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Ausgabe:

1982

Spalte:

886-888

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Der einzige Gott 1982

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 12

886

Originalausgabe identisch, außer daß die ursprünglichen 34 Farbphotos
hier nur in Schwarz und Weiß wiedergegeben sind.

Dieses Buch mit seiner meisterhaften Sammlung bildlicher und literarischer
Parallelen ist eine anregende Fundgrube, ja eine Schatzkammer
für alle, die an vergleichender Motiv- und Mythenforschung in
Literatur, Kunst, Folklore und religiösem Schrifttum interessiert sind.
Doch gleichen seine vielseitigen mythischen Themen mehr der sich
schnell aneinander reihenden, vergänglichen Folge eines vasten Bildpanoramas
als der klar durchdachten, solide fundierten und systematisch
errichteten Struktur eines dauerhaften Gebäudes, dessen Voraussetzungen
man nicht in Frage stellen kann.

Leeds Ursula King

Hummel, Reinhart: Indische Mission und neue Frömmigkeit im
Westen. Religiöse Bewegungen Indiens in westlichen Kulturen.
Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer 1980. 312 S. 8* =
Kohlhammer Taschenbücher. Kart. DM 19,-.

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die organisierten
hinduistischen Bewegungen im Westen, die, von einem bewußt missionarischen
Anliegen durchdrungen, die herkömmlichen ethnischen
Grenzen des orthodoxen Hinduismus sprengen und als Teil einer
Gegenbewegung auf die Herausforderungen von Kolonialismus und
christlicher Mission verstanden werden können. Der Vf., von Haus
aus Missionswissenschaftler, will ohne „polemische Tendenz" informieren
, vor allem aber den „religionsgeschichtlichen Hintergrund"
tiefer ausleuchten (S. 15). Wie notwendig dies sachlich und methodisch
ist, zeigt allein schon ein Blick auf die Vielzahl von Veröffentlichungen
über die sogenannten „Jugendreligionen", unter denen
Gruppen aus hinduistischer Tradition eine wichtige Rolle spielen.

Der Vf. stellt sich bei seinen Untersuchungen folgenden Fragen-
und Problemkreisen: „Welche hinduistischen und verwandten indischen
Traditionen sind es, die missionarisch und im Westen aktiv
geworden sind? Unter welchen äußeren Bedingungen und inneren
Voraussetzungen konnten sie einen Missionswillen entwickeln? Welcher
Art ist ihr Sendungsbewußtsein? Auf welche Weise haben sie sich
von ihrem indischen Mutterboden gelöst und sich an den westlichen
Kontext angepaßt? Auf welche Weise haben sie sich unter den veränderten
Bedingungen mit ihrer Tradition auseinandergesetzt und sie
möglicherweise neu interpretiert? Wie haben sie ihr Verhältnis zu
anderen Religionen und speziell zum Christentum definiert? In welchem
Umfeld haben sie innerhalb des Westens Fuß gefaßt und aus
welchen Kreisen ihre Anhängerschaft rekrutiert?" (ebd.).

In drei Hauptteile übersichtlich gegliedert, wird die Antwort entfaltet
. Dabei wäre, ohne daß die wissenschaftliche Qualität Schaden nehmen
müßte, eine etwas stärkere Ausrichtung auf den interessierten
Laien (Begriffe etc.) der Verbreitung dieser als Taschenbuch erscheinenden
Publikation sicherlich förderlich. Im ersten Teil „Von
Vivekananda zu Maharishi Mahesh Yogi - eine religionsgeschichtliche
Analyse" werden 12 Bewegungen nach Geschichte, Lehre und
Erscheinungsbild lexikalisch knapp vorgestellt. Es handelt sich um:
Ramakrishna-Mission; Radhasoami Satsahg und Ruhäni Satsahg;
Self-Realization Fellowship; Internationale Gesellschaft für Krsna-
Bewußtsein; Aurobindo, die Mutter und Auroville; Meher Babä;
Svami Jsivananda und seine Schüler; Divine Light Mission; Ananda
Marga; Transzendentale Meditation; Svämi Muktänanda; Healthy-
Happy-Holy-Organization. Trotz der Kürze der einzelnen Darstellungen
erhält der Leser eine Fülle von Angaben, die durch Zitate und
Literaturhinweise belegt sind, wie man sie in anderen, polemischwortreich
angelegten neueren Darstellungen vergeblich sucht. Direkte
Vergleiche machen dies schnell erkennbar.

Teil II „Missionswissenschaftliche Aspekte" untersucht zunächst
(„A. Von der Volksreligion zur Weltreligion") die Voraussetzungen
für hinduistische Mission angesichts der ethnischen und geographischen
Bindungen des Hinduismus. Von Fall zu Fall wird hier geklärt,

ob sich das Sendungsbewußtsein der behandelten Gruppen stärker aus
„alten, innerhinduistischen oder aus allgemein neohinduistischen
Quellen speist" (S. 119). Der Darstellung des unterschiedlichen Verhältnisses
der einzelnen Gruppierungen zum Christentum und zu
anderen Religionen dienen die Untersuchungen in Abschnitt B „Hinduistischer
Inklusivismus und Exklusivismus in der Beurteilung des
Christentums". Auch dieser relativ kurze Teil besticht durch die Klarheit
und Prägnanz der Ausführungen und des Urteils.

In Teil III „Das westliche Umfeld" geht es um Strömungen und
Kräfte, die der indischen Mission im Westen direkt und indirekt den
Weg bereiteten, geht es um die „Interaktion hinduistischer Bewegungen
mit bestimmten westlichen Gruppen, geistigen Strömungen und
.Einzelpersonen" (S. 176). Entsprechend der historischen Entwicklung
wird an erster Stelle die Rolle unitarischer und universalistischer Kirchen
in den USA berührt. Neugeistbewegung, Christliche Wissenschaft
, Okkultismus und Spiritualismus finden - teilweise mit bemerkenswerten
Durchblicken - ebenso Beachtung wie die in diesem
Zusammenhang besonders wichtige Theosophische Gesellschaft.
Eckankar führt in die Gegenwart, hier werden dann „die jugendliche
Sub- und Drogenkultur und die sog. Human Potential-Bewegung"
detaillierter berücksichtigt. „Im Zusammenhang mit der letzteren
wird Bhagwan Shri Rajneesh als ein Beispiel für eine Synthese westlicher
Psychologie und östlicher Religionen mit Ausstrahlungskraft in
den Westen dargestellt" (S 179).

Zu den Ergebnissen dieser Untersuchung, die der Vf. selbst übersichtlich
zusammenfaßt (S. 228-233), gehört auch die Erkenntnis, daß
die Anpassung der hinduistischen Bewegungen an die westliche
Umwelt sehr differenziert erfolgte. Der Bogen spannt sich von der
stark im indischen Kontext verharrenden Hare-Krishna-Bewegung
bis hin zur äußerlich weithin angepaßten Transzendentalen Meditation
.

In den „Schlußfolgerungen" (S. 234-245), die ein Resümee der ganzen
Arbeit enthalten, kommt der Vf. zu der Prognose: „Wo westliche
Bedürfnisse und hinduistischer Missionswille zusammentreffen, wird
es wohl weiterhin Hinduismus im Westen geben. Es wird freilich vor
allem .amerikanischer Hinduismus' und erst auf dem Umweg über die
USA ein europäischer Hinduismus sein" (S. 245).

Die vorliegende gediegene Untersuchung vermittelt nicht nur eine
Fülle von Detailkenntnissen, sondern zeigt zugleich wichtige religionswissenschaftliche
Zusammenhänge auf, die für die missionswissenschaftliche
, aber auch systematisch-theologische wie kirchlich
praktische Verarbeitung des Phänomens hinduistischer Gruppen im
Westen grundlegend sind und zur kritischen Weiterarbeit anregen. Es
ist um der Sache willen zu wünschen, daß diese Publikation nicht
zuletzt von allen über „Jugendreligionen" Schreibenden zur Kenntnis
genommen wird. Die Arbeit beweist erneut, wie wichtig und sachlich
fruchtbar eine um wissenschaftliche Objektivität bemühte, an den Primärquellen
und dem jeweiligen Selbstverständnis orientierte Untersuchung
religiöser Rand- und Protestgruppen der Gegenwart auch
und gerade als Grundlage sachgerechter Kritik ist.

Halle (Saale) Helmut Obst

Altes Testament

Lang, Bernhard [Hrsg.]: Der einzige Gott. Die Geburt des biblischen
Monotheismus. Mit Beiträgen von B. Lang, M. Smith u. H. Vorländer
. München: Kösel Verlag 1981. 149 S. 8". Kart. DM 24,-.

Die drei Autoren der in dem vorliegenden Band vereinigten Aufsätze
interessiert das Thema der Entstehung des biblischen Monotheismus
, ansonsten weichen sie in Einzelfragen mitunter nicht
unerheblich voneinander ab. Der Beitrag von Smith (Historiker an der
Columbia-Universität New York) steht voran, er stellt das (freilich für
diesen Zweck vom Autor selbst redigierte) zweite Kapitel seines
Buches „Palestinian Parties and Politics that Shaped the Old Testa-