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Ausgabe:

1982

Spalte:

117

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Beyreuther, Erich

Titel/Untertitel:

Froemmigkeit und Theologie 1982

Rezensent:

C., U.

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117

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 2

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auf die Ideen als das Bleibende in der Geschichte und in dem Fluß der
Ereignisse richtet, werden die außerhalb der Ereignisse liegenden
Gründe für deren Zusammenhang sichtbar.

Der Vf. hat die für den Vorlesungsbetrieb praktische Einteilung
der Kirchengeschichte in vier Teile aufgegeben. Sicher mit Recht; der
Begriff des „Mittelalters" ist in dem Augenblick widerlegt, in dem die
Zeit danach in neuere und neue Zeit gespalten wird. Er hat den Stoff
vielmehr in zehn Teile disponiert und sich dabei nach den natürlichen
Zäsuren der Geschichte gerichtet, die deren Höhepunkte von
einander trennen. Seine Absicht war, „die elementaren Strukturen
und Hauptereignisse der Geschichte des Christentums zu erfassen
und darzustellen". Damit stellt sich die Frage, ob das überhaupt
möglich ist, d. h. ob die Gesamtgestalt der Geschichte zum Feinbau
der Elemente, der Einzelereignisse, in einer erkennbaren Beziehung
steht. Das Problem läßt sich im Rahmen einer Rezension nicht erörtern
. Für die erste Auflage (1965) hatte der Vf. in diesem Zusammenhang
die Hoffnung ausgesprochen, der Blick auf die Zusammenhänge
der Bereiche des christlichen Lebens und Denkens werde dazu verhelfen
, der geschichtlichen „Wahrheit" näher zu kommen. Wir meinen,
er habe mit seinem Buch den Beweis für seine These hervorragend erbracht
.

Kiel Heinrich Kraft

Beyreuther, Erich: Frömmigkeit und Theologie. Gesammelte Aufsätze
zum Pietismus und zur Erweckungsbewegung. Hildesheim -
New York: Olms 1980. VIII, 414 S. 8 Lw. DM 68,-.

Der Band enthält 26 Beiträge, die Vf. in den Jahren 1951 bis 1978
in verschiedenen Zeitschriften und Sammelwerken veröffentlicht hat.
Einführend schreibt Beyreuther: „Das immer wieder wechselhafte
Verhältnis zwischen Frömmigkeit und wissenschaftlicher Theologie
ist nicht einfach zu beschreiben, noch weniger auf einen glatten Nenner
zu bringen. Unbestritten bleibt das Recht der Frömmigkeit, kritische
Fragen an die Theologie zu stellen, wenn sie sich in scheinbar
abseitige Räume verliert. Doch auch umgekehrt gilt das gleiche
Recht... Jedenfalls sind Theologie und Frömmigkeit aufeinander
bezogen, wenn nicht beide Teile Schaden nehmen wollen. Eine sich
dem Anspruch der Frömmigkeit bzw. der Gemeinde entziehende
Theologie verfehlt zuletzt auch ihren Auftrag und begibt sich eines
unentbehrlichen Gesprächspartners."

Zinzendorf, Ziegenbalg, Bengel, Oberlin, Wichern, Tholuck und
Eva v. Tiele-Winkler stehen jeweils im Zentrum eines Teils der
Arbeiten. Es wird nach den Ursprüngen des Pietismus gefragt und die
Bedeutung seiner Impulse für heutiges Gemeindeleben aufgezeigt.
Dabei finden wir immer wieder verstehende Kritik an bestimmten
Ausformungen und (Nach-)Wirkungen des Pietismus sowie umgekehrt
die Thematisierung von Anfragen an „Theologie und Kirche",
erwachsen aus jahrelanger Beschäftigung mit der Welt des Pietismus.

Vom gleichen Vf. liegt auch eine Monographie zur „Geschichte des
Pietismus" vor (Stuttgart 1978,448 S.), auf die in diesem Zusammenhang
hingewiesen sei. Da diese sich aber auf den „klassischen" Pietismus
beschränkt, ist dem Vf. für seine Aufsatzsammlung zu dem umfassenderen
, im Titel genannten Themenbereich besonders zu danken
.

U.C.

Kirchengeschichte: Mittelalter

Tschudy. Julius Franz, u. Frumentius Renner: Der heilige Benedikt
und das bencdiktinische Mönchtum. St. Ottilien: EOS Verlag 1979.
288 S. l6Taf. 8" Pp. DM 19.80

Nach einem Überblick über das Mönchtum bis zu Benedikt und
einer Lebensbeschreibung des Heiligen wird in Teil III das Zentrum

der Darstellung erreicht: „Geist und Inhalt der Regel" (80-226). Das
Buch ist ganz vom Standpunkt des benediktinischen Mönchtums her
geschrieben, doch werden kritische Fragen gegenüber dem Text nicht
verschwiegen: Die Ordensregel „ist nicht in einem Wurf geschrieben
worden. „Die Kapitel 67-73 sind offenbar Nachträge, ein sehr später
Einschub des Heiligen ist der Liturgiekodex (K. 8-18). Manche Zusatzbestimmungen
in einer Reihe von Kapiteln mögen mit der Zeit
und aus der Erfahrung zugewachsen sein, sind jedoch authentisch von
St. Benedikt" (82). Zur Sprache kommt auch das vieldiskutierte Verhältnis
der Benediktinerregel zur Regula Magistri, die als wichtige
Quelle für Benedikt bezeichnet wird. Die Probleme um die verschiedenen
Texte werden erörtert: Der Urkodex aus Monte Cassino war
„nicht fehlerfrei" (83). Nach 577 entstand „der sog. interpolierte Text
der Benediktusregel, die im 7. Jahrhundert von Rom aus nach Gallien
kam und offenbar auch bei der Aussendung der Benediktiner 596
nach England dorthin mitgenommen worden war" (84). Später hatte
Karl d. Gr. Interesse am ursprünglichen Text, 787 schrieb man „das
sog. Aachener Normalexemplar" (84). Die Schwierigkeiten wegen
des Urtextes verloren jedoch an Bedeutung, da später ohnehin
„mehrere Punkte der Regel außer Kraft gesetzt, sinnvoll ergänzt oder
abgeändert worden" sind (87). Wirksamkeiten der Mönche als Priester
oder Missionare lassen sich nicht aus der Ordensregel begründen.
Sie wurden „durch die Lebensbeschreibung Gregors d. Gr. als bene-
diktinische Arbeiten hingestellt" (87). Kapitel IV bietet einen Überblick
über die Geschichte des Ordens; die relativ freien Klöster und
Abteien mußten sich nach einer Forderung des Konzils von Trient
1563 zu Kongregationen zusammenschließen (250). „Auf Wunsch
Papst Leos XIII. vereinigten sich 1893 die verschiedenen Kongregationen
zu einer Konförderation ... Pius XII. erneuerte 1952 das Statut
" (259). Es folgen nützliche statistische Angaben, Bilder und eine
Bibliographie. Trotz seiner breit erzählenden Darstellungsweise und
seiner werbenden Grundtendenz muß man dem Band durchaus auch
wissenschaftlichen Wert zuerkennen.

Rostock Gert Haendler

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Guggisberg, Hans R., u. Peter Rotach [Hrsg.]: Ecclesia Semper refor-
manda. Vorträge zum Basler Reformationsjubiläum 1529-1979.
Im Auftrag des Kirchenrates der Evangelisch-reformierten Kirche
Basel-Stadt hrsg. Basel: F.Reinhardt 1980. 168 S. 8° = Theologische
Zeitschrift, Sonderbd. IX. Lw. DM 28,-.

Aus Anlaß des Basler Reformationsjubiläums hielten neun Theologen
und Historiker Gemeindevorträge, die in der vorliegenden Publikation
, überwiegend mit Anmerkungen versehen, wiedergegeben
worden sind. Der erste, mehr geschichtlich orientierte Teil (Wesen
und Wirkung der Basler Reformation), beginnt mit Bernd Moellers
Referat „Die Basler Reformation in ihrem stadtgeschichtlichen Zusammenhang
" (11-27), in dem methodisch eindrucksvoll durch
einen Vergleich mit Lübeck die städtereformatorischen Gemeinsamkeiten
, aber auch die Besonderheiten der Basler Reformation herausgearbeitet
werden. Der Vortrag von Richard Stauffer, „Das Basler
Bekenntnis von 1534" (28-49), konzentriert sich hauptsächlich auf
eine Interpretation des Bekenntnistextes. Im dritten Referat „Das reformierte
Basel als geistiger Brennpunkt Europas im 16. Jahrhundert
" (50-75) stellt Hans R. Guggisberg vor allem die starke humanistische
Kontinuität und die Ausstrahlungskraft der „Basilea refor-
mata" auf die europäische Gelehrtenwelt in der zweiten Jahrhunderthälfte
dar. Markus Mattmüller zeigt in seinem Referat (76-99:
„Die reformierte Basler Kirche vor den Herausforderungen der Neuzeit
") eindrucksvoll auf, daß die Basler Kirche genausowenig wie
andere Kirchen den politischen und sozialen Herausforderungen im
19. Jh. gewachsen war. Den zweiten Teil (Die Reformation aus heuti-