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Ausgabe:

1983

Spalte:

260-261

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Das Buch Hiob 1983

Rezensent:

Gerleman, Gillis

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259

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 4

260

besondere Aufmerksamkeit, weil sie einen-auf die Hauptthemen konzentrierten
Einblick in Ergebnisse und Fragen der gegenwärtig so lebhaften
Beschäftigung mit der alttestamentlichen Prophetie bieten. Die
jeweils mit einer speziellen Bibliographie versehenen Aufsätze ergänzen
einander, so daß ein anschauliches Bild vom derzeitigen Forschungsstand
entsteht.

Die Beiträge im einzelnen: H. Ringgren, Prophecy in the ancient Near
East(l-11); J. R. Porter, The originsof prophecy in Israel (12-31); W. S. van
der Woude, Three classical prophets: Arnos, Hosea and Micah (32-57); J.
Eaton, The Isaiah tradition (58-76); R. Coggins, An alternative prophetie
tradition? (77-94); W. Zimmerli, Visionary experience in Jeremiah
(95-118); R. E. Clements, The Ezekiel tradition: prophecy in a time oferisis
(119-136); R. Mason, The prophets of the restoration (137-154); M. A.
Knibb, Prophecy and the emergence of the Jewish apocalypses (155-180);
R. N. Whybray, Prophecy and wisdom (181-199); R. Murray, Prophecy
and the cult (200-216); A. Phillips, Prophecy and law (217-232); J. F. A.
Sawyer, A change of emphasis in the study of the prophets (233-249); U. E.
Simon, Martin Buberand the interpretation ofthe prophets (250-262). - Vorangestellt
ist eine kurze Würdigung des Jubilars nebst einer Liste seiner Publikationen
von 1942-1982 (VI-XVI).

K.-H.B.

[Schreiner, Josef:] Künder des Wortes. Beiträge zur Theologie der
Propheten. Josef Schreiner zum 60. Geb. Hrsg. von L. Ruppert, P.
Weimar, E. Zenger. Würzburg: Echter 1982. 336 S., 1 Portr. gr. 8".
geb. DM 48,-.

Dem Würzburger Alttestamentler Josef Schreiner, in dessen Schaffen
das beigefügte umfangreiche Schriftenverzeichnis (327-333) Einblick
gewährt, haben Fachkollegen und Schüler 22 Beiträge zum Themenkreis
der alttestamentlichen Prophetie gewidmet. Die Mehrzahl
der Aufsätze bietet Exegesen einzelner Schriftstellen:

E. Kutsch, „Wir wollen miteinander rechten". Zu Form und Aussage
von Jes 1,18-20 (23-34); R. Kilian, „Baut eine Straße für unseren
Gott!". Überlegungen zu Jes 40,3-5 (53-60); G. Fohrer, Abgewiesene
Klage und untersagte Fürbitte (77-86); O. Loretz, Ugari-
tisch-biblisch mrzh „Kultmahl, Kultverein" in Jer 16,5 und Am 6,7.
Bemerkungen zur Geschichte des Totenkults in Israel (87-94); L. A.
Schökel, «Tu eres la esperanzade Israel»-Jer 17,5-13 (95-104) N.
Lohfink, Die Gotteswortverschachtelung in Jer 30-31 (105-120);
H. Simian-Yofre, Wächter, Lehrer oder Interpret? Zum theologischen
Hintergrund von Ez 33,7-9 (151-162); O. Wahl, Göttliches
und menschliches Messen. Zur Botschaft von Sach 2,5-9
(255-272).

Zu einleitungswissenschaftlichen und methodischen Fragen haben
beigetragen:

J. Becker, Erwägungen zur ezechielischen Frage (137-150) und A.
Schmitt, Das prophetische Sondergut in 2 Chr 20,14-17 (273-286).
Vorwiegend strukturanalytischen Problemen gehen nach G. Hent-
schel, Die Heilung Naemans durch das Wort des Gottesmannes
- 2Kön 5 (11-22); L. Ruppert, Beobachtungen zur Literar- und
Kompositionskritik von Hos 1-3 (163-182) und E. Zenger, „Durch
Menschen zog ich sie .. ." (Hos 11,4). Beobachtungen zum Verständnis
des prophetischen Amtes im Hoseabuch (183-202). Der Erhellung
der geschichtlichen Situation gewidmet sind die Aufsätze von M.
Görg, Jeremia zwischen Ost und West (Jer 38,1-6). Zur Krisensituation
in Jerusalem am Vorabend des Babylonischen Exils
(121-136) und J. Scharbert, Zefanja und die Reform des Joschija
(237-254).

Einzelthemen der prophetischen Theologie und Tradition sowie
der Wirkungsgeschichte prophetischer Verkündigung sind Gegenstand
der Untersuchungen von E. Haag, Der Weg zum Baum des
Lebens. Ein Paradiesmotiv im Buch Jesaja (35-52); A. Deissler,
Das „Echo" der Hosea-Verkündigung im Jeremiabuch (61-76); J.
Maier, „Siehe ich mach(t)e dich klein unter den Völkern ...". Zum
rabbinischen Assoziationshorizont von Ob 2 (203-216) und H.
Gross, „Anfang und Ende." Beobachtungen zum prophetischen

Reden von Schöpfung, Gericht und Heil (273-286). Die beiden letzten
Beiträge sind in besonderem Maße um die Aufnahme der prophetischen
Botschaft in die kirchliche Verkündigung der Gegenwart
bemüht: P. Hugger, Das trauernde Land, der schreiende Stein. Die
gegenwärtige Naturkrise und das Zwölfprophetenbuch (301-314);
H. D. Preuß, Das Studium der Prophetie im Studium der Theologie
(315-325).

Der Gabe der Kollegen, Schüler und Freunde ist eine kurze Würdigung
des Geehrten aus der Feder des Bischofs von Würzburg, Paul-
Werner Scheele, vorangestellt.

K.-H. B.

Altes Testament

Wilde, A. de: Das Buch Hiob, eingeleitet, übers, u. erläutert. Leiden:
Brill 1981. XIV, 418 S. gr. 8° = Oudtestamentische Studien, XXII.
Lw.hfl 128.-.

Diese Monographie will zunächst durch die Arbeit an Text und
Übersetzung ein besseres Verständnis des Hiobbuches bewirken. Die
üblichen Einleitungsfragen - literarische Komposition, Beziehungen
zur literarischen und geistigen Umwelt, Heimat und Zeit des Dichters,
Stil und Form, Text und Übersetzungen - werden ziemlich kurz besprochen
, S. 1-73. Den Hauptteil bilden Übersetzung und Kommentar
, S. 82-408. Eine Verzeichnung von Glossen und größeren Zusätzen
und ein Sachregister schließen das Buch ab.

De Wildes Buch ist ein gelehrtes Werk. Die Darstellung ist materialreich
und gibt umfassende Orientierung über die einschlägige Literatur
. Den Schlüssel zum Verständnis des Hiobbuches will de Wilde in
dem Gedanken des Andersseins Gottes finden. Der Gott Hiobs ist der
Unnahbare, der alles menschliche Ergründen übersteigt, der aber
nichtsdestoweniger eine dialogische Beziehung zum Menschen unterhält
. Der Hiobdichter will zeigen, daß der Mensch, ohne die Wege
Gottes zu verstehen, an seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
appellieren darf und soll.

Für eine nur annähernd genaue Zeitbestimmung fehlen konkrete
Daten. Mit zahlreichen anderen Auslegern findet de Wilde eine Datierung
um 400 am wahrscheinlichsten. Im Konsens mit der herrschenden
Meinung bezeichnet er den Dichter als Vertreter der „Weisheit".
Bei der Niederschrift seines Buches sei er - so vermutet de Wilde -
wenigstens fünfzig Jahre gewesen: „Unser Urteil ist durch das große
Maß an Selbständigkeit und Selbstsicherheit beeinflußt, die das Werk
kennzeichnet; ferner durch die Edelmütigkeit, mit der er seinen Gegnern
in der Gestalt der Freunde Raum zur Erörterung ihrer Thesen
läßt" (S. 59).

Wie die Mehrheit der Ausleger schreibt de Wilde die Elihu-Reden
auf das Konto eines späteren Ergänzers. Darüber hinaus rechnet er
mit zahlreichen Einschoben lyrischer und beschreibender Art, „sei es
aus Gedichten oder Fragmenten, die möglicherweise in der Nachlassenschaft
des Dichters vorlagen, sei es in der Gestalt von Glossen
fremder Hand" (S. 13). Das Hiobbuch ist, wie jeder Ausleger genau
weiß, reich an cruces sprachlicher und inhaltlicher Art. Sie beruhen
nach de Wilde fast ausnahmslos auf dem schlechten Zustand des
hebräischen Textes. Er rechnet mit vielen korrumpierten Stellen und
sucht sie mit Hilfe von Emendationen zu korrigieren. Nach eigener
Angabe hat de Wilde in den Dialogen 381 und in den Elihu-Reden
125 Verbesserungen vorgenommen (S. 4). Abgesehen davon, daß ich
prinzipiell weder sein Mißtrauen gegen den masoretischen Text noch
sein Zutrauen zu unseren Möglichkeiten, den Text durch Emendationen
zu verbessern, teilen kann, muß ich gestehen, daß die Änderungsvorschläge
, die hier vorgelegt werden, mir nur selten einleuchten wollen
. Ein paar beliebig herausgegriffene Beispiele mögen die Textbehandlung
veranschaulichen.

In Kap. 24 sollen die Versteile 17b 14c 16a 18a ursprünglich eine