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Ausgabe:

1983

Spalte:

420-421

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Heater, Homer

Titel/Untertitel:

A septuagint translation technique in the book of Job 1983

Rezensent:

Soisalon-Soininen, Ilmari

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419

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 6

420

Schon Barthelemy hat festgestellt, daß in Jdc Merkmale der Kaige-
Rezension zu finden sind, und zwar in besonders großem Maß in der
Vaticanus- (B-) Gruppe. Bodine nimmt die Frage noch einmal auf und
untersucht die von Barthelemy und die später von Smith, Schenkel
und O'Connel als Kennzeichen der Kaige-Rezension festgestellten
Vokabeln und ihr Vorkommen in den Hss. des Jdc. Er kommt zu dem
Schluß, daß der B-Text einen Teil der Kaige-Rezension bildet. Im
zweiten und dritten Kapitel untersucht B. die übrigen Vokabeln, die
dem B-Text des Jdc im Gegensatz zu den anderen Gruppen eigen sind.
Zum Teil findet er entsprechendes Material in den übrigen Kaige-
Texten, zum Teil nicht. Die Vokabeln der erstgenannten Gruppe
geben neues Material für die Untersuchung der Kaige-Rezension; die
der letztgenannten zeigen, daß diese Rezension des Jdc entweder von
einer anderen Hand stammt als die übrigen Kaige-Texte oder aber, daß
sie noch eine spätere Revision durchgemacht hat.

B. macht noch einen Versuch, die verschiedenen Hss.-Gruppen des
Jdc näher zu charakterisieren. Das tut er mit Hilfe der abweichenden
Lesarten (besonders Zusätze und Auslassungen) in ihren Texten, die
er in den Kap. 1,2,10,11,17,18 genau prüft. Das Resultat: die
A-Gruppe ist hexaplarisch, und sie hat das mit der B-Gruppe gemeinsame
Material aus der mit Hilfe von Aquila korrigierten 5. Kolumne
der Hexapla erhalten, sie enthält aber auch Änderungen der lukia-
nischen Rezension. Die K- (Koine-) Gruppe (MNhyb2) ist eine spätere
Mischgruppe mit vielen Auslassungen im Vergleich zu der ursprünglichen
LXX, auf der anderen Seite aber auch mit viel Material
aus der B-Gruppe. Die B-Gruppe vertritt die Kaige-Rezension. Der
ursprüngliche LXX-Text ist am sichersten da zu bestätigen, wo die
lukianische Gruppe und die altlateinische Übersetzung übereinstimmen
, auch sonst ist diese Übersetzung ein wichtiger Zeuge des
ursprünglichen Textes. - Die 6. Kolumne der Hexapla (Theodotion)
erweist sich nach den in Randnotizen erhaltenen Lesearten als eine
Revision des LXX-Textes und weicht stark von dem Kaige-Text ab.
Hier gehört der Th.-Text also nicht zu der Kaige-Rezension, was
Barthelemy von anderen Th.-Texten postuliert hat.

Obgleich die Untersuchung von B. nicht sehr viel neue Resultate
bringt, ist es doch wichtig, daß das Gesamtmaterial unter dem aus den
Kaige-Texten gewonnenen neuen Gesichtspunkt geprüft wird. Die
Durchführung der Thesen ist meistens solid, sie gibt aber auch Anlaß
zu einigen Fragen. Was bedeutet es, daß jetzt gezeigt worden ist, daß
"the B family of Judges is a genuine member of the xaiye recension"?
Wenn mit der Kaige-Rezension ein Text gemeint ist, in dem die
wichtigsten Kennzeichen dieser Rezension, nicht aber die typischen
Merkmale der Übersetzung von Aquila vorkommen, so ist dieser
Schluß schon auf Grund der Untersuchung von Barthelemy klar.
Wenn aber - was von B. offen gelassen ist - die nur dem B-Text des Jdc
eigenen Vokabeln eine spätere Revision zeigen, so bietet B einen
Mischtext, also keinen reinen Kaige-Text. Und was bedeutet es, daß
die Kaige-Lesarten in ziemlich großem Maß auch in den anderen
Gruppen vorkommen, bisweilen sogar so, daß die B-Gruppe eine
andere Lesart hat? Zum Teil sind es sicher ursprüngliche LXX-
Lesarten des Jdc, zum Teil sind diese Lesarten wohl in die anderen
Gruppen später eingedrungen. In welchem Maß ist das geschehen? In
welchem Maß würde sich das Gesamtbild ändern, wenn man neben
den Wortänderungen auch das sonstige Material, vor allem das syntaktische
, mitnehmen würde? B. läßt dieses Material bewußt aus,
wenn es aber das Gesamtbild ändern würde, dürfte man sich eigentlich
nicht auf das Wortmaterial beschränken. Die Übersetzung des Jdc ist
fast einzigartig in der ganzen LXX in der wortgetreuen Wiedergabe
des Hebräischen. Und das betrifft alle Hss.-Gruppen. Das ki causale
z. B. wird nur in seltenen Fällen und nur in einigen Hss. mit ydp
wiedergegeben. Das ist also ein gemeinsamer Zug, der der ursprünglichen
LXX zuzurechnen ist. Von den deutlichsten Hebraismen in der
Konstruktion der Verben (nur die von Helbing als Hebraismen definierten
Fälle sind mitgerechnet) sind außerordentlich viele in Jdc zu
finden. Von den 40 Fällen sind 18 der A- und B-Gruppe gemeinsam,
B hat außerdem noch 8, A 14 Fälle. Wie sind die syntaktischen

Unterschiede zu erklären, wenn - wie es scheint - die Kaige-
Rezension sich zunächst auf Wortänderungen beschränkt hat? Da ich
meine eigene Lösung (Die Textformen der Septuaginta-Übersetzung
des Richterbuches, Helsinki 1951) schon lange nicht mehr für gültig
halte, und da B. in dieser Hinsicht auf halbem Wege stehenbleibt, ist
m. E. weitere Forschung noch notwendig. B. führt die Untersuchung
der Textformen des Jdc jedenfalls einen bedeutenden Schritt weiter.
Besonders die Tatsache, daß schon im 1. Jh. jüdische Rezensionen
entstanden sind, die den LXX-Text in erheblichem Maße nach dem
hebräischen Text korrigieren, hat dieser Untersuchung eine neue
Grundlage gegeben.

Die Anmerkungen sind nach jedem Kapitel auf eigene Seiten gedruckt.
Das erschwert das Lesen, besonders weil in ihnen viel für das Verstehen
des Textes wichtiges Material gegeben wird. Besonders schwer
zu lesen sind die Seiten 96-118 mit Beispielen, zu denen Kommentare
auf den Seiten 119-134 und Anmerkungen 159-166 gegeben werden.
Außerdem ist der notwendige Kontext zu den Beispielen nur mit Hilfe
von Brooke - McLean und der hebräischen Textausgabe zu finden.

Die Ausdrucksweise ist oft verwirrend. Wie könnte man verstehen,
daß "a form of riyeopai", das in B anstatt des Wortes dpxwk steht, das
substantivisch verwendete Partizip ijyoupevoi; ist (S. 76). Gleich
danach wird wieder "a form of äpxov" erwähnt, obgleich hier im Text
einfach der Akk. dieses Wortes steht. Ebenso undeutlich ist es, wenn
das substantivierte xa xaxd bzw. to xaxöv nur mit dem Adjektiv xaxöc,
erwähnt wird (statt novrpia gebraucht). Unterschiede wie xaXÖQ -
dyaödq, xptiaowv - äyadwxepot; (diese Form in der ganzen LXX nur
zweimal, nämlich Jdc 11,25; 15,2b) werden in einem Block ohne
Erwähnung der verschiedenen Fälle behandelt. Das alles muß der
Leser selbst nachschlagen, obgleich nur ein paar Worte nötig wären,
um die Sache klarzumachen.

Der oben erwähnten Mängel ungeachtet bietet die Untersuchung
von B. viel interessantes Material und führt die Forschung zum
LXX-Text des Jdc ein wichtiges Stück weiter. Die Schlüsse haben
auch eine weitete Bedeutung für die LXX-Forschung im allgemeinen
.

Helsinki Ilmari Soisalon-Soininen

Heater, Homer, Jr.: A Septuagint Translation Technique in the
Book of Job. Washington: The Catholic Biblical Association of
America 1982. 152 S. gr. 8* = The Catholic Biblical Quarterly.
Monograph Series 11. Kart. $ 4.-.

Das Buch Hiob gehört, wie allgemein bekannt, zu den am freiesten
übersetzten Büchern der LXX. Das kommt in verschiedenen Bereichen
der Übersetzungstechnik zum Ausdruck. Eine Besonderheit
dieses Buches ist, daß es oft Zusätze aufnimmt, die entweder anderen
Stellen des Buches Hiob oder aber anderen Büchern der LXX entstammen
. Diese Methode der Übersetzung nennt Heater anaphorisch,
und er hat die Stellen, wo diese Übersetzungslechnik vorkommt,
zusammengerechnet 113, gesammelt und genau überprüft. Viele
Zusätze sind früher auf eine andere Weise erklärt worden (z. B. auf
Grund eines abweichenden hebräischen Textes). Heater zeigt aber
analoge Bibelstellen, meistens innerhalb des Hiob-Buches, aus denen
die erweiterten Ausdrücke seiner Meinung nach entlehnt worden
sind. Nach dem analytischen Teil (S. 11-130) sind auf S. 131-140 die
Schlüsse gesammelt: Misunderstandings of Greek and Textual Emendations
Incorrectly Based on Greek und Conjectures as to the Reasons
for Anaphoric Translation. Als Gründe des Gebrauchs der anapho-
rischen Methode nennt er 1. failure to understand the Hebrew,
2. desire todevelopa homily, 3. Problems with the Hebrew text.

Der analytische Teil zeigt eine Menge von Stellen, die kaum anders
zu erklären sind denn als Wirkung einer anderen Bibelstelle. Diese
Tatsache macht es sehr wahrscheinlich, daß wenigstens sehr oft auch
da, wo eine andere Erklärung sehr gut möglich wäre, diese Erklärung
die richtige ist. Es ist aber ohne weiteres klar, daß der Text des Über-