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Ausgabe:

1982

Spalte:

155-156

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Sumithra, Sunand

Titel/Untertitel:

Theologie der Mission im indischen Kontext; Eine Studie über Madathilaparampil Mammen Thomas 1982

Rezensent:

Sumithra, Sunand

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 2

156

geschichtlichem Aspekt zu betrachten. Das Ergebnis lautet, daß die
in den untersuchten Passionslibretti als neue Elemente herausgearbeiteten
Deutungen der Passion zweifellos der Aufklärung zuzurechnen
sind. Den insbesondere bei Picander nachgewiesenen gleitenden
Übergang dieses Passionsverständnisses aus dem der lutherischen Orthodoxie
ermöglicht der Pietismus, der durch seine Subjektivierung,
das Drängen auf unmittelbare religiöse Erfahrung die orthodoxe Dog-
matik auflockert bzw. auflöst.

Der Ertrag der Arbeit für die theologische Bachforschung besteht
primär in der Aufhellung eines bedeutsamen Teiles der Welt der
Frömmigkeit, in der der Thomaskantor sich bewegte. Für seine Verwurzelung
in der lutherisch-orthodoxen Passionstradition sprechen
z. B. die von ihm beeinflußte Wahl der Vorlage für den Text der
Matthäus-Passion sowie seine Auswahl der Choräle in beiden Passionen
. Da er aber andererseits das Libretto der Matthäus-Passion zur
Vertonung angenommen und (möglicherweise) das der Johannes-
Passion selbst geschaffen hat, muß auch mit der Möglichkeit gerechnet
werden, daß er dem Passionsverständnis der Brockes und Picander
nicht ganz fern gestanden hat.

Sumithra, Sunand: Theologie der Mission im indischen Kontext.
Eine Studie über Madathilaparampil Mammen Thomas. 2 Bde.
Tübingen 1981.326 S. u. 164 S.

Die Situation Indiens in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts hatte
für alle Inder, einschließlich der indischen Christen, prägenden Charakter
. Indien erlangte seine Freiheit vom britischen Imperialismus in
erster Linie durch einen revolutionären und doch zugleich religiös
verpflichteten Hindu - Mahatma Gandhi, der seine berühmten politischen
Strategien aus den Quellen hinduistischer Spiritualität entwickelte
. Inmitten des Ausbruchs gesellschaftlich-religiös-politischer
Auseinandersetzungen nach der Erlangung der Unabhängigkeit
konnte nur die säkulare, pluralistische Linie Nehrus das Volk zu
nationaler Integration und Modernisierung fuhren. Thomas wurde
persönlich in dieses Werk des nationalen Aufbaus hineingenommen
und stellt damit ein herausragendes Beispiel christlicher Antwort auf
die Herausforderungen des Indiens dieser Periode dar. Was Thomas
jedoch geradezu einzigartig macht, ist die Tatsache, daß er auch in die
Revolutionen hineingezogen wurde, die in der ökumenischen Missionstheologie
nach dem Zweiten Weltkrieg wüteten. Damit ist der
Prozeß der radikalen Veränderung des Missionskonzepts gemeint -
von der Weltevangelisation hin zum Dialog mit anderen Religionen
und Ideologien, zu einer „Spiritualität für den Kampf im Ringen um
die Errichtung einer Weltgemeinschaft.

Dies bringt es mit sich, daß Thomas in seiner Theologie notwendigerweise
beim Menschen ansetzt - bei dem Kampf des Menschen
um Freiheit, Gemeinschaft und Einheit, und, damit verbunden, bei
der Suche nach einer relevanten Philosophie/Ideologie/Spiritualität,
die diesen Kampf legitimiert. Dies zwingt den Christen Thomas dazu,
Christus ausschließlich in seiner Relevanz für menschliche Auseinandersetzungen
zu verstehen. Daher ist seine Christologie von dem
Interesse gekennzeichnet, die Revolutionen unserer Zeit positiv zu
beurteilen; Christus wird so zum Neuen Menschen, zum Ideal, nach
dem es zu streben gilt, und zugleich stellt er den einigenden Faktor
aller säkularen und religiösen Kräfte im Bemühen um politische Aktion
dar. Damit werden Partizipation an Revolutionen und Humanisierung
zur Methode und zum Ziel der kirchlichen Mission; die Kirche
selbst wird deren Verteidiger. Zwingend ergibt sich daraus bei
Thomas die Einheit aller Dinge als Ziel der Geschichte - eine Einheit,
die dem hinduistischen Monismus in der Advaita-Philosophie nahe
kommt.

Die Kritik des Verfassers bezieht sich vornehmlich auf folgende
Punkte in der Theologie von Thomas: Seine Ideologisierung des
Evangeliums stellt in Wirklichkeit den Versuch dar, Philosophie der
Evolution, marxistisch-leninistische Ideologie und hinduistische Spiritualität
mit der biblischen Offenbarung zu verbinden.

Dieser Versuch ist in erster Linie aufgrund seiner Vernachlässigung
des sui-generis-Charakters der Bibel als gescheitert zu betrachten.

Seine Theologie neigt letztlich dazu, Gott seiner Heiligkeit, den
Menschen seines Glaubens und Jesus Christus seines Herrseins zu
berauben.

Von Personen

Bibliographie Winfried Zeller 1976-1981

Zu seinem 70. Geburtstag am 3. Juli 1981

Zusammengestellt von Bernd Jaspert

Die folgende Zusammenstellung schließt in Einteilung und Zählung der Beiträge
sowie in der formalen Gestaltung an die von Bernd Jaspert erarbeitete
„Bibliographie Winfried Zeller 1937-1975" an, veröffentlicht in: „Traditio -
Krisis - Renovatio aus theologischer Sicht. Festschrift Winfried Zeller zum
65. Geburtstag", hrsg. von Bernd Jaspert und Rudolf Mohr, Marburg 1976,
N. G. Elwert Verlag, S. 643-653. - Die folgende Bibliographie wurde abgeschlossen
am 3. 7. 1981.

/. Selbständige Veröffentlichungen

I. Theologie und Frömmigkeit. Gesammelte Aufsätze, Band2. Herausgegeben
von Bernd Jaspert (Marbürger Theologische Studien, Bd. 15, hrsg.
von Hans Graß und Werner Georg Kümmel). Marburg 1978, N. G. Elwert
Verlag, XIV-317 S.

8. Elisabeth von Thüringen (Schriftenreihe zur Meditation, Nr. 31). Frankfurt
/Main 1978, Verlag Gerhard Kaflke, 47 S. [durch Texte aus zeitgenössischen
Berichten und Bildwiedergaben vom Elisabethschrein in Marburg
erweiteter Neudruck von: 1/3].

//. Herausgegebene Werke

9. Valentin Weigel. Sämtliche Schriften. Herausgegeben von Will-Erich
Peuckert und Winfried Zeller. 6. Lieferung: Handschriftliche Predigtensammlung
(1573-1574). Unter Mitarbeit von Horst Pfefferl und Martin
Quiring herausgegeben von Winfried Zeller, Teil I. Stuttgart-Bad Cannstatt
1977, Friedrich Frommann Verlag (Günther Holzboog), S. 1-256.

10. Valentin fVeigel. Sämtliche Schriften. Herausgegeben von Will-Erich
Peuckert und Winfried Zeller. 7. Lieferung: Handschriftliche Predigtensammlung
(1573-1574). Unter Mitarbeit von Horst Pfefterl und Martin
Quiring herausgegeben von Winfried Zeller, Teil II. Stuttgart-Bad Cannstatt
1978, Friedrich Frommann Verlag (Günther Holzboog), S. 257-502.

II. Gerhard Tersteegen. Werke. Herausgegeben von W. Zeller. Band 1: Gerhard
Tersteegen. Geistliche Reden. Herausgegeben von Albert Löschhorn
und Winfried Zeller (Texte zur Geschichte des Pietismus. Im Auftrag der
Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus herausgegeben
von K. Aland, E. Peschke, M. Schmidt, Abt. V). Göttingen 1979, Van-
denhoeck & Ruprecht, XXII-666 S.

///. Aufsätze und Lexikonartikel

131. Kirche und Gebet bei Gottfried August Ludwig Hanstein. In: Die Einheit
der Kirche - Dimensionen ihrer Heiligkeit, Katholizität und Apostolizi-
tät. Festgabe Peter Meinhold zum 70. Geburtstag, herausgegeben von Lorenz
Hein (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte
Mainz, Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte, herausgegeben
von Peter Meinhold, Bd. 85). Wiesbaden 1977, Franz Steiner Verlag,
S. 127-140.-[Neudruck:III/151].

132. Die Marburger Theologische Fakultät und ihre Theologie im Jahrhundert
der Reformation. JHKV 28 (1977) 7-25. - [Gleichzeitiger Neudruck:
III/13 7],

133. Was vergeht und was bleibt - 25 Jahre Evang. Kirchengemeinde Stadtallendorf
. Erinnerung und Besinnung. In: Festschrift zum 25jährigen Bestehen
der Evangelischen Kirchengemeinde Stadtallendorf 2. April 1977.
[Stadtallendorf 1977, Buchdruckerei Böttner & Sohn, S. 4-28].

134. Luthertum und Mystik. In: TuF2 (178) [siehe: 1/7], S. 35-54. - [Neudruck
mit Zwischenüberschriften und gekürzter Anm. 95: HI/157].

135. Der ferne Weg des Geistes - Zur Würdigung Valentin Weigels. In: TuF2
(1978) [siehe: 1/7], S. 89-102.

136. Paul Gerhard, der Dichter und seine Frömmigkeit. In: TuF 2 (1978) [sie-
he:I/7],S. 122-149.