Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Spalte:

888-889

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Welzel, Gerhard

Titel/Untertitel:

Programmierte Grammatik des Hebraeischen 1982

Rezensent:

Mustafa, Arafa

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

887

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 12

888

ment" aus dem Jahre 1971 dar und ist in seiner Eindeutigkeit und
Apodiktik bestens dazu geeignet, den Anfang zu machen. Längs Aufsatz
(der Verfasser ist katholischer Alttestamentler in Tübingen) flankiert
eigentlich nur die Thesen von Smith und reflektiert einige Voten
des Amerikaners. Im übrigen geht er auf die Suche nach weiterem biblischen
Quellenmaterial, das den von Smith entworfenen Grundriß
einer Geschichte des biblischen Monotheismus zu stützen bestrebt ist.
Vorländers Ausführungen (der Autor steht in kirchlichem Dienst und
nimmt einen alttestamentlichen Lehrauftrag an der Münchener Fachhochschule
für Religionspädagogik wahr) gehen sehr behutsam und
vorsichtig zu Werke und versuchen, der ,Hypothesendämmerung'
(84), in der die beiden anderen sich offensichtlich wohlfühlen und
tummeln, zu entkommen. Vorländer kann auf seine schon bekannten
Untersuchungen verweisen (,Mein Gott', 1975; Die Entstehungszeit
des jehovistischen Geschichtswerkes, 1978). Erzielt über die Klärung
religionsgeschichtlicher Phänomene hinaus auf die Kenntlichmachung
theologischer Grundsachverhalte ab. Schon seine Überschrift
ist Motto: ,Der Monotheismus Israels als Antwort auf die Krise
des Exils'.

Auszugehen ist von der an sich lange schon bekannten Tatsache,
daß erst mit Deuterojesaja (d. h. erst von der exilisch-nachexilischen
Zeit an) die monotheistischen Tendenzen der israelitischen Religion
ihre konsequente (fast könnte man sagen, theoretische) Ausformulierung
erfahren. Alle drei Autoren sind davon überzeugt, daß dieser exilisch
-nachexilischen Erscheinung eine stark polytheistische vorexi-
lische Phase entspricht. Der Jahweglaube war nur offizielle Staatsoder
Landesreligion (Vorländer: Jahwe war vornehmlich ,persönlicher
Gott' des Königshauses und damit Staatsgott), unter deren nicht
einmal unbedingt führender Stellung sich allgemeine antik-vorderasiatische
Religiosität auch in Israel entfaltete, so wie sie in Moab,
Ammon, bei den Philistern, aber selbst auch in den mesopotamischen
Kulturen bestand. Die Erwähnung von Kemosch von Moab oder Mil-
kom von Ammon oder des Dagon der Philister in offiziellen Dokumenten
setzt ja dort auch nicht Monotheismus voraus. Und so, wie es
in und um Jerusalem Kulthöhen, ja bis in den Jerusalemer Jahwetempel
hinein (josianische Reform, bestimmte Belege bei Jer und Ez)
Kultstätten außerisraelitischer Religionen gegeben hat, darf man
Jahweverehrung auch bei den Nachbarvölkern voraussetzen (Smith,
190- Dementsprechend wird in allen drei Abhandlungen eine stark
synkretistische, auf alle Fälle aber polytheistische Religiosität Israels
bis zur Exilszeit angenommen, dergegenüber sich nach Smith und
Lang etwa seit dem frühen 9. Jh. v. Chr. (in .Reformen' des Asa,
Hiskia, Josia, bei Elia-Elisa, Hosea u. a. Propheten, bei Jehu aus
machtpolitischen Erwägungen heraus, bei den Rekabitern u. a. m.)
eine Jahwe-allein-Bewegung Geltung verschaffte, die sich mit dem
Exil und in der nachexilischen Zeit voll durchsetzte und von ihrem
Standpunkt aus israelitische Geschichte und Überlieferung beurteilte
und prägte. In ihr wurde der Polytheismus als Grund für das Jahwe-
Gericht an Israel proklamiert und die volle Zuwendung zu Jahwe, ja
seine ausschließliche Anerkennung mit Heilsankündigungen verknüpft
. Vorländer spricht an dieser Stelle gern von der Bekehrungspredigt
, die von der babylonischen Diaspora aus in das Heimatland
zurückgetragen worden ist und hinter welcher deuteronomistische
Theologenkreise, Ezechiel, Deuterojesaja, bestimmte Passagen aus
dem Jeremiabuch und natürlich auch die Ausführungen der Priesterschrift
standen. Jahwes Ausschließlichkeit bezeugende Literatur-
Stücke aus vorexilischer Zeit gelten besonders bei Vorländer als spät,
darunter fallen entsprechende Stellen aus Hosea, Arnos, Jesaja,
Micha, Jeremia u. a., selbst der Dekalog muß für den nachexilischen
israelitischen Monotheismus zeugen. Selbstverständlich ist auch der
spät anzusetzende Jahwist für die Beweiskette dieses Religionsgc-
schichtsentwurfes willkommen. Was für ein Sammelbecken unterschiedlicher
Zeugen und Zeugnisse ist die exilisch-nachexilische Zeit
geworden, in welcher auf einmal (Vorländer) oder endlich (Smith und
Lang) alle aus Polytheisten zu Monotheisten werden, ein wahres
Wunder (welches Vorländer immerhin als solches auch zugesteht.

113) bei der polytheistischen Umwelt! Selbst wenn es atmosphärisch
in der Mitte des 1. Jt. v. Chr. hie und da monotheisierende Tendenzen
in der altvorderorientalischen Welt gegeben hat, so bestanden sie
offenbar nur zeitweilig und sind dort wieder aufgegeben worden, in
Israel aber nicht! Wer gehörte im Laufe der Geschichte nicht alles zur
Jahwe-allein-Bewegung! Die Freude über die Entdeckung solcher Elemente
, die nach Smith und Lang schon vom 9. Jh. v. Chr. an als vorhanden
vorausgesetzt werden, scheint den Blick auf die Differenziertheit
und Komplexität der Probleme zu verstellen.

Trotzdem: Es ist ein wichtiges und notwendiges Thema, das durch
dieses Buch angeschnitten ist, und sicherlich werden liebgewordene
Anschauungen korrigiert oder zumindest modifiziert werden müssen
unter der besseren Einsicht in Zusammenhänge, auf die bisher nicht
aufmerksam gemacht worden ist, aber die Beweisführung erscheint
dem Rezensenten doch zuweilen zu kurz- und zu schnellschlüssig.
Hier wird man von Stelle zu Stelle zurückfragen müssen, was sie für
das Thema wirklich austrägt. Kombinations- und Hypothesenfreu-.
digkeit kennzeichnen zumindest die Beiträge von Smith und Lang.
Darin liegt keine Disqualifizierung. Wissenschaft wird immer fruchtbar
mit Hypothesen arbeiten. Freilich wird der Leser Pauschalurteile
bedauern, wie etwa dieses: „Die Bibel will zeigen, wie diese Religion
entstanden ist, die Regeln für ihre Ausübung entwerfen (. . .), und
nachweisen, wie im Laufe der Geschichte die richtige Befolgung dieser
Regeln zu Wohlergehen, ihre Vernachlässigung ins Unglück geführt
hat" (9). Will sie das wirklich? Er wird sich auch über die Klassifizierung
der Propheten als .gestörte Persönlichkeiten' und des Hosea als
von Wahnvorstellungen' getrieben wundern (34) und sich fragen, ob
die Unterstellungen notwendig sind, die Hilkia (Jerusalemer Priester
zur Zeit Josias) gemacht werden, weil .religiöser Eifer vor keinem Mittel
zurückschreckt' (71). Hier und an vielen anderen Stellen fragt
man dann doch danach, was noch Exegese und was schon Vermutung
ist. Das Buch wirkt wie eine Programmschrift und ist interessant zu lesen
. Die Arbeit an den aufgeworfenen Fragen hat aber erst begonnen,
und der Beweis für viele der aufgestellten Thesen steht noch aus.

Leipzig Siegfried Wagner

Welzel, Gerhard: Programmierte Grammatik des Hebräischen. Heidelberg
: Quelle & Meyer 1981. XII, 174 S. 8' = Uni-Taschenbücher
, 1096.

Die hier anzuzeigende Einführung in die Grammatik der hebräischen
Sprache des Alten Testaments ist als Lehrbuch für Theologiestudenten
, sowohl in der Gruppe als auch im Selbststudium, gedacht.
In einem Vorwort (S. V) erklärt der Verfasser, daß die vorliegende
Einführung aus Modellversuchen, die er im Zusammenhang mit der
Neuorganisation der Sprachstudien im Fachbereich Katholische
Theologie der Universität München durchgeführt und erprobt hat,
entstanden ist. In der Einführung (S. VIII) wird klargestellt: „Hebräische
Grammatik wird hier nicht als eigene Größe vermittelt, sondern
alseine notwendige Voraussetzung für die philologische und theologische
Interpretation von Texten gesehen." Darauf folgen (S. VI II—XI)
ausführliche „Arbeitsanleitungen" zur Benutzung des Buches und
Hinweise Tür einen bewußten und kreativen Lernprozeß. An das
Abkürzungsverzeichnis (S. VI) schließt sich das eigentliche Lernprogramm
(S. 1 -138) an. Dies geschieht in einzelnen Lernschritten, jedesmal
mit Übungsfragen. Die hier hauptsächlich angewandte formale
Beschreibung der Strukturen direkt an Paradigmen und gezielt ausgewählten
Texten ist nur zu begrüßen und dient vor allem dazu, den
Lernenden mit wichtigen Erscheinungen und deren Interpretation im
Kontext vertraut zu machen und seinen Blick dafür zu schärfen. Zum
Schluß folgen „Kontrollantworten und Hinweise" (S. 139-166),
„Verzeichnis der analysierten Texte" (S. 167), „Verzeichnis wichtiger
Wörter" (S. 168-172) und „Hinweise auf wissenschaftliche Literatur"
(S. 173-174).

Vf. versucht zuweilen, einige Erscheinungen durch historische