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Ausgabe:

1983

Spalte:

229-230

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Henkys, Jürgen

Titel/Untertitel:

Das Kirchenlied in seiner Zeit 1983

Rezensent:

Hoffmann, Heinz

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Seite 1

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229

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 3

230

Unter ,.B. Zur Hymnologie" äußert sich A. Heinz „Zur Herkunft
der ältesten bekannten Quelle des Wcihnachtsliedes ,Es ist ein Ros
entsprungen"" (99-102). In dem Aufsatz „Lieder Johann Schefflers in
Zinzendorfs Christ-Catholischem Singe- und Betbüchlcin von 1727"
macht M. Werner mit dem in der Geschichte der Hymnologie einmaligen
Phänomen bekannt, daß der Graf mit Hilfe des Gesangbuchs
Brücken zur katholischen Kirche zu bauen versucht hat (102-1 10).
K. Ameln macht auf „eine sonderbare Quempasdichtung" aufmerksam
(110-1 13). Wichtig für künftige Gesangbucharbeit ist die
Untersuchung von H.-B. Schönborn „Lieder Paul Gerhardts"in den
heute gebräuchlichen Gesangbüchern" (I 13-123) vor allem insofern,
als ..eine Änderung der Strophenzahl auch eine Änderung des Charakters
der Lieder bewirkt". Unter der Überschrift „Das künftige Gesangbuch
" (123-128) berichtet A. Völker von der ausschließlich
diesem Thema gewidmeten Herbsttagung der Luth. Lit. Konferenz
1979 und speziell über die Vorträge des OKR Dr. E. Schmidt -
Magdeburg und des Pfarrers H. Kornemann - Berlin. Beide Vorträge
, jetzt im Tagungsbericht der LLK vorliegend, sollten von allen
mit Gesangbuchfragen Befaßten intensiv durchgearbeitet werden. Die
an Völkers Bericht anschließende Stellungnahme der Germanistin W.
I. Sauer-Geppert zeigt, wie unentbehrlich für die künftige
Gesangbucharbeit sprachwissenschaftlich geschulte Mitarbeiter sind.
W. Lipphardt befaßt sich in einem Literaturbericht kritisch mit
dem Register der „Analecta hymnica" (129-132). „Handschriften
und Drucke in Faksimile-Wiedergaben" und „Ausstellungskataloge"
stellt K.Ameln vor(!32-138).

Der „Literaturbericht zur Liturgik" (139-180) unter der Gesamtredaktion
von A. Völker, an außerdeutscher Literatur nur die Niederlande
behandelnd (A.C. Honders), ist ebenso wie der zur
„Hymnologie" (181-219) unter der Gesamtredaktion von K.
Ameln, zugleich die hymnologische Forschung Dänemarks (J.
Lyster), Finnlands (T. I. Haapalainen), Frankreichs (Edith
Weber), der Niederlande (A.C. Honders), Schwedens (A.
Arvastson) und des United Kingdom (R. A. Leaver) einschließend
, für den Forscher zum unentbehrlichen Helfer geworden.

Ausführliche lndices helfen wieder den reichen Inhalt erschließen
.

Bad Homburg v. d. H. William Nagel

Henkys, Jürgen: Das Kirchenlied in seiner Zeit. Hymnologische Beiträge
. Berlin: Evang. Verlagsanstalt, zugleich Stuttgart: Calwer Verlag
1980. 64 S. gr. 8' = Aufsätze und Vorträge zur Theologie und
Religionswissenschaft, 73.

Drei vorzügliche Studien (z. T. schon veröffentlicht und nun überarbeitet
) sind in diesem Bändchen zusammengefaßt: 1. In einer subtilen
motivgcschichtlichen Untersuchung („Besungener Exodus")
geht H. dem Auszugsmotiv in der Liturgiegeschichte, im Liedgut in
und nach der Reformation und schließlich in neueren Gesangbüchern
nach („Licdboek voor de kerken" [1973], „Evangelisches Kirchengesangbuch
" [1950] und „Gotteslob" [1975]). Hier eine der wichtigsten
Beobachtungen: „Es ist die beunruhigte und bedrohte Gemeinde,
die sich am Auszug Israels orientiert, nicht die in ihren Ordnungen
ruhende und allseits anerkannte Kirche" (S. 27). In einer Textbeigabe
finden sich außerdem drei bemerkenswerte Übertragungen zeitgenössischer
niederländischer Lieder mit dem Exodus-Motiv, die den Vf.
(wie schon die Lieder im „Beiheft zum EKG", 1978) als einfühlsamen
und eigenständigen Übersetzer ausweisen.

Der 2. Beitrag („Georg Neumarks Königsberger Lieder und Gedichte
") ist besonders hymnologicgeschichtlich und biographisch
interessant. Durch Konrad v. Rabenau aufmerksam gemacht, hat H.
in einer Sammlung der Kirchenbibliothek Seehausen (Altmark) unbekannte
Erstdrucke von Neumark identifiziert sowie Überarbeitungen
von dessen eigner Hand nachgewiesen. Das Ergebnis ist gleichermaßen
wichtig sowohl für unsre Kenntnis vom Eingehen der Kasual-

poesie des 17. Jh. in Liedersammlungen und Gesangbücher als auch
für die Neumark-Forschung, der diese Quellen bislang entgangen
waren.

Der 3. Beitrag („Die Zeit im Liede Jochen Kleppers") ist neben allgemeinen
Untersuchungen zum Zeitverständnis in Kleppers Liedern
besonders dem Neujahrslied (EKG Nr. 45) gewidmet und beleuchtet
mit einer eindringenden Strukturanalyse sowie unter Heranziehung
brieflicher Quellen, wie stark Klepper in diesem Punkt seinem theologischen
Lehrer Rudolf Hermann verpflichtet war. - Der Rez. bekennt,
mit dem Neujahrslied Kleppers und Henkys' reichhaltiger Studie alle
seine Gottesdienste zum Jahreswechsel 1980/81 bestritten zu haben.
Im Vorwort schreibt H.: „Die eindringende und selbst am unscheinbaren
Detail interessierte Bemühung um das Kirchenlied gehört seit
langem in den Kreis der theologischen Studien. Daß sie bei uns in
Blüte stünde, wird heute niemand behaupten. Lohnt die Arbeit?" Ein
uneingeschränktes und dankbares Ja auf diese Frage sei abschließend
verbunden mit einem hoffentlich hörbar klagenden Seufzer: Aus welchem
Grunde und wo mag das Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch
, Band III/2 (H. hat z. B. dafür Kleppers Mittagslied -
Nr. 351-bearbeitet) auf der Strecke geblieben sein??

Brandenburg (Havel) Heinz HofTmann

Kirchenrecht

Boekholt, Peter: Das Geheimnis der Eucharistie in der kirchlichen
Rechtsordnung. Grundriß der partikularen Gesetzgebung lür die
Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Rom: LAS 1981.
192 S. gr. 8* = Biblioteca di Scienze Religiöse, 36. Kart. DM 29,50.

Das anzuzeigende Werk ist aus einer Inauguraldissertation erwachsen
, die der Verfasser-inzwischen Assistent und Habilitand am Lehrstuhl
für Kirchenrecht der Kath.-theol. Fakultät Trier-an der Fakultät
für Kanonisches Recht der Päpstlichen Universität der Salesianer
Don Boscos in Rom vorgelegt hat. Es füllt eine Lücke im Bereich der
nachkonziliaren Kanonistik und macht die gegenwärtige Situation der
römisch-katholischen Gottesdienstpraxis in ihrem rechtlichen Aspekt
verständlich.

Voraussetzung und Grundlage für die Untersuchungen des Verfassers
ist die weltweite Liturgiereform, welche das Zweite Vatikanische
Konzil am 4. Dezember 1963 als erste Reformmaßnahme durch die
„Liturgiekonstitution" („Sacrosanctum Concilium") inauguriert
hatte. Bis dahin war es ein eindrucksvoller Wesenszug des römischen
Katholizismus gewesen, daß innerhalb des „lateinischen Ritus" die
römische Messe in ihrer tridentinischen Gestalt weltweit festgehalten
wurde; wenige historisch bedingte Ausnahmen und diözesane Einzelzusätze
änderten nichts an der gerade für den Meßgottesdienst durch
liturgisches Recht gesicherten Einheitlichkeit. Freilich wurde unter
dem Einfluß der Liturgischen Bewegung das Begehren nach neuen
und freieren Gottesdienstformen immer stärker. So verwundert es
nicht, daß die l^onzilsväter ihren Auftrag zu einer allgemeinen
Erneuerung der Liturgie (Art. 21) sowohl an den Apostolischen Stuhl
wie auch die Ortsbischöfe und Bischofsvereinigungen ergehen ließen
(Art. 22), neben den lateinischen Riten auch den Gebrauch der
Muttersprache in einem weiteren Ritus gestatteten (Art. 36) und eine
berechtigte Vielfalt der liturgischen Formen in Anpassung an die verschiedenen
Gegenden und Völker vorsahen (Art. 38 ff).

Dies voraussetzend und theologisch würdigend (S. 14ff), wertet der
Verfasser die Amtsblätter der Diözesen in der Bundesrepublik daraufhin
aus, wie sie die neue Ordnung des Meßgottesdienstes und der mit
ihr verbundenen Kommunionfeier im einzelnen gestaltet haben. Leitender
Gesichtspunkt für seine schwerpunktmäßig durchgeführte
Untersuchung ist dabei die pastorale Seite der jeweiligen partikularen
Regelungen (S. 18ff), wobei die Beschlüsse der einzelnen Diözesen zu
denen der deutschen Bischofskonferenz und der Gemeinsamen
Synode der Bistümer in Beziehung gesetzt werden (S. 29 ff). Schon hier