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Ausgabe:

1983

Spalte:

192-194

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Otto, Eckart

Titel/Untertitel:

Jakob in Sichem 1983

Rezensent:

Wächter, Ludwig

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Theologische Lileraturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 3

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einer schlecht angefertigten maschinenschriftlichen Matrize besorgen.
Dafür sollte ein uneingeschränktes Lob an den Verleger gehen!

Zum Schluß: dem Werk ist eine weite Verbreitung zu wünschen;
ich würde es gerne in italienischer Übersetzung erblicken, auch wenn
das eine gründliche Überarbeitung der Literatur voraussetzte.

Rom J. Alberto Soggin

Rost, Leonhard: Studien zum Opfer im Alten Israel. Stuttgart-
Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer 1981. 96 S. gr. 8" = Beiträge zur
Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, VI, 13(113).
Kart. DM 38,-.

Der am 5. Dezember 1979 in Erlangen verstorbene Verfasser hat
sich zu Opfer und Opferkasualien im Alten Testament verschiedentlich
zu Worte gemeldet (s. Bibliographie BZAW 105, 1967, 267 =
ThLZ 87, 1962 Sp. 153; ThLZ 97, 1972 Sp. 77). Insbesondere hat er
sich in seinen letzten Lebensjahren intensiv mit dem Brandopfer beschäftigt
. Seiner Tochter Dr. Mechthild Kellcrmann-Rost und seinem
Schwiegersohn Dr. Diether Kellermann ist es zu danken, daß aus dem
nachgelassenen Manuskript das Ergebnis seiner Studien in diesem
BWANT-Band der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, zumal
Eingeweihte, die mit dem Autor im Briefwechsel gestanden haben und
von seinen Ambitionen wohl wußten, die schriftlich fixierte Form
seiner Erkenntnisse mit Spannung erwarteten.

Nach Vorwort der Herausgeber (5f) und Vorbemerkungen (70 werden
in I. Einleitung (l-l 6) das religionsgeschichtliche Umfeld und die
Quellenlage dargetan. II. Die Opfer Gideons und Manoahs (17-27)
sind nach R.s Klarstellung nicht Brandopfer gewesen, da die Opfergabe
nicht verbrannt, sondern vielmehr als Götterspeisung dargeboten
wurde, was ganz offensichtlich die ursprüngliche Auffassung
vom Opfer im alten Israel widerspiegelt. Dafür wurde der Begriff
minha verwendet. Ursprünglich war für eine solche Gabe auch nicht
einmal ein Opferaltar notwendig. Die Verwendung des Begriffes ölä
ist im vorliegenden Textzusammenhang als Anachronismus zu betrachten
, der Kenntnisse eines Späteren vom Brandopfer wiedergibt
.

Die in II. gewonnene Erkenntnis wird in III. Die Opfer im Penta-
teuch (28-70) weiterverfolgt, indem der Stoff auf die Themenkreise
verteilt wird: 1. Der Jahwist in der Genesis (28), 2. Der Jahwist über
die Wüstenzeit (40), 3. Der Elohist (47), 4. Das Deuteronomium (55),
5. Die Priesterschrift (58) und eine Zusammenfassung (62). Das Ergebnis
kann kurz so beschrieben werden: Für die Wüstenzeit lassen weder
Jahwist noch Elohist, Deuteronomium oder Priesterschrift die Bekanntschaft
mit dem Brandopfer 'ola erkennen. Eine Ausnahme bildet
das Opfer, das der Midianiter Jethro darbringt; aber diese Information
steht einzig da und ist bezüglich ihres historischen Wertes fraglich
. Was damals geptlegt wurde, warder zähah der Beduinen, der mit
dem zäbah Slamim der Priesterschrift nichts gemein hat. Der zähah
der Vorlandnahmezeit ist eine Schlachtung für ein gemeinsames
Mahl, bei dem alles Fleisch verzehrt wurde. Eine gewisse Rolle als
Gabe spielte dabei der Blutritus, der dem Opferstein appliziert
wurde.

In der zeitlichen Folge behandelt IV. Die Opfer in der Zeit der
Landnahme und der Richter (71-81). In diesem Bereich ist es nun
möglich, durch archäologische Befunde, z. B. Nachweisbarkeit und
Gestalt von Altären und Opferüberbleibseln wie Knochenresten, die
literarischen Ergebnisse zu untermauern. R. geht allen Veröffentlichungen
mit Akribie nach. Aber der Nachweis von Brandopfern läßt
sich für diese Zeit auch hier nicht erbringen. Zwar ist ein Übergang
zum philistäischen Opferverständnis nicht zu übersehen, wobei Fettstücke
verbrannt wurden. Dennoch war der Charakter des Opfers
durch den Gedanken der Götterspeisung geprägt. Dabei muß die
Frage offenbleiben, ob das Fleisch roh oder zubereitet dargeboten
wurde.

V. Exkurs: Der Klcinviehnomaden-zä/w/i und der zähah wamim

(82-92) stellt fest, daß auf dem Weg zur Annahme der 'ölä die Ausweitung
des Nomaden-zafta/i zum zähah slamim zusammen mit der
Indienstnahme von Priestern eine gewichtige Rolle gespielt hat, zumal
letztere ja ihre Anforderungen an Opferteilen stellten. Wann und wo
der Durchbruch zur 'ölä erfolgte, ob überhaupt an einem einzigen Ort
und zur gleichen Zeit, das muß offen bleiben. Ihre Wurzel ruht wohl
gar nicht im israelitischen, syrisch-palästinischen oder gar ägyptischen
Raum, sondern wird vielmehr im ägäisch-kleinasiatischen,
der „Thysia", zu suchen sein.

Es ist überraschend, welch neuartige Einsichten auf Grund von alt-
testamentlicher Lektüre und außerbiblischen Quellen hier angeboten
werden. Der Vf. hat sich sehr tief in die Opferthematik hineingearbeitet
. Bemerkenswert bleibt, warum R. weder auf persönliche Anfrage
noch in seinem Buch das Problem von Am 5,25 aufgegriffen hat. Aber
dies mag nun einmal das Schicksal einer Veröffentlichung aus einem
nachgelassenen Manuskript sein, selbst wenn der Text von dem Autor
noch gebilligt wurde. Jedenfalls sei den beiden Herausgebern herzlich
gedankt für ihre Bemühungen, das Ergebnis der ausführlichen Studien
zu einem so wichtigen Thema der alttestamentlichen Wissenschaft
dem Leser zugänglich zu machen.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Otto, Eckart: Jakob in Sichern. Überlieferungsgeschichtliche, archäologische
und territorialgeschichtliche Studien zur Entstehungsgeschichte
Israels. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer
1979. 319 S. m. 23 Abb. gr.8' = Beiträge zur Wissenschaft vom
Alten und Neuen Testament, VI, 10(110). Kart. DM 69,-.

Der Verfasser hat sich, wie es im Vorwort heißt, zur Aufgabe
gemacht, „anhand der Analyse der Jakobüberlieferung überliefe -
rungsgeschichtliche, archäologische und territorialgeschichtliche
Arbeitsweisen methodisch zu verbinden, um so Licht aufzunehmend
wieder offene Fragen nach dem historischen Hintergrund der Erzväterüberlieferungen
und der Entstehungsgeschichte eines Stämmeverbandes
Israel zu werfen". In der Tat läßt sich, will man begründete
Ergebnisse für die Frühzeit Israels aus den Vätergeschichten gewinnen
, erfolgversprechend nur mit einer Verbindung verschiedener
Arbeitsmethoden vorgehen, wie dies E. Otto getan hat.

Nach einer Einleitung (§ I), welche die Aufgabenstellung umreißt,
wird (§ II) eine ,,überlieferungsgeschichtliche Analyse des Jakobzyklus
(Gen 25; 27-33; 35)" - im Inhaltsverzeichnis ist diese Überschrift leider
entstellt wiedergegeben - geboten, in der die Weichen für alles
Übrige gestellt werden. Vorausgeschickt wird ein knapper
Forschungsüberblick, und dann folgen die Analysen der einzelnen
sich thematisch abhebenden Einheiten: Jakob-Esaukreis; Jakobskampf
am Jabbok; Jakob-Labankreis; Jakobüberlieferungen von
Sichern und Bethel. Hierbei wird der Überlieferungskern herausgeschält
, und die Redaktionsschichten werden abgehoben. Auf eine dieser
Schichten, die „vorquellenschriftliche Redaktion des Jakobzyklus
", wird dann noch besonders eingegangen. Ausgehend von der
Beobachtung, daß zwei ausgeführte Bcthelüberlieferungen den Rahmen
des Jakobzyklus bilden und sowohl Jahwist als auch Elohist in je
eigenständiger Weise die Bethelätiologie mit der Wanderungsüberlieferung
verklammern, wird geschlossen, daß den Quellenschriften
eine durchgehende Redaktion des Jakobzyklus vorgegeben war, die
am Heiligtum von Bethel erfolgt sei. Ihr ausgeführter Sagenstil deute
auf die spätvorstaatliche Zeit Israels im Kulturland.

Auf der Basis der Überlieferungsgeschichte wird in tj III eine ,,historische
Analyse zur Geschichte der Jakobsippe" versucht. Dabei wird
der ostjordanischen Jakobübcrlicferung die Priorität vor der westjordanischen
zuerkannt. Historisch an die Anlange der Jakobsippe
gehört die Erzählung vom Erwerb der Herde (Gen 30,32-
39.40b.4l-43). Sie ist durch das Milieu halbnomadischer Hirten
geprägt. Das gilt auch Tür die Erzählungen vom Gileadvertrag
zwischen Jakob und Laban (Gen 31,46.48.51-53). vom Verkauf der