 1980, deren langjähriger Sekretär Spittler
gewesen ist, und durch die Forschungen Ernst Staehelins zur Geschichte
der Christentumsgesellschaft. Ihm ist das Buch gewidmet. Vf. . „ . ,, _ _ . ° . „ . .
f'nftt a,,rc. u v r- u ■ u -u i- i_ li Joppen, Rudolf: Das Erzbischofliche Kommissariat Magdeburg.

iudi aui Maenelins Ergebnissen, fuhrt aber über umfängliche neuerschlos- ' ., .„ „___.•■..„ _j d„„l.„„»„h. _ „ * T «., *

v . , 6 , Teil 10: Geschichte und Rechtsstellung vom Ausgang der Wei-

>ene Archivfunde, besonders aus dem Spittler Arch.v Basel, weiter. marer Republik bis zum Ende des zweiten Weltkrieges 1930-1945.

Das Buch setzt ein mit einer Schilderung der wirtschaftlichen und Leipzig: St. Benno-Verlag 1978. 148 S. 8' = Studien zur katho-

Pohtischen Verelendung Palästinas um 1840 nach mehrhundertjähri- lischen Bistums-und Klostergeschichte, 21. Kart. M 10,50.
ger türkischer Herrschaft. Es beschreibt die politischen Ereignisse, die

es Europäern erlaubten, in Palästina Fuß zu fassen. „Das fast verges- Der Band beginnt mit § 64 „Der Zusammenbruch der Weimarer

ser>e, am Rande des Türkenreiches gelegene, heruntergekommene Koalition" (9-11). § 65 „Das Kommissariat zur Zeit des sog. Dritten

Palästina wurde wieder zum Mittelpunkt religiöser und politischer Reiches bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1933-1939" nennt

•nteressen" (21). Die 1841 erfolgte englisch-preußische Gründung vier Bedrängnisse: Vernichtung der katholischen Presse, Fortfall der

eines gemeinsamen protestantischen Bistums gilt Vf. als „eine der pfarrerlichen Standesvereine, Auflösung der 102 Bekenntnisschulen

Hauptursachen zur Wende in der Geschichte Palästinas im sowie Propaganda gegen Klerus und Christentum (12). §66 „Der

19- Jahrhundert" (20). Bischof Gobat richtete die ersten Schulen letzte nichtbischöfliche Kommissar Heinrich Winkelmann 1933-43"

Palästinas ein und gewann Fliedner dafür, den Bau zweier Diakonis- enthält neben persönlichen Nachrichten statistisches Material (z. B.

senanstalten vorzunehmen, die später in Palästina im Bereich der Er- über die Volkszählung vom 16. 6. 1933). Die Zahl der Katholiken

Ziehung und der Medizin zu den größten und bedeutendsten zählen nahm 1933-39 um fast 12 000 zu. Das Zentrum des Buches ist der

sollten. Dadurch sahen sich einige Jahre später europäische Juden §67 „Die Gemeindegründungen seit Errichtung des Metropolitansit-

herausgefordert, ihrerseits sich Palästina zuzuwenden und Hospitäler zes Paderborn bis zum Ende des 2. Weltkrieges" (38-117). Es geht um

und Schulen zu errichten, um palästinensische Juden vom Besuch 10 Gemeinden, deren Probleme mitunter sehr detailliert mitgeteilt

christlicher Schulen fernzuhalten. Das Bistum, urteilt Vf., hat damit werden. § 68 „Das Erzbischöfliche Kommissariat während des zwei-

-auf lange Sicht, und vom palästinensischen Standpunkt aus gesehen, ten Weltkrieges 1939-1945" nennt Luftangriffe sowie staatliche Maß-

seinen wohl bedeutendsten Beitrag zum Wiederaufbau des Heiligen nahmen gegen die katholische Kirche. § 69 „Die Auswirkungen der

Landes im 19. Jahrhundert" geleistet (95). Alliierten Deutschlandpolitik auf das Erzbischöfliche Kommissariat

Bischof Gobats Schularbeit weckte auch die von alters her in Palä- Magdeburg: Die beginnende Loslösung vom Bistumsverband Pader-

st'na ansässigen, jedoch völlig steril gewordenen römisch-katho- born" läuft auf den Satz zu: „Das Erzbischöfliche Kommissariat

lischen, griechisch-orthodoxen und armenischen kirchlichen Autori- näherte sich mehr und mehr wieder der Autonomie, die es zur Zeit des

täten aus ihrer Lethargie. Anfangs beschränkten sie sich darauf, fürstbischöflichen Kommissars Karl van Ess und des Respizienten

°obats Schulen zu verfluchen und deren Besucher zu bannen. Placidius Behrens gehabt hatte" (129), d. h. in den Jahren 1811-27.