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Ausgabe:

1983

Spalte:

310-311

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Growing towards consensus and commitment 1983

Rezensent:

Kirchner, Hubert

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 4

310

Taufe und Abendmahl insofern untrennbar, als Taufe ohne Abendmahl
keine Eingliederung in die Kirche war" (83). Der seit dem
13. Jahrhundert deutlich erkennbare Verfall der Kinderkommunion
wird von H. mit dem zunehmenden Heilsindividualismus begründet.
H. zeigt, daß mancherorts bis zum Tridentinum an der alten ökumenischen
Praxis festgehalten wurde und es bereits früh - z. B. im
böhmischen Utraquismus des 15. Jahrhunderts und später in England
- von der bisherigen Forschung weitgehend übersehene Wiedereinführung
des Abendmahls mit Kindern gab.

Unter Verwendung von Teilnehmerberichten informieren Holeton
undE. Ken ntner (BRD) über den gegenwärtigen Diskussionsstand
(Situation 1980) „Abendmahl mit Kindern in den Kirchen der
Welt" (94ff). Eine Teilnehmerliste der Tagung und ein Literaturauswahl
-Verzeichnis, das auch Handreichungen von Kirchen und Ausschüssen
berücksichtigt, beschließt das vielstimmige ökumenische
Plädoyer für die Zulassung von Kindern zum Abendmahl.

Eine Veröffentlichung, die nicht alle Themaaspekte berücksichtigen
kann und dennoch wichtige, konstruktive Auseinandersetzung
verursachen wird, wie sie Synoden, Kirchen- und Gemeindeleitungen
brauchen, die über Abendmahl, Gottesdienstformen und die Rolle der
Kinder in der Kirche nachdenken! - Unabhängig von der hier verhandelten
Thematik läßt die Form dieser Veröffentlichung nach Dokumentationsformen
fragen, die über Vorträge und ausbalancierte Abschlußberichte
hinaus den oft spannungsreichen Diskussionsprozeß
derartiger Tagungen noch unmittelbarer und dadurch motivierender
vermitteln könnten. Diskussionsreportagen, narrative Elemente u. a.
böten ein weniger „rundes" Bild, spiegelten aber das Proprium solcher
Tagungen echter und herausfordernder und ließen es nicht zu,
daß man solche Veröffentlichungen mit durchgefeilten Schreibtisch-
Monographien vergliche.

Dresden Roland Degen

Gemeinsame Römisch-katholische / Evangelisch-lutherische Kommission
: Das geistliche Amt der Kirche. 2. Aufl. Paderborn: Boni-
facius Druckerei; Frankfurt/M.: Lembeck 1981. 134 S. 8". DM
7,80.

Bereits 1972 hatte die nach dem Ii Vatikanischen Konzil gebildete
gemeinsame römisch-katholisch / evangelisch-lutherische Kommission
als erstes großes Ergebnis ihrer Gespräche das sog. „Malta-
Papier" vorgelegt. Unter dem Thema „Das Evangelium und die Kirche
" steckte es einen weiten Rahmen ab, kam aber nichtsdestoweniger
doch schon zu höchst beachtlichen Aussagen auch im Detail, obwohl
eine Reihe von besonders intensiv zu bedenkenden Fragen noch ausgeklammert
und weiteren Beratungen vorbehalten bleiben mußten.
Diese sind inzwischen deutlich vorangekommen. 1978 wurde das
Dokument „Das Herrenmahl" vorgelegt. 1980 folgte das Dokument
-Wege zur Gemeinschaft" sowie eine gemeinsame Stellungnahme zur
Confessio Augustana „Alle unter einem Christus". 1981 nun erschien
als nunmehr also viertes Dokument „nach Malta" „Das geistliche
Amt in der Kirche". Es setzt deutlich die Überlegungen über das Her-
renmahl fort. Beide Themen berühren sich ja auf das engste, so daß
schon seinerzeit auf weiteres hingewiesen werden konnte.

Auch im äußeren Aufbau verfolgt man jetzt dieselben Wege: Dem
e'gentlichen Dokument sind eine Dokumentation der Ordinations-
üturgien incl. einer Synopse sowie zwei Exkurse angefügt, eine ausführliche
Erörterung der Zulassung der Frau zum Amt (Legrand/Vik-
ström) und eine weitere über das Problem der Mittlerschaft des Priesters
(Congar). Das eigentliche Dokument gliedert sich in vier Teile:
Nach Vorwort und Einleitung bedenkt eine allgemein-theologische
Grundlegung „Gottes Heilswirken durch Jesus Christus im Heiligen
Geist". Teil 2, überschrieben „Das ordinierte Amt in der Kirche"
erörtert die Unterthemen Apostolischer Ursprung, christologische
Ur>d pneumatologische Dimension, Amt und Gemeinde, Funktion,

Sakramentalität und Einmaligkeit der Ordination. Teil 3. „Das Amt
in seinen verschiedenen Ausformungen" widmet sich den Fragen Geschichtliche
Entwicklung, Unterscheidung zwischen Episkopat und
Presbyterat, Lehramt und Lehrvollmacht, Apostolische Sukzession,
Bischofsamt und Dienst an der universalen Einheit. Teil 4 schließlich
überlegt die „Gegenseitige Anerkennung der Ämter" im Blick auf den
gegenwärtigen Stand und die zukünftigen Möglichkeiten.

Zunächst bedarf es wohl eines Dankes dafür, daß das Dokument so
rasch' in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht worden ist und
daß es überhaupt möglich wurde, die ganze Reihe der Dokumente, die
ja nicht als solche planbar war und ist, in einheitlicher Weise herauszugeben
. Damit dürfte die äußere Voraussetzung dafür, daß die Dokumente
auch tatsächlich publik und auch in ihrem inneren Zusammenhang
ernst genommen werden, gegeben sein. Was nun freilich den
Inhalt, die Aussagen des Dokuments und seine Ergebnisse im einzelnen
angeht, so muß sich die hier angeforderte kürzere Anzeige einer
eigenen Stellungnahme enthalten. Der Meinungsstreit über das Dokument
ist inzwischen auch schon in vollem Gange. Dabei Schemen die
positiven Stimmen durchaus zu überwiegen. Unter Hinweis auf die
erzielten Gemeinsamkeiten ist von einem „ökumenischen Vorstoß"
die Rede oder sogar von einem „Durchbruch", wenn auch nicht ganz
ohne Fragezeichen im Hintergrund. Denn mit Recht wird darauf verwiesen
, daß es sich um ein Studiendokument handelt, das mehr Fragen
aufwerfe als es beantworte (A. Mauder in den Luth. Monatsheften
). Eine Reihe von Fragen, die von besonderem Gewicht sind - nach
der hierarchischen Struktur der Kirche oder der apostolischen Sukzession
-, und nicht zuletzt das ganze heikle Problem einer möglichen
Anerkennung der Ämter sind auch mit diesem Dokument noch längst
nicht gelöst. Und offen bleibt wiederum auch die Frage, wie auch mit
diesem Dokument weiter umgegangen werden kann, wie eine Rezeption
aussehen könnte, damit es nicht ohne Folgen für das Verhältnis
der Kirchen zueinander und ihren gemeinsamen Weg bleibt. Und wie
ernst gerade solche Vorbehalte zu nehmen sind, zeigen die anderen
Stimmen, die von der Position der traditionellen Lehrformulierungen
aus urteilend offen die ganze Methode solcher Gespräche, ihren Ansatz
und ihr Ziel in Frage stellen,- ja sogar als unsachgemäß
ablehnen.

Gerade derartige Positionen zeigen aber freilich auf der anderen
Seite, wie wichtig eine hinreichende Publikation solcher Gesprächsergebnisse
ist. Sie sind ja nicht nur für Eingeweihte bestimmt. Es geht
vielmehr darum, das Gespräch nun auf allen Ebenen weiter zu führen.
Kirchenleitungen, Theologen und auch die Gemeinden sind aufgerufen
, weiter über die jeweiligen Themen nachzudenken, die hier vorgelegten
ersten Ergebnisse zu prüfen und Stellung zu nehmen.
Dadurch, daß diese Ergebnisse die oft sehr einseitig festgelegten Positionen
hinterfragen, sind sie wohl geeignet, das Gespräch voran zu
treiben. Und damit wären sie dann durchaus schon ein entscheidender
Schritt, auch wenn in der Sache selber noch kein letzter Durchbruch
erzielt werden konnte, sondern vielleicht im Gegenteil die eigentlich
trennenden Probleme bei jedem Schritt voran sich nur um so deutlicherabzeichnen
.

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner

Growing Towards Consensus and Commitment. Report of the Fourth
International Consultation of United and Uniting Churches,
Colombo, Sri Lanka. Genf: World Council of Churches 1981. VII,
82 S. 8" = Faith and Order Paper, 110. sfr 6.90.

Vom 18.-25. 11. 1981 trafen sich ca. 50 Vertreter aus 17 unierten
Kirchen und 12 Unionsverhandlungen zur vierten Internationalen
Konsultation von vereinigten oder sich vereinigenden Kirchen in
Colombo, Sri Lanka. Die orthodoxen Kirchen und das vatikanische
Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen waren durch je
einen Beobachter vertreten. Das erste derartige Treffen hatte 1967 in