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Ausgabe:

1982

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 1

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gerlichen Beratung" äußert E. Herms sich recht theoretisch, so daß
man den Eindruck gewinnt, die angefugte Falldarstellung wäre ohne
die ausführliche begriffsanalytische Vorarbeit ebensogut verständlich
gewesen. - Über „Seelsorge als Bewältigung von Lebenssituationen"
schreibt R. Preul manches Beherzigenswerte; er möchte zeigen,
„daß die Frage ,Was heißt Bewältigung von Lebenssituationen?' zum
Entwurf einer Theorie führt, in der alle für die seelsorgerliche Praxis
relevanten Aspekte und Fachkenntnisse, von psychologischen Theoriemomenten
bis zu fundamentaltheologischen Erwägungen, zu
einem zusammenhängenden und differenzierbaren Ganzen verbunden
werden" (80).

A. J. Hammers (kath.) stellt „Gesprächspsychotherapeutisch
orientierte Seelsorge" in ihren Grundzügen dar und bringt dazu
exemplarische Gesprächsausschnitte; auch die Grenzen der partnerzentrierten
Gesprächsführung werden genannt. - K. Winkler demonstriert
an einer Fallbesprechung „Tiefenpsychologisch orientierte
Seelsorge"; da die beschriebene Behandlung aber offenbar noch
nicht abgeschlossen war, bleiben allerdings gerade die interessanten
theologischen Fragestellungen, die der Autor aufwirft (S. 111), offen.
- Am instruktivsten war für den Rez. der Beitrag von H. G. Petzold
über „Integrative Gestalttherapie in der Ausbildung von Seelsorgern
", der anschaulich und praxisnah in seine Arbeitsweise einführt.
Bedenkenswert ist sein Vorschlag, den BegrifTder Seelsorge durch den
der „Pastoralarbeit" zu ersetzen, weil „Sorge" als sublime Form der
Machtausübung mißbraucht werden könne und weil der alte Begriff
die Weite des pastoralen Arbeitsfeldes heute nicht mehr ausreichend
erfasse.

Der letzte Aufsatz des Buches stammt von H. Stenger (kath.) und
behandelt den „Umgang mit Erfahrungen im seelsorgerlichen Gespräch
", wobei der Vf. „psychologische Selbsterfahrung", „religiöse
Daseinserfahrung" und „offenbarungsgebundene Glaubenserfahrung
" differenziert erörtert. - Am Ende findet man einige biographische
Angaben zu den Autoren, allerdings uneinheitlich gestaltet, so
daß in manchen Fällen wichtige Einzelheiten fehlen, die bei anderen
vermerkt sind. Dabei bestätigt sich der Gesamteindruck des Rez., daß
die Redaktion des Sammelbandes etwas nachlässig erfolgte (u. a. viele
Druckfehler).

Rostock Ernst-Rüdiger Kiesow

Behr, Heinrich: Seelsorge nach der Scheidung (ZdZ 1980,
S. 457^461).

Klöß, Joachim: Zur Psychohygiene des Therapeuten. Zum Thema
,Übertragung-Gegenübertragung' (WzM 32,1980 S. 409^24).

Krügel, Gerhard: Praxis der Selbstmordverhütung (ZdZ 1980,
S. 461-469).

Makarowski, Klaus-Dieter: Seelsorgerliche Begegnung mit Depressiven
(WzM 32,1980 S. 257-269).

Martini, Carlo M.: Dein Stab hat mich geführt. Geistliche Weisung
von Mose zu Jesus. Übers, v. Th. Renata. Freiburg-Basel-Wien:
Herder 1981. 240 S. 8'. geb. DM 29,80.

Müller, Wolfgang: Der Hausbesuch des Pfarrers in der Bedeutung für
die Seelsorge (DtPfrBl 81,1981 S. 113-116).

Rossow, Werner: Klientenzentrierte Gesprächsführung im Trauergespräch
(WzM 32,1980 S. 270-280).

Sendling Walter A.: Das psychotherapeutische Erstgespräch (WzM
32,1980 S. 306-310).

- : Tiefenpsychologie und Kommunikation - Das psychotherapeutische
Gespräch (Univ. 35,1980 S. 731-736).

Siebert, Annemarie: Probleme und Chancen Alleinstehender (ZdZ
1980, S. 449-457).

Weimer, Martin: Spaltung und Integration. Zur pastoralpsychologischen
Gruppenberatung von Alkoholkranken (WzM 32, 1980
S. 322-346).

Zacharias, Gerhard: Die Psychologie des Ich und die Probleme des
Widerstandes in der Psychotherapie (Univ. 35, 1980 S. 819-822).

Frei, Walter: Philosophische Überlegungen und psychologische
Beobachtungen zur Buße (IKZ 70. 1980 S. 262-276).

Praktische Theologie: Diakonik

Ulrich, Heinrich-Hermann [Hrsg.]: Diakonie in den Spannungsfeldern
der Gegenwart. Herausforderung und Antwort. Theodor
Schober zum 60. Geb. gewidmet. 2. Aufl. Stuttgart: Quell Verlag
1979 [1. Aufl. 1978]. VIII, 344 S. 8° = Handbücher für Zeugnis und
Dienst der Kirche, 1.

Schober, Theodor, u. Hans Thimme [Hrsg.]: Gemeinde in diakonischer
und missionarischer Verantwortung. Auftrag - Anspruch -
Wirklichkeit. Heinrich-Hermann Ulrich zum 65. Geb. gewidmet.
Stuttgart: Quell Verlag 1979. 375 S„ 1 Porträt 8° = Handbücher für
Zeugnis und Dienst der Kirche, 2.

Schober, Theodor [Hrsg.]: Das Recht im Dienst einer diakonischen
Kirche. Freiheit und Bindung. Wolfgang Güldenpfennig zum 75.
Geb. gewidmet. Stuttgart: Quell Verlag 1980. 288 S. 8" = Handbücher
für Zeugnis und Dienst der Kirche, 3.

- : Gesellschaft als Wirkungsfeld der Diakonie. Welt, Kirche, Staat.
Gewidmet Friedrich Münchmeier, zur Erinnerung an Friedrich
von Bodelschwingh und im Gedenken an Johann Hinrich
Wichern. Stuttgart: Quell Verlag 1981. 327 S. 8' = Handbücher
für Zeugnis und Dienst der Kirche, 4.

Die Diakoniewissenschaft, seit etwa 20 Jahren im deutschsprachigen
Raum an der Theologischen Fakultät Heidelberg verankert,
ist aus der Notwendigkeit entstanden, diakonische Aktionen und Aktivitäten
theologisch zu durchdringen. Das gilt insbesondere für die
Reflexion theologischer Praxis, sollte aber darüber hinaus in Grundsatzüberlegungen
, zu gezielter Bewußtseinsbildung oder, wenn nötig,
auch zur Bewußtseinsveränderung anregen und helfen.

Diakoniewissenschaft hätte demnach drei Schwerpunkte ihrer Arbeit
: Analyse der diakonischen Praxis, vorauslaufende Theorie diakonischer
Tätigkeit und grundlegende Ausformung diakonischen Bewußtseins
. Innerhalb dieser dreifach-gefächerten Aufgabe bewegen
sich die Beiträge in den vier vorliegenden Büchern der neuen Reihe
„Handbücher für Zeugnis und Dienst der Kirche".

In den zur Besprechung stehenden Publikationen wird gegen die
eingewurzelte Aversion vorgegangen, nach der Diakonie so sehr
„Herzensangelegenheit" sei, daß eine theoretische Erörterung ihr
Wesen gefährde oder sogar verfälsche.

Die bisher publizierten vier Bände erfassen ein breites Spektrum
gegenwärtiger Diakonie.

Bd. I beschreibt die „Diakonie in den Spannungsfeldern der
Gegenwart".

Bd. II befaßt sich mit der „Gemeinde in diakonischer und missionarischer
Verantwortung".

Bd. III müht sich um „Das Recht im Dienst einer diakonischen
Kirche".

Bd IV schildert „Gesellschaft als Wirkungsfeld der Diakonie".

Schon in den Wirkungsfeldern, die in den vier Büchern angesprochen
werden, wird deutlich, daß das konventionelle Verständnis von
Diakonie weit überboten wird. Diakonie ist eben nicht nur kirchlich
organisierte Nächstenhilfe, auch nicht nur individuell begründete
und geleistete Caritas, Diakonie ist auch nicht ein binnenkirchliches
Sozialwerk. Diakonie ist „Uramt und Urgesetz der Kirche" (H.-D.
Wendland), ist gesamtkirchliches Handeln und hat eine gesellschaftliche
Dimension.

Auch die Diakonie steht unter dem Generalprogramm des Evangeliums
(Joh. 3,16). Diakonie ist Teilnahme an der Liebes- und Rettungsaktion
Gottes und greift deshalb in alle Lebensbereiche ein.
Diese universale Bedeutung wollen die edierten Fachbücher in
ebenso sachlicher wie zeugnishafter Weise hervorheben.
, Zu den einzelnen Bänden, die naturgemäß im wesentlichen auf die
Umwelt der Kirche in der BRD bezogen sind, können unter dem Eindruck
einer (verwirrenden?) Stoffülle nur summarische Angaben gemacht
werden, die hin und wieder durch eine auswählende Akzentuierung
ergänzt werden.

Zu Bd. I: Diese Darstellung als „Herausforderung und Antwort"
deklariert, wird von drei grundlegenden Studien getragen: I. „Die