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Ausgabe:

1983

Spalte:

269-270

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Sextus Pythagoreus, The sentences of Sextus 1983

Rezensent:

Holtz, Traugott

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269

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 4

270

von der Gegenwart der Gottesherrschaft paradoxe Gestalt hat. Rede
ich also von der Präsenz Jesu, der Basileia, im Prozeß des Erzählten,
so ist ihre Leiblichkeit damit gesagt, aber nicht erschöpfend erfaßt.
Das Antidoketische von Gleichnis und Wunder ist aber eminent und
festzuhalten. Insofern die hoffähig gemachte Allegorisierung den Eindruck
vermitteln will, Gleichnisse (und Wunder) ließen sich über die
(semio-ontologischen) Metapher-Elemente eindeutig machen, klammert
sie den (Leidens-)VJe% Jesu und die nicht eindeutig zu machende
Existenz unseres Lebens aus. Und damit fuhrt sie den, der Gleichnisse
und Wunder unter anderen als nur literarischen Gesichtspunkten
lesen und hören will, in die Sackgasse einer scheinbar besonders sachlichen
Auslegung.

Fazit: Klaucks Arbeit signalisiert mir das Ende einer neutestament-
lichen Auslegungsweise, die in dem, was sie sichern möchte (den Zugang
zu Texten nämlich), den Weg zum Verstehen des eigenen Lebens
und Sterbens gerade versperrt. Die „Spielzüge" (G. Eichholz) der
Gleichnisse korrelieren den Wegen Jesu, zu denen auch die paradoxen
Wunder gehören, in denen Auferwcckung geschieht, obwohl wieder
gestorben werden muß nach der Biologie. Davon aber kann Allegorisierung
nur wegführen-spätestens durch Verweise auf Prozesse in der
Natur.

Berlin (West) Klaus-Peter Jörns

The History of the Rechabites. Vol. I: The Greek Recension. Edited
and Transl. by J. H. Charlesworth. Chico, CA: Scholars Press 1982.
107 S. gr. 8' = SBL. Texts and Translations, 17. Pseudepigrapha
Series, 10. Kart. $9.50.

Geboten wird die griechische Form eines Werkes, das unter verschiedenen
Titeln überliefert wird, dessen Hauptgestalt aber in der
gegenwärtigen Form ein Eremit Zosimus ist. Ein 2. Band ist geplant,
der die (wichtige) syrische und die (minder wichtige) äthiopische
Uberlieferung aufarbeitet. Eine genaue englische Übersetzung ist
jeweils beigefügt. Die Einleitung dieses Bandes informiert fast ausschließlich
über die vorliegende Ausgabe, nicht über den Inhalt der
Schrift und seine Bedeutung. Das hat der Verfasser getan in: The
Pseudepigrapha and Modem Research, 21981, 223-228.299f (die
Kapitelzählung ist verschoben, da Kap. 5 in der Ausgabe offenbar in
die Kap. 5 und 6 zerlegt ist). Das von der Forschung gänzlich vernachlässigte
Werk entstammt in der Endform gewiß erst dem 5. oder 6. Jh.
Aber es enthält nach Ch. in den Kap. 8-10 einen alten jüdischen Text
über die Geschichte und den gegenwärtigen Aufenthalt der Nachkommen
des Rechab, den er vor 70 p. Chr. ansetzen möchte, sowie eine
(jüdische, christlich erweiterte [Kap. 13]) Apokalypse in
Kap. 3-7.1 l-16a,fürdieereinDatumum 100 vorschlägt.

Das alles bedarf und lohnt sicher genaue Untersuchungen, für die
durch die Textausgabe eine solide Grundlage gegeben ist. Die schon
'976 von Ch. angekündigte Dissertation von E. G. Martin über die
Originalsprache, die Entstehungszeit und die Überlieferungsgeschichte
der Apokalypse des Zosimus ist 1979 erschienen: The
Account of the Blessed Ones: A Study of the Development of an Apo-
cryphon on the Rechabites and Zosimus (The Abode of the Rechabites
), DukeUniversity Ph. D.

T. H.

he Sentences of Sextus, ed. and transl. by R. A. Edwards and
A. Wild. Chico, CA: Scholars Press 1981. IV, 71 S. gr. 8- = SBL.
'ext and Translation, 22. Early Christian Literature Series, 5. $
12.-.

Eine knappe Einführung informiert gedrängt über die Schrift und
'hre Überlieferung, deren Präsentation mit beigefügter englischer

bersetzung Gegenstand dieser AOsgabe ist. Die Sprüche, die sich in
e|ne breit bezeugte antike Tradition stellen und aus ihr schöpfen, sind

wahrscheinlich im 2. Jh. n. Ch. in Ägypten von einem Christen zusammengestellt
worden, über dessen Identität kein sicheres Urteil
besteht. Das Auftauchen der koptischen Übersetzung eines Teiles der
Sprüche in Nag Hammadi (Facs. Ed of the NHT, Cod. XI.XII.Xffl,
Leiden 1973) hebt die Bedeutung der Schrift hervor und trägt ihr Teil
zur Textherstellung bei. Im ganzen folgt der Text dieser Ausgabe dem
von Chadwick, schlägt aber für 21 (der 451) Sprüche neue Lesungen
vor. Gleichwohl wissen die Autoren darum, daß weitere Arbeit am
Text (besonders mit Blick auf die lateinische und armenische Überlieferung
) nötig ist. Ihr Apparat bietet erstmalig die koptischen Varianten
. Der Einführung folgt eine „Select Bibliography" sowie e"in Index,
der die Bibelstellen erfaßt, die der Apparat der Ausgäbe zu einzelnen
Sentenzen bietet. Leider ist kein Wortindex beigefügt; hierbleibt man
auf die Ausgabe von Chadwick angewiesen.

Es wäre zu begrüßen, wenn das Werk das Interesse an dem nicht
unwichtigen Text wecken und sein Studium anregen würde.

T. H.

Zintzen, Clemens [Hrsg.]: Der Mittelplatonismus. Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft 1981. XXV, 544 S. 8" = Wege der
Forschung, LXX. Lw. DM 123,-.

Der Band fuhrt ein in die schwer durchschaubare Welt des Mittelplatonismus
, d. h. die Periode der platonischen Akademie von der
Mitte des I. vorchristlichen bis zum Beginn des 3. nachchristlichen
Jhdts. Die Quellenlage für diese Epoche ist dürftig, Originalschriften
sind kaum erhalten. So muß die Entwicklung der platonischen Philosophie
z. T. mühsam rekonstruiert werden, die Zuweisung einzelner
Lehren und Lehrer ist wegen des stark ausgebildeten Eklektizismus
z. T. unsicher. Die Polyphonie, wie sie der vorliegende Band bietet,
kann in solchem Falle durchaus hilfreich sein. Die Einleitung des Herausgebers
gibt in gedrängter Weise einen Überblick über die Entwicklung
des Mittelplatonismus und seine Träger, sowie Inhalt und Ziel
der einzelnen gebotenen Aufsätze. Gänzlich ausgespart ist Plutarch;
„er ist eine so vielseitig schillernde Persönlichkeit, daß er einen eigenen
Band verdient" (S. XV). Die Auswahl der Aufsätze erfolgt so, daß,
abgesehen von zwei Arbeiten K. Praechters, keine Beiträge aufgenommen
wurden, die in den gesammelten Schriften einzelner Forscher
vorliegen; diese Entscheidung überzeugt nicht gänzlich. Der Band
versteht sich ausdrücklich als eine Ergänzung zu dem über „Die Philosophie
des Neuplatonismus"(WdF436) 1977.

Das Werk ist in vier Teile gegliedert, von denen der zweite noch
unterteilt ist. Aufgeführt werden sollen im folgenden nur die Gliederung
und die Verfasser der Beiträge:

/. Zum alexandrinischen Piatonismus im I.Jh. v.Chr.: J. M. Dillon.
P. Boyance, W. Theiler. //. Die Miltelplatoniker: I. Gaios: K. Praechter. 2.
Albinonos; H. Cherniss, J. H. Loenen, H. A. Wolfson, J. M. Whittakcr,
R. M. Jones, A. N. M. Rieh, J. M. Rist. 3. Apuleius: C. Moreschini, R. Mort-
ley, G. Barra. 4. Anonymus: Commentarius in Piatonis Theaetetum;
K. Praechter, ///. Piatonismus und frühes Christentum: C. Andresen, N. Hyl-
dahl, C. J. M. van Winden, J. H. Waszink. IV. Die Vorläufer Plolins: Numenios
und Ammonios Sakkas: H.-C Puech, E. R. Dodds.

„Bibliographische Hinweise" (die auf die Bibliographie von
H. Dörrie, 1976, aufbauen und diese voraussetzen), ein Stellenregister
, ein Wortregister sowie ein solches zu Personen und Sachen
schließen den instruktiven Band ab.

T. H.