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Ausgabe:

1982

Spalte:

897-900

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Synopse der drei ersten Evangelien 1982

Rezensent:

Schramm, Tim

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 12

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aufkommende Problem „Mission oder Dialog" diskutiert, und es wird 3) Eine Fülle von einschneidenden Veränderungen gegenüber den

auch zu der noch weithin unbewältigten Aufgabe „Das Judentum als früheren Auflagen bestimmt das Erscheinungsbild der neuen Synopse

Thema christlicher Theologie" Stellung genommen. (vgl- S. Vif und Xf). Sie können hier nicht alle gewürdigt werden.

Nicht alles in dem Arbeitsbuch wird als völlig ausgereift angesehen ^ vers(ehcn sich ohnehin von wje z ß djc neue. 0rthographie

werden können. So ist auf S. 92 im Beitrag „Gerechtigkeit und Liebe (nach dem Vorgang von Rah|fs- Septuaginta-Ausgabe bleiben indeklinable

im rabbinischen Judentum" die Behauptung „Rabbi Akiba faßt die nichtgnechische Wörter ohne Akzente und Spiritus u. a. m.), die verbesserte

Gebote der Gottes- und Nächstenliebe zu einem Gebot zusammen" Markierung verifizierbarer alttestamentlicher Zitate durch Fettdruck (Fundorte

nicht ausreichend gestützt. In Genesis rabba 24.5, das als Beleg hierfür jetzt unübersehbar am Rand vermerkt) oder die konsequent durchgeführte

gebracht wird bezeichnet Akiba „Du sollst deinen Nächsten lieben, er (nicht mehr nur auf die Perikopenüberschriften beschränkte) und gelungene

ist wie du" als eine umfassende Regel, und zuvor steht Ben Asais Zweisprachigkeit, deren englischen Part George D. Kilpatrick, Oxford, verant-

Spruch: „Das ist das Buch der Generationen (1. Mose 5,1) - das ist "sdrücklicher Besprechung bedürfen die folgenden:
eine umfassende Regel der Tora." Daß Ben Asai hiermit die Gott-

ebenbildlichkeit meint, wird von dem Vf. nicht erwähnt, und es wird a) Die wesentlichste Neuerung des Huck-Greeven ist sein Text.

offensichtlich übersehen, daß es nach der Tradition Ben Asai und Während H. Lietzmann für die 9. Auflage „den bis dahin benutzten

nicht Akiba war, der Gottebenbildlichkeit und Nächstenliebe in Tischendorf-Text (ed. octava maior), ohne darüber ein Wort zu verlie-

einem sah. Im übrigen geht es hier m. E. auch nicht um Gottes- und ren . .., zu etwa 85% an Nestle angeglichen" hatte (S. V)1, wird hier

Nächstenliebe, sondern um die jeweils andere Motivation zur Näch- „eine völlig neue Rezension" des Evangelientextes vorgelegt, die , je

stenliebe. Kapitel durchschnittlich neunmal vom Greek New Testament 31975

Auch wo man sich nicht einverstanden erklären kann - und (=Nestle-Aland 261979)" abweicht2 - „orthographische und itazisti-

vielleicht gerade dort - regt das Arbeitsbuch zum Weiterdenken an. Es sehe Varianten nicht gerechnet" (S. X). Damit ist, wie immer die

leistet allen denen gute Dienste, die in der Begegnung mit dem Juden- weitergehende Diskussion im einzelnen über die Neurezension urtei-

tum stehen, und es ist zu wünschen, daß es dazu beiträgt, den Kreis |en wird, ein forschungsgeschichtliches Datum ersten Ranges gesetzt,

derer, welche diese wichtige Aufgabe der Kirche wahrnehmen, zu H. Greeven hat als ein Einzelner auf dem wohl schwierigsten Feld der

erweitern. neutestamentlichen Textkritik eine außerordentliche Leistung voll-

Ludwi Wächter bracht: die Hucksche Synopse ist durch ihn, was ihre Textbasis be-

Berlln trifft, erstmals gleichsam auf eigene Beine gestellt. Dafür gebührt ihm

Neues Testament Respekt und Anerkennung. Allein das Faktum seiner Edition wird auf

jeden Fall dazu beitragen, den Blick für den grundsätzlich hypothetischen
Charakter des Textes des Neuen Testamentes wachzuhalten

Huck, Albert: Synopse der drei ersten Evangelien mit Beigabe der und zu schärfen.
johanneischen Parallelstellen. Synopsis of the First Three Gospels

with the Addition ofthe Johannine Parallels. 13. Aufl., völlig neu Hier ist nicht der Ort, Greevens Text en detail zu erörtern, zumal der Editor
bearb. von H. Greeven. Tübingen: Mohr 1981. XLI, 298 S. 4'. Lw. ejne den textkritischen Apparat ergänzende „Begründung der Einzclentschei-
DM 45,-. düngen" an anderer Stelle zu geben beabsichtigt (S. V). Nur so viel: Greevens
** . besonderes Augenmerk gilt der in der Textgeschichte der Evangelien „unauf-
Im Vorwort zur 10. Auflage der Synopse von Huck-Lietzmann aus hörlich wirksamen Harmonisierungs-Tendenz". Diesen Trend mit seinem
dem Jahre 1950 (ebenso wie die 1 1. und 12. Auflage ein photomecha- signifikanten Gefälle auf Mt hin müsse sich stets vor Augen halten, wer textkri-
nischer Nachdruck der Ausgabe von 1936) haben R. Bultmann und tische Fragen in den synoptischen Evangelien angemessen untersuchen wolle
E. Dinkler „eine grundlegende Neubearbeitung" des Werkes in Aus- (S. VI). Das ist sicher richtig und wichtig, aber natürlich nur ein Aspekt unter
Sicht gestellt H. Greeven hat diese entsagungsvolle Aufgabe 1952 anderen. Ob er mog icherwe.se eme .Vorliebe des Huck-Greeven für solche
"•. , . . .. * J . Hllrk , :etz. Lesarten gezeitigt hat. die ohne Parallele bei den Se.tenreferenten sind, wird zu
übernommen und jetzt abgeschlossen: an die Stelle des Huck-Lietz prufen ^ Aberauch darüberwäreja im Interesse eines immer besseren Texmann
tritt mit der 13. Auflage der Huck-Greeven (so der Einband). M(|| und sinnv0,| zu ,strciten

Die Neubearbeitung bleibt ihrer Vorgängerin in der Zielsetzung

ausdrücklich verpflichtet (1) und in manchen Zügen der äußeren b) „Eine völlig neue Rezension bedarf der Begründung. In einem

Gestalt sichtbar verbunden (2); aufs Ganze gesehen präsentiert sie sich umfangreichen textknmehen Apparat der oft die halbe Seite, nicht

aber, außen wie innen, weniger als Bearbeitung denn als ein neues selten mehr beansprucht, wird sie geliefert. H. Lietzmann hatte text-

BuchmitunverwechselbareigenemProf,lundAnspruch(3). kritische Informationen in seiner Ausgabe auf ein Minimum redu-

1) Auch der Huck-Greeven will eine „vollständige und Übersicht- ziert , der Huck-Greeven gibt ,n großer Breite Auskunft. Er belegt
liehe Darstellung der Tatbestände" liefern, „aus denen sich die I. „Varianten die von anderen Textkntikern als Urtext angesehen
•Synoptische Frage' ergibt und die bei ihrer Lösung erklärt werden worden sind (S. V). Sie sind durch einen dicken schwarzen Punkt gut
müssen". Er ist dabei „um strikte Neutralität gegenüber den verschie- kenntlich gemacht und begünstigen einer.Emstieg in Fragen des Tex-
denen möglichen Antworten auf die Synoptische Frage bemüht" tes Horizont der Geschichte seiner Editionen in den
(S.V) Diesem Ziel entsprechend ist auch die 13. Auflage mit gutem letzten 100 Jahren. (In der Einleitung S. XI, nicht dagegen jeweils an
Orund u bew ß ^Synopse der drei ersten Evangelien. „Ver- Ort und Stel* irr. Apparat^werden namentlich Tischendorf ,869.
gleichbarer Text aus dem Johannesevangelium" wird im Unterschied Westcot^Hort MM » Sod« 9 3 Merk 964 Nestle-A.and 1963
zur kargen Praxis bei Huck-L.etzmann nicht nur genannt, sondern und das Greek New Testament 1975 genannt, unbest.mmt bleibt, wer
..beigedruckt, abgesetzt durch starke Umrandung" (S. VI). sich «-« "em Hinweis und von einigen anderen

2) Eine gewisse Kontinuität im Äußeren ist dadurch gewährt, daß Textkntikern verbirgt.) Daß unser Text hypothetisch .st und bleibt,
uic b^!£ld*HZ^ Drucktypen beibehalten sind, ebenso wird auch dann anschaulich daß Greeven solche Varianten, die sei-
mi. wen gen7usnahrne.^vTnür Nr l )5f; 242; 268f)die Penkopen- ner Meinung nach ebensogut den Urtext darstellen könnten, auffällig
abgrcZg IdtZ deren üoerschnften „nteressante Abwei- (durch e,n Mernes schwarzes Quadrat, vgl. S. 12..6..8..9.29.35.6I.
Hungen u bei Nr 5. 70; 90; 98; 107; 128). Die Zählung ist 83^280,markiert

Bördings geänd r, sie bezieh die b.sher n.ch« numerierten Penko- Der Apparat belegt 2 der besonderen Zielsetzung dieser Synopse

Pen der Vor-Tnd NachKesch,chten ein. Der Huck-Greeven zählt entsprechend Varianten -soweit gnech.sch bezeugt -. durch die ein

daher ^S ^T^^SliW (Auf die a„e Zählung wird Text (mehr oder weniger, an den einer Pa-allel-Perikope oder einer

amRandv rwiesen.DasgroßzügiggedruckteParallelenregisteraufden anderen inhaltlich oder formal verwandten Stelle angeglichen

^^2^^^^S^^^^'^m' emSChlag'ge Vananlenbesla"d -i „lückenlos vor-