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Ausgabe:

1982

Spalte:

896-897

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Arbeitsbuch Christen und Juden 1982

Rezensent:

Wächter, Ludwig

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 12

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rungen und Bedeutung einer Stellung in 5 Fällen, E. Entscheidungen
in 7 Fällen, F. Grundsätze über verwandte legale Ergebnisse an 2 Stellen
., G. Quellenidentifikation in 2 Fällen, H. Anweisungen an einen
Tanna an 3 Stellen.

In Kapitel 4 (187-206) analysiert Vf. die formale Struktur der Dicta
Samuels.

Es geht im wesentlichen um „feste Formen", also stereotype Redewendungen
und Formeln, und um Formen ohne "fixed" Redewendungen in Glossen und
Sätzen. Formelhaft sind die einleitenden Wendungen: A. B- mit folgendem
Nomen oder Verb, B. WHW' §- mit Verb schildert einen Umstand, C. WHN
S- mit Verb setzt einen Umstand fest. Emphatischer Ausdruck ist D. 'PYLW
"even", E. MPNY §- "because" als Einleitung für eine Zweckangabe,
F. §NYNW "we learned", Formel, die vor dem Zitat oder der Interpretation in
Mischna oder einer Baraita steht. G. Z T WMRT "this means", H. L §NW 'L'
... BL / H'... "they taught only ... but / lo ...", andere Verben können
stehen: MRW "they said" oder MNW "they counted" oder NHLQW "they
disputed". Andere Wendungen sind: L "These are the Words of-... But - say
(s)", J. The Halakhah (does not) follow -: ( YN) HLKH K- und Name des
Rabbi, K. "As the Dispute is in This, So the Dispute is in This. Tevora. The
One who Taught This One did not Teach This One", dies ist babylonischer
Ausdruck, um zwei separate Stellen aufeinander zu beziehen bzw. auszudrucken
, daß die Mischna Reste zweier Lehre, die unterschiedlich sind, enthält.
L. "Exegesis", M. "Instructions to a Tanna", N. "Teachings (TNY) of
Samuel", O. "Questions of Samuel". Schließlich geht es P. um Glossen und Q.
um Sätze, die keine feste Form haben. Diese 17 Klassifikationen in einer
Tabelle zusammengefaßt ergeben, daß 72 % der Überlieferungen feste literarische
Formen haben, dagegen sind nur 28 % ohne Formular überliefert.

54 % aller Überlieferungen sind kurze Kommentare. Sinnvoll sind
die Aussprüche nur im Zusammenhang mit dem Mischna-Satz. Das
ist ein wichtiges Ergebnis.

Im 5. Kapitel (207-215) beschäftigt sich Vf. mit drei Arten der
Überlieferungsdarstellung. Sind Samuels Dicta in der Diskussion mit
anderen Rabbinen oder ohne die Disputationsform oder ganz selbständig
weitergegeben? Samuels Kommentare haben ihre eigene Integrität
, sie sind in einem festen Formular überliefert, die Meinung eines
anderen Rabbi ist hinzugefügt, jedoch nicht in Konfrontation.

Im 6. Kapitel (216-238) geht es um die Tradenten der Aussprüche
Samuels, die zum Teil Schüler Samuels sind und der zweiten bis vierten
Generation der palästinischen und babylonischen Amoräer angehören
, und zugleich um das Verhältnis zwischen Überlieferern und
den Typen der jeweiligen Auslegung. Samuels Dicta sind im jerusalemischen
Talmud kurz überliefert, dagegen stehen im babylonischen
Talmud ausführliche halachische Entscheidungen mit den Namen der
Tradenten. "The brief comments in which the name of a master does
not precede Samuel's name are thus basic and primary to a commen-
tary" (S. 235). In drei angeführten Beispielen erscheint der Name
Samuel bar Abba. Vier Tabellen veranschaulichen das Ergebnis dieses
Kapitels: A und B: Tradents and the Types of Comments, C und D:
Tradents and the Literary Phrasing of the Traditions (Angabe in Prozentzahlen
; S. 228-233).

Das Ergebnis dieser fundierten, mit großer Akribie geleisteten
Arbeit möchten die Zitate belegen. "We have two types of commen-
tary in Samuel's name. The primary elements of the traditions are
those comments required for a simple understanding of the text itself.
Secondly, there are items that deal with other matters, especially legal
decisions" (S. 237). "Samuel's comments along with M. (= Mischna,
Rez.) became the basic for further study and thus formed a key dement
in the early strata of gemara" (S. 238).

Die angekündigten Bände zu den übrigen 5 Sedarim der Mischna
möchten zum selbstgesteckten Ziel des Vf., den „Mischna-Kommen-
tar Samuels" rekonstruieren zu können, führen (S. 2), dessen grundlegende
Elemente die enge Verbindung von Mischna-Satz und
-Kommentar, der kurzformulierte Ausspruch Samuels und der fehlende
Tradentenname sind.

Jena Jutta Körner

Rendtorff, Rolf [Hrsg.]: Arbeitsbuch Christen und Juden. Zur Studie
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Im Auftrag der
Studienkommission Kirche und Judentum hrsg. Mit einem Vorwort
des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
1979.288 S. 8". Kart. DM 28,-.

Im Jahre 1975 wurde die Studie „Christen und Juden" vom Rat der
Evangelischen Kirche in Deutschland verabschiedet und im Gütersloher
Verlagshaus gedruckt. Die recht knapp gehaltene Studie, hinter
der freilich breitere Überlegungen standen, hatte zum Ziel, die Christen
in der EKD über ihr Verhältnis zu den Juden näher zu informieren
und darüber hinaus die Begegnung zwischen Christen und Juden
zu fördern. Ihre Wirkung ging jedoch, wie der damalige Vorsitzende
des Rates der EKD, D. Claß, im Vorwort zum „Arbeitsbuch" feststellt
, noch darüber hinaus. Sie fand Beachtung auch in der katholischen
Kirche und auf jüdischer Seite, und sie regte vor allem das
weiterführende Gespräch über die in ihr angesprochenen Fragen an
und löste eine intensive theologische Weiterarbeit aus. Dies bewog
den Rat der EKD dazu, die „Studienkommission Kirche und Judentum
" zu beauftragen, ein Arbeitsbuch zu verfassen, das diese Weiterarbeit
aufnimmt und fortführt.

Das „Arbeitsbuch", das nunmehr vorliegt, ist in der Form eines
Kommentars zur Studie gefaßt, die als Grundtext mit abgedruckt
wird. Es hält sich nicht nur an die Grobeinteilung der Studie - I. Gemeinsame
Wurzeln; EL Das Auseinandergehen der Wege; III. Juden
und Christen heute -, sondern auch an ihre Feineinteilung, die, um
einen Teil hiervon zu nennen, in Abschnitt II lautet: 1. Der Glaube an
Jesus, den Christus; 2. Die Auslegung der Heiligen Schrift; 3. Christliche
Gemeinde und Volk Gottes; 4. Die Entfaltung der Eigenart von
Judentum und Christentum; 5. Die Abgrenzung zwischen Judentum
und Christentum.

Immer schließen sich an einen Unterabschnitt der Studie in mehrfacher
Gliederung weiterführende und vertiefende Überlegungen an.
Sie bringen nicht nur Präzisierungen des in der Studie mehr thctisch
Gebrachten und gelegentlich - wenn auch nur geringfügige - Korrekturen
, sondern sie vermitteln auch grundlegende Informationen - die
in der Studie nur ansatzweise vorhanden waren - über die Geschichte,
Religionsgeschichte und Theologie des Judentums; denn das „Arbeitsbuch
" will zum Verstehen des Judentums aus seiner Geschichte
heraus unter dem Aspekt seiner Kontinuität und Identität beitragen.
Darum ist auch den drei Hauptteilen vom Herausgeber eine zusammenfassende
Darstellung über das Judentum in seiner Geschichte vorangestellt
worden (S. 16-29), und es wird auf sie in den Einzelbeiträgen
immer wieder Bezug genommen.

Das Arbeitsbuch ist von einem Redaktionsausschuß bearbeitet
worden, dem der Vorsitzende der Studienkommission, R. Rendtorff,
sowie ihre Mitglieder A. Baumann, W. Bosswick, H. Kremers,
U. Schnell, E. Stegemann, M. Stöhr und W. Wirth angehörten.
Gleichwohl sind die einzelnen Beiträge in Stil und Argumentationsweise
durch den jeweiligen Verfasser geprägt, und es ergeben sich auch
Unterschiede in Dichte und Qualität der Darstellung.

Als ein Gewinn ist es zu verbuchen, daß die Studienkommission für
einzelne Abschnitte zusätzlich Experten heranziehen konnte, von-
denen P. Schäfer hervorgehoben sei, der die soliden und kenntnisreichen
Ausführungen über „Geschichte und Vollendung im rabbini-
schen Judentum", „Rabbinisch-jüdische Auslegung der Bibel" und
„Die Entfaltung der Eigenart im Judentum" beisteuerte.

E. Blum stellte die Bibliographie zusammen, die mit ihren Literaturangaben
am Ende jedes Beitrages zu weiterem Studium anregt,
und er erstellte auch mit Frau C. Nauerth das Manuskript auf Grund
der Arbeit der Kommission. E. Stegemann hat einen relativ hohen
Anteil an den Beiträgen zu Hauptteil I und M. Stöhr an Hauptteil III,
namentlich zu „Juden-Christen-Deutsche". Besondere Aufmerksamkeit
beansprucht der Schlußabschnitt III. 6: „Begegnung und
Zeugnis". Hier wird das in „Kirche und Judentum" immer wieder