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Ausgabe:

1983

Spalte:

273-274

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Hertling, Ludwig

Titel/Untertitel:

Geschichte der katholischen Kirche 1983

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 4

274

tiert und dem er offensichtlich entgegenzuwirken versucht, könnte
man auch, als Abkehr von einem theoretischen Holzweg begrüßen,
insofern theoretische Reflexion in der Geschichtswissenschaft als
.Grundlagenforschung" mit normativem Anspruch betrieben wird.
Zumindest sollte sich theoretische Reflexion von dem Zwang befreien
, einer wissenschaftlichen Praxis erst zu dem Status einer strengen
Wissenschaft verhelfen zu müssen. Über die Relevanz einer Wissenschaft
ist längst entschieden, bevor der Grundlagentheoretiker
über die Bedingungen der Möglichkeit sein letztes Wort gesprochen
hat - für die Kirchengeschichtsschreibung in der Relevanz gerade in
jener Kommunikationsgemeinschaft, die der Verfasser als Referenz
empfiehlt.

Die Vitalität der jeweiligen .Kommunikationsgemeinschaft Kirche'
entscheidet sich diesseits - bzw. jenseits - der theologischen Reflexion
auf ihren Wahrheitsanspruch. Dies einzusehen dürfte gerade Kirchenhistorikern
nicht allzu schwer fallen. Mit der Verbreitung dieser Einsicht
wäre auch die leidige Frage nach der theologischen Qualifizierung
der Kirchengeschichtsschreibung endlich überwunden. Gerade
in der konsequenten „Profanität" der Kirchengeschichtsschreibung
liegt heute ihr Dienst an der Kirche.

Heidelberg Eckehart Stove

Dahlmann - Waitz: Quellenkunde der Deutschen Geschichte. Bibliographie
der Quellen und der Literatur zur deutschen Geschichte.
10. Aufl. hrsg. im Max-Planck-Institut für Geschichte von Hermann
Heimpel und Herbert Geuss. Lfg. 41/42: Abschnitt 263
(Schluß) -274. Stuttgart: Hiersemann 1982.4". Kart. DM 84,-.

F. C Dahlmann gab 1830 eine erste Quellenkunde der deutschen
Geschichte heraus mit 69 Seiten und 614 Nummern. Georg Waitz
besorgte 1869 die 3. Auflage. Seit der 5. Auflage 1885 erscheint das
Werk unter dem Namen „Dahlmann-Waitz". Umfang und Mitarbeiterkreis
wuchsen ständig. Die 9. Auflage 1931 bot auf 1292 Seiten
16397 Nummern, dazu einen Registerband. 30 Jahre danach gingen
H. Heimpel und H. Geuss an die 10. Auflage; man rechnete mit einer
Verdreifachung des Umfangs. Angestrebt wurde ein „Magazin der
Quellen und Literatur", das alle Erscheinungen bis 1960 erfassen
sollte. 1965 erschien die erste Lieferung, die späteren Lieferungen
wurden jeweils auf den neusten Stand geführt. Das Werk wird nach
Abschnitten und Nummern zitiert, es hat keine Seitenzahlen. Es gliedert
sich in Teil A „Allgemeiner Teil" (Abschnitt 1-157) und Teil B
(Abschnitt 158-430). Teil A war bis zum Abschnitt 107 fertig geworden
und enthielt u. a. die umfassenden Teile „Hilfswissenschaft" (Abschnitt
12-23) und „Einzelgebiete geschichtlichen Lebens"
(Abschnitte 26-57). Teil B sieht 8 Bücher vor, von denen bereits 4
erschienen; die oben angezeigte Lieferung 41/42 reicht bis zum Ende
des späten Mittelalters. Buch 5 „Reformation und Konfessionskriege"
wurde zunächst zurückgestellt. Dafür wird die Fortsetzung des Teiles
A mit den Abschnitten 108-157 „Landesgeschichte" angekündigt.
Damit hat die Neuauflage des Dahlmann-Waitz einen gewissen Stand
"reicht: Sie ist für Interessenten der mittelalterlichen Kirchengeschichte
benutzbar, sofern nicht gerade nach ganz speziellen territo-
r|algeschichtlichcn Einzelheiten gesucht wird. In Teil A war Abschnitt
42 „Religion und Kirche" relativ knapp ausgefallen; dafür
s'ehen in den Büchern von Teil B umso reichhaltigere Angaben auch
zur Kirchengeschichtc. Zahlreiche Verweise innerhalb des Werkes
erleichtern die Benutzbarkeit.

G. H.

cr,l'nR, Ludwig, S. J.: Geschichte der katholischen Kirche. Gekürzte
Ausgabe: Von der Gründung der Kirche bis zu Clemens XII.
(+1740). Leipzig: St. Benno-Verlag 1982. 303 S. 8* (Lizenzausgabe
des Morus-Verlages, Berlin-West).

Hertling lebte und wirkte in Rom, sein Buch erschien 1949 in der
Ära von Papst Pius XII., ein Jahr nach der römischen Absage an die
Weltkirchenkonferenz von Amsterdam und ein Jahr vor der Dogmati-
sierung der Himmelfahrt Mariä. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil gab
es viele positive Veränderungen. Umso mehr liest man dieses Buch
mit Staunen und muß fragen, wozu es zum jetzigen Zeitpunkt nachgedruckt
wurde. Ein extrem römisch-katholischer Standpunkt wird vertreten
, entscheidend für die Kirche ist die Leitung durch den Papst. So
heißt es pauschal für die alte Kirche: „Die Vormachtstellung des
römischen Bischofs war vielmehr eine reale. Er war das Zentrum der
Communio. Wer auf seiner Liste stand, gehörte zur Kirche, wen er aus
der Liste strich, der hatte aufgehört, Glied der Kirche zu sein" (38).
Bei den Unionsverhandlungen mit der Ostkirche bedauert Hertling
bei der Union von Florenz 1439, daß die Griechen diese Union „als
einen Vertrag unter Gleichen auffaßten anstatt einer wirklichen
Unterwerfung unter die Kirche und ihr Oberhaupt" (213). Das Augsburger
Interim 1548 ging Hertling nicht weit genug: Es war „eine Art
neutraler Glaubensformel, mit Zugeständnissen über den Laienkelch,
die Priesterehe und die Säkularisierung der Kirchengüter" (245). Kaiser
Karl V. ging dabei jenen bedenklichen Weg. „den die byzantinischen
Kaiser mit den Häretikern des Altertums immer wieder versucht
hatten ..." (246). Die Protestanten gehörten „nicht mehr zur
katholischen Kirche und wollten nicht mehr zu ihr gehören" (246).

G. H.

Kirchengeschichte: Mittelalter

Lexikon des Mittelalters. 2. Band, Lieferungen 1-4, Sp. 1-896. München
und Zürich: Artemis-Verlag 1981 (Lieferung 1 und 2) 1982
(Lieferung 3 und 4). 4°.

Das groß angelegte Lexikon, über das die ThLZ mehrfach berichtete
(105, 1980 Sp. 47f und 201 f; 106, 1981 Sp. 4990 macht gute
Fortschritte. Die letzten 4 Lieferungen bringen vielseitige Informationen
. Zur Geschichte der Technik tragen bei u. a. die Artikel „Bronze,
Bronzeguß" (712-17), „Brücke" (724-32) und „Brunnen" (764-84).
Der römische, germanische, byzantinische, islamische und osmani-
sche Bereich wird voll mit berücksichtigt. Städte verschiedener Größenordnung
bekamen Artikel: So das alte Birka mit einem instruktiven
Überblick über die Ausgrabungen (220-223), Bologna mit besonderer
Berücksichtigung des Bistums, der Rechtsschule und Universität
(370-387). Dem Artikel „Brixen" (7040 folgt noch ein Artikel
über die Synode von Brixen 1080, auf der Papst Gregor VII. für abgesetzt
erklärt und Erzbischof Wibert von Ravenna zum neuen Papst
ausgerufen wurde (7050- Lehrreich sind die Artikel über Landschatten
wie Böhmen (335-44), die Bretagne (615-28) oder Britannia
(6990- Umfassend sind weiterhin Personen erfaßt: Der in Helmolds
Slawenchronik beiläufig genannte Abotritenfürst Billug bekommt
einen Artikel (192), ebenso die Titelfiguren des mittelhochdeutschen
Hcldenromans Biterolf und Dietleib (253), 5 Pommernfürsten mit
dem Namen Bogislav erscheinen unter gesonderten Stichworten
(324-28), 7 Trägern des Namens Brun (752-57) folgen noch 12 Träger
des Namens Bruno (785-93). Der Artikel „Bevölkerung" bringt statistische
Angaben (10-21), der Artikel „Beweis" ist nicht nur für den
Juristen von Interesse (28-32).

Bedeutung für die Theologie erwartet man vom Artikel „Bettlcr-
wesen" (1-8), der jedoch die Bettclmönche nur am Rande nennt.
Dafür geht der Artikel „Bild, Bilderverehrung" ebenso wie die über
den Bilderstreit, das Bilderverbot, die Bilderwand und die Bildkatechese
gründlich auf theologische Fragen ein (145-54). Der Artikel
„Bienen" beginnt wohl mit der Bienenjagd, kommt zum Schluß aber
auch auf Liturgie, Ikonographie, Legende und Volksglaube ein
(128-35). Unter dem Stichwort „Biographie" werden auch Probleme