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Ausgabe:

1983

Spalte:

391-396

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Kyrkliga handlingar 1983

Rezensent:

Reder, Hans

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 5

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tisch dafür, aber nicht nur auf diesen Punkt beschränkt, sind die Darlegungen
zu Maria. In Frage und Gegenfrage wird ein ökumenischer
Dialog angestrebt, in welchem der Protestantismus sich selbstkritisch
fragen muß, ob in seiner Dogmatik und Ethik „der in der Gestalt
Marias im Evangelium und im Credo vorgestellte Menschentyp - und
natürlich Maria selbst -, also der hörende, empfangende, begnadete,
dann allerdings auch entschlossen nachfolgende und dienende
Mensch nicht zu kurz kommt" (S. 98).

Die Auslegung ist, formal gesehen, keine bloße Aneinanderreihung
einzelner Lehrstücke, sondern inhaltlich und methodisch von einer
Mitte aus konzipiert. „Das methodologische ,ceterum autem'"
besteht darin, „den Glauben an den dreieinigen Gott in seinem beziehungsreichen
Sein und seiner beziehungsreichen Geschichte" zu
bewähren (S. 189). Die inhaltliche Mitte ist die Aktion und Passion
Gottes zum Heil des Menschen, dieses ganzheitlich und im umfassenden
Sinn, Letztes und Vorletztes umfassend, verstanden. Gegen eine
Verabsolutierung (und d. h. Ideologisierung) des Kreuzes, sosehr vom
Kreuz her ein gefährliches Gedenken des Leidens (gefährlich, weil es
Parteinahme für die Bedrückten und Entrechteten ist) zum Wesenszug
christlichen Glaubens untrennbar dazugehört, ist doch das „Unter-
scheidend-Christliche" der christlichen Existenz das Leben und Handeln
in der Perspektive des Reiches Gottes als der Zukunft der Welt
(S. 169).

Der Rezensent sieht den von L. durchgeführten Versuch der Apostolikumsauslegung
als gelungen an und kann ihm nur wünschen, daß
er über den Kreis der Theologen hinaus zu neuer Vergewisserung über
die Fundamente und das Wesen des christlichen Glaubens beiträgt.

Greifswald Bernd Hildebrandt

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Svenska kyrkans gudstjänst. Band 5: Kyrkliga handligar. 252 S.
Bilaga3: Vägen in i kyrkan. Dop, konfirmation, kommunion -
aktuella liturgiska utvecklingslinjer. Av L. Eckerdal. 418 S. Bilaga
4: Äktenskap och vigsel i dag - Liturgiska utvecklingslinjer. Av
Ä. Andren. 302 S. Bilaga 5: Döendet, döden och begravningsgudst-
jänsten. Av P. Edwall. 104 S. gr. 8° = Statens offentliga utredningar
1981,65-68. Kommundepartementet.

Eine 1968 von der schwedischen Regierung eingesetzte Kommission
unter der Leitung von Bischof Ragnar Askmark (Linköping) hatte
den Auftrag, die 1942 festgelegten Ordnungen für Taufe, Konfirmation
, Trauung und Bestattung einer Revision zu unterziehen.

Diesem Auftrag ist die Kommission (offizielle Bezeichnung: 1968
ärs kyrkohandbokskommitte) in der Weise nachgekommen, daß sie
das Ergebnis unter dem 8. Oktober 1981 dem schwedischen Staatsrat
und zugleich der Öffentlichkeit in einem außerordentlich gewissenhaften
und gründlich bedachten Vorschlag vorgelegt hat, der zunächst
als Alternativordnung zur Agende von 1942 gedacht ist. Die Veröffentlichung
erfolgte in der Reihe Statens offentliga utredningar 1981
Nr. 65-68 und enthält Revisionsvorschläge zu Band 5 des schwedischen
Agendenwerkes, den kirchlichen Handlungen, nebst 3 Beilagen
, in denen jeweils für Taufe, Kommunion und Konfirmation
(„Der Weg in die Kirche" - Vf. Lars Eckerdal, Beilage 3), für Trauung
(„Ehestand und Trauung heute" - Vf. Äke Andren, Beilage 4) sowie für
die Bestattung („Das Sterben, der Tod und der Bestattungsgottesdienst"
- Vf. Pehr Edwall, Beilage 5) die Grundlagen erforscht werden.

Es ist ein besonderes Verdienst der Verfasser dieser 3 Beilagen, daß
sie - sämtlich Mitglieder der Agendenrevisionskommission - durch
ihre Spezialuntersuchungen und Vergleiche die Motive und Entwicklungslinien
der Ordnungen für die genannten kirchlichen Handlungen
aller großen christlichen Kirchen übersichtlich zusammengestellt
haben. Jede der 3 Beilagen dürfte eine Fundgrube nicht nur für den
Liturgiewissenschaftler sein. Allein Eckerdais umfangreiche und vorzügliche
Analyse und Trendmarkierung für die verschiedenen Modelle
und Ordnungen christlicher Initiationsrituale verdiente, bald
auch in deutscher Sprache zugänglich zu sein. Ein Blick in die
Quellenangabe dieser Arbeit zeigt mit weit über 800 Titeln den neuesten
Stand der theologischen Besinnung über Taufe, Kinderkommunion
und Konfirmation in seiner ganzen ökumenischen Weite.

Eine ebenfalls gründliche Untersuchung legt Äke Andren in Beilage
4 über die Problematik von Ehe und kirchlicher Trauung vor.
Abgesehen von der Darstellung aktueller Tendenzen in den großen
Kirchen der Welt sind seine Ausführungen über „konfessionsverschiedene
Trauordnungen", über „persönlich ausgeformte Traurituale
" sowie Trauungsformen für die Ehe zwischen Christen und
Nichtchristen wegweisend.

Pehr Edwalls Studie in Beilage 5 über die Relationen von Todesgeschehen
und Bestattungsriten ist sicherlich von besonders großem
liturgiegeschichtlichem Wert. Hier werden in übersichtlicher Form
Begräbnisordnungen aller bedeutenden Kirchen und Glaubensgemeinschaften
vorgestellt und in einem zusammenfassenden Vergleich
die verschiedenen Grundmotive und Entwicklungen dieser Riten
analysiert.

Die Ergebnisse dieser 3 Spezialuntersuchungen sind deutlich in die
Arbeit der Kommission eingegangen und lassen bereits die theologischen
und liturgischen Leitlinien für den endgültigen Vorschlag
erkennen, wie er nunmehr in Band 5 des Agendenwerks der Kirche
von Schweden vorliegt und bei Erscheinen dieser Rezension bereits
vom Reichstag verabschiedet und somit geltende Alternativordnung
zu den entsprechenden Formularen von 1942 geworden ist. Der Vorschlag
der Kommission war zuvor als Versuchsordnung über einen
längeren Zeitraum hin in 77 Gemeinden des ganzen Landes erprobt
worden. 11 der 13 schwedischen Domkapitel, der liturgische Ausschuß
der Kirche von Schweden, Theologengruppen im Lehramt von
Lund und Uppsala haben sich neben einer Fülle von Einzelpersonen
und Pastorengruppen ausführlich geäußert. Da es an dieser Stelle
nicht möglich ist, die Auswertung der genannten Äußerungen darzustellen
, muß es genügen, den Gesamteindruck der Vorlage als unbedingt
positiv wiederzugeben. Anders Bäckström hat dankenswerterweise
eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Erprobungsperiode
auf den Seiten 201-233 gegeben.

Auf den Seiten 20-122 sind die gottesdienstlichen Ordnungen für
die betreffenden Kasualien ausführlich dargestellt, das Proprium nach
allgemeinen, nach kasus- und kirchenjahrsbezogenen Gesichtspunkten
sowie die Weisen für Präfationen, Fürbitten und Kollektengebete
. Die Seiten 141-200 bringen die eigentliche Begründung für die
am Agendenwerk vorgenommenen Änderungen sowie die Darstellung
der theologischen Prinzipien, nach denen der Inhalt der tangierten
kirchlichen Handlungen beurteilt wird. Diese Prinzipien sind
bestimmt von einer klaren Definition der Aufgabe der Kirche in der
Welt. Dazu heißt es: „Die Frucht der dienenden Liebe Jesu bis in
seinen Tod kann den Menschen als Befreiung von der Sünde, als Versöhnung
und Gemeinschaft mit Gott zugute kommen. Um diese frohe
Botschaft den Menschen nahe zu bringen, hat Christus seine Kirche in
die Welt gesendet. Ihre Aufgabe kann nur im Licht seiner eigenen
Aufgabe erkannt werden. Darum ist Kirche nicht für sich selbst, sondern
für andere da." (S. 141 0 - Aus solcher Definition leitet sich die
Standortbeschreibung und Zielbestimmung gottesdienstlichen Handelns
ab: „Aufgabe der Kirche als Dienst an den Menschen ist, kurz
ausgedrückt, daß in Wort und Handlung das Evangelium von Jesus
Christus verkündigt und verleiblicht wird. Durch die Feier des Gottesdienstes
in Danksagung und Lobgesang als Antwort auf Gottes große
Taten gestaltet die christliche Gemeinde das Evangelium." (a. a. O.)
Die liturgische Gestaltung des Gottesdienstes enthält also sowohl die
Elemente des Gemeindeaufbaus als auch des Zeugnisses für die Welt.
Zentrum des gottesdienstlichen Feierns der Gemeinde ist all das,
wodurch Christus selbst in seiner Kirche handelt, also Sakrament.
Wort, Gebet u. a. Als Hauptziel für die Gestaltung jeglichen Gottesdienstes
in der Kirche von Schweden wird erstrebt, „das Evangelium
durch und für lebendige Menschen Gestalt gewinnen zu lassen".