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Ausgabe:

1982

Spalte:

97

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Das Gedächtnis des Glaubens zu Fragen der Zeit 1982

Rezensent:

Amberg, Ernst-Heinz

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97

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 2

98

Allgemeines, Festschriften

Rogge, Joachim [Hrsg.]: Das Gedächtnis des Glaubens zu Fragen der
Zeit. Eine Gabe der Evangelischen Forschungsakademie Ilsenburg
Tür Franz-Reinhold Hildebrandt u. Oskar Söhngen. o. O. 1980. V,
279 S., 11 Taf. 8°.

Der jetzige Direktor der Ev. Forschungsakademie, Dr. Joachim
Rogge, Berlin, hat zu Ehren seiner beiden Vorgänger in diesem Amt
aus dem reichen Fundus der Akademievorträge seit 1948 eine Reihe
von Beiträgen für den Druck ausgewählt und mit einem Geleitwort
versehen. Diese zweifache Festschrift ist nach folgenden Gesichtspunkten
geordnet: Zur Geschichte der Ev. Forschungsakademie -
Zum Gedenken - Zum Gottesbegriff - Zu ethischen Fragen in Glaube
und Wissenschaft - Zur Verantwortung der Wissenschaft und des
Wissenschaftlers heute - Zu Weltverständnis und Wirklichkeitsbegriff
- Zu speziellen Fragen in der Medizin - Zur Geschichtlichkeit
und Urgeschehen - Zur Gegenwartsbezogenheit von Kirchengeschichte
- Zum Kirchenbau. Um die Breite der Akademiearbeit
wenigstens anzudeuten, seien einige der Themen genannt: Otto
Haendler, Paul Tillich-der Mensch; Walter Jens, Bemerkungen
zu Lessing; Carl-Friedrich von Weizsäcker, Das ethische Problem
der Wissenschaft heute; Günter Scholz, Die moderne Genetik
und die Umwelt des Menschen. Der Herausgeber ist mit folgendem
Beitrag vertreten: Gegenwartsbedeutung der Confessio Augustana;
einer der Jubilare (Oskar Söhngen) ist zweimal beteiligt: mit einem
Überblicksaufsatz zum 25-jährigen Bestehen der Akademie und mit
dem Thema „Der Wirklichkeitsbegriff in den Wissenschaften". Will
man den (gewagten) Versuch machen, das weitgefächerte Material
dieser Festschrift auf eine Formel zu bringen, entnimmt man sie am
besten dem Lessing-Beitrag von Walter Jens: „. . was die Jahrhundertfrage
angeht, die Dialektik von Vernunft und Offenbarung (Hervorhebung
vom Rez.), so wird sie bleiben, was sie ist - ein Problem"
(64), wobei nur noch zweierlei hinzuzufügen bleibt: was bei Jens
zunächst nur für Lessing gesagt zu sein scheint, übertragen wir auf das
Ganze und bestätigen zugleich allen Autoren, daß sie energische und
erfolgreiche Schritte getan haben zur Lösung dieses Problems - wie
die Jubilare selbst auch, Oskar Söhngen (geb. 1900) und Franz-
Reinhold Hildebrandt (geb. 1906).

E.-H. A.

[Cardine, Eugene:] Ut mens concordet voci. Festschrift Eugene
Cardine zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. J. Berchmans Göschl. St.
Ottilien: EOS-Verlag 1980.494 S., 1 Portrait gr. 8°. Lw. DM 68,-.

Mit dieser Festschrift wird der Begründer der semiologischen Wissenschaft
im gregorianischen Choral, Dom Eugene Cardine OSB,
geehrt. Im ersten Teil des Bandes sind die Akten des 2. Kongresses
der Associazione Internazionale Studi di Canto Gregoriano „Semio-
'ogia e interpretazione gregoriana", Cremona, 22.-25.5. 1979, zusammengefaßt
:

Albarosa, Nino: L'Associazione Internazionale Studi di Canto Gregoriano
, S. 17-18. Agustoni, Luigi: La semiologia gregoriana e Eugene Cardine
. Una pagina di storia della restaurazione gregoriana, S. 19-29. Cardine,
Eugene: Semiologie et interpretation, S. 30-34. Fischer, Rupert: Die rhythmische
Natur des Pes, S. 34-136. Agustoni, Luigi: Modalita e interpretazione
nel canto gregoriano, S. 137-178. Göschl, Johannes Berchmans: Zum
rhythmischen und ästhetischen Problem der Silbenartikulation bei aufsteigenden
Neumen, S. 179-221. Albarosa, Nino: Aspetti dell'articolazione silla-
bica sui neumi discendenti, S. 222-237. Rumphorst, Heinrich: Der semio-
logische Befund der Introitus „Roratc caeli" und „Viri Galilaei" nach den Hss
Einsiedeln 121 und Laon 239, S. 238-256. Turco, Alberto: Introito „Tibi
dixit" c „Alleluia. Dies sanctificatus", S. 257-267. Tavola rotonda: La situa-
zione dcll'insegnamento del canto gregoriano nei vari paesi, S. 268-269.

Im zweiten Teil, der mit der Bibliographie Cardines (compilata da
B- Ferretti) und „Theses petites et grandes presentees au Pontificio

Instituto di Musica Sacra (Rome)" abschließt, finden sich folgende
Beiträge zur wissenschaftlichen Erforschung und Ästhetik des Gregorianischen
Chorals:

Haberl, Ferdinand: Inspiration und Komposition, S. 273-279. Lon-
nendonker, Hans: Deutsch-französische Beziehungen in Choralfragen. Ein
Beitrag zur Geschichte des gregorianischen Chorals in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts, S. 280-295. Hucke, Helmut: Zur Aufzeichnung der altrömischen
Oflertorien, S. 296-313. Schlager, Karlheinz: Choraltextierung
und Melodieverständnis im frühen und späten Mittelalter, S. 314-337. Fro-
ger, Jacques: Le lieu de destination et de provenance du „Compendiensis",
S. 338-353. Hourlier, Jacques: L'originedesneumes,S. 354-360. Franca,
Umberto: Frammento Carolino-Beneventano, S. 361-376. Angerer,
Joachim: Unbekannte Fragmente beneventanischer Provenienz aus der Stiftsbibliothek
Melk, S. 377-403. Smits van Waesberghe, Joseph:
G. von Arezzo, A. Mocquereau, E. Cardine und das Problem des authentischen
Vortrags des Gregorianischen Chorals, S. 404-429. Jeanneteau,
Jean: Analyse d'un melisme. Reflexions d'un professeur ä propos de la semiologie
, S. 430-442. Joppich , Godehard: Die Bivirga auf der Endsilbe eines
Wortes. Ein Beitrag zur Frage des Wort-Ton-Verhältnisses im gregorianischen
Choral, S. 443-457. Lipphardt, Walther: Mensurale Hymnusaufzeichnungen
in einem Hymnar des 15. Jahrhunderts aus St. Peter, Salzburg (Michaelbeuern
ms. cart. 1), S. 458-487.

M. P.

Altes Testament

Metzger, Martin: Grundriß der Geschichte Israels. Nachdruck der 4.,
Überarb. u. erw. Aufl. 1977. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (Lizenzausgabe
des Neukirchener Verlags des Erziehungsvereins, Neukirchen
-Vluyn) 1980.249 S. 8'.

Lange Zeit hindurch beherrschte die große, in ihrer methodischen
Klarheit bestechende „Geschichte Israels" von Martin Noth' die
deutschsprachige alttestamentliche Wissenschaft. In den letzten
Jahren jedoch erschienen zunehmend neue Werke, die die indessen
fortgeschrittene Forschung in eine Darstellung der Geschichte Israels
einzubeziehen suchten.2 Das hier zu rezensierende Buch ist ein Vorläufer
dieses Trends. Es ist nämlich keineswegs neuen Datums,
sondern erschien bereits 1963 in der Reihe „Neukirchener Studienbücher
" (Band 2, Neukirchen-Vluyn). Weder diese noch eine der folgenden
Auflagen (21967, 31972, 41977) wurde in dieser Zeitschrift
angezeigt. Die vorliegende Lizenzausgabe entspricht der 4. Auflage
von 1977.

Der Zielstellung der „Neukirchener Studienbücher" entsprechend,
wendet sich die Darstellung nicht primär an den Fachmann. Sie setzt
beim Leser wenige oder gar keine Vorkenntnisse voraus und stellt
sich die Aufgabe, „einen Überblick über die Geschichte Israels und
über die wichtigsten Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung auf
diesem Gebiet" zu vermitteln (6). Dieses Vorhaben hat der Vf. in
respektabler Weise verwirklicht. Er legt ein knapp, aber zuverlässig
orientierendes, nichts Wesentliches auslassendes, wohl disponiertes
und gut ausgestattetes Werk vor. Trotz der gebotenen Kürze ist es
ihm gelungen, nicht nur klar und verständlich zu formulieren, sondern
dem Leser auch etwas von der Spannung mitzuteilen, die die
Erforschung der Geschichte Israels hervorruft.

Die eigentliche Darstellung setzt mit einer Skizze der Situation Palästinas
und Syriens in d^r Mittel- und Spätbronzezeit ein und wendet
sich dann der Entstehung und der Geschichte des Volkes Israel zu. Sie
endet sachgemäß mit den Folgen des Bar-Kochba-Aufstandes
(132-135). Neben der politischen Geschichte werden auch religions-,
geistes- und kulturgeschichtliche Tatbestände gebührend berücksichtigt
. Schließlich sind am Anfang und am Ende grundsätzliche
Überlegungen methodologischer und theologischer Art eingeordnet,
so zur „Aufgabenstellung", zu „Überlieferung und Geschichte" und
über „Das alte und das neue Gottesvolk".

Den einzelnen Abschnitten sind Zusammenfassungen der einschlägigen
Quellen und Literaturtitel vorausgeschickt, eine für jeden Be-