Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Spalte:

891-892

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Ceresko, Anthony R.

Titel/Untertitel:

Job 29 - 31 in the light of Northwest Semitic 1982

Rezensent:

Hoftijzer, Jacob

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

891

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 12

892

Auch bei der Einzelkommentierung wird es neben Zustimmung zu
Fragen kommen. Was die historischen Aussagen angeht, so kann man
vielfach dem Vf. zustimmen, daß z. B. das Debora-Lied ein Ereignis
aus der letzten Hälfte des 12. Jh. besingt, daß der Umzug Dans ins
frühe 11. Jh. zu datieren, der Vers in 5,17 auf den noch im südlichen
Hügelland wohnenden Stamm zu beziehen ist, daß Simson in den
Zeitraum zwischen 1160 und 1100 gehört oder daß das ruhige,
gesicherte Leben von Lais-Dan (18,7) den Verzicht auf Verteidigungsanlagen
mit sich gebracht hat. Bei der Identifikation biblischer Orte
indes scheint der Vf. eigene Wege zu gehen. So wird etwa Abel-
Mehola mit dem teil el-maqlub identifiziert, obwohl H.-J. Zobel
(ZDPV 82, 1966, 83-108) und unabhängig davon N. Zori (Yediot 31,
1967, 132-135) den westjordanischen teil abü sü$ dafür vorschlugen.
Auch wenn für Jabes in Gilead kein arabischer Ortsname geboten
wird, weisen doch die Karten (S. 48-49. 121) die Identifikation mit
dem teil el-meqbere/tell abu haraz auf, gegen die bereits M. Noth
1953 mit überzeugenden Gründen aufgetreten ist und der Jabes mit
dem teil el-maqlub identifizierte. Schließlich sei auch darauf hingewiesen
, daß auf der Karte (S. 48-49. 121) Penuel richtig am Nordufer
des Jabbok, auf der anderen Karte (S. 91) aber weit in den nördlichen
Adschlun hinein verlagert ist ; und auch Mahanaim ist auf der Karte
S. 48-49 falsch lokalisiert.

Zusammenfassend darf festgehalten werden, daß dieser Kommentar
ein hilfreiches und anregendes Hilfsmittel zum Studium des Richterbuchs
ist. Ob er allerdings leistet, was der Klappentext verspricht,
scheint fraglich: "Now the modern readercan respond to Judgesas the
ancient Hebrews did."

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Ceresko, Anthony R.: Job 29-31 in the Light of Northwest Semitic. A
Translation and Philological Commentary. Rome: Biblical Institute
Press 1980. XIII, 272 S. gr. 8" = Biblica et Orientalia (Sacra
Scriptura Antiquitatibus Orientalibus Illustrata), 36. Lire 18 000.

Wie der Titel bereits verrät, besteht der weitaus größte Teil dieses
Buchs aus einem philologischen Kommentar über die genannten
Kapitel. Außer diesem Kommentar findet man darin noch eine kurze
Einleitung, ein relativ kurzes Kapitel mit den Ergebnissen, eine
Bibliographie und drei Anhänge, von denen einer die Grammatik behandelt
.

Das Buch hat den bekannten Charakter, den man bereits an den
Publikationen aus der Schule von M. Dahood gewohnt ist: eine neue
Art der Erklärung von Textgruppen aus dem Alten Testament mit
intensiver Benutzung außerbiblischen, insbesondere ugaritischen
Vergleichsmaterials.

Auf die meisten Kommentare und Studien über Hiob wird, auch
wenn sie in der Bibliographie genannt werden, selten verwiesen. Als
Ausnahmen sind die Arbeiten von A. C. M. Blommerde und M. Pope
erkennbar. Grund dafür ist wahrscheinlich die Art der Stoffbehand-
lung.

Der Ausgangspunkt für das Vorgehen des Vf. ist auch hier eine - an
sich legitime - Vorsicht gegenüber leichtfertigen Emendationen des
Textus Receptus. Die Betonung von Beiträgen aus dem nordwestsemitischen
(vor allen ugaritischen) Material dürfte daran schuld sein,
daß viele, eher typisch hebräische, grammatische Probleme, vor allem
aus dem Gebiet der Syntax, nicht erwähnt werden, selbst nicht in
Form von Hinweisen auf gebräuchliche hebräische Grammatiken.
(Dies ist ein Unterschied gegenüber dem o. g. Buch von Blommerde,
der sich auch in dem grammatischen Anhang deutlich niederschlägt.)
Man kann das nur bedauern in den Fällen, in denen der Autor eine
Interpretation bietet, die von der in den üblichen Grammatiken
abweicht und trotzdem das dort gebotene Material übergeht. So wird
z. B. bei Hiob 29,10a (übersetzt mit "the nobles grew still of voice")
zwar (unter Hinweis auf Kommentare) die Möglichkeit abgewiesen,
daß die Form des Verbums mit dem Numerus des Rectums, aber nicht

des Regens korrespondiert, jedoch ohne Erwähnung der in den Grammatikbüchern
für dieses Phänomen aufgeführten Beweisstellen, wie
z. B. Gesenius-Kautzsch § 146a. Die eben genannte Grammatik, die
noch stets wertvoll ist, wird nirgends zitiert und auch nicht in der
Bibliographie genannt. Übrigens wird auch die Grammatik von
P. Joüon, die allerdings das Problem von Hiob 29,10a kaum behandelt
, zwar in der Bibliographie angegeben, aber im Buch nur dreimal
zitiert. Ceresko ist nicht der einzige Autor, der in hebräischen Texten
das aus dem Phönizischen bekannte Pronominalsuffix 3. P. Sing,
masc./fem. -y findet (so z. B. S. 220). Obwohl man eine derartige
Möglichkeit nicht ausschließen darf, muß man doch fragen, ob das in
der phönizischen Schrift mit -y wiedergegebene Suffix in der hebräischen
Schreibweise auf dieselbe Art wiedergegeben würde. Es wäre
auch die Schreibweise -yw und -yh denkbar. An anderer Stelle zeigt
sich, daß - angenommen, daß eine phönizische Form ins Hebräische
überhaupt übernommen wird - solches auch in anderer Schreibweise
geschehen kann. So interpretiert der Verfasser den Ausgang -wt von
blhwl in Hiob 30,5 als phönizischen Singularausgang -wl dieser wird
in phönizischen Texten -t geschrieben. (Ceresko folgt hier dem Vorgehen
Blommerdes bei Hiob 18,14). Die Möglichkeit, daß man es hier
mit einem „verstärkenden" Plural zu tun haben könnte (vgl. zu
diesem Gesenius-Kautzsch § 124d, e; Joüon § 136g—i), wird nicht
erwogen.

Wie das Buch zeigt, hat der Verfasser großes Interesse an den Beiträgen
, die die Ebla-Texte liefern bzw. vor allem für eine Erforschung der
nordwestsemitischen Sprachen noch liefern können. Natürlich kann
der Beitrag aus Ebla sehr bedeutend werden, doch muß der Rezensent
fragen, inwieweit das Material zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die
Erklärung hebräischer Texte schon hilfreich sein kann. Die Mitteilung
, daß ein (oft schon bekannter) Stamm auch in Ebla vorkommt,
trägt nicht wesentlich zur Erklärung der behandelten hebräischen
Texte bei, ebensowenig der dritte Anhang, S. 239f, der diese Vergleiche
aufführt.

Eine große Rolle spielt in diesem Buch die Wortpaarung, deren
Untersuchung einen Schwerpunkt des Buchs bildet (vgl. den zweiten
Anhang, S. 229-238). Wer jemals an ugaritischen und hebräischen
Texten gearbeitet hat, weiß aus Erfahrung, welche Bedeutung Parallelismus
membrorum und Wortkombinationen für die Interpretation
von Texten haben können. Die große Zuwendung, die Vf. diesen Phänomenen
entgegenbringt, kann nur gelobt werden. Allerdings würde
der Rezensent manchmal ein etwas strafferes methodisches Vorgehen
wünschen, worin die Grenzen des Begriffs .Wortpaar' deutlicher gezogen
würden und auch eine deutlichere Differenzierung zwischen den
verschiedenen Arten der Wortpaarung durchgeführt würde. Man
sollte z. B. unterscheiden zwischen den Parallelen, die im Zusammenhang
eines Parallelismus membrorum vorkommen, und den Worten,
die in bestimmten Kombinationen auftreten. In Hiob 31,5 kommen
die Stämme hws und hlk im Zusammenhang eines Parallelismus
membrorum vor. Ceresko findet "this same set of parallel" in den
ugaritischen Texten AnatX,iv7(= KTU 1.1 .\l)ylkn hi. Die Weise,
in der im ugaritischen Text Derivate der beiden Stämme kombiniert
werden, ist völlig anders in Hiob 31,5; sie steht außerhalb eines Parallelismus
membrorum und ist unabhängig von Übereinstimmung oder
Kontrast in der Bedeutung beider Wörter. (Man kann im Ugaritischen
z. B. finden ftf trmmn (UT 51 V 116 = KTU 1.4 V 54); das bedeutet
aber nicht, daß im Rahmen eines Parallelismus membrorum hws und
rwm als Parallelen auftreten können.) Solche Fragen können auch für
eine Anzahl anderer Fälle gestellt werden.

Die Tatsache, daß der Rezensent manche Texterklärungen des Vf.
nicht richtig finden kann - oder jedenfalls auch andere Erklärungen
für möglich erachtet - vermindert nicht seine Anerkennung für manche
gute Lösung. Wie auch andere Publikationen aus derselben
Schule ist dies Buch, selbst da, wo es Widerspruch erweckt, anregend.

Leiden J. Hoftijzer